MTV
MTV ist der Name einer im Kabelfernsehen ausgestrahlten Dauerwerbesendung für Klingeltöne, Alkoholika und Jambasparabos. Früher wurden dort auch mal Musikvideos gezeigt, diese Zeiten sind jedoch längst vorbei.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Anfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
MTV wurde auf Anregung der Musikindustrie Anfang der 80er Jahre in den USA gegründet. Zu Grunde gelegte Theorie war, dass die Plattenverkäufe in astronomische Höhen schnellen müssten, wenn man der Zielgruppe der Teenies via Fernseher anhimmelungswürdige Schaufensterpuppen vor die Nase setzt und sich diese in den Videos zu Musik aus der Konserve bewegen. Unverzichtbarer Bestandteil diese Konzepts war der sogenannte Video Jockey (kurz VJ), der in den Pausen zwischen den Musikvideos kurze Anmoderationen sprach, in denen er gebetsmühlenartig die Coolness der in den Clips gezeigten Bands betonte.
Die 90er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es dauerte nicht lange bis sich MTV das Monopol auf Trends und Jugendkultur sichern konnte. Unabhängige neue Jugendkulturen und Musiktrends wurden mit Hilfe von MTV kanalisiert, zivilisiert, zwangsfrustriert, gewinnorientiert, merkantilisiert und zurechtfrisiert. Aus Punk wurde ein Riesengeschäft und aus HipHop Rap gemacht.
Nachdem man anfangs noch echte Bands in den Videos zeigte erkannten die Musikkonzerne schon bald, dass sie mit MTV ein Werkzeug in Händen hielten, von dem sie vorher nie zu träumen gewagt hätten. Die Musikindustrie castete auf spezielle Zielgruppen zurechtgeschnittene Bands zusammen, die man mittels sittenwidriger Knebelverträge nach Belieben auspressen konnte. Nach dem Casting spielte man ein Studioalbum ein und drehte ein Musikvideo, das der von der Musikindustrie abhängige Komplize MTV auf jeden Fall auszustrahlen hatte.
Dies war die große Zeit der Konservenbands wie den New Kids On The Block, Take That, den Spicegirls oder den Backstreet Boys. Man muß diesen Industrieklonen allerdings zu Gute halten, dass sie tatsächlich singen konnten. Was aber grundsätzlich wichtiger war: sie sahen allesamt außergewöhnlich gut aus und waren in der Lage stupide vom Management vorgegebene Tanzeinlagen ordnungsgemäß so wiederzugeben, dass Zahnspangen tragende Teenie-Queens zuerst in Kreischorgien ausbrachen um danach geordnet in die nächste Kaufhalle zu rennen um sich dort mit Tonträgern und Merchandise-Artikeln ihrer Idole einzudecken.
Die 2000er[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zur Jahrtausendwende erlebte MTV sogar eine kulturelle Blütezeit: innovative neue Sendeformate, immerhin ein bisschen Qualitätsprogramm, das Abspielen von Musikvideos oder interaktive Mitmach-Aktionen verliehen dem Sender eine gewisse Seriösität. Auch Nachwuchs-Moderatoren bekamen bei MTV eine Chance, von denen viele heutzutage erfolgreicher sind als sämtliche Gewinner von DSDS zusammen. Hier einige anschauliche Beispiele der Entwicklung von spätpubertären Nischen-Moderatoren zur letzten Hoffnung der halben heutigen Medienlandschaft:
- Joko und Klaas haben heute eigene Shows bei Pro7 und sind die allerletzte Hoffnung des Senders nach der Frührente von Stefan Raab, der seine Karriere ebenfalls im Musikfernsehen begann
- Charlotte Roche schrieb schmutzige Bücher über ihr Intimleben
- Sarah Kuttner schrieb saubere Bücher über alles andere
- Nora Tschirner und Christian Ulmen schafften es gar bis in den ARD-Tatort
Irgendwann merkte MTV dann jedoch, dass man ohne Qualitätsprogramm ja noch viel mehr Geld verdienen kann. So wurden Musikvideos durch Billigserien-Importe ersetzt, Konkurrent VIVA aufgekauft, Sendungen abgesetzt, die Hälfte der Sendezeit mit Werbung für Handy-Klingeltöne gefüllt und Moderatoren rausgeworfen. Das brachte zwar weniger Zuschauer, dafür aber höhere Rendite.
Das Ende (Heute)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Da heutige Jugendliche kaum mehr Jugendhäuser aufsuchen und lieber in Internetcafés herumhängen definieren sie sich selbst kaum noch über Musik sondern eher über teure Klamotten oder die voll endkrassen Extras ihrer Handys. MTV reagierte auf diese Veränderungen mit einer radikalen Programmreform und wurde zu einem Bezahlsender um noch mehr Gewinn zu machen.
Heute spielt MTV kaum noch Musikvideos sondern zeigt stattdessen aus Amerika importierte Reallife-Soaps, Shows und Serien. Die meisten dieser Sendungen sind nicht nur grottenschlecht, sie bewirken auch bei übermäßigem Konsum eine pathologische Veränderung der Gehirnstruktur des jugendlichen Zuschauers. Oder anders ausgedrückt: der Zuschauer verdummt. Dieser Effekt ist durchaus erwünscht, um den gesunden Selbsterhaltungstrieb des Zuschauers zu unterdrücken, der ihn sonst dazu bewegen würde in den von hirnzermarternd bescheuerten Klingeltonwerbungen und Werbung für kultige, alkoholische Getränke dominierten Werbepausen umzuschalten.
Fernsehen | ||
|