Objektiv
Ein Objektiv ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es wird an Kameras verwendet, denn wenn die etwas abbilden ohne Objektiv, neigen sie zum Fantasieren. Kameras sollen aber doch bitteschön auf dem Teppich bleiben - sprich: Die Welt so abbilden wie sie nun mal ist. Statt ohne Objektiv zu fotografieren fürs Fotoalbum könnte man genau so gut sein Album auch abschaffen und stattdessen das Micky-Maus-Heftchen abonnieren. Aus dem Alter wachsen aber viele Leute raus, und die brauchen dann eine Kamera mit Objektiv. Ein Objektiv ist ein Tubus, in welchem Linsen stecken. Warum Linsen und nicht Erbsen oder Bohnen? Es scheint ganz so, als sei das Objektiv in Indien erfunden worden. Dort kommt man der Wahrheit bekanntlich näher per Meditation. Und warum steckt dann kein Reis im Objektiv? Ganz einfach: In weiten Teilen Indiens essen die Leute nicht Reis, sondern Linsen als ihr täglich Brot. Linsen sind also DIE Kraftnahrung für Meditation. Zur tieferen Welterkenntnis kommt nur, wer sich mit Linsen voll stopft. Deshalb sind moderne Objektive auch bis oben hin vollgestopft mit Linsen. In einer scharfen Zubereitung natürlich, wie aus einem indischen Kochtopf. Dadurch kriegt man scharfe Bilder aus seiner Kamera mit dem Objektiv drauf. Oder dem Objektiv drin, wie bei mancher Kompaktkamera oder dem Smartphone. Das Maß der Wirklichkeitsabbildungsschärfe, die durch ein Objektiv mit einer Kamera erzielt wird, nennt man übrigens Objektivität. Zu dieser gibt es keine "Objektivitätsteorie", sondern nur die Objektivitätspraxis: Raus gehen und die Welt fotografieren.
Vergisst man, die Linsen scharf zu würzen, werden nicht alle Bilder bloß flau - manche werden trotzdem ganz bokay.