Unterschuldung

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„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!“

~ Lebensmotto eines krankhaft Unterschuldeten


„Spare in der Not, denn dann hast Du Zeit dazu!“

~ Lebensmotto eines freundlichen Bankberaters


„Guck mal Mami, bei dem Mann sind die Zahlen gar nicht rot!“

~ Kleines Mädchen über einen Unterschuldeten, der gerade Geld abhebt


„Lieber Onkel Honecker, wäre es eventuell möglich, dass du oder deine DDR mich adoptieren könnte(st)?“

~ Anfang eines Briefes des kleinen Sohnes eines Unterschuldeten über seine Lebensumstände


Die Unterschuldung bezeichnet den bedauernswerten Zustand ebenso ökonomisch verantwortungsloser wie sozial ehrloser Zeitgenossen, denen es aufgrund falscher Wertevorstellungen nicht gelingt, sich angemessen zu verschulden.

Ausprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschuldete Menschen sitzen oft stundenlang auf Bänken herum, zu Recht ausgegrenzt und unbeachtet von ihren Mitmenschen.

Unterschuldete Menschen leben ein sparsames Leben und geben nur das Geld aus, welches sie tatsächlich durch ihrer Hände Arbeit, kriminelle Aktivitäten oder Transferleistungen des Staates erwirtschaften. Konsum auf Pump ist diesen Langweilern ein Greuel, befürchten sie doch, durch die Annahme eines Dispositions- oder Anschaffungskredits bzw. eines privaten Darlehens die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren und abhängig vom Wohlwollen Dritter zu werden.
Bei krankhafter Ausprägung der Unterschuldung (wiss. Morbus Scrooge) achtet der Erkrankte zudem peinlichst darauf monatlich ein gewisses Bilanzplus zu erzielen, um einem eventuellen zukünftigen Einnahmenrückgang vorzubeugen. Dabei übersieht er allerdings geflissentlich, dass diese Form der Vorsorge für ihn niemals Nutzen stiften können wird, da er stets – also auch im Falle eines tatsächlichen Einkommensrückgangs – nach Möglichkeit niemals mehr ausgeben wird als das periodengleiche Einkommen.
Vom Kleinsparer ist der krankhaft Unterschuldete zwar theoretisch dadurch leicht abzugrenzen, dass jener niemals an essentiellen Gebrauchsgütern sparen würde und sich somit das Sparen ohne Not leisten kann sowie ferner eine etwaige Altersvorsorge tatsächlich in Anspruch nehmen wird; in der Praxis entwickeln diese aber eine unvorstellbare Kreativität, um nach außen hin möglichst wie der gewöhnliche Spießbürger von nebenan (zu denen Kleinsparer bekanntlich regelmäßig auch zählen) zu erscheinen, so dass zur korrekten Einordnung ein intensives Studium der nicht selten entnervten Angehörigen sowie seiner (zumeist ehemaligen) Freunde unerlässlich ist.
So sparen diese Konsumverweigerer, wo sie können. Unterwäsche wird etwas länger als gewöhnlich getragen, Taxifahrten werden generell vermieden, Restaurantbesuche sind tabu und finden höchstens einmal im Jahr statt, wenn der einzige Bekannte des Unterschuldeten diesen auf einen Döner zum hiesigen Osmanen einlädt, wobei, wenn auch juristisch dazu gehörig, wissenschaftlich umstritten ist, ob man die Dönerbude überhaupt als Restaurant bezeichnen sollte.

