Militär-Maria-Theresien-Taler

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„Spare in der Not, denn dann hast Du Zeit dazu.“

- Volksmund über das Sparen an sich.


Militär-Maria-Theresien-Taler

Der Militär-Maria-Theresien-Taler (auch Ehrenmünze der bewaffneten Macht für Sparsamkeit vor dem Feinde) war eine hohe Auszeichnung für Militär-Angehörige aus Österreich-Ungarn, die am 1. April 1777 auf Anregung des als sehr bescheiden geltenden Kaisers Joseph II. durch seine Mutter, Kaiserin Maria Theresia, gestiftet wurde.

Geschichte[edit | edit source]

Die 1777 geschaffene Auszeichnung entstand durch Fusion aus dem Militär-Maria-Theresien-Orden mit dem Maria-Theresien-Taler und war die erste sichtbare österreichische Militärauszeichnung für hervorragende Verdienste um die Sparsamkeit. Neuen Angehörigen der notorisch unterfinanzierten Armee wurde dies oft mit dem Grundsatz "Auf Sparen (vor dem Feind) folgt Haben (des Militär-Maria-Theresien-Talers)" erklärt. Ebenfalls auf den Militär-Maria-Theresien-Taler bezieht sich der noch heute oft zitierte, jedoch meist aus dem tatsächlichen Zusammenhang gerissene, Ausspruch Kaiser Franz Josephs "Mir bleibt auch nichts erspart!"

Nach dem Ersten Weltkrieg bestätigte Kaiser Karl I. dem Ordenskapitel die Kompetenz zur Ernennung neuer Ordensmitglieder. Damit sollte sichergestellt werden, dass hervorragende Leistungen auch nach Einsparung der Monarchie entsprechend gewürdigt würden.

Verleihungskriterien[edit | edit source]

Der Militär-Maria-Theresien-Taler wurde „für aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche und überragende Sparsamkeit im Angesichte des Feindes, die ein Angehöriger der bewaffneten Macht von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen können“, an Soldaten verliehen. Ebenso konnten damit hervorragende Leistungen aus den Bereichen Kriegs-Numismatik und Militär-Sparvereinswesen gewürdigt werden.

Der Militär-Maria-Theresien-Taler wurde auch dann verliehen, wenn ein Erfolg in der Sparsamkeit oder der Kriegs-Numismatik durch bewusstes Missachten der eigenen Kompetenzgrenzen oder gegen anderslautende Anweisungen erreicht wurde.

Über die Ernennung neuer Mitglieder entschied ein aus Inhabern des Militär-Maria-Theresien-Talers und hohen Offizieren bestehendes Ordenskapitel, das in regelmäßigen Sitzungen über Neuaufnahmen zu beraten hatte und seine Vorschläge dem regierenden Monarchen vorlegte. Als Großmeister des Militär-Maria-Theresien-Talers fungierte der regierende Monarch.

Aussehen und Trageweise[edit | edit source]

Die Medaille besteht aus einem Maria-Theresien-Taler, der an einem rot-weiß-rot gestreiften Dreicksband an der linken Brustseite getragen wird. Beim Maria-Theresien-Taler handelt es sich um eine Silbermünze mit dem Brustbild Maria Theresias. Der Taler hat einen Durchmesser von 39,5 mm und ist 2,5 mm dick. Die Inschrift auf der Vorder- und Rückseite lautet M. THERESIA. D. G. R. IMP. HU. BO. REG. // ARCHID. AVST. DUX. BURG. CO. TYR. 1780. X und ist die Abkürzung für Maria Theresia Dei Gratia Romanorum Imperatrix, Hungariae Bohemiaeque Regina, Archidux Austriae, Dux Burgundiae, Comes Tyrolis. 1780, deutsch: Maria Theresia, von Gottes Gnaden Kaiserin der Römer, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich, Herzogin von Burgund, Gräfin von Tirol. Das X ist ein Andreaskreuz, das ihre Herrschaft über die österreichischen Niederlande anzeigte. Die Randprägung des Talers lautet „IUSTITIA ET CLEMENTIA“, deutsch: „Gerechtigkeit und Milde“.

Adelsstand und Privilegien[edit | edit source]

Mit der Verleihung des Militär-Maria-Theresien-Talers bestand für die Ausgezeichneten die Möglichkeit, sich gegen eine vergünstigte Bearbeitungsgebühr einen erblichen österreichischen oder ungarischen Adelstitel zu kaufen, doch wurde davon – aus verständlichen Gründen – nur von äußerst wenigen Inhabern Gebrauch gemacht. Erst nach dem Staatsbankrott von 1811 erhielten die Träger des Militär-Maria-Theresien-Talers die Erhebung in den Adelsstand gratis und konnten unter Ausschluss der sonst üblichen Gebühren auch um ein Wappen ansuchen.

