Gesundheit

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Gesundheit ist eine Gottheit, die auf der ganzen Welt seit Jahrtausenden angebetet und beschworen wird, schon gleich nach der Geburt ("Na ja... aber: Hauptsache gesund!") und bei explosionsartigem Sekretauswurf der Nase. Im beginnenden 21. Jahrhundert erreichte die inzwischen sektenähnlich aufgezogene Gesundheitsreligion auch diejenigen, die bisher Spaß hatten in Sünde lebten und anderen Göttern gefrönt hatten. Mittlerweile wurde die Gesundheit zur Staatsreligion erklärt, deren Ausübung mit Hilfe der Gesundheitspolizei (als Handlanger des Gesundheitswesens) forciert und überwacht wird.

Eine der Hohepriesterinnen des Gesundheitskultes bei der 10TibeterIkebanaQiGong-OrigamiPilatesYoga-Atemübung nach Jacobson

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In alten Zeiten wurde die Abwesenheit von Gesundheit als Schicksal oder verdiente Strafe (eines anderen Gottes) hingenommen. Es gab aber immer schon Abtrünnige, die sich damit partout nicht abfinden wollten und sich allerlei ausdachten, um ihr kümmerliches Dasein zu verlängern. Dabei taten sich besonders weise Frauen hervor, deren Bemühungen um die Volksgesundheit anfangs nicht die gewünschte Anerkennung erfuhren. Gesundheitsapostel wie der bekannte Martin Luther hatten zunächst noch einige kostenlose und handfeste Gesundheitstipps auf Lager, zum Beispiel den Rat zu ausgiebigen Moorbädern, der Familien von dem Leiden an siechen Angehörigen erlöste (bei dieser Gelegenheit wurde die Blutegeltherapie entdeckt und damit der Zusammenhang zwischen Unappetitlichkeit und Gesundheit, was durch weitere Therapien und vor allem mit der Ernährungslehre bewiesen wurde).

Mit der Zeit entwickelten die Heilsbringer aber eine gewisse Geschäftstüchtigkeit im Schröpfen und rotteten sich zu sogenannten Medizinischen Fachgesellschaften zusammen. Auf deren Kongressen werden die neuesten Prophezeiungen und Heilsversprechen verkündet. In schöner Regelmäßigkeit wird ein besonders geschickter Hochstapler berühmter Heilkundige zum Gesundheitspapst ernannt, dessen unausg vergorene weise Erkenntnisse (wie "Milch macht müde Männer munter") über viele Jahrzehnte, wenn nicht sogar für immer unausrottbar bleiben Gültigkeit besitzen.

Die Medien sind mittlerweile durchsetzt mit Prophezeiungen und Warnungen vor gesundheitsschädlichen Handlungen. Jede Talkshow, deren Zielgruppe bis mindestens drei zählen kann, lädt massenhaft Sektenbeauftragte zur Verbreitung der religiösen Botschaft ein. Jeder Promi veröffentlicht Ratgeberliteratur mit reumütigen Selbsteinsichten über früheres Fehlverhalten und das neue Lebensgefühl, dass sich dank Marathonlaufen und Vollwertkost eingestellt hat.

Die weisen Heilkundlerinnen mussten weiterhin um ihre Anerkennung kämpfen. Sie verlegten sich daher auf die Herstellung wundertätiger Kräuteressenzen, Tonika und kreislaufstärkenden Flüssigkeiten, die der Hausfrau unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge einen diskreten Alkoholkonsum ermöglichen. Damit haben sich diese Gesundheitsfürsorgerinnen zwar kein Ruhmesblatt, aber ein erkleckliches Einkommen erworben. Mit dem Trend zum gänzlich ungenierten öffentlichen Prosecco-Schlürfen ist mittlerweile eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz zu den eher bieder anmutenden Kräutertrünken aufgetaucht. Der schnell wachsende Gesundheitsmarkt benötigt jedoch ständig mehr attraktive Gesundheitsprodukte. So werden beispielsweise neue Einnahmequ Mineralwasserquellen aufgetan, die sich möglichst weit weg befinden und mindestens eine unsichtbare Qualität enthalten (wie den Segen eines abgehalfter renommierten Theologen, der bei der Abfüllung zugegen ist[1]). Das Gleiche gilt für diverse Abfallprodukte, die auf diese Weise und ganz im Sinne des ökologischen Bewusstseins noch wertschöpfend in den Handel gebracht werden können. Dazu braucht es nur einen titeltragenden Profilneurotiker, der die passenden Studien dazu beibiegt, oder einen Promi, der behauptet, erst durch dieses Produkt ein neues Lebensgefühl, neue Haarpracht und feste Fingernägel erlangt zu haben.

