UnBooks:Die Fabel von Hops und dem Wolf

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Der englischer Philosoph und Staatstheoretiker Thomas Hobbes (1588-1679) war in Sachen politische Niederschrift neben Nicco "Rosberg" Machiavelli und John "Schiller" Locke einer der ganz Großen seiner Zeit. Weniger bekannt ist, dass er einen ausgesprochenen Faible für Fabeln hatte und diese äußerst didaktische wertvolle Methode in der Tradition von Aesop, Sachs und de La Fontaine fortführte.

Das Uncyclopedia-Archiv veröffentlicht in seiner Reihe Politphilosophische Fabeln hier nun erstmals eine seiner bekannteren Geschichten in deutscher Übersetzung. Inhaltlich kreist diese natürlich um den thematischen Schwerpunkt seines Lebenswerk, den er als Idee in der Formel "oryctolagus oryctolagaes lupus" verfasste.


Hops und der Wolf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war einmal vor langer langer Zeit, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, ein Urwald, in dem alle möglichen und unmöglichen Tiere lebten. Aber keines von ihnen lebte in so einem chaotischen Zustand wie die Kaninchen. Sie bekämpften sich untereinander, nahmen sich gegenseitig ihren Kaninchenbauten weg und jedes von ihnen dachte nur an sich. Kurz, es waren alles kleine Egoisten.

Eines von ihnen war der kleine Hops, der mit seiner Familie, Papa, Mama und acht Geschwistern in einem Bau lebte. Doch das Zusammenleben klappte auch in dieser Familie nicht, denn wie schon gesagt, jeder dachte nur an sich und war nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.

Da war zum Beispiel Hops’ Bruder Michael, der seinen jüngeren Schwestern immer den Klee vor der Stupsnase weg fraß. Und dann die eingebildete Mandy, die von ihrem Rosenparfüm nie etwas abgeben wollte. Und dann war da noch der freche Fritz, der auf dem Kaninchenspielplatz immer die andern Kinder ärgerte und, wenn er es für nötig befand, umlegte und verspeiste. Das war ein leichtes für ihn, denn er war größer und stärker als alle anderen. Nur im Kopf hatte er leider nicht viel. Hops hingegen war klein und schmächtig. Er konnte nicht gut kämpfen und zog immer den Kürzeren. Er dachte bei sich: „So ein Scheißleben! Jeder gegen jeden und alle gegen alle, dabei sind wir doch alle bloß Kaninchen.“


Eines Tages, nachdem er mal wieder von seinem Vater die Ohren lang gezogen bekommen hatte, weil er die letzte Karotte im Haushalt verdrückt hatte, ging Hops im Wald hoppeln, wo er sich auf einen Stein setzte und begann, weil gerade niemand anderes dort war, mit einem Champignon zu reden: „Ach, lieber Champignon. Warum kann dieser chaotische Zustand denn nicht einfach vorbei sein. Es muss doch noch was Besseres geben!“ Der Champignon war wohl sehr schweigsam, denn er antwortete nicht.

Doch plötzlich trat ein großer Wolf aus dem Gebüsch hervor. Hops erschrak und zitterte wie Espenlaub, denn er befürchtete, vom Wolf sogleich verputzt zu werden. Doch da hatte er sich getäuscht. Der Wolf gähnte nur und sprach dann, nachdem er Hops entdeckt hatte: „Nanu, ein einsames Kaninchen mitten im Wald? Hast du nichts Besseres zu tun als hier herumzusitzen und auszusehen wie Dreitageregenwetter? Nun zittere doch nicht so. Tust ja glatt so, als würde ich dich fressen wollen.“,

„Ja, aber, ich dachte doch, dass Wölfe Kaninchen fressen.“ Der Wolf lachte: „Immer diese Gerüchte. Was soll ich denn mit so einem Fellbündelchen wie dir? Ja wenn du ein großes saftiges Wildschwein wärst, dann vielleicht, aber so? Nee, lass mal. Außerdem bist du doch noch jung und hast noch bestimmt ein paar Jahre vor dir.“,

„Manchmal wäre ich lieber heute als morgen tot“,

„Aber, aber, wieso das denn?“,

„Na ja, so ein Kaninchenleben ist schrecklich. Kaninchen sind überhaupt total schrecklich. Sie hassen sich alle und bringen sich gegenseitig um. Jedes denkt nur an sich und selbst den eigenen Kindern wird misstraut. Alle stehen in Konkurrenz zueinander und alles, was man sich heute mühsam aufgebaut hat, kann morgen schon von einem anderen weggenommen werden. Und jeder will überhaupt der allergrößte und beste sein.“

