UnNews:Dritte Schritte

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Du willst Nachrichten schreiben, die echt klingen? Das ist gar nicht so schwer, wenn Du ein paar Grundregeln beachtest.

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Können wir uns darauf einigen, dass hier von seriösem Journalismus die Rede ist? Dafür lassen wir außer Acht: das kostenlose regionale Wurstblatt, das Du wöchentlich vom Briefkasten direkt ins Altpapier beförderst; diejenigen privaten Radiosender, die ein Repertoire von etwa zehn Musiktiteln den ganzen Tag lang rauf und runter dudeln und ihre „Schlagzeilen“ sprachlich an das im Hintergrund laufende Musikbett anpassen; BILD sowieso. Wenn das geklärt ist, können wir ab sofort auf jedes „seriös“ und verwandte Attribute verzichten, denn es wird im Hinterkopf immer mitschwingen.

Darstellungsform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manche Artikel sind kurz, manche lang, manche neutral, andere meinungsorientiert. Damit der gemeine Journalist weiß, wie er für welchen Zweck schreiben soll, hat man die Journalistischen Darstellungsformen definiert. Für Nachrichten zweckmäßig sind vor allem die Meldung und der Bericht. Die anderen werden in dieser Anleitung vorsätzlich nicht behandelt.

Die sechs W, das Q und das H[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese bilden das Rezept. In Meldungen und Berichten kommen sie alle vor:

  • Wer (ist betroffen)?
  • Was (ist passiert oder zu erwarten)?
  • Wann (ist es passiert oder zu erwarten)?
  • Wo (ist es... [Du weißt schon])?
  • Wie (ist es...)?
  • Warum (ist es...)?
  • Quelle (für UnNews in der eigentlichen Meldung wohl meist erfunden, zu möglichen Quellen später mehr)
  • Hintergründe (Näheres zu den Zusammenhängen, dem Hergang, den Auswirkungen, der Einordnung etc.)

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An erster Stelle steht die Kernaussage, ein möglichst kurzer, klarer Satz mit der eigentlichen Nachricht. Die Quelle nimmt in der klassischen Ordnung den zweiten Platz ein und darf niemals fehlen. Danach folgen diejenigen Antworten auf die W-Fragen, die im ersten Satz noch nicht vorkommen. Den Schluss bilden die Hintergründe.
Entstanden ist dieser Aufbau in der Fernmeldetechnik: Wenn Du auf dem Schlachtfeld an Deinem Morsegerät lauschst, willst Du als erstes wissen, was eigentlich los ist. Gleich danach solltest Du die Chance bekommen, die Herkunft der Meldung einzuordnen: Befehl vom Oberkommando? Mögliche Feindpropaganda? Auf dem Schlachtfeld hast Du zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit, zügig den nächsten Schützengraben aufzusuchen, und bist trotzdem wenigstens grundsätzlich informiert. Droht dagegen kein unmittelbarer Beschuss, hörst Du Dir den Rest eben auch noch an. Merke also: Das Wichtigste zuerst, gekürzt wird von hinten. Mögliche Varianten für den Aufbau behandeln wir später.

Länge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie schon einer der schrecklichen Buchlinge sagte: „Lange Romane sind deshalb lang, weil der Autor nicht die Zeit hatte, sich kurz zu fassen“.[1] Für Nachrichten gilt dasselbe: Die Meldung ist so kurz, wie es nur geht. Alle W-Fragen werden beantwortet, die Quelle wird genannt. Nähere Informationen werden auf das Nötigste beschränkt. Die Meldung ist daher nur wenige Zeilen lang. Ausführlicher ist der Bericht. Er beantwortet alle W-Fragen, nennt die Quelle und geht dann näher auf die Hintergründe ein. Er beleuchtet unterschiedliche Standpunkte zum Thema und vergangene und mögliche künftige Entwicklungen. Der Bericht ist also deutlich länger und kann durchaus auch mehrere Seiten umfassen (muss er aber nicht).

Feinheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle[2][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Quellenangabe macht eine Nachricht erst authentisch, denn ein Journalist verzichtet nicht einmal unter der Folter darauf. Warum? Weil Journalisten sich nicht als Macher von Nachrichten begreifen, sondern im wörtlichen Sinne als Medium: Sie geben Wissenswertes möglichst unbeeinflusst an das Publikum weiter. Ein Beispiel:
Schlagzeile: „Die Zahl der Korruptionsfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken.“
Wie glaubwürdig ist das? Das kannst Du erst anhand der Quellenangabe einschätzen:

  • irgend ein Unternehmerverband – um es mal vorsichtig auszudrücken: Zweifel sind erlaubt
  • Wirtschaftsministerium – schon etwas besser, aber offene oder subtile Beeinflussung durch Lobbygruppen kann nicht zu hundert Prozent ausgeschlossen werden
  • Transparency International – gut, auch wenn die natürlich nie wirklich alles wissen können

Formen von Quellenangaben:

  • “... sagte Regierungssprecher xy.“ – Eine Person wird mit Namen und Funktion genannt; sie hat ihre Zustimmung dazu explizit oder implizit gegeben (also in der Form: „Klar können Sie mich zitieren!“ oder hat bei einer Pressekonferenz oder einer anderen öffentlichen Veranstaltung gesprochen).
  • “... verlautete aus Regierungskreisen“ – Jemand hat Dir etwas Brisantes gesagt, aber darum gebeten, nicht als Quelle genannt zu werden („... sonst bin ich meinen Job los“).
  • “Nach Informationen, die UnNews vorliegen...“ – Normalerweise extrem selten (außer beim Spiegel), für UnNews-Zwecke aber ganz praktisch: Du hast etwas äußerst Brisantes erfahren, aber es gibt eine (oder noch besser: mehrere) Quellen, die ihren Kopf verlieren, wenn sie als solche identifiziert werden. Natürlich müssen die Informationen nach umfassender Recherche und Deiner professionellen Einschätzung absolut verlässlich sein, denn sonst ist eine Veröffentlichung gar nicht gerechtfertigt.
  • In Sonderfällen gibt man entweder mehrere Quellen an oder ausdrücklich keine, zum Beispiel für die Anzahl von Toten nach einem Flugzeugabsturz oder für das aktuelle Geschehen in einem Krieg: „General Sowieso gab die Zahl der Getöteten mit X an, ein Sprecher der Rebellen dagegen...“, oder: „Nach Angaben von General Sowieso haben Regierungstruppen die Stadt X eingenommen. […] Unabhängige Informationen dazu liegen uns derzeit nicht vor“.

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dass Rechtschreibung und Grammatik stimmen müssen, versteht sich wohl von selbst: Empfindsame Seelen können von einem falsch platzierten Komma derart irritiert sein, dass sie vom Rest des Textes nicht ein Wort aufnehmen.
Weiter gilt: Die Sprache soll vor allem klar sein, damit sie dem Verständnis nicht im Weg steht. Sie soll im Gegenteil das Verstehen leichter machen. Allzu lange Sätze mit umständlicher Konstruktion mögen zeigen, dass Du Deine Grammatik beherrschst, sind aber in der Nachricht nicht angebracht: „Von der überwiegenden Zahl der Mitglieder der Regierungskoalition wurde am vergangenen Mittwoch Nachmittag Zwecks Erreichen eines guten Konsens' über die Reform der komplizierten Einkommensteuergesetzgebung, welche für die kommende Legislaturperiode angestrebt wird, eine schöne Kaffeetrinkung zur Ausführung gebracht.“ Das kannst Du besser, oder? Genaues kommt jetzt:

Verben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Jüngeren und für Waldorfschüler auch: „Tu-Wörter“.

  • Schreibe im Aktiv, falls Du das irgendwie bewerkstelligen kannst (das hieße im Passiv: „Es soll im Aktiv geschrieben werden, falls sich das irgendwie bewerkstelligen lässt“). Mit aktiven Aussagen bringst Du den Leser näher an das Geschehen. Passiv ist nicht nur umständlicher und daher schwerer verständlich, sondern bedeutet auch Duldung – und wer erduldet schon gern?
  • Nachrichten befassen sich meist mit Vergangenem. Für eine Meldung oder einen Bericht verwenden wir in diesem Fall zwei Zeitformen: Der erste Satz steht im Perfekt („ist gegangen“), alles Übrige im Präteritum („ging“). Das holt den Leser in seinem Jetzt ab und führt ihn in das Dann der Ereignisse.

Adjektive und Adverbien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Jüngeren und für Waldorfschüler auch: „Wie-Wörter“.
Wenn Du Deine Meldung oder Deinen Bericht vorläufig fertig hast, mach alle Adjektive und Adverbien unsichtbar. Dann klicke auf „Vorschau“ und lies Dir das Ergebnis durch. Oft kann es dann genau so bleiben. Verwende ein Adjektiv oder Adverb nur dann, wenn es für das Verständnis unverzichtbar ist. Zu viel davon, und schon ist Dein Text schwafelig und/oder tendenziös. Für den Beispielsatz oben funktioniert das auch. Ohne „guten“, „komplizierten“ und „schöne“ wird er zwar nicht viel besser, aber immerhin bei gleicher Information kürzer.

