Bizeps XI

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„Der HERR? Natürlich weiss ER das!“

~ Papst Bizeps XI über das Kennedy-Attentat


„Ubiuque taceles in subitum moribundum, sed moribundarum... aeh... ipso facet.“

~ Weissagung aus dem Buch "Ob Fische kacken, wenn sie im Kreis schwimmen"


Papst Bizeps XI war der geheimste, niederträchtigste und witzigste Papst. Er war außerdem ein okkulter Meister der praktischen Magie. Er wurde am 23. März 1526 zum soundsovielten Papst auf dem Konklave zu Rom gewählt. Dieser Wahl ging ein mehrtägiges Bestechungsmarathon voraus, den nur die Bischöfe und Kardinäle überlebten, die über eine unbestochene Leibwache verfügten. Man nennt dieses Ereignis auch "Die Purpurne Aufschneiderei".

Papst Bizeps XI, bis dahin der Kardinal Pietro Fanfarre di Mozzarela war zum diesen Zeitpunkt blutjunge 28 Jahre alt, aber ein hervorragend ausgebildeter Schwafler, Betbruder und Franziskanermönch.

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pietro, der Sproß einer opportunistischen, reichverschuldeten Adelsfamilie, wurde ständig daran erinnert, sich niemals die Butter vom Brot nehmen zu lassen, außer natürlich wenn es um das Familienbrot ging; sein Vater gab ihn erst Taschengeld nach der vertraglichen Zusicherung, daß Pietro dieses später mit einem Zins von 3,2 % zurückzahlen würde. Seine Mutter verlangte Geld für Nestwärme, und was die Geschwister anging:

Seine älteren Zwillingsbrüder, Bruno-Paolo und Tagliatele, waren Mitglieder einer Gang namens "Uomo che canastra vermiglio" ("Männer, die ständig Rot sehen"). Diese Halbstarkenbande terrorisierte ihre gleichaltrigen und jüngeren Mitkinder des Stadtteils Rica Fasana della Santa Incontinenzia Sacrada. Pietro hätte gern mitgemacht bei dieser Gang, allein aus dem Grund, damit er nicht im eigenen Bett von der Uomo-Gang überfallen werde.

Wie es damals üblich war, genoß er jeden Tag eine aristokratische Sause, bestehend aus Fechten, Reiten, Schießen. Nach dem Frühstück musste er die zerschlissenen Pferde und Schießsportutensilien reinigen und pflegen, um sich dann den Geisteswissenschaften wie Psi, Hokuspokus, Abrakadabra, Tischerücken, Möbelpolitur und Kabbala zuzuwenden. So erwarb er sich ein fundamendales okkultes Wissen das er dazu benutzte, um sich über das alte Hutzelweib auf der mozzarelaner Sommerkirmes lustig zu machen, welche die Zukunft aus der Kristallkugel lesen konnte. Bei ihm sah sie immer nur, wo ihre Zahnbürste in der Nacht zuvor gesteckt hatte. (An seinem Sterbebett kam sie, er bat ihr um Verzeihung, und sie wurden gute Freunde).

So wie noch, er lebte in Saus und Braus (Winterresidenz Saus, wegen der flotten Skilifte am Tirol; Sommeresidenz Braus, wegen dem Aroma aus dem Fischmarkt) und scherte sich einen Scheissdreck um seine Zukunft. Bälle, Feste, Rumgebimse, Duelle. Und all das Werktags. Nach durchgefeiertem Wochendende war die Innenstadt von Mozzarela für nix mehr zu gebrauchen. Meistens wurde der entsprechende Stadtteil einfach durch ein Feuer geschliffen und ein paar Meter weiter neu errichtet. Man hatte es ja: berühmte Architekten, Freskenmaler, Immobilienmafia (Nur einmal blieb die Innenstadt während der Schreckenszeit von Pietros Jugend zwei Wochen erhalten, weil er da Mumps hatte, die Heulsuse…).

