UnNews:Minister misshandelt Mimose
Berlin (Deutschland), 09.11.2009: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat es nicht leicht. Keiner mag ihn - seit er Finanzminister ist, noch nicht einmal mehr seine eigenen Partei- und Regierungskollegen. Alle wollen mehr Geld von ihm. Er wird von Ärzten gepiesackt und ständig von Journalisten genervt.
Und wenn er mal einen guten Tag erwischt und der gespannten Öffentlichkeit auf einer Pressekonferenz die schönen Zahlen der neuen Steuerschätzung präsentieren möchte, dann macht ihm ein inkompetenter Mitarbeiter einen Strich durch die Rechnung. Er muss sich mit hochbezahlten Beamten herumärgern, die es nicht einmal schaffen, ein paar Stücke Papier an eine Runde von Presseleuten auszuteilen. Eine Aufgabe, die andernorts von einem Grundschüler problemlos bewältigt wird.
Trotz all dieser Widrigkeiten reagierte Schäuble ruhig und sachlich auf den Vorfall. Er informierte die anwesenden Pressevertreter offen über die haarsträubende Inkompetenz seines Untergebenen und verließ die Veranstaltung dann kurzzeitig, um dem Betroffenen diskret die Möglichkeit einzuräumen, seine Fehlleistung noch einmal eigenverantwortlich auszuwetzen. Schäuble handelte wie ein vorbildlicher Vorgesetzter.
Doch der überforderte Beamte trug ein schweres Trauma davon. Ein Beamter in einer derart gehobenen Position empfindet eine realistische Beurteilung seiner Arbeit offenbar als erschütternde Kränkung. Unter Aufbietung seiner letzten Selbstbeherrschung erklärte der Mann nun seinen Rücktritt von der Position des Ministersprechers. Ein Schritt, der sicherlich besonders leicht fällt, wenn man weiß, dass einem das sichere Beamtenverhältnis erhalten bleibt.
Natürlich ist fraglich, ob der ehemalige Sprecher jemals wieder in der Lage sein wird, überhaupt eine regelmäßige Arbeit aufzunehmen. Vermutlich muss er sich zunächst einer längeren Behandlung durch den psychiatrischen Dienst der Bundesregierung unterziehen. Das gibt allerdings nicht viel Anlass zur Hoffnung - andere Fälle von Inkompetenz, etwa Michael Glos oder Franz Josef Jung, erwiesen sich bereits als nicht behandelbar.