Fernsehen

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„Fernsehen ist so eine Art geistige Neutronenbombe. Das Gehirn wird weggestrahlt, aber der Kopf bleibt stehen.“

~ Oliver Kalkofe über Fernsehen

„An Coca-Cola ® verkaufen wir sorgenfreie Zellen des menschlichen Gehirns.[1]

~ Patrick Le Lay über Fernsehen


Fernsehen ist der Beweis dafür, dass der Hirntod nicht das Ende des Lebens ist.

Dein Fernseher lügt!

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen ist die wohl effizienteste Hirnwäschemaschine der Geschichte. Hätte dieses teuflische Werkzeug bereits der Spanischen Inquisition zur Verfügung gestanden, die Erde hätte mittlerweile aus Überzeugung heraus die kirchlich propagierte Scheibenform angenommen. Seit nunmehr 71 Jahren speit diese anbiedernde Hydra nun schon ihr verstandzerfressendes Übel mit Engelszungen in die Köpfe der Menschheit und verdrängt dort jeden aufkeimenden kritischen Gedanken oder eine realistische Weltanschauung. Endlich sind die Menschen global gleichgeschaltet, obwohl sie doch hin- und herzappen können.

Wirkungsweisen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen ist in erster Linie natürlich Unterhaltung, Kaugummi für die Augen. Es fesselt uns stundenlang vor der hypnotischen Mattscheibe, zeigt uns schöne Bilder, die so viel spannender sind als unser profaner Alltag. Es weckt Sehnsüchte und Begierden, macht uns vielfältige Gefühle und sagt uns, was wir haben wollen, denken sollen, sein wollen.

Denn Fernsehen

  • manipuliert, es spielt auf uns wie auf einer Emotions-Harfe die Tonleiter unserer Gefühle, rauf und runter. Eben noch lustig vergnügt, schon schockiert und empört. Von einem "ach wie süß!" stürzen wir in ein "iih, wie eklig!". Wir durchleben Mitleid, Hass, Schuld, Romantik, Rachlust, (Schaden-)Freude, Neid, Sympathie, Verachtung - ein Wechselbad der Gefühle bringt uns in die gewünschte Grundstimmung für den nächsten Werbespot. Und wenn das alles nicht zieht, dann müssen wir eben aufgegegeilt werden; denn Fernsehen
  • sext auf, raffiniert versteckt, in ganz kleinen Häppchen, die Appetit machen. Wer's nicht glaubt, soll nur mal querbeet durchs Programm zappen:
-Zapp!-leicht bekleidete Moderatorin -Zapp!- Brust-OP? Ja oder Nein? -Zapp!- Nackter Busen wirbt für Magarine -Zapp!- Telefonquiz: "Oben-ohne" -Zapp!- "Ruf mich an, bin schon ganz heiss.." -Zapp!- Titten! -Zapp!- Ärsche! -Zapp!- nackte Haut! -Zapp!- -Zapp!- -Zapp!- ...
Das geht solange, bis der durchschnittliche Zuschauer völlig oversexed [1],[2] aufspringt, um wild onanierend durch die Gegend zu rennen, sich eine Penisprothese zu kaufen und einen Termin beim Schönheits-Chirurgen zu vereinbaren.
  • macht einsam
„Schatz, wir werden uns trennen, nie hörst du mir zu! Es ist aus!“ - „Liebling, jetzt nicht, es ist gerade unheimlich spannend, komm doch bitte in der Werbepause wieder...“
Zugegebenermaßen macht Fernsehen nicht so direkt einsam wie in diesem Dialog. Nein, das Fernsehen von heute erledigt das auf viel subtilere Art und Weise:
Es füttert uns unablässig mit kitschigen, unrealistischen Geschlechterrollen, die der abgegriffenen Feder eines stümperhaften Seifenoper-Autoren entsprungen sind. Es füttert uns mit vollkommen überzogenen Ansprüchen an einen noch zu backenden Wunschtraumpartner, den es auf der ganzen Welt nicht gibt. In weltfremden Sitcoms und Serien wie „Friends“ oder „Sex and the City“ zeigt es uns unablässig taktgefühlamputierte, neurotische Charaktere zum Vorbild, die sich und andere wahnsinnig machen und Konflikte grundsätzlich eskalieren lassen - sonst wär's ja langweilig und keiner würde hinschauen - und erzieht uns somit bereits in jungen Jahren zur Beziehungsunfähigkeit.
TV-Altar.jpg
Dergestalt beziehungsunfähig, abgetrennt von Mitmenschen, die sonst unser Ego relativieren würden, entwickelt jeder Mensch im Laufe der Zeit parasoziale Beziehungen [3] zu diesen Gaukelbildern, himmelt seine imaginären Freunde an, erlebt mit ihnen die Höhen und Tiefen ihres Daseins, er kennt sie ganz genau, nur sie kennen ihn nicht, eine fast sklavische Beziehung. Und genau hier zeigt das Fernsehen dann seine hässliche Fratze:
Wie ein Süchtiger seinem Dealer ausgeliefert, wird der TV-Junkie zusehens zum willfährigen Spielball des Fernsehmarketings, zu einem Getriebenen, welcher das emotionale Loch in seiner Seele mit Konsum zu stopfen sucht. Einsam und unbefriedigt gerät er immer tiefer in den Sog der schönen neuen Flimmerkastenwelt.
Gewiefte Fernsehmacher und Werbetreibende wissen das und handeln eiskalt berechnend weiter getreu der alten Raubtierweisheit: „Erst vom Rudel trennen, und dann zur Strecke bringen.“
Und wer sein Leben nur noch vorm Fernseher verbringt, verschwindet aus der Wahrnehmung seiner Mitmenschen, wird non-existent, und stirbt einsam und unbemerkt vorm Fernseher.[4]


Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgesehen von dem ein oder anderen Film, der zu Ostern oder Weihnachten ausnahmsweise mal gezeigt wird, versendet das Fernsehen größtenteils fluffigen Füllstoff aus billig produziertem Schaumzucker (süß und voller heißer Luft), um kein Testbild senden zu müssen. Derartiges Marshmallow-Programm führt nicht nur zu Übelkeit und Erbrechen, sondern verfettet auf die Dauer auch das Hirn, bis sich eine irreversible, phlegmatische Kritiklosigkeit einstellt, die einen weitergehenden ungebremsten Konsum befördert und schließlich zu Hirntod und Zombifizierung führt. Als besonders gefährdend wurden folgende Inhalte eingestuft:

Schau-dich-schlau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Da sitz' ich nun, ich armer Tor,<br\>und bin so schlau, als wie zuvor...“

~ Johann Wolfgang von Goethe über Schau dich schlau

„Schauen Sie uns dabei zu, wie wir uns großspurig diese und andere bedeutende Fragen stellen aber im Laufe der Sendung auch keine Antwort darauf finden. Gleich nach der Werbung!“

~ Trailer von „Galileo-"Hysterie"

In einer "Schau-dich-schlau"-Sendung erfährt der Zuschauer genauestens das, was er schon vorher gewusst hat, und das eine ganze Stunde lang. Es werden Fragestellungen untersucht, die man sich mit einem Fingerhut voll Verstand auch leicht hätte selbst beantworten können, wäre man denn erst auf eine solch idiotische Frage gekommen.

„Wie weit kann ein Auto fliegen? Kann man sich mit einer 50.000Watt-Soundanlage die Haare fönen? Kann eine leicht bekleidete Dame auf der Motorhaube eines teuren Sportwagens durch die Waschanlage fahren, ohne dass ihre Frisur danach zerstört ist?“


Diese und andere wissenschaftlich exakt formulierte Fragen von brennendem Volksinteresse werden in der Sendung nach Durchführung unglaublich dämlicher Versuche ohne Vergleichswert stets beantwortet mit "Jaaa, kommt also drauf an." Also wird das Auto auf ein Kanone geschraubt und weggesprengt; und siehe da: es fliegt! -Uiuiui!- Und so weit! Autos können also 16 Meter weit fliegen, aha(!), wieder was gelernt! Nur das mit dem Haarefönen vorm Subwoofer funktioniert leider nicht so gut, führt dafür aber zu blutenden Gehörgängen. Datei:Kubikschwachsinn Nebenbei werden phantasievolle neue SI-Einheiten erfunden wie: "Da wirkt eine Kraft wie von Hundert Waschmaschinen oder "Darin steckt eine Energie, wie von 5000 Glühbirnen" (oder 300 Elefanten, natürlich verteilt auf 7 Fußballfelder) also umgerechnet etwa 470 Kubik-Klafter-Gallonen.