Auch auf sonstige Errungenschaften der modernen Konsumgesellschaft verzichtet der Unterschuldete freiwillig. In seiner spartanisch eingerichteten Behausung wird sich weder ein Flachbildfernseher, eine Stereoanlage noch eine Espressomaschine finden, auch hochwertigere Möbel, wertvolle Bücher und sonstige kostenaufwändigen Einrichtungsgegenstände sind nicht vorhanden. In seinem Badezimmer wird man hochwertige Körperpflegeprodukte vergeblich suchen, außer billiger Kernseife, einer Dose Nivea und Einwegrasierern von Aldi oder Lidl wird sich kein verschuldungswürdiges Pflegeprodukt sehen lassen und auch im Kühlschrank des Unterschuldeten breitet sich die kulinarische Diaspora derart aus, dass es einem Gourmet die Tränen auf die wohlgenährte Stirn treiben würde.
Getrunken wird nur Leitungswasser und kostengünstiges Hansa Pils, auf frische Lebensmittel wird konsequent verzichtet, es sei denn, diese stammen von einer wohltätigen Tafel, wo sich der Unterschuldete regelmäßig kostenlos mit dem Bedarf des täglichen Lebens eindeckt.

Freizeitaktivitäten finden bei Unterschuldeten in der Regel nur statt, wenn sie kostenfrei zu haben sind, auf Urlaubsreisen wird weitestgehend verzichtet, es sei denn, bei Neckermann findet sich eine extrem kostengünstige Pauschalreise in den Spessart oder ein anderes tristes Loch oder eine spannende Butterfahrt verspricht die kostengünstige Beschaffung von Superschnäppchen wie Heizdecken, Wärmflaschen und Gebissreinigern.

Das Haushaltsbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschuldete verwenden einen Großteil ihrer Zeit darauf, Haushaltsbücher zu führen, in denen minutiös die Haben- mit der Sollseite verglichen wird. Keine noch so lächerlich erscheinende Einnahme wie Ausgabe entkommt dieser Bilanzbibel, Unterschuldete sind geradezu manisch darauf bedacht, den totalen Überblick über ihre ökonomische Situation zu haben.

Beispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilanz Januar 2008
Einnahmen in € Ausgaben in €
  • Minijob Schlecker: 380,-
  • Broschüren austragen: 60,-
  • Straßenstrich: 220,-
  • Straßenmusik: 0,93
  • Schwarzarbeit bei Familie Siebert: 120,-
  • Taschengeld von Oma: 20,-
  • Erlös Pfandflaschen: 15,-
  • Erlös Kupferdraht: 500,- (bei Deutscher Bahn entwendet)
  • Erlös Rasenmäher: 250,- (vom senilen Opa Wurlitzer „geliehen“)
  • Erlös Plasma-TV und DVD-Recorder: 750,- (vom Bruch bei Kuzorra)
  • Verkauf von Memorabilia an Freundeskreis Deutscher Leitkultur (Hakenkreuzfahne, Reichsadler, Sabbatleuchter etc.): 39,93
  • Mietzuschuss Arbeitsamt: 290,-
  • Gefundenes Geld: 0,22 (in der U-Bahn)
  • Gestohlenes Geld: 0,76 (einem Obdachlosen entwendet)
  • Zinseinkünfte Siebert: 20,-
  • Wohltaten: 5,- (10-jährigem Pennäler mittels Personalausweis Zigarettenautomat freigeschaltet)
  • Gesamteinnahmen: 2.671,84
  • Bilanzplus Januar 2008: 2.000,- (an die überschuldete Familie Siebert für 1 Jahr zu 12% Zinsen verliehen)

  • Wattestäbchen: 0,99
  • Kernseife: 1,99
  • Rasierer: 1,49
  • Nivea: 1,99
  • Gebrauchte Zahnbürste: 0,75
  • Sechserpack Slips: 4,99
  • Wolle für selbstgestrickten Schal: 1,29
  • Ravioli: 12,-
  • Hack: 7,99
  • Salzstangen: 3,99
  • Palette Hansa Pils: 5,99
  • Brot: 5,99
  • Butter: 1,99
  • Presswurst: 3,99
  • Miete: 320,-
  • Strom: 40,-
  • Gas: 65,-
  • Wasser: 10,-
  • Krankenversicherung: 130,-
  • Praxisgebühr: 10,-
  • Erhöhtes Beförderungsentgelt: 40,-
  • Schlauch für Fahrradreifen: 2,99
  • Wohltaten: 0,21 (Bettler Fußgängerzone)
  • Gesamtausgaben: 671,84

