Effizienzpotential

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Das Effizienzpotential ist ein menschenverachtender Terminus aus der Managersprache und bezeichnet die mögliche Menge an zu entlassenden Mitarbeitern eines Betriebes oder Konzerns. Aufgrund seiner euphemistischen Qualität wird dieser Begriff aber inzwischen auch in zahlreichen anderen Lebensbereichen verwendet.

Typologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinder arbeiten effizienter, werden seltener krank und streiken nicht.

Sinn und Zweck des Effizienzpotentials ist die gezielte Bereicherung des Konzerns auf Kosten der zu entlassenden Mitarbeiter. Die anfallende Arbeit innerhalb eines Betriebs kann durch besseres Zeitmanagement und Automatisation manueller Arbeitsprozesse immer auch von bedeutend weniger Mitarbeitern erledigt werden. Da die Lohn- und Lohnnebenkosten einen Großteil der Ausgaben ausmachen, ist das Einsparpotential bei den Fach- und Hilfskräften besonders hoch. Ein Betrieb sollte also immer nur gerade soviel Mitarbeiter haben, wie für den Produktionsablauf nötig, damit sein Aktienkurs und die Gehälter der Aufsichtsratvorsitzenden in schwindelerregende Höhen treiben können. Es empfiehlt sich daher, einen Großteil der anfallenden Arbeit von Robotern, Maschinen oder Kindern in Schwellenländern ausführen zu lassen; diese werden nie oder nur selten krank, streiken nicht, haben keine persönlichen Befindlichkeiten und sind immer gleichermaßen motiviert.

Gesundheitswesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um das seit Jahrzehnten vor sich hinkränkelnde Gesundheitswesen zu therapieren, ist man auch dazu übergegangen, Effizienzpotentiale in Krankenhäusern zu lokalisieren und anschließend auszuschöpfen. Als Folge dieses wirtschaftlich notwendigen Schrittes arbeiten Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte heutzutage mehr als ihnen und den Patienten lieb ist, denn durch die notorische Übermüdung und Überlastung der Mitarbeiter schleichen sich bei der Versorgung der Siechenden mitunter lethale Flüchtigkeitsfehler ein und Methoden, welche der Gesundheit der Patienten nicht unbedingt förderlich sind werden flächendeckend eingeführt: Operationswerkzeuge werden in frisch zugenähten Körpern vergessen, Bettpfannen seltener geleert oder durch personaleinsparende Katheter ersetzt und Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen aufgeschoben oder als „nicht für das Wohl des Patienten unbedingt notwendig“ deklariert.
Diese Verschlankung des Krankenhausbetriebs lässt einige Privatkliniken heute wieder schwarze Zahlen schreiben und fördert das Sozialkassenverträgliche Frühableben immens. Leider konnten die durch die Ausschöpfung des Effizienzpotentials erwirtschafteten Beträge bis jetzt nicht an die Beitragszahler der Krankenkassen weitergegeben werden, da sich die hochverschuldeten Krankenkassen erst einmal sanieren und Rücklagen für Lustreisen und Schmiergeldzahlungen an die Lobbyisten der Pharmaindustrie bilden mussten.

Berechnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Will ein Unternehmen sein Effizienzpotential ausschöpfen, engagiert es einen Unternehmensberater. Die Effizienzgenies dieser Beraterfirma errechnen gegen ein üppiges Honorar effizient und schnell die Größe dieses Potentials und am Ende der Beratung steht die Summe X an freizusetzendem Humankapital. In einer aufwendigen Power-Point-Präsentation werden die Aufsichtsratsmitglieder von dieser Summe X überzeugt und nicken - nachdem sie sich schnell noch die eigenen Bezüge um 60% erhöht haben, um auf internationalem Niveau zu bleiben - die Effizienzstudie ab, woraufhin die ineffizienten Mitarbeiter „sozialverträglich“ abserviert und dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden können.