Der Wolf kratzte sich an der Schnauze: „Mmh, das sind ja schreckliche Zustände bei euch. Scheint, als wären die Kaninchen der Kaninchen Wolf.“,

Ja, und ich kann nichts dagegen machen, ich bin so klein und schwach. Ich bin den anderen unterlegen.“,

„Nein, das stimmt doch gar nicht. Niemand ist dem anderen unterlegen. Die anderen sind vielleicht etwas größer und kräftiger, aber du erscheinst mir dafür ziemlich clever. Und damit kannst du mehr wettmachen als du glaubst. Weißt du, bei uns Wölfen gab es früher auch so was wie bei euch, wir haben das Krieg genannt. Aber heute leben wir in Frieden miteinander.“,

„In was bitte?“,

„In Frieden. Das ist, wenn es keinen Krieg gibt.“,

„Interessant. Das gefällt mir ja.“,

„Gut, dann erkläre ich dir, wie ihr alle in Frieden leben könnt, ihr macht einen Gesellschaftsvertrag und gründet einen Staat.“,

„Was ist das denn?“,

  • „Ein Staat ist eine Person, bei der sich jeder einzelne einer großen Menge durch gegenseitigen Vertrag eines jeden mit jedem zum Autor ihrer Handlungen gemacht hat, zu dem Zweck, dass sie die Stärke und Hilfsmittel aller so, wie sie es für zweckmäßig hält, für den Frieden und die gemeinsame Verteidigung einsetzt.“,

„Hä?“,

„Ich seh schon, ihr Kaninchen seid etwas schwer von Begriff. Ich erklär’s noch mal in einfachen Worten.“

Und so verbrachte der Wolf den ganzen Abend damit, Hops zu erklären, wie er die anderen Kaninchen zu einem glücklichen Leben animieren konnte.


Am nächsten Morgen schnappte sich Hops das Ding, das er neulich im Wald gefunden hatte und das einen Heidenlärm machen konnte (Trillerpfeife). Er blies hinein, sodass alle anderen Kaninchen sofort angehoppelt kamen. Eines rief: „Was machst du denn für einen Lärm, du Würstchen! Es ist viel zu früh, der große Ballon ist doch noch nicht mal oben am Himmel!“ Auch die anderen waren ziemlich empört, aber Hops rief durch das andere Ding, das er auch neulich gefunden und mit dem er seine Stimme lauter klingen lassen konnte (Megafon): „Hört mal her, ich hab eine ganz tolle Idee, wie wir alle besser leben können. Wir errichten einen Staat!“

„Einen was?“,

„Der hat sie doch nicht mehr alle!“

Hops ließ sich durch die anderen nicht aus der Ruhe bringen: „Wir wollen doch alle, dass die Wohnungen, in denen wir leben, sicher sind, oder wollt ihr euch weiterhin von eurem Nachbarn alles wegnehmen lassen?“,

„Nein, natürlich nicht.“,

„Der kann vielleicht doofe Fragen stellen.“,

„Es gibt doch gar keine doofen Fragen.“,

„Ach ja? Ich werde dir schon zeigen, dass es doofe Fragen gibt!“

Noch bevor die Streithähne sich gegenseitig erledigen konnten, rief Hops weiter: „Halt, nicht streiten! Ihr wollt also Schutz für Wohnungen, Futter und Kosmetikartikel? Dazu muss es euer Eigentum werden. Was haltet ihr davon?“,

„Noch so eine doofe Frage!“,

„Jetzt lass ihn doch mal ausreden!“ Ein kleines Kaninchenmädchen piepste: „Mami, was is’ Eigentum?“,

„Das weiß ich auch nicht, aber ich nehme mal an, das wird er uns gleich sagen. Und jetzt sei still!“

Hops erklärte: „Wenn du etwas hast, was niemand dir wegnehmen darf, sagen wir mal, eine schöne dicke Kartoffel, dann ist es dein Eigentum.“,

„Ich mag aber keine Kartoffel. Muss ich sie trotzdem behalten?“,

„Nein, du darfst dein Eigentum natürlich auch weggeben. Aber solange du es behalten willst, ist es deins.“,

„Hurra!“

Hops fuhr fort: „Aber am meisten wünscht ihr euch doch bestimmt, dass euch niemand mehr so einfach die Ohren lang zieht und euch vernichtet.“,

