Nostalgie

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Nostalgie ist eine gefährliche Neurose, die sich in der Ablehnung jeglichen Fortschritts äußert. Die von Nostalgie betroffenen Patienten werden Nostalgiker genannt.

Krankheitsbild[edit | edit source]

Das Krankheitsbild Nostalgie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Unterschieden wird dabei nach zwei Kriterien:

  1. der Schwere der Erkrankung und
  2. dem aktuellen Stadium des Nostalgiebefalls.

Schweregrad[edit | edit source]

Die Grenzen zwischen den Schweregraden der Nostalgie verlaufen fließend. Eine grobe Faustregel unter Psychiatern besagt, je weiter der favorisierte Zeitabschnitt zurückliegt, desto schwieriger die Behandlung.

Ausgehend von der aktuellen Dekade 2000 – 2010 wären Beispiele für:

Leichter Fall

Der Nostalgiker favorisiert eines der letzten drei Jahrzehnte; für gewöhnlich bezüglich ihres Kleidungs-, ihres Musik- und ihres Automobildesigns. Für detaillierte Informationen hierzu siehe den Hauptartikel Jahrzehntefetischismus.

Psychiatrische Lehrmeinung: Lästig, aber nicht gefährlich.
Während diese Zurschaustellung zivilen Ungehorsams das Herz eines 1968er-Nostalgikers höherschlagen lässt; ruft sie beim Monarchisten nur Kopfschütteln hervor
Noch unbedenklicher Fall

Der Nostalgiker favorisiert die späten 1960er Jahre, insbesondere hinsichtlich des notorischen zivilen Ungehorsams gegenüber jeglicher Form von Autorität und Obrigkeit. Für gewöhnlich lässt sich das Verlangen nach zivilem Ungehorsam durch Erlebnistherapien kurieren, in Thailand, Burma oder wo auch immer der nächste G8–/G20–Gipfel stattfindet. In neun von zehn Fällen findet danach eine Rückstufung zum leichten Fall statt.

Psychiatrische Lehrmeinung: curabilis (heilbar)
Ein potentieller Treffpunkt für Monarchisten. Sozialisten und andere Verräter (aus der Sicht eines Nostalgikers) sollten diesen Platz unbedingt meiden.
Bedenklicher Fall

Der Nostalgiker gehört zu den so genannten „Monarchisten“ und sehnt sich nach der letzten Kaiserzeit (1871 – 1918) zurück. Seine Begründung hierzu liegt meistens in der wunderbar überschaubaren und vor allem gottgegebenen Gesellschaftsordnung und der viel höheren sittlich-moralischen Werten dieser Epoche. Patienten werden meistens vor Denkmälern der drei Kaiser dieser Zeit angetroffen, an denen sie andächtig deren Betonsockel streicheln oder die Füße des Standbildes küssen. Der schrullige Eindruck täuscht oft über die Gefahr, die von diesen auf den ersten Blick harmlosen Zeitgenossen ausgeht, hinweg. So sind bereits Passanten, die sich in ungebührlicher Weise über eben jene Standbilder geäußert haben, von ganzen Mobs dieser Monarchisten gejagt und an einer geeigneten altdeutschen Eiche aufgeknüpft worden sein.

Psychiatrische Lehrmeinung: Tss-tss-tss
Schwerer Fall

Der Nostalgiker träumt von einem einfachen, naturverbundenen Leben, wie es die Komanchen oder Cro Magnon geführt haben. Er weigert sich demnach, zivilisatorische Errungenschaften wie Telefon, Zahnbürste oder Badewanne zu benutzen. Seine Lebensumstände zwingen ihn, in den nächstgelegenen Wald umzusiedeln, was ihn aber nicht weiter stört, denn dort kann er seinen selbstgewählten Lebensstil weitgehend ungestört ausleben. Vorsicht, diese Art von Nostalgiker ist absolut unberechenbar, was Eindringlinge in sein Gebiet betrifft. Wird er sein Opfer nicht sofort töten, wird er es gefangennehmen. Was dann passiert hängt vom Brauchtum des nachgeahmten Volkes ab.