Religiöse Überzeugungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesundheit ist das oberste Gebot und das kostbarste Gut. Als Dreieinigkeit wird die Gesundheit zusammen mit Ordnung und Sauberkeit verehrt.

Wie die meisten altertümlichen Religionen verlangt auch die Gesundheitsreligion nach Selbstkasteiung, verspricht dabei allerdings kein ewiges, sondern ein besonders langweili langes Leben, das überwiegend mit der Durchführung von gesundheitsfördernden und -erhaltenden Maßnahmen verbracht wird. Die Erkenntnis, dass das Leben aber trotz aller Bemühungen tödlich enden wird, darf nicht in das Bewusstsein der Gesundheitsanhänger gelangen. Daher achten die verschiedenen Gremien des staatlichen Gesundheitswesens auf die Einhaltung der Gesundheits-Gebote und erarbeiten ständig neue Strategien zur Stärkung des Glaubens und Sanktionen bei Nichtbeachtung. Unterstützung bieten dabei diverse Quacksalber Wissenschaftler, Gymnastik-Gurus, Wellness-Experten, Diät-Köche und Marathon-Läufer. Die Gleichschaltung von Film und Fernsehen sorgt für hypnotische Dauer-Berieselung mit gesundheitsfördernden Ratschlägen und Warnungen vor den überall lauernden Gesundheitsrisiken.

Wellness-Befehl auf deutsch (synonym: Prösterchen!)

Die bisher überschaubaren Gebote (wie "an apple a day keeps the doctor away" oder FDH) sind einer Unmenge befehlsartigen Verboten und Aufforderungen gewichen (Nicht rauchen! Kein Fett!! Iss vollwertig!!! Bück Beweg' dich!!!!), die allesamt wissenschaftlich begründet sind, denn es lässt sich für jede noch so abstruse Theorie ein titeltragender Profilneurotiker finden, der die passenden Studien dazu beibiegt.[2]

Neben Weißmehl, trans-Fettsäuren und raffiniertem Zucker, Alkohol, Autofahren, Lesen, Schreiben, Integralrechnen, Sich hauen, SichdieNächteumdieOhrenhauen, Kegeln, Schachspielen, Stuhlkippeln sowie Ein- und Ausatmen (siehe dazu auch die Liste der gesundheitsgefährdenden Stoffe) ist die größte Feindin der Gesundheit die, deren Name nicht genannt werden darf (wird auch als Abwesenheit von Gesundheit umschrieben). Menschen, die nicht gesund sind, werden zu Unaussprechlichen. Daher werden diese nun Kunden (des Gesundheitssystems) genannt. Deren unvermeidliche Unterbringung aus Gesundheitsgründen erfolgt in Gesundheitszentren, aber nur bei Vorlage der Gesundheitskarte und einer Bankvollmacht für den Geschäftsführer. Im Gesundheitshaus erhalten die Kunden vom akademisch gebildeten Gesundheitsfachpersonal (früher schlicht Ärzte genannt) wissenschaftlich fundierte oder individuelle Gesundheitsleistungen, während sich Gesundheitspfleger rührend um sie kümmern, bis sie eventuell aus gesundheitlichen Gründen ableben. Die Gesundheitskasse bezahlt das Ganze nicht mehr; warum sollte sie auch, wenn doch alle gesund sind.