Die völlige Missachtung allgemein anerkannter, grundlegender physikalischer Gesetzmäßigkeiten, die in Realschulen in der 7. Klasse gelehrt werden, verleitet zu dem Schluss, dass beim Fernsehen tatsächlich immer nur unterbelichtete Vollpfosten landen, die von nichts eine Ahnung, dafür aber eine große Klappe haben.

Und als wäre die pseudowissenschaftliche Dusseligkeit nicht genug, wird jede Woche die Fertigungslinie einer anderen Fabrik für Käse, Schokolade oder Hackwurst erläutert, wobei der Werksleiter ungeniert und hemmungslos die Vorzüge seines Produktes anpreisen kann. Eine solche Dauerwerbesendung im Deckmäntelchen der Aufklärung entpuppt sich bei näherer Betrachtung nur als Verblödungsprogramm erster Güte. Gelernt wird hierbei nichts, denn eins weiß wirklich jeder noch aus der Schule: „Wissen macht Aua!“

Frühstücksfernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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welcome to no-brain-land

Leicht bekleidete Blondinen sitzen Kaffee schlürfend auf sommerlich ausgeleuchteten Wohlfühlsofas und schnattern sinnloses Blah, läuft zum Glück, wenn arbeitende Familienväter auf der Arbeit sind.

Pimp my life[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Konzept, das in zahlreichen Abwandlungen immer und immer wieder ausgeschlachtet wird, sei es, dass eine Horde wild aktionistischer Haudrauf-Handwerker unter dem unablässigen Gequatsche einer auffällig frisierten Vorzeigepüppi die Behausungen von phantasielosen Zuschauern auf groteske Weise verunstalten (Home S.O.S. - Do it yourself), oder das durchgeknallte Karosserieklempner heruntergekommene Rostlauben mit unzähligen Flachbildschirmen zuhängen, nachdem sie den ganzen Rost mit Spachtelmasse und reichlich Farbe zugeschmiert haben, garniert mit überheblichen Kommentaren eines abgehalfterten Ex-Rappers (Pimp my Ride).

Wichtig ist immer die Botschaft: Das Fernsehen stürzt sich selbstlos in Unkosten, wenn dadurch auch nur ein Bedürftiger oder sonst irgendwie Minderbemittelter glücklich gemacht werden kann solange die Kameras laufen und mit der ganzen (Schleich-)werbung mindestens das Doppelte wieder herausgeholt wird.

Ebenso dazu zählen auch Sendungen wie „Das Model und der Freak“[5], in der magersüchtige Schminkteufelchen mit Schulabbruch verlotterten Informatik-Studenten Lifestyle-Ratschläge erteilen und sie zum nächstbesten Frisör und durch zahlreiche Boutiquen schleifen. Der Freak hat sich diesem Tun wie eine willenlose Anziehpuppe zu fügen und am Ende der Sendung zu beteuern, wie grundlegend und überhaupt-voll-total sich sein Leben geändert hat, abschließend bedankt er sich noch artig bei den Schnallen pardon: Schlampen. Dann gehen die Kameras aus, der Freak wird wie eine heiße Kartoffel fallengelassen, die Möchtegernmodels waschen sich manisch die Hände, um alles freakige abzuwaschen und beschweren sich dabei, wie anstrengend dieser Arbeitstag doch war. Danach zwitschern sie sich noch 'ne Flasche Prosecco rein und rufen ihre braungebrannten, durchtrainierten Vollhengststechermachos an, die sie bittesehr abholen, in die nächste Disco oder VIP-Lounge fahren und ihnen anschließend zu Hause ihre ach so emanzipierten Vötzchen so richtig durchrammeln sollen. Mit dem letzten Kabelträger fällt die Tür ins Schloss und ganz allein steht da nun der Freak, in seiner trostlosen Wohnung, verlassen, gedemütigt, frisch frisiert. Er geht ins Badezimmer und öffnet sich die Pulsadern, das Blut gerinnt auf der teuren Markenkleidung; wieder einmal hat das Fernsehen einen Menschen glücklich gemacht.