Psychiatrische Lehrmeinung: Erst schießen, dann fragen!

Verlauf[edit | edit source]

Der Krankheitsverlauf eines von Nostalgie betroffenen Patienten, des sog. Nostalgikers, beinhaltet drei progressiv ablaufende Stadien:

Erstes Stadium[edit | edit source]

Der Nostalgiker führt noch ein völlig normales Leben. Er fällt lediglich durch Äußerungen bezüglich der bevorzugten, romantisch verklärten Epoche(n) auf. Beispiele:

  • „In der DDR hatten wir wenigstens Arbeit!“
~ Nostalgiker über seine bevorzugte Epoche
Ein Fall von Nostalgie, der sich auf die den Zeitraum der Existenz der DDR (1949 – 1990) bezieht. Offenbar hat der Patient keine Arbeit und würde für eine Arbeitsstelle in einem heruntergekommenen Staatsbetrieb gerne seine Reisefreiheit und den problemlosen Erwerb von Südfrüchten, Baumaterial und Klopapier aufgeben.
  • „Wir woll'n unser'n alten Kaiser Willhelm wiederha'm!“
~ Nostalgiker über die Kaiserzeit
Diese Nostalgiker sehnen sich nach der Zeit, als Preußens Glanz und Gloria die Welt in Ehrfurcht erschauern ließen und jeden Sonntag per kaiserlichem Dekret die Sonne zu scheinen hatte[1].
  • „Damals, als der Erhard noch Kanzler war, hätte es sowas nicht gegeben“
~ Nostalgiker über Bundeskanzler Ludwig Erhard
Ein Nostalgiker, der dem Vater des Wirtschaftswunders huldigt, auch wenn der als Kanzler eigentlich keine so tolle Figur gemacht hat. Die Äußerung kann sich auf so ziemlich alles beziehen, von einem Falschparker bis hin zu chronischer Arbeitsunlust.
Solche Scheißkarren gabs in den Eighties nicht …
… da gab's noch richtige Autos. Leider realisiert der 1980er-Jahrzehntfetischist nicht, dass er gerade einen Morris Ital vor sich hat.

Im weiteren Verlauf des ersten Stadiums beginnt der Nostalgiker möglichst große Mengen an Kleidung, Wohnungseinrichtungsgegenständen, Liedgut und Reklameschildern seiner favorisierten Epoche zu erwerben, um seinen unmittelbaren Lebensbereich damit auszustaffieren.

Zweites Stadium[edit | edit source]

Der Nostalgiker beginnt, sich entsprechend seiner favorisierten Zeit zu kleiden, eignet sich die Sprache und Verhaltensweisen der Zeit an und verzehrt ausschließlich damals populäre Lebensmittel. In diesem Stadium wird es für ihn zunehmend schwieriger, den Kontakt mit seinem sozialen Umfeld aufrecht zu erhalten da ihn:

  • entweder keiner versteht und/oder
  • sein Verhalten Anstoß erregt und/oder
  • sein Geruch sein Umfeld zu drastischen Maßnahmen (z. B. Flucht oder Ohnmachtsanfälle) zwingt.

Der Kranke kann das Verhalten seiner Mitmenschen aber bereits nicht mehr mit seiner Erscheinung in Verbindung bringen und wird in seiner Ansicht, dass alle ihn umgebenden Menschen bescheuert sein müssen, bestärkt. Das bringt ihn meistens dazu, die ihn umgebenden Mitmenschen immer mehr davon überzeugen zu wollen, das seine Lebensart die einzig richtige ist. Dies ruft im Allgemeinen nur noch stärkere Ablehnung hervor. Diese Effekte schaukeln sich gegenseitig auf und treiben den Nostalgiker immer weiter in die Isolation.

