UnNews:Der Bundestag und die EM
Berlin (Deutschland), 09.07.2012: Der Bundestag und die deutsche Werbewirtschaft hatten offenbar damit gerechnet, dass Deutschland das Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft 2012 gewinnt. Hätten Jogis Jungs die Italiener bezwungen, dann wäre wahrscheinlich noch heute keinem Menschen aufgefallen, dass während des Spiels unter anderem ein neues Meldegesetz beschlossen wurde, mit dem es Städten und Gemeinden erlaubt wird, ohne Zustimmung des Bürgers seine Adressdaten an windige Adressenhändler zu verticken.
Als aber schon in der ersten Halbzeit klar wurde, dass die Azzurri die Unsrigen mal wieder nassmachen würden, haben einige Fußballfans aus Verzweiflung anscheinend auf Phoenix umgeschaltet und dort eine bizarre Versammlung einer Handvoll Bundestagsabgeordneter bewundern dürfen, die im Akkord irgendwelche seltsamen Gesetze durchwinken.
Darunter das besagte Meldegesetz. Der mediale Shitstorm, den dieses Gesetz auslöste, hat etwas länger Anlauf genommen, weil die deutsche Medienlandschaft angesichts des fußballerischen Untergangs erstmal im Koma lag. Hätte Deutschland das Halbfinale gewonnen und anschließend auch Spanien erwartungsgemäß im Elfmeterschießen vom Platz gefegt, dann wäre ganz Deutschland in Konfetti ersoffen und mindestens bis Ende August nicht mehr ansprechbar gewesen, so dass die Adresshändler ihr Ding schon lange hätten durchziehen können.
So ist es natürlich schade für die zwei Dutzend Abgeordneten. Diese bedauernswerten Kollegen hatten wegen ihrer schlechten Betragensnoten das Nachsitzen im Bundestag während der EM aufgebrummt bekommen, und nun war alles umsonst!
Die auch fußballerisch mit allen Wassern gewaschene Angela Merkel hat natürlich schon geahnt, dass Deutschland rausfliegen würde. Sonst hätte sie dem Bundestag noch weitaus üblere Gesetze zur Abstimmung gegeben, etwa die freiwillige Übernahme aller Euroländerschulden oder eine Betreuungsgeldersatzleistung für Kinderlose.