„Da ist was dran.“,

„Noch länger müssen die nicht werden, meine hängen schon auf der Erde.“,

Hops nickte: „Sehr ihr, darum müssen wir diesen jetzigen Zustand verlassen, diesen Zustand von Armseligkeit, Einsamkeit und Ekel. Wir müssen unsere tierische Natur überwinden und einen Staat gründen.“,

„Das hast du schon gesagt, werd mal konkret!“

Hops erklärte: „Wir alle schließen einen Vertrag miteinander, dass wir uns gegenseitig nichts mehr tun und jeder von uns sich dafür einsetzt, dass wir als Gemeinschaft nicht von außen angegriffen werden.“,

„Klingt doch gar nicht so übel.“,

„Ja, dann plündert niemand mehr das Karottenfeld, das ich angelegt habe.“,

„Und niemand beißt mir mehr in den Schwanz.“,

„Das Puschelteil da bezeichnest du als Schwanz?“,

„Zumindest war’s mal einer.“

Hops verkündete daraufhin: „Gut, dann leben wir jetzt alle im Staat.“ Es erfolgte ein kollektives „Hurra“ und alle wollten sich schon wieder verkrümeln. Dann rief er aber durch sein Megafon: „So einfach ist das nun auch wieder nicht. Wir müssen uns schon darüber einig sein, dass wir uns alle an Gesetze halten.“,

„An was bitte?“,

„Ich wusste doch, dass die Sache einen Haken hat.“

Hops erklärte: „Na wenn wir alle in Frieden leben wollen, müssen wir uns alle gegenseitig verpflichten, uns nicht mehr weh zu tun, das Eigentum des andren zu achten und noch so’n paar Kleinigkeiten. Dazu brauchen wir Gesetze. Und wir müssen uns alle daran halten, sonst hat es keinen Sinn.“,

„Das ist ja öde!“,

„Das funktioniert doch nie!“,

„Mami, was sind Kleinigkeiten?“

Hops beschwichtigte: „Doch, das funktioniert. Wir müssen nur den Souverän einsetzen.“ „Das wird ja immer komplizierter.“,

„Ich will nach Hause!“,

„So ein Blödsinn!“,

„Krieg ich jetzt mein Eigentum?“,

„Du hast doch gehört, wir brauchen erst Gesetze.“,

„Wie souverän muss der Souverän denn sein?“,

„Is’ das was zu essen und darf ich’s behalten?“

Hops dachte so bei sich, dass Kaninchen doch eigentlich wirklich total blöd seien, sprach aber weiter: „Ruhig bleiben! So kompliziert ist das auch wieder nicht. Es ist einfacher als ihr denkt.“

„Ich will nicht denken, ich will was zu fressen!“,

„Jetzt seid doch mal ruhig und lasst den mickrigen Kerl ausreden.“

Hops fuhr fort: „Der Souverän sorgt dafür, dass im Staat alles glatt geht und wir uns nicht wieder gegenseitig fertig machen. Wir müssen uns nur noch einigen, wer der Souverän sein soll.“,

„Die Sonne, weil die so groß ist.“,

„Und ganz souverän jeden Tag aufgeht.“,

„Mir is’ der Mond lieber, der is’ nich’ so heiß.“,

„Mmh, aber der is’ doch soweit weg.“,

„Ja stimmt, das ist schon blöd.“

Hops schlackerte mit den Ohren: „Wisst ihr was, ich mach den Souverän, dann müsst ihr euch nicht mehr so viele Gedanken machen. Ihr müsst nichts weiter tun als meine Gesetze zu befolgen, die ich morgen per Email rumschicke.“,

„Können wir jetzt frühstücken gehen?“,

„Ich leg mich noch mal schlafen.“,

„Und wo ist jetzt der Staat? Ich seh’ gar nichts!“

Hops tat wie geheißen. Am nächsten Tag schickte er die Gesetzte herum. Von da an war der einst schüchterne Kaninchenjunge ein unerschütterlicher Herrscher und alle anderen Kaninchen seine Untertanen. Er wurde aber glücklicherweise kein böser Tyrann, wie man es vielleicht hätte vermuten können. All seine Kinder und deren Kinder führten die Tradition der Staatsherrschaft fort und so herrschte unter den Kaninchen für alle Zeit Frieden.

(Weswegen sie bis heute Herdentiere geblieben sind. Im Gegensatz zu den Hasen, die das mit dem Staat immer noch nicht verstanden haben, und lieber als Einzelgänger unterwegs sind.)


Ende