Um es auf den Punkt zu bringen: Pietro Fanfarre di Mozarela war der größte Hurenbock alller Zeiten (Gröhbaz), und sollte es für diese Stadt, die, im Mittelpunkt der Renessonz, schon Einträge in die Geschichtsbücher anmietete, so weitergehen, dann könnte man sich die ganzen schönen Fresken und Kathedralen und Raststätten getrost schenken.

Nach einer kurzen Anfrage beim Bischof von Rosetta, Fra Luca Struppo (und der Überweisung von Unkostenbeiträge in ungeahnter Höhe) wurde Pietro an einem Freitagabend entführt und in das Kloster von Mozzarela gebracht.

Das Klosterleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühjahr 1497 wurde Pietro Fanfarre di Mozarela betäubt in einem Reisekoffer im Gepäckträger einer Postkutsche ins Kloster von Mozzarela gebracht. Schon die Fahrt dahin war ereignislos, außer für den Kutscher, weil er ein schlecht verheilten Furunkel über die mehrere Stunden andauernden Fahrt ertragen musste. Pietro hingegen kam ausgeruht und schlechtgelaunt am Kloster an und wurde erstmal versehentlich zusammen mit anderen Gepäckstücken in die Ecke abgestellt. Bis ein Novize schließlich die Koffer ausräumte war Pietro mit einer Zerrung in Mitleidenschaft gezogen, ein Leiden, welches ihn sein Leben lang nicht mehr ganz verließ.

Das Klosterleben stellte sich als ebenso erbarmungslos öde und überschaubar heraus, wie es von Klöstern allgemein erwartet wird. Zwar gründete der Ruf dieses Klosters als Vertreter des geheimen und peinlichen Orden Phallus Dei auf eine seltsame, geradezu pikante theologische Interpretation heiliger Schriften (die sogenannte phalische Präsenz Gottes), aber dummerweise gab sich keiner der Klosterbrüder die Mühe, die Interpretation im praktischen Sinne zu praktizieren.

Pietro ergab sich seinem Schicksal, da ihm auch nicht viel anders über blieb und wurde Novize. Er blieb es auch und wäre wahrscheinlich der älteste Novize im Kloster geblieben, wenn die restliche Gottesgemeinschaft nicht durch eine Blitzstampede von Grauesel, die mitten durch das Refectorium ging, zertrampelt worden wäre. Da er zu dem Zeitpunkt die durch wiederholtes Rummosern wieder einmal ohne Essen auf seine Kammer musste, merkte er erst am nächsten Tag, daß sein Leben eine neue Wendung genommen hatte. Denn just, als er die viehisch zertrampelten Überreste seiner Mitmönche besah, überfiel ihn eine Vision. Diese hätte ihm auch noch das letzte Hemd geklaut, wenn er nicht seine okkulte Kenntnisse angewendet hätte: So rang er einen überwältigenden Kampf mit einem astralen Taschendieb. Dumm nur, daß dadurch Interferenzen im transdimensionalen Gewebe entstanden und er in die Zukunft geschleudert wurde.

New York, 11. September 2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da er durch okkultem Kram die merkwürdigsten Dinge gewohnt war (und nach so mancher Nacht unter noch seltsameren Umständen wachgeworden ist), wunderte er sich kein Deut darüber, was hier passierte: Er stand, windumtost auf ein brennendem Gebäude, von allen Seiten rauschten Feuerwehrkraftfahrzeuge heran, Menschen schrien und Esel kreischten: Die Schwarzschnappsdestillerie von John "Morning Wood" McKlabuster stand in Flammen, und er mittendrauf.

Da überfiel ihn abermals eine Vision, diesmal der große Bruder der vorherigen Vision und Zack!, rang Pietro mit einer Möchtegernapokalypse auf dem brennenden Dach einer Schnappsdestille mitten im, äh, naja, zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Das übertraf nun doch beinahe seine bis dahin erlebten Exzesse und würde sich in seinem Lebenslauf wunderbar machen, außer sein Lebenslauf neigte sich dem Ende entgegen. So griff er abermals in die okkulte Kiste, diesmal in den verborgenen Doppelboden. Dort fand er eine azyklische Metapher. Seine Lehrer hätten ihn immer davor gewarnt, DIESES Mittel jemals anzuwenden, wenn sie gewusst hätten, a) daß Pietro dies beabsichtigt; b) daß es sowas wie eine "azyklische Metapher" überhaupt gibt.