Religiöse Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • amtliches Gesundheitszeugnis
  • Apotheken-Umschau
  • Das große Buch der Vollwerternährung

Missionierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ungläubige

Jeder Gesundheitsjünger ist dazu aufgerufen, die eigene Erleuchtung seinem Nächsten kundzutun und ihn so zu bearbeiten, dass er fortan ein gesundes Leben führt. Dies kann subtil beim gemeinsamen Kantinenfrühstück beginnen, mit der wie nebenbei fallengelassenen Bemerkung:

"Wie ich sehe, isst du da gerade ein Weißmehlbrötchen, weisst du, wieviele leere Kalorien das enthält, aber keine Ballaststoffe, und das es im Verdacht steht, ... (hier wahlweise Krebs/Ausschlag/Impotenz einsetzen) auszulösen?!"

Diese Strategie lässt sich, ggf. um Hinweise zur gesundheitsfördernden Wirkung von Bewegung erweitert, beim Mittagessen ("Weißmehlnudeln"), zum Nachtisch ("Weißzuckerpudding") und jeder anderen Mahlzeit beliebig fortsetzen, bis sich der träge und sündige Esser vollkommen entnervt reuevoll zur einzig wahren Gesundheitslehre bekehrt, sich ab sofort von vollwertigem Müsli ernährt und regelmäßig die ZehnTibeterIkebanaQiGong-OrigamiPilatesYoga-Atemübungen nach Jacobson in Kombination mit Power-Walking vollzieht.

Da inzwischen aber fast alle Personal-Beköstigungsanstalten von der Gesundheitsfürsorge unterwandert wurden, braucht es dort meist keine Missionare mehr, denn sämtliche Alternativen wurden von der Tafel gestrichen, es gibt nur noch vollwertig-wertvollen Einheitsbrei Einheitsliste Mehrkorntofu statt lecker Currywurst. Den Gesundheitsmissionaren bleibt aber immer noch der Privat- und Freizeitbereich zur Ausübung ihrer religiösen Pflicht, die eigene Familie bietet sich hierfür geradezu an.

Neben der penetranten Einzelmissionierung locken scheinbar profane Massenveranstaltungen wie Städte-Marathons, Gesundheitsmessen und Kaffeefahrten neue Anhänger mit der Aussicht auf spirituelle Erweckungserlebnisse. Eine begeisterte Menschenmenge lässt auch den hartnäckigsten Zweifler verstummen, wenn der Ruf nach totaler Gesundheit erschallt.

Heiligtümer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Ausbruch des Schweineschnupfens unter Beschuss: die WHO-Zentrale.

Daneben kümmert sich die WHO um die detaillierte Ausweitung der Bürokratie, Fälschung von Statistiken und niedliche Enten.

Religiöse Symbole und Rituale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vitaminpille: Der Glauben an die wundertätige Wirkung verhilft der Pharmaindustrie, zuvor erfolglosen Buchautoren oder selbsternannten Experten selbstlosen Wohltätern der Menschheit zu einer nicht versiegenden Einnahmequelle.
  • Magnetarmband: siehe oben
  • Heilfasten: siehe oben
  • Homöopathie: siehe oben
  • Eigenurintherapie: siehe oben
  • Entschlacken: s.o.
  • Grüner Tee, Kräutertee, Rinden-Tee, Granitapfelextrakt, Steinlausöl, Kommerzsamenessenz, Salz aus dem Takatuka-Gebirge, etc. etc.: s.o.

Verehrte Heilige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antje Scheffel-Wohlthat: Fit or Fun? Stoik-Verlag, Heilbronn 2008
  • Jupp Angler: Auf meinem Kreislauf zu mir selbst. Wie ich den Drehwurm besiegte. Verlag Wal & King, Lauffen am Neckar 1999
  • Schwabbel, Piltz et al.: Über die Vorzüge einer alternativen Gesundheit. Lukullus, ISBN 5-2780-4675-0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Fliege wirbt für Lebendiges Wasser
  2. Falls sich ausnahmsweise keine heimische Koryphäe bestechen lässt, reicht der Hinweis Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass.
Pantheon
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Dieser Artikel ist Artikel der Woche 24/2012
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Dieser Artikel istArtikel des Monats Juni 2012
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