Wutz
Die Wutz ist ein fleischfressendes Säugetier, das im Saarland beheimatet ist und zu den Schweineartigen zählt. Als Wutz werden nur die weiblichen Exemplare bezeichnet, die männlichen hingegen als Watz, Jungtiere als Wutzje. Die bevorzugte Verwendung der weiblichen Bezeichnung basiert auf der Tatsache, dass männliche Exemplare und Jungtiere extrem selten angetroffen werden können, weil sie von den weiblichen gejagt und verspeist werden.
Wutzen sind eine menschliche Kunstzüchtung. Im Zuge der Industrialisierung wurden im Saarland große Schlachthöfe errichtet, in denen hauptsächlich aus der Pfalz importierte Schlachtabfälle (zumeist ganze Schweine ohne Magen) verarbeitet wurden. Eine eigene Züchtung folgte bald, wobei die pfälzischen Schlachtabfälle nunmehr als Futter für das aufgezogene Vieh verwendet wurden. Die Herkunft der neuen, massenweise produzierten Schwenker verblieb daher stets ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis der Schlachthöfe, um Irritationen und Ekel bei der Bevölkerung zu vermeiden.
Im Laufe der Zeit kam es immer wieder dazu, dass einige der Zuchschweine entliefen und verwilderten. Durch ihre Aufzucht waren sie carnivor geworden und stellten nun eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Da die saarländische Bevölkerung bis dahin für diese Tiere keine Bezeichnung hatte, wurde eine neue geschaffen (s. Etymologie).
In der Zeit der anfänglichen Kontakte fielen den Wutzen v.a. verirrte Wanderer, Kinder und Greise zum Opfer. Schnell erkannte man aber, dass die Tiere einen hervorragenden Fleischlieferanten darstellen, so dass - auch mit dem Vorwand, die Bevölkerung schützen zu müssen - eine massenhafte Jagd auf sie begann. Mitte des 20. Jahrhunderts geriet die Wutz an den Rand des Aussterbens. Heute ist sie in freier Wildbahn kaum noch anzutreffen und steht unter Naturschutz. Da die Wutz aufgrund ihres pervertierten Ernährungsverhaltens oft dazu tendiert, eigene Nachkommen (und oft auch den Sexualpartner) zu verspeisen, ist ein Überleben des Nachwuchses nur möglich, falls dieser der Mutterwutz rechtzeitig entkommt. Koordinierte Aufzuchtprogramme auf begrenztem Raum gestalten sich daher extrem schwierig.
Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sprachwissenschaftler erkären die Entstehung des Wortes folgender Maßen: Da Schweine im Saarland ursprünglich nicht beheimatet und die Herkunft von Fleisch ein streng gehütetes Geheimnis der oligarchischen Oberchicht waren, benannte das gemeine Volk die Tiere bei ersten Kontakten nach ihrer Grundeigenschaft, dem Grunzen, als "die, wo grunze", was später über die Zwischenstufen "Wogrunze" und "Wgrutz" zu "Wutz" geworden ist.
Die Wutz als mystisches Wesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf Grund ihrer majästetischen Erscheinung wurde die Wutz seit Menschengedenken von den Saarländern in ihren Ritualen verehrt und fand Einzug in die saarländische Literatur. Zu nennen ist hier v.a. das Epos "Die Leiden der jungen Wutz", das Passionslied "Wutz du hast die Gans gestohlen" und die berühmten "Wutztock-Konzerte" von Johann Sebastian Krach.