Casting Shows: Deutschland sucht Germany's next Flop Moppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist immer wieder das Gleiche: Da sitzen hinter einem Tisch drei irgendwo Dahergezerrte oder Möchtegern-C-Promis oder endlich vergessen geglaubte aber nun doch wieder exhumierte Kotzbrocken und werden vor laufenden Kameras als Sachverständige deklariert. Und wenn das Fernsehen das so sagt, dann muss es ja wohl stimmen. Diese untalentierten Pfeifen dürfen dann willkürlich über Wohl und Wehe der hereingeschaufelten Kandidaten entscheiden, sie beleidigen und vor aller Welt niedermachen, die Tränen sollen kräftig fließen, die Kamera hält mit vollen Zoom drauf. Nach einem scheinbar endlosen Spießrutenlauf mit unzähligen Gängeleien, welche wohl die sadistischen Phantasien des Zuschauers beflügeln sollen, steht am Ende dann vielleicht ein einmaliger Plattenknebelvertrag, gesetzt den Fall, Dieter bekommt seinen Blowjob.

Die am Ende des ganzen Kandidaten-Knock-Out herausgecastete Eintagsfliege verschwindet letztendlich schneller wieder in der Versenkung, als man "Flop!" sagen kann, denn die neue Staffel startet ja schon nächste Woche. Kein Wunder, dass bei diesem Durchsatz und dem hektischen Drehbetrieb auf dem Studiogelände die Kandidaten völlig durcheinanderkommen und so bereits einige verirrte Anwärter bei Topmodel reinstolperten und zu singen begannen, während im Studio nebenan die geladene Hobbyköchin Dieter Bohlen wutentbrannt eine selbstgebackene Sacher-Torte ins Gesicht zauberte. Einzig die geladenen Model-Anwärterinnen konnten nicht wiedergefunden werden, wenngleich auch Johann Lafer in seiner Koch-Arena seit diesem Vorfall von erstaunlich hübschen, aber übergewichtigen Mädchen umgeben ist.

Rauswähl-Shows[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Rufen Sie jetzt an, wen sollen wir rausschmeißen? Die? Oder die? Oder den hier? Wen sollen wir deportieren? Stimmen Sie ab! Es gibt auch wieder tolle Preise zu gewinnen! Welchen Insassen Kandidaten hassen Sie? Wen sollen wir an die Wand den Pranger vor die Tür stellen? Wer hat es verdient? Entscheiden Sie! Fällen Sie ein Urteil! Es kostet nur einen halben Euro! Nutzen Sie die Chance, wenn Sie sonst nichts zu sagen haben! Wen sollen wir ausweisen? Werfen Sie den ersten Stein!

Die Essenz des Fernsehens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Weltweit haben sich mittlerweile vollkommen austauschbare Standard-Elemente herausdestilliert, auf die der durchschnittliche Trockennasenaffe unweigerlich instinktiv anspringt und hernach interessiert-apathisch vor der Glotze hängenbleibt, um fremdinduzierte Gefühle zu durchleben:

  • Trottel-TV: Dummen Leuten beim dumm sein zuschauen. Hier soll sich noch der dümmste Zuschauer geistig meilenweit überlegen fühlen können und damit das gelingt, sind die Fernsehmacher stets auf der Suche nach noch blöderen Hohlbohrern, Armleuchtern und Torfköppen, die sich freiwillig im Fernsehen blamieren wollen. Erstaunlicherweise scheint ihnen der Vorrat nie auszugehen.
  • Völlerei-TV: Fetten Leuten beim Fressen zuschauen. Wenn Jumbo sein Monsterschnitzel verdrückt und sein Arzt den Kopf schüttelt ob seiner Cholesterinwerte, kann sich der leicht übergewichtige Zuschauer von seinem schlechten Diät-Gewissen erholen und in Ruhe noch eine Tüte Chips aufmachen, schließlich gibt es ja ganz offensichtlich noch viel verfressenere Leute als einen selbst.
  • Proll-TV: Primitiven Prollos beim Danebenbenehmen zuschauen, am besten in Krawall-Talkshows oder bei Sozialgefälle-Sendungen wie Frauentausch. Dabei stellt sich beim gemeinen Zuschauer unmittelbar das erhebendes Gefühl ein, etwas Besseres zu sein: "Zum Glück sind wir nicht so primitiv, gell Schakkeline? Schakkeline!?! Wo bleibst du mit meim' Bier, du Schlampe?!"
  • Arbeits-TV: Anderen Leuten beim Arbeiten zusehen. Egal ob Tierpfleger beim Elefantenscheiße wegschaufeln, Handwerker beim Verunstalten fremder Wohnungen, Polizisten beim Prollos einfangen oder Putzfrauen beim Messie-Bruchbude schrubben: die Kamera ist stets dabei und der durchschnittliche Hartz-IV Empfänger kann sich hierbei erfolgreich einreden, auch wieder im Arbeitsleben integriert und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein, während draußen in der rauhen Wirklichkeit Hunderttausende jeweils allein den Job von dreien machen bzw. eine Halbtags(!)kraft einen Arbeitstag von 12 Stunden hat (die letzte Vollzeitkraft hat gestern aufgrund chronischen Schlafdefizits gekündigt). Auf diese Weise geht auch keiner mehr Aufstand machen, denn die einen sind zu müde vom Arbeiten, die anderen vom dabei Zuschauen.
  • Empör-TV: Nein, der moderne Bürger empört sich nicht mehr auf der Straße, er lebt sein Bedürfnis nach Empörung in den eigenen vier Wänden aus, wo es niemand hört; außer dem Verfassungsschutz. Empör-TV serviert Geschichten über Ungerechtigkeit und Willkür, die bei jedem normalen Menschen Kopfschütteln auslösen und ihn zu Äußerungen drängeln wie: "Das gibt's doch nicht!" oder "So eine Frechheit, da muss man doch was gegen unternehmen!". Bevor sich aber nun der Zuschauer vom Sofa hochquält und vielleicht doch was unternimmt, wird ihm gesagt, dass schon seit Jahren erfolglos etwas unternommen wird und das Ganze ziemlich anstrengend und womöglich aussichtslos ist und man doch froh sein kann, wenn man selbst nicht betroffen ist. Der Zuschauer sinkt erleichtert zurück auf seine Couch und gleitet selig weiter hinüber in die schöne, neue Fernsehwelt.
  • Neid-TV: So wohnen die Reichen, seht nur her! Paris Hilton führt uns durch ihre Villa, die ja eigentlich schon wieder viel zu klein sei. Oder Jürgen Drews zeigt uns seine vergoldete Hacienda auf Mallorca! Von seinem Whirlpool aus kann er direkt aufs Meer sehn! Der kleine Mann, für einen Moment aus seinem banalen unbedeutendem Leben gerissen, sonnt sich im Glanz des Überflusses, füttert seine magere Phantasie mit Träumen aus Glitzer und Gold, denn „eines Tages...“, so phantasiert und hofft er, „... eines Tages werde er auch so leben, reich und schön, begehrt und unbeschwert, ja so wird es sein... wenn... wenn... das Geld vom Himmel fiele... vielleicht den Jackpot knacken im Lotto? Mit einem bisschen Glück? Ja bestimmt, wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ Und so rennt er hin, kauft vom hart Ersparten ein Los, eine Niete, schade, diesmal wieder nichts. Nächsten Monat aber, kauft er sich endlich den tollen Plasmafernseher im Medusa Markt, auf Raten, um wenigstens ein bisschen im Luxus zu schwelgen. -- Neid-TV wirkt einfach stimulierend (auf den Markt).
  • Scharlatan-TV:
    "Ich spüre… jaa, spüre… , dass du gleich anrufst."
    Also das hier, das ist die fette Hilda vom Arbeitsamt. Die fand einfach keinen Job, weil sie untalentiert und hässlich ist. Da dachte sich das Arbeitsamt: „Untalentierte Leute kriegt man beim Fernsehen am besten unter“ und bezahlte ihr 'ne Umschulung zum Hobby-Astrologen. Jetzt sitzt die fette Hilda jeden Tag im Fernsehen und verarscht für teuer Geld einsame Leute am Telefon, die noch unterbelichteter sind als sie. Und so haben schließlich alle was davon: Die hässliche Hilda hat 'nen Job, der Fernsehsender verdient mit der Telefonabzocke schön viel Geld und die Leute, die da anrufen, haben endlich mal jemanden zum Reden, auch wenn der nur ein dummes Arschloch ist.[6]
  • Betroffenheits-TV: Armen Opfern beim Leiden zuschauen. Während der Hausfrauen-Prime-Time (11 bis 17 Uhr) werden der bügelnden Minna gerne herz­zerreißende Geschichten präsentiert, damit es nachher beim Kaffeeklatsch auch was zu erzählen gibt. Gezeigt werden gerne Menschen, die, natürlich ohne eigenes Verschulden, so viele Schicksalsschläge wie nur irgend möglich erleiden mussten, was der daheimgebliebenen Nestwärmerin ein Gefühl von unverbindlicher Anteilnahme ermöglicht und ihr gleichzeitig die Wohligkeit ihres trauten Heimes vor Augen führt und sie sich weiter widerspruchslos ihrem stumpsinnigen Dasein fügt, ohne aufzubegehren.
  • Zukunfts-TV: Ein noch relativ junges Genre befasst sich mit bedeutsamen Ereignissen, welche sich erst in naher Zukunft ereignen werden. Besonders Prominente schätzen diese Art von Informationsquelle. Kaiser Nero brachte es jedoch auf den Punkt: „Es war geradezu Gänsehautkino meine geliebte Feindin Cniva in einem schäbigen Schwarzweißstreifen mit meinem verhassten Erzfeind Sulla untergehen zu sehen, nur um sie unmittelbar danach in allerfeinstem HD-TV mit Fritz Todt freudestrahlend wie ein kleines Kind auf einer Südpolexpedition zu erleben. Zutiefst bedauere ich infolge publikumswirksamer Verarmung nicht daran teilnehmen werden zu können.“ „Wir wissen, was die Leute selbst gern erleben würden und liefern ihnen genau dies“, kommentierte der Programmdirektor Gaius Moebius Fauntlerus Lügfix.


Erscheinungsformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

sind, wie es der Name in orwellschem Neusprech bereits andeutet, staatswillkürlich legitimierte, geschlossene Anstalten, deren Insassen unablässig damit beschäftigt sind, ihre eigene Existenz ad absurdum zu führen, indem sie ein gebührenfinanziertes Programm veranstalten, das sich dem werbefinanzierten Niedrig-IQ-Programm der Privaten qualitativ immer mehr annähert, allerdings vom unteren Skalenende her. Wo Gebührengeld vom Himmel fällt, drängeln sich alle, die noch ein Plätzchen im Trockenen suchen und so ist ein exorbitant aufgeblähter Postenverteilerkrake entstanden, der sich, über die GEZ-Kollekte hinaus, in zunehmenden Maße von Werbeeinnahmen ernähren muss, um nicht mit einem lauten Rülpser zu implodieren. Der ursprüngliche Grund zur Daseinsberechtigung, das Bereitstellen angeblich unabhängiger Medien, ist im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten, zermahlen zwischen vielen kleinen Begehrlichkeiten seitens der Politik[7] und unterwandert und ausgehölt durch PR-Agenten der Wirtschaft. [8],[9],[10]

Damit nun aber keinem auffällt, dass die Ö.R. größtenteils nur noch Fassade sind, besteht ein Großteil des Programms (vor allem ARD und ZDF) aus weltfremden Daily-Soaps, einlullenden Schmonzetten aus einem dramaturgischen Einheitsbrei á la Rosamunde Pilcher & Co. [11], oder blauäugiger Heile-Welt-Alpenromantik mit Hansi Hinterfotzer und schmalztriefender Wolfgangsee-Schwärmerei mit grenzdebiler Säusel-Minnesingerei zum Mitklatschen und Mitschunkeln.

