Kaufhölle
Eine Kaufhölle bezeichnet seit den Zeiten des antiken Mesopotamiens und seiner Metropole Babylon einen Palast, der dem einen Zweck dient, umherziehende Nomaden anzulocken, und sie dazu zu bringen, dass sie ihre Kamele eintauschen gegen solch nützliche Dinge wie Deodorant, Plasmafernseher und sprechende Staubsauger.
Die Kaufhölle von Außen[edit | edit source]
Ähnlich einer Oase lebt die Attraktivität einer Kaufhölle von dem Kontrast zwischen der umgebenden monotonen Betonwüste und den kristallklaren Schaufensterscheiben des beherbergenden Gebäudes. Der transparente Glaspalast selbst weckt Assoziationen an das Negligee der Geliebten und die sich automatisch weit öffnenden Glasschiebetüren laden den phallisch orientierten Renaissancemenschen dazu ein, in den göttlichen Schoß der Aphrodite einzudringen. Doch der Wahn ist kurz, die Reu ist lang, und schon sind die Kamele weg.
Der Weg durch die Kaufhölle[edit | edit source]
Da der Mensch lernfähig ist, wurden notgedrungen die Methoden der Kaufhöllenbesitzer im Laufe von 5000 Jahren immer verschlungener. Der Weg durch eine zeitgenössische Kaufhölle führt daher vorbei an den intellektuellen Genüssen literarischer Bestseller, weiter zu Marktständen, an denen Gratis-Zeitungsabos locken. Durch Hallen mit mäandrierenden und wabernden Lichterketten und verspiegelten Wänden kommend, gelangt der Kamelbesitzer dann zu Backstuben, welche seine Sinne mit ihrer enzymgeschwängerten Luft benebeln. Schließlich wird er von zwei dunkelhaarigen schwarzäugigen Studentinnen des Kamasutra mit durch ihre paillettierten Seidentücher juchzenden Nippeln dazu verführt, eine 10-Jahresmitgliedschaft beim ADAC abzuschließen.
Nach dem anschließenden Passieren einer süßen Acetaldehydwolke, welche einer nahegelegenen Parfümerie entströmt, und in deren Gegenwart der betäubte Nomade sich vor Verzückung beinahe erbricht, trifft er an strategisch günstiger Stelle entweder auf eine ortsansässige Bijouterie, welche seine ihn begleitende Bettgenossin dazu veranlasst, ihn in den Abgrund seines Verderbens zu drängen. Oder die Kinder des Helden durchstoßen seine Achillesferse und zerren seinen widerstandslosen Körper zu einem fahrenden Händler, welcher kleine Spielzeugkamele aus Polyurethan feilbietet.
Das tragische Ende des Helden[edit | edit source]
In jedem Fall endet die Einkehr in der Kaufhölle damit, dass der Nomade auch seine Seele verkauft und schließlich darüber nachdenkt, sesshaft zu werden und einer geregelten 80-Stundenwoche nachzugehen. Hernach häufen sich dann die Tage, an denen er sich wünscht, er wäre doch bei seiner Shisha geblieben.