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschuldete hängen einem anachronistischen Weltbild nach, das besagt, man solle sich nicht oder nur soweit verschulden, dass man nicht in die überall ausgelegten Schuldenfallen tappe. Fernsehsendungen wie „Raus aus den Schulden“ mit Peter Mann Mann Mann Zwegat propagieren dieses Weltbild zur besten Sendezeit und überzeugen immer mehr Menschen von dieser wirtschaftsfeindlichen Weltanschauung. Als psychologische Ursache für die Unterschuldung vermuten norwegische Wissenschaftler außerdem den Drang des Unterschuldeten, Kontrolle von Dritten (wie etwa Bank- und Schuldenberatern, Angehörige, Freunde etc.) über sein Leben nicht zuzulassen, also der psychosomatische Trieb zur absoluten Selbstbestimmung, der sich in der altmodischen Redensart „Niemandem etwas schuldig sein“ trefflich ausdrückt.
Der Sinneswandel der modernen Gesellschaft hin zu einer voneinander abhängigen Gemeinschaft von Schuldnern und Gläubigern ist an den Unterschuldeten unbemerkt vorübergegangen, die Schuldenfreiheit wird von ihnen irrtümlicherweise immer noch als Tugend angesehen, was auch Ursachen in der frühkindlichen Erziehung des Unterschuldeten haben kann. Manch Unterschuldeter ignoriert die allgemeine Akzeptanz der Überschuldung auch bewusst und riskiert dadurch fahrlässig, an den Rand der Konsumgesellschaft gedrängt zu werden.

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkswirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anzahl der unterschuldeten Menschen in Deutschland steigt stetig, was einen kontinuierlichen ökonomischen Niedergang der Bundesrepublik zur Folge hat. Die Verweigerung gegenüber dem notwendigen Geldkreislauf, der darauf fußt, dass Banken überteuerte Konsumkredite an überschuldete Kreditnehmer vergeben und diese schnell faulenden Kredite dann an Banken in alle Welt weiterverkaufen, kommt durch die größer werdende Schar der Unterschuldeten ins Stocken. Dieser Missstand war auch ein Grund für die Finanzkrise in den Jahren 2007/2008, welche die Welt an den Abgrund einer Weltwirtschaftskrise führte, die nur durch die Bereitschaft der Industrienationen, sich bei den eigenen Bürgern Billionenbeträge zu leihen, um den verarmten Bankhäusern unter die Arme zu greifen, gelöst werden konnte.

Auch die Binnenwirtschaft leidet unter dem fragwürdigen Verhalten unterschuldeter Menschen. Statt glücksverheißender Konsumtempel, in denen konsumwillige Bürger geliehenes Geld in sinnvolle Persönlichkeitsprothesen investieren, breiten sich immer mehr Ramschläden aus, in denen schmallippige Sparer ihr eigenes Geld widerwillig in Ramschware aus Fernost anlegen. In Sparkassen und Privatbanken werden immer mehr Kundenberater freigesetzt, da sich keine Kunden mehr finden lassen, denen man Anschaffungskredite andrehen könnte, sehr zum Leid dieses Berufsstandes, der sich einst im Überschuldungswahn seiner Kundschaft sonnte und die eigenen Arbeitsplätze für krisensicher hielt.