Lediglich in einigen wenigen kleinen Regionalsendern verschanzt sich das Bildungsbürgertum und will ums Verrecken kein Geld verdienen, sondern klammert sich an althergebrachte und überkommene Wertevorstellungen wie Aufklärung und Bildung für alle! und verschleudert gewissenlos Gebühren für staubige Telekolleg- und Wissenschaftsmagazine, die mit den aufregenden Testmethoden von galileo sowieso nicht mithalten können und eh nur (PISA sei Dank) von einer unbedeutenden Minderheit verstanden werden.

Anspruchsvolles Alibi-Programm oder für teuer Gebührengeld eingekaufte Blockbuster werden wochentags nur noch nach 23 Uhr gesendet (Sommerkino, Montagskino(sic!)), also dann, wenn die arbeitende Bevölkerung gerade auf dem Sofa eingeschlafen oder erschöpft ins Bett gefallen/im Flur zusammengebrochen ist. Sollte doch noch ein Loch im Programmplan klaffen, wird zu Not auch mal aus den Abfalltonnen von RTL ausgekramter geistiger Sperr- und Sondermüll durch den Äther gequält, auf die Quote kommt's ja bekanntlich nicht drauf an in der öffentlich-rechtlichen Anstalt.

Private Fernsehsender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Privaten Fernsehsender hingegen erfüllen mit Hingabe ihren selbstgewählten Bildungsauftrag, den Zuschauer mittels Konsumenteninformation stets auf dem Laufenden zu halten. Dabei geben sie dem TV-Scholasten umfangreiche Hilfestellung, sich die Unmengen an Markennahmen einzuprägen, die den täglichen Überlebenskampf im Supermarkt erleichtern. Auch Hintergrundwissen zur Enstehung von Lochfraß, Gefrierbrand und Glaskorrosion wird verständlich vermittelt.

Als vorbildlicher Spitzenreiter ist hier ganz klar der Elite-Bildungssender RTL zu nennen, er bedient die aufgeschlossene Zielgruppe der Interessierten und Lernwilligen.

Da auch ein solch telemedialer Fernunterricht auf die Dauer ermüdend wirkt, werden zur Belohnung kleine Filmschnipsel oder rudimentäre Fetzen von Unterhaltungsshows eingestreut, während denen der Lernende aufatmen und mal aufs Klo gehen (und vielleicht noch ein Markenbier aus dem Kühlschrank holen) kann. Damit aber auch die paar Streber, die noch während dieser Pausen partout vor dem Fernseher sitzen bleiben, nicht zu kurz kommen und ihren Wissensdurst weiters in den Pausen stillen können, werden gütigerweise auch in Shows und Filmen immer mal wieder wichtige Produkte in die Kamera gehalten oder gar deren Vorzüge im Rahmen eines Gewinnspiels erläutert („Rufen Sie jetzt teuer an, es gibt ein Auto mit Luxussonderausstattung von Opel zu gewinnen, im Wert von: „einer ganzen Stange Geld“, die ihren Nachbarn vor Neid platzen lassen wird, welcher daraufhin hoffentlich losrennt, um sich ein noch teureres Auto zu kaufen!“).

Nachrichtensendungen runden das Bildungsangebot ab, indem über Neuerscheinungen auf dem Musik- und Filmmarkt oder dem Computerspielsektor berichtet wird. Wichtigen Neuveröffentlichungen wird auch einmal etwas Sonderzeit in Late-Night-Shows eingeräumt, in denen dann der Künstler geduldig und selbstlos Fragen zu seinem Werk beantwortet, während es der Moderator gut sichtbar in die Kamera hält.

Für begriffsstutzigere Schüler wurden eigens auf sie spezialisierte Sender mit gesondert geschultem Personal eingerichtet. QVC und HSE bilden zusammen die Volkshochschule für Daheim- und Zurückgebliebene und kümmern sich liebevoll durch stundenlanges Gut-zu-Reden und professionelle Willenslenkung um ihre Sonderschüler Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Außerdem bieten diese Sender abgehalfterten RTL-Moderatoren und Berufsschwiegersöhnen mit Heiratsschwindlergrinsen eine Zuflucht vor der rauhen Wirklichkeit des ehrlichen Geldverdienens.