Die hatte Pietro nämlich von dem alten Hutzelweib vom Jahrmarkt geschenkt bekommen, so ähnlich wie Frodo das Fläschen Licht von der Königin der Wälder in dem Film über die Typen, die Haare auf den Füßen haben.

Die azyklische Metapher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Grunde hat Pietro nichts anderes getan, als die Zeit zurück zu drehen. Schwierig wird's aber, wenn man das macht, während man selbst drin ist. Das ist in etwa so, als wenn man eine Tasse, die auf den Boden aufgeschlagen ist und in Scherben zerspringt, in den ursprünglichen Zustand versetzen will. NICHT zurückversetzen, sondern tatsächlich die Scherben dazu bringe, zusammen zu springen, denn wenn man ein lineares Zeitkontinuummunum zugrunde legt, dann kann man die Zeit nicht zurückschicken, da der Kosmos in dem Fall eine Einbahnstraße ist. Will man aber obendrein noch von einem brennenden Dach weg, die angeberische Apokalypse loswerden UND eigentlich dorthin zurück, wo man hergekommen ist (selbst wenn das Kloster beschissen war: Es war SEIN Kloster, mit allen ihm bekannten Beschissenheiten…), dann sind es eigentlich weniger Scherben, als bei der Tasse zu erwarten wären.

Ja, und was ist jetzt mit der azyklischen Metapher?![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das war sie. Nix weiter als eine Überleitung, so ähnlich wie der Taschenspieler, der "Oh guckt mal da" ruft, und schwups!, war Pietro wieder in Mozzarela. Und sah die blöde Stampede auf sich zukommen. Hinter ihm schrien die Klosterbrüder wie meschugge, und vorneweg kam ein Grautier wie der Leibhaftige danieder gefahren, die Nüstern voller Schokopops, ein viehischer Damokles und all seinen Weibchen hintendran. Wer jetzt denkt, "Gleich wird er unsanft von dem Prior in der Messe geweckt und muß 30 Ave Marias beten", der irrt. Der Prior liegt wimmernd gefesselt auf einer Schiene, die Lokomotive rast im unerbittliche "Tschuff-Tschuff" über das Refectorium, die Grauesel sitzen alle im Führerhaus und johlen viehisch, und nur Pietro schaltet schnell genug die Weiche um, mit der die verdutzten Grauesel samt Lokomotive direkt auf die erbleichte Apokalypse, die jetzt lieber bei ihrer Mami wäre, zurasen und, offengestanden, erst jetzt merken, daß das alles anders gedacht war als es nun passiert.

Miracolo di Mozzarela[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der unauflösbaren Widersprüche, die durch diese Ereignisse hervorgerufen wurden sahen sich die Klosterbrüder einem theologischen Dilemma gegenüber: In einer vom HERRN geschaffenen Welt, in der gleichzeitig solche Dinge geschehen, die SEINEM Werk jeglichen Sinn absprechen, müssen sie, SEINE Diener, den Sinn wieder herstellen. Einerseits ging ihnen der Novize ziemlich auf den Sack, andererseits hatte er sie gerettet. Vor einer Grautier-Stampede auf einer Lokomotive. Was also war einfacher zu verleugnen? Die Stampede? Dann gäbe es keinen Grund, Pietro als Lebensretter zu feiern, sondern nur dabei zu bleiben, ihn zu trietzen. Dass er sie gerettet hatte hiesse, die Stampede zu erklären. Und die Lokomotive, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht erfunden worden war.. Andererseits war die gesamte Klosterbruderschaft Zeuge einer Vision geworden, und die sind bekanntlich recht "visionär", mit jeder Menge Symbolen und Spezialeffekten. Auf langer Sicht war es lukrativer, die Stampede zu verklären als ein Herniederfahren von Engeln oder ähnlichem, ein paar "Reliquien" aus den Trümmer im Refectorium zu bergen und das Kloster zu einem Wallfahrtsort zu machen. Ach ja, und dem Novizen gegenüber etwas freundlicher zu sein.