Soziales Umfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschuldete Menschen leben meistens in einem Zustand der sozialen Isolation. Da sie gegenüber anderen Menschen nicht mit ihren Besitztümern auftrumpfen können und auch keine Freunde haben, mit denen sich eine aufregende Shoppingtour durch die glitzernden Einkaufsparadiese der Großstädte veranstalten ließe, interessiert sich kaum jemand für die konsumverweigernden Langweiler. Potentielle Freunde von Unterschuldeten wenden sich spätesten dann angewidert von dem bemitleidenswerten Zeitgenossen ab, wenn sie erfahren, dass dieser weder einen Dispositionkredit noch sonstige finanzielle Verpflichtungen hat:

„Was, du hast keinen Anschaffungskredit, nicht mal einen Dispo oder wenigstens einen Leasingvertrag? Wie schräg bist du denn drauf, bestimmt bist du so ein Ökospinner und Kapitalismusverweigerer, ganz schlimm sowas, ich bin dann mal weg!“
Für viele Unterschuldete die einzige Möglichkeit zu zwischenmenschlichen Beziehungen: Die Gummipuppe als Partnerin und Lebensbegleiterin.

Da der Unterschuldete selbst auch keine Gesprächsthemen außerhalb seiner kleinen Welt der Bilanzbücher und täglichen Schnäppchenjagden findet, gestaltet sich der soziale Kontakt mit normalen Menschen äußerst schwierig. Um nicht vollends zu vereinsamen, leisten sich viele Unterschuldete als einzigen Luxus ihrer kargen Existenz entweder ein Haustier oder eine recht kostspielige, lebensechte Puppe, mit der sich auch pseudosexuelle Kontakte herbeiführen lassen.

In Ausnahmefällen finden sich auch zwei Unterschuldete in einer Partnerschaft zusammen, da in dieser Lebensform viele Kosten zusammengelegt werden können, wodurch sich die Unterschuldung der einzelnen Partner noch weiter erhöhen lässt. Diese Verbindungen halten in der Regel ein ganzes Leben, da sich die Partner vor einer eventuellen Trennung immer die Kosten-Nutzen-Rechnung vor Augen führen und schnell feststellen, dass eine Beendigung der Beziehung ein kapitalaufwändiges, nur durch Verschuldung zu finanzierendes Unterfangen wäre und belassen es lieber beim weniger belastenden Status Quo.

Gegenmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Unterschuldeten muss von Politikern und Verbraucherschützern klar gemacht werden, dass sie der Volkswirtschaft durch ihre Konsumverweigerung großen Schaden zufügen. Denkbar wäre es z.B., besonders hoch Unterschuldete an öffentlichen Prangern auszustellen und sie mit an ihrer Kleidung befestigten Erkennungsmerkmalen auszustatten, um sie dauerhaft zu stigmatisieren und sie von ihrem frevelhaften Tun abzubringen. Denkbar wäre z.B. ein durchgestrichenes Eurozeichen auf gelbem Grund, welches in Form eines Buttons getragen werden müsste, noch radikaler wäre die Eintätowierung dieses Kainszeichens auf die Stirn des Unterschuldeten, gleich einer Brandmarkung des Geächteten durch die Gesellschaft.

In teilnahmepflichtigen Überschuldungskursen an Volkshochschulen werden die Unterschuldeten dann knallhart an die Realitäten des Kapitalismus herangeführt und einer radikalen Gehirnwäsche unterzogen, bis sie bereit sind, sich bei Banken, Freunden oder Angehörigen Geld zu leihen und sich mit den Errungenschaften der Konsumgesellschaft einzudecken. Wöchentliche Kontrollbesuche durch Überschuldungsvollzieher überwachen den in der Rehabilitation befindlichen Unterschuldungspatienten und vergewissern sich, dass der Eigenkapitalverlust mindestens 30% des monatlichen Einkommens beträgt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angela Merkel: Ratenkauf? Ich bin doch nicht verrückt!. Saturn Verlag, ISBN 5-7087-3663-8
  • Urban Priol: Raus aus den Schulden. Rein in die Anstalt. Verlagsgruppe Vliedner Vogelstadt, ISBN 9-4881-1092-4
  • Josip Broz Tito: Haushaltsdisziplin im Praxistest. Erfahrungen eines Probanden. Balkan Books, ISBN 2-2708-7360-2

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe nicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finanzschrott
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Dieser Artikel ist Artikel der Woche 43/2008
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