Gründe für die zunehmende Verflachung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Sollen sich doch die Öffentlich-Rechtlichen herumschlagen mit den eigensinnigen, unbelehrbaren Starrköpfen, die partout nicht kaufen wollen, was die Werbung ihnen sagt!

~ Helmut Thoma, ehem. RTL-Geschäftsführer über anspruchsvolle Zuschauer


Einer der Gründe für die konsequente Verlagerung des Niveaus ins intelektuelle Souterrain mag sein, dass die Sender seit Jahren mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen haben. Und weil doofe Leute eher kaufen, was man ihnen sagt als kritische, gebildete Zuschauer, umgarnt das Programmangebot natürlich vorrangig unterbelichtete Geisteslaternen. Und damit diese sich noch für ziemlich helle halten können, müssen eben auch die allerletzten Vollhonks vor die Kamera gezerrt werden, denn:

„Dummheit, die man bei anderen sieht,
wirkt meist erhebend aufs Gemüt.“

~ Wilhelm Busch über Dummheit


Ein anderer Grund mag sein, dass die Leute, die noch des Lesen und Schreibens mächtig sind, sich längst in die Weiten des Internets verabschiedet haben, wo sie selbst bestimmen können, was sie sich wann anschauen, ohne wie ein dressierter Dackel um Punkt 20:15 vor der Goebbelsglotze sitzen zu müssen. Als Zuschauerpool übrig bleibt nur ein immer weiter austrocknender Tümpel voller intellektuell zurückgebliebener Dumpfmolche, die zu blöde fürs Internet und zu faul zum Lesen sind. Dementsprechend wird das Programm auf diese einzig verfügbare Zielgruppe zugeschnitten.

„ Und weil im TV nur Quoten zählen,
darf Stefan Raab mit Zoten quälen.

~ Harald Schmidt über Fernsehen


Im Grunde genommen ist das Fernsehen unversehens zu seinem eigenen Protagonisten geworden, denn wir, die Zuschauer, schauen nun dem Fernsehen dabei zu, wie es langsam aber sicher zugrunde geht, weil sich die Menschen gelangweilt von ihm abwenden, sich in Internet-Rollenspielen austoben, wo sie wirklich selbst der Held sind, sich ihre Filmabende selbst organisieren, miteinander quatschen oder schlichtweg wieder Bücher lesen.

Und genau wie die alten Götter, an die heute niemand mehr glaubt, bäumt sich das dahinsiechende Fernsehen noch mal auf, spuckt Gift und Galle über die bösen Killerspiele und das gesetzlose, verdorbene Internet und versucht, sich verzweifelt mittels Geldtransfusionen aus den Abzock-Telefonquizsendungen noch etwas länger am Leben zu erhalten, wodurch sein Siechtum aber nur noch verlängert wird. Aber die Krankheit ist unheilbar: Das Desinteresse der Menschen, die letzlich eben doch einfach das tun, was ihnen gefällt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode., Fischer Taschenbuch 1988, Frankfurt a. M., ISBN 3-596-24285-1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorabend. Eine Reise durchs TV-Programm

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Fernsehen
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Sender: ARD | ZDF | Sat.1 | RTL | RTL2 | Pro7 | N24 | MTV | DSF | 9Live | CNN | BBC

Clowns vor der Linse: Bernd das Brot | Dieter Bohlen | Sabine Christiansen | Thomas Gottschalk | Johannes Heesters | Günther Jauch | Hape Kerkeling | Johannes B. Kerner | Johann Lafer | Verona Pooth | Stefan Raab | Harald Schmidt | Florian Silbereisen | Otto Waalkes | Wildecker Herzbuben

Drahtzieher hinter der Linse: Brainpul | Springer

Sendungen: Akte X | Aktenzeichen XY … eingelöst | Bares für Rares | Bauer sucht Frau | CSI | Deutscher Fernsehkrimi | Die Simpsons | Dschungelcamp | DSDS | Galileo Mystery | Germany's Next Topmodel | Lost | Musikantenstadl | Raus aus den Schulden | Sex and the City | Star Trek | Super Nanny | Tagesschau | Unser Horst für Berlin

Technik: NTSC | HDTV


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 46/2009
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