Substantive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Jüngeren und für Waldorfschüler auch: „Ding-Wörter“.
Substantive sind nicht grundsätzlich böse, einige aber schon: nämlich alle diejenigen, die auf -heit, -keit und -ung enden. Das sind Adjektive oder Verben, als Substantive verkleidet. Diese wirken behördlich, verlangsamen den Lesefluss und machen im Extremfall Deine ganzen Bemühungen zunichte (Stichwort: „Nominalstil“). Fast immer kannst Du sie durch eine aktive Aussage mit Verb ersetzen.

Satzbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Halte die Sätze so schlicht wie möglich. Auch eine Folge von einfachen Hauptsätzen kann lebendig wirken. Nebensätze sind erlaubt, wollen aber sorgsam behandelt werden. Merke: Die Hauptsache gehört in den Hauptsatz, die Nebensache in den Nebensatz. Der Nebensatz steht oft besser hinter dem Hauptsatz. Dadurch findet sich der Leser leichter zurecht und versteht die Aussage schneller. Für längere Texte sollte es aber mehr Abwechslung im Satzbau geben, das bringt Leben rein.

Stringenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stringent ist ein Text, wenn die enthaltenen Informationen aufeinander aufbauen. Im reinsten Fall bezieht sich jeder Satz auf den vorangegangenen („Gestern ist die Schule in Potzblitzhausen abgebrannt. Ursache des Brandes war nach Aussage eines Feuerwehrsprechers ein Blitzeinschlag. Der Blitz entzündete gegen 18 Uhr den Dachstuhl, von dem aus sich das Feuer ausbreitete...“). In so extremer Form ist Stringenz fast immer unnötig. Ein Bezug auf schon Gesagtes hilft aber, Neues besser zu verstehen und in den Zusammenhang einzuordnen. Beim Bericht kann ein neuer Absatz auch einen völlig neuen Gedankengang bringen, ohne sich klar auf Bekanntes zu beziehen. Am Ende muss das Ganze aber „rund“ sein: Die verschiedenen Gesichtspunkte sind in den Zusammenhang eingeordnet, es bleiben keine losen Fäden übrig.

Neutralität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Journalist unterscheidet klar zwischen Meldung und Meinung. Ein Kommentar ist immer als solcher erkennbar und gibt die Meinung des namentlich genannten Autors wieder. Meldung und Bericht dagegen kommentieren nicht, sie informieren. Tendenziöse Äußerungen („Skandal!“, „Was hält man davon?“) und wertende Begriffe („Dummkopf“, „Schreiberling“) sind verboten. Wenn ein Satz nach einem Ausrufezeichen verlangt, dann gehört der ganze Satz nicht in eine Meldung oder einen Bericht (es sei denn, es handelt sich um ein direktes Zitat). Verbrecher sind erst dann Verbrecher, wenn ein Gericht sie entsprechend verurteilt hat. Bis dahin sind sie mutmaßliche Verbrecher. Wenn Du widersprüchliche Informationen hast, gib sie alle weiter, wähle nicht die „bessere“ Alternative. Eine Meinung bilden soll sich der Leser/Hörer selbst.

Zusammenfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Meldung bringt alle notwendigen Informationen:

  • knapp
  • klar gegliedert
  • leicht verständlich
  • neutral

Der Bericht liefert weitere Hintergründe.

Ganz anders[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natürlich geht es auch ganz anders. Vor allem kannst Du von den oben genannten Regeln abweichen und damit spielen – so lange Du es bist, der die Kontrolle behält. Oder willst Du lieber im extremen BILD-Stil schreiben? Oder eher à la Gala? Die Lokalzeitung auf die Schippe nehmen? Den Spiegel? Alles ist möglich – viel Spaß dabei!


  1. Moers, Walter: Die Stadt der träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. 13. Auflage. Piper, 1997. ISBN-13: 978-3-492-04549-0. – Lies ruhig das ganze Buch, weil ich die Seite nicht aus dem Kopf weiß und es sich sowieso lohnt.
  2. Hier geht es um die innerhalb Deines Beitrags genannte Quelle, nicht um den URL-Verweis im Seitenfuß. Der bezieht sich auf das Medium, das Dir die Idee zur Nachricht geliefert hat. Wie Du damit umgehst, erfährst Du unter „Erste Schritte“.