Drittes Stadium[edit | edit source]

Im dritten Stadium seiner Krankheit ist der Nostalgiker bereits vollständig von der Außenwelt isoliert. Kontakt hat er nur noch zu diversen Flohmarkthändlern [2] und den Kassieren im Supermarkt bzw. Markthändlern, falls Supermärkte durch den Nostalgiker abgelehnt werden. Im Fernsehen sieht er sich nur noch Produktionen aus „seiner Zeit“, also seiner bevorzugten Epoche an – aber nur insoweit es das Fernsehen in dieser Epoche schon gegeben hat. Inklusive der Nachrichten. Bücher und Lexika werden zensiert, wo sie Artikel über nach der gewählten Epoche gewonnene Erkenntnisse enthalten.

In seltenen Fällen kommt es zu Zusammenschlüssen mehrerer von der gleichen Zeitspanne betroffener Nostalgiker, die z. B. am 1. Mai als randalierender Mob durch die Straßen ziehen.

Der vereinfachte Ablauf einer Nostalgieerkrankung: Ein Schlüsselreiz (1) ruft verschwommene Erinnerungen an eine Zeit, in der alles besser war, wach (2). Im Endstadium der Erkrankung nimmt der Nostalgker die Realität nur noch verzerrt war, Neues wird mehr oder weniger ausgeblendet (3).

Unterarten der Nostalgie[edit | edit source]

  • Germanistik: Der Wunsch, zu leben wie die alten Germanen. Abwandlungen auch als Keltik, Romanistik oder Gotik bekannt.
  • Monarchismus: Der Wunsch, eine Epoche der Feudalmonarchie zu reetablieren.
  • Katholizismus: Das Verlangen, eine Zeit wieder aufleben zu lassen, in der der Alltag von guten katholischen Werten bestimmt war, beispielsweise Kreuzzügen, Ablasshandel, Inquisition und Kindesmissbrauch.
  • Waynistik: Der Wille, in einer Zeit zu leben, als Männer noch Männer waren und Frauen sich zu benehmen wussten. Benannt nach dem prominentesten Opfer John Wayne
  • Ostalgie: Der Wunsch, (wieder) in einem autoritären Einparteiensystem mit Zweitaktmotoren und hoher Abgaskonzentration zu leben.

Therapie[edit | edit source]

Es gibt zur Zeit noch keine gängige Psychotherapie die bedenkliche oder gar schwere Fälle von Nostalgie kurieren könnte. In leichten oder zumindest unbedenklichen Fällen hat zumindest in frühen Stadien zuweilen eine Schocktherapie geholfen. Dabei wurden die Nostalgiker gezwungen, alltägliche Probleme aus der heutigen Zeit mit den Mitteln der von ihnen bevorzugten Epoche zu lösen. Damit soll der Patient erkennen, dass früher eben doch nicht alles besser war. So können Ostalgiker beispielsweise lernen, dass sich ein Leck in der Dachrinne mit Obi wesentlich schneller und komfortabler flicken lässt als mit dem VEB Baustoffversorgung Leipzig.

Diese Therapieform ist allerdings nicht ganz unumstritten, da es zu bereits tragischen Todesfällen gekommen ist. Etwa dann, wenn Ladeninhaber partout keine Reichsmark akzeptieren wollten und der Therapiezeitraum über mehrere Monate angesetzt war. Oder der Patient verstarb an Wundbrand, da in seiner Epoche weder Antibiotika noch die (äußerlich) desinfizierende Wirkung von Alkohol bekannt war.

Fußnoten[edit | edit source]

  1. das sog. „Kaiserwetter“
  2. Es sei denn, er organisiert sich seinen Plunder über Ebay. Dann fällt dieser Kontakt weg.

Quellen[edit | edit source]

Ratzinger, B.: Nostalgie-Neue Hoffnung oder Geißel der Gesellschaft. Urbi et Orbi; Rom, ISBN 8-8001-0543-6
Grimm, G.: Es war einmal - Formen der Nostalgie und ihr Gefährdungspotential für die Gesellschaft. Fairytaile, Leipzig, ISBN 1-6572-9402-9
Bronson, C.: Waynistik im Wandel der Jahrzehnte. Vom Marshal zum Texas Ranger. Cop&Cowboy, Tulsa, ISBN 7-3295-6830-5


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04.11.2010
Gut