Die Verleihung des Militär-Maria-Theresien-Talers war theoretisch mit einer Pension verbunden, doch wurde diese aufgrund der Geldknappheit der Habsburger grundsätzlich nicht ausbezahlt.

Mit dem Tode des Inhabers war der Militär-Maria-Theresien-Taler rückgabepflichtig, um dem Staat die Ausgaben für Neuanschaffungen zu ersparen. Nicht ausgegebene Militär-Maria-Theresien-Taler wurden im Sinne eines Allerhöchsten Befehlschreibens von 1886 in einem Schließfach der Nationalbank aufbewahrt.

Bei gerichtlicher Verurteilung wegen Konkurs oder Geldverschwendung wurde der Inhaber sowohl der Ordensmitgliedschaft als der damit verbundenen Privilegien verlustig.

Bekannte Träger[edit | edit source]

  • Christopher Cheapside, österreichisch-ungarischer Offizier, ernährte sich im Krieg auschließlich von Luft und Fertiggerichten, um kein Geld für Nahrung ausgeben zu müssen.
  • Francis Bacon, englischer Philosoph und Staatsmann, formulierte den Grundsatz "Es gibt viele Wege, sich zu bereichern. Einer der besten ist die Sparsamkeit."
  • Franz Huber, österreichisch-ungarischer Soldat, fand während der Schlacht von Königgrätz 1866 beim Ausgraben von Stellungen einen Münzschatz und machte sich sofort an die Bergung.
  • Heinrich Heinrich, österreichisch-ungarischer Soldat preußischer Herkunft, kam 1918 in Galizien durch Verhungern um, da er aus Sparsamkeit die ihm seit 1914 zugeteilten Verpflegungsrationen lieber in seinem Spind aufhob, anstatt sie zu essen.
  • Herman Pospischil, österreichisch-ungarischer Soldat tschechischer Herkunft, gründete 1917 während der 12. Isonzoschlacht einen erfolgreichen Front-Sparverein im Schützengraben.
  • Ian Duncan McSave of Gáidheal, österreichisch-ungarischer Offizier schottischer Herkunft, machte den aus seiner Heimat bekannnten Geiz auch in der Gebirgsmarine der Habsburgermonarchie populär.
  • Joachim Flitzer, österreichisch-ungarischer Offizier, ließ die Soldaten seiner Kompanie 1866 bei Custozza unbekleidet angreifen, um sich nach der Schlacht das teure Reinigen der Uniformen zu ersparen.
  • János Csíkszentkirályi de Szentháromság, österreichisch-ungarischer Offizier ungarischer Herkunft, nutzte die 24 Stunden dauernde Besetzung Berlins ("Berliner Husarenstreich") im Oktober 1757, um dort während dieser Zeit nicht weniger als 8 Sparbücher, 3 Girokonten und 5 Bausparverträge abzuschließen.
  • Joseph Ludwig Graf von Armansperg, genannt Sparmannsberg, bayerischer Innen-, Außen- und Finanzminister.
  • Joseph von Billigsdorf, österreichisch-ungarischer Offizier, ging 1813 barfuß nach Rußland und wieder zurück, um seine teuren Miltärschuhe vor Abnützung zu bewahren.
  • Bruno Hoffmann, österreichisch-ungarischer Soldat, erregte 1849 bei Novara Aufsehen, als er während der Kampfhandlungen keinen einzigen Schuss abfeuerte, um Munition zu sparen. Stattdessen warf er, an vorderster Front, Steine und beleidigende Flugblätter auf den Feind.
  • Stanislaw Brzewcki, österreichisch-ungarischer Soldat polnischer Herkunft, leitete 1859 während der Schlacht von Solferino eine Sparaktion zu Gunsten des Roten Kreuzes.
  • Wilhelm von Ockham, englischer Gelehrter, formulierte das Sparsamkeitsprinzip, die Forderung nach möglichst sparsamem Umgang mit theoretischen Annahmen.
  • Franz Blechle, österreichisch-ungarischer Offizier schwäbischer Herkunft ließ 1914 in der Schlacht von Kraśnik die Artilleriegranaten mit einem starken Stahlseil mit den Geschützen verbinden, so dass sie nach dem Aufschlag zurückgezogen und wieder verwendet werden konnten.


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 03/2015
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