Energiewände

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Energiewände in Berlin. Davor der deutsche Stromverbraucher, dahinter Berge von Verschmutzungsrechten.

Die Energiewände sind lange, schlanke und hohe Bauwerke aus hochfestem, stahlbewehrtem Stampfbeton, die seit Anfang der 2000er Jahre zwischen der Deutschen Bundesregierung und dem gesunden Menschenverstand emporragen, um erster in Sachen Energiepolitik den Zugang zu letztem zu verwehren.

Ziel der Energiewände ist es, dass sich Deutschland ganz allein und ohne Zutun konkurrierender Wirtschaftsnationen ökonomisch ruiniert und dabei im Alleingang die Klimaerwärmung verhindert. Dies soll dadurch erreicht werden, dass die Deutschen in einem Akt selbstloser Hingabe ganzer Wirtschaftszweige ganz allein den Weltverbrauch an fossilen Brennstoffen und den damit verbundenen Ausstoß von CO2 glatt halbieren.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ursprünge der Energiewände gehen auf die Ölkrise in den 1970er Jahren zurück, als ein etwa zehn Sekunden währender Anstieg des Preises für Rohöl praktisch die gesamte westliche Welt für 30 Jahre in die Steinzeit zurückversetzen sollte. Besonders die Grünen, linke Sozialdemokraten und linksalternative Gruppen liefen Sturm gegen die Abhängigkeit der westlichen Welt von den bösen Ölimporten, weil man 1973 an sage und schreibe vier Sonntagen im Jahr nicht mehr mit dem SUV zum Bioladen fahren durfte.

Aufgrund glücklicher UmständeHIRN dauerte es von diesem Zeitpunkt an aber noch rund zweieinhalb Jahrzehnte, bis sich in Deutschland eine Bundesregierung mit ausreichend niedrigem Intelligenzquotienten fand, die jenes Vorhaben ernsthaft verfolgte. Letzte Zweifler der Energiewände wurden 2000 mit der Veröffentlichung der PISA-Studie endgültig beseitigt.

Maßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kernstück der Energiewände ist die Einbildung, eine der größten Industrienationen der Erde allein durch Solarplatten, Windmühlen und Kuhfladen-Vergaser mit Energie versorgen zu können. Der zugehörige Maßnahmenkatalog ist dabei sehr vielfältig. Da wird der Strompreis auf astronomische Größen erhöht, die ganze Gegend wird mit Windmühlen und Solarplatten vollgestellt, die Hauswände mit Giftmüll beklebt, Glühlampen verboten, die Solarindustrie im fernen China subventioniert und die weltweit energieeffizientesten Wärmekraftwerke entlang des Rheins Made in Germany einfach so verschrottet. Aber der Reihe nach:

Weg mit dem bösen Atomstrom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftverschmutzung ist bei der Energiewände kein Thema, Hauptsache kein Atomstrom mehr.

Wenn man den Schadstoffausstoß eines Landes verringern will, dann schaltet man folgerichtig zuerst die Atomkraftwerke ab, die die Umwelt ja bekanntlich am stärksten mit Feinstaub und CO2 verpesten. Die Braunkohleschleudern am Niederrhein und in der Lausitz dürfen dagegen selbstverständlich in Seelenruhe weiterrauchen.

Her mit hochsubventionierten, alternativen Energien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als nächstes pflastert man möglichst die ganze Republik mit Solardächern, Windmühlen und Biogasanlagen voll. Das Problem an den Dingern ist nur, dass der damit erzeugte Strom dreimal so teuer kommt wie der Strom vom Atommeiler nebenan. Weil kein vernünftig denkender Mensch solche Kraftwerke freiwillig bauen würde, müssen also zuerst geeignete Subventionen her, aber reichlich bitteschön.

Als Empfänger dieser Subventionen kommen logischerweise nur Personengruppen infrage, die ihren Lebensunterhalt berufsbedingt dadurch verdienen, volkswirtschaftlich vollkommen unsinnige Dinge zu tun. Wie zum Beispiel die Landwirte. Diese können von nun an nicht mehr nur wie bisher Brachland beaufsichtigen oder Lebensmittel zum bloßen Wegschmeißen produzieren, sondern sich auch noch für die Energieversorgung von dumm und dämlich bezahlen lassen.

Unterstützung durch die EU[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders gestützt werden die Energiewände seit geraumer Zeit durch die EU-weite Vergabe von so genannten Verschmutzungsrechten. Hierbei müssen Wirtschaftsunternehmen für ihren Schadstoffausstoß Gebühren entrichten, um Umweltverschmutzung in der Industrie künstlich zu verteuern. Dies kommt der Energiewände besonders zugute, denn die EU vermeidet es seit Jahren tunlichst, den allgemein rückläufigen Schadstoffausstoß der Industrie durch eine entsprechend sinkende Menge an Energiezertifikaten zu flankieren. Dadurch kann die heimische Braunkohleindustrie die Dinger schubkarrenweise aufkaufen und ihre Kraftwerke erst recht auf vollen Touren rauchen lassen. Das stinkt zwar gewaltig, aber Hauptsache kein Öl und Gas verbraucht.

Wärmedämmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ob es beim Thema Strompreis nicht schon genügend Ärger gäbe, hat die Bundesregierung darüber hinaus beschlossen, den deutschen Staatsbürger auch noch in Sachen Wohnraum und Heizung mit diversen ökonomischen Fehlanreizen zu beschäftigen.

Jenem Anreiz folgend greifen Deutschlands Hauseigentümer wohl wissend, dass der Heizenergieverbrauch eines Hauses vorwiegend vom Alter der Heiztechnik und dem Baujahr von Fenster und Türen abhängt, folgerichtig bevorzugt zur Vollwärmedämmung. Volle Dämmung bedeutet, die Hütte in eine nicht weniger als 30 Zentimeter starke Schicht Giftmüll in Form von Styroporplatten einzuwickeln. Dabei spart man dann soviel Energie, dass man sich schon in 30 Jahren eine ganze Packung Hustenbonbons dafür kaufen kann.

Fassadendämmung stellt für zahlreiche Lebewesen einen wertvollen Lebensraum dar.

Die Styroporplatten an den Hauswänden dämmen aber nicht nur, sondern sie verschönern auch das Wohnumfeld ganz erheblich mit ihrer geraden, schnörkellosen Formgebung, gerade bei der Bearbeitung historischer Bausubstanz. Dazu schaffen sie innen wie außen wertvolle biologische Lebensräume. Sie erleichtern durch ihre geringe Festigkeit seltenen Vögeln wie dem Grünspecht den Nestbau und bieten im Innern verschiedenen Arten von Schimmelpilzen ganz neue Möglichkeiten. Auch volkswirtschaftlich gibt es nur Vorteile: Das Styropor verbessert überschuldeten Eigenheimbesitzern durch seine brandbeschleunigende Wirkung die Möglichkeit zum Versicherungsbetrug ganz erheblich. Und der verwendete Kleber wird den deutschen Sondermüllentsorgern noch über mehrere Jahrzehnte hinweg ein sicheres Einkommen bescheren.

Doch nicht nur Häuslebauer, sondern auch einfache Mieter profitieren. Vor allem dadurch, dass sie durch eine entsprechend höhere Miete jeden Monat auch ganz ohne Wohneigentum ihren ganz persönlichen Beitrag für die Rettung des Klimas leisten können.

Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaum zehn Jahre alt, kann man die Energiewände schon als Riesenerfolg bezeichnen: Denn die großen Mengen an Erdöl und Gas, die in Deutschland seit Einführung der Energiewände eingespart werden, werden – ökonomischen Gesetzen folgend – logischerweise auch nicht von anderen Nationen dieser Erde dankbar angenommen und dort verbraucht. Ganz im Gegenteil sind seit geraumer Zeit auch alle anderen Staaten der Erde darin bestrebt, ihre ökonomische Wettbewerbsfähigkeit zu ruinieren – die Verdoppelung des Strompreises gegenüber allen Nachbarländern (und erst eine Vervierfachung gegenüber den USA) hat sich mittlerweile als echter Exportschlager für jedes intelligente Industrieland erwiesen, vor allem für Arbeitsplätze.

Die monatliche Kugel Eis auf der Stromrechnung. Kostenpunkt 2013: 33,80 Euro.[1]

Auch finanziell sieht es sehr gut aus: Schon 2002 wusste Jürgen Trittin, „dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kostet – so viel wie eine Kugel Eis.“[2] Denn bekanntlich schickt die Sonne ja keine Rechnung – sondern nur der Handwerker und die chinesische Solar-Fabrik. Und was sind schon (2013) schlappe 22,9 Milliarden Euro Einspeisevergütung pro Jahr[3] gegenüber vergleichsweise nebensächlichen Problemen der Gegenwart wie etwa der Euro-Rettung, dem lahmarschigen Internet-Ausbau oder den Löchern in der Rentenkasse. Allerdings ist seit einiger Zeit ein merkwürdiger Anstieg des Verkaufspreises für Speiseeis festzustellen.

Und unsere Nachkommen werden uns ewig dafür dankbar sein, dass sie auch für den Notfall (also wenn nachts kein Wind geht und keine Kuh furzt) kein Wärmekraftwerk mehr zur Verfügung haben, um auch nur den Akku einer Taschenlampe aufladen zu können. Denn lieber den ganzen Tag über den Arsch abgefroren, als versehentlich ein paar Minuten lang das Klima erwärmt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diese Zahl ergibt sich zumindest durch Anwendung der Schulmathematik: 22,9 Milliarden Euro Einspeisevergütung abzüglich 6,7 Milliarden Euro tatsächlichen Markterlös geteilt durch 39,9 Millionen Haushalte zu je 12 Monaten. Das davon abweichende Ergebnis der Bundesregierung ist wahrscheinlich auf Rundungsfehler zurückzuführen.
  2. Erneuerbare-Energien-Gesetz tritt in Kraft : Bundesumweltminister Trittin: Wirksamer Klimaschutz und Innovationsmotor für die Wirtschaft Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2004.
  3. Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode (Hrsg): Drucksache 18/242 : Folgen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für die Entwicklung der Umlage und der Stromeinspeisung, Berlin, 27.12.2013.


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 47/2014
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Dieser Artikel istArtikel des Monats November 2014
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