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausschöpfung des Effizienzpotentials hat zur Folge, dass immer weniger Mitarbeiter immer effizienter arbeiten müssen. Manche Konzerne drehen derart an der Effizienzschraube, dass die verbliebenden Angestellten die zu bewältigende Arbeit nur noch unter hohem Druck und im Akkord leisten können, was das Betriebsklima nachhaltig vergiftet. Die Angst, den Job zu verlieren und die hohen Produktivitätsvorgaben der Konzernleistung nicht erfüllen zu können macht viele Mitarbeiter psychisch krank. Durch gezielte Gehirnwäsche und die Ausübung psychischen Drucks auf die noch nicht wegrationalisierten Arbeitsbienen fühlen sich diese persönlich verantwortlich für das wirtschaftliche Wachstum des Konzerns und stellen alle privaten und persönlichen Bedürfnisse gegenüber dem Wohl des Mutterkonzerns zurück, was langfristig zu familiären Verwerfungen und ausgemachten Sinnkrisen führen kann.

Beim Autobauer Peugeot in Frankreich sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen überlastete Autoschrauber sich effizient am Dachbalken ihrer Behausung erhängt haben, um dem unmenschlichen Druck zu entfliehen. Die Konzernleitung verschickte zwar heuchlerische Kondolenzschreiben an die hinterbliebenden Familien, war aber letztendlich zufrieden mit dieser sozialkassenverträglichen Herbeiführung des Effizienzpotentials, da diese ausgebrannten Mitarbeiter durch die Freitodlösung ihren Anspruch auf eine Betriebsrente verspielt hatten und durch neue, jüngere, belastbarere und noch schlechter bezahlte Fachkräfte ersetzt werden konnten.

Das Effizienzpotential in anderen Lebensbereichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht nur in Firmen und Fabriken schlummern unentdeckte Effizienzpotentiale vor sich hin sondern auch im täglichen Leben aller BürgerInnen. Im Zuge der effizienten Durchgestaltung ihrer Existenz entdecken viele Menschen täglich neue Möglichkeiten, mit weniger Aufwand und weniger Geld mehr aus ihrem ineffizienten Leben zu machen:

  • Für einsame Singles mit wenig oder gar keinen sozialen Kontakten eröffnet sich ein großes Effizienzpotential bei der Änderung ihrer Bekleidungsgewohnheiten. Das tägliche Wechseln der Unterwäsche und die damit verbundenen Kosten für Abwasser, Waschmittel und Strom kann auf ein effizientes Mindestmaß (zwei mal wöchentlich) heruntergefahren werden, da es keinen Lebenspartner zu verschrecken gibt, den die befleckte Wäsche und der damit verbundene strenge Geruch abschrecken könnte. Eventuelle Arbeitskollegen werden diese Ausschöpfung des Effizienzpotentials nicht bemerken, wenn auf die ausreichende Übertünchung unangenemer Gerüche mittels Kölnisch Wasser geachtet wird.
Lange Kopfbehaarung bei den Töchtern ist ineffizient und sollte von der Mutter beseitigt werden.
  • Eine alleinstehende, berufstätige, von ihren drei Töchtern geplagte Mutter gestaltet ihre mütterlichen Pflichten weitaus effizienter, indem sie den Mädchen unattraktive Kurzhaarfrisuren verpasst, um die allmorgendliche, zeitaufwendige Haarbürsterei und damit verbundenen Abflussverstopfungen zu eliminieren. Die Mutter spart durch diese Maßnahme Zeit und Geld für Abflussfrei und/oder den Klempner. Die eingesparten Beträge können sinnvoll in Zigaretten, Piccolöchen, Brigitte-Diäten und Tampons angelegt werden. wodurch sich die Lebensqualität der Mutter insgesamt verbessert. Die Kurzhaarfrisuren können die jungen Damen auch davor schützen, zu früh heterosexuellen Kontakt zu ihren Mitschülern zu haben. Abtreibungen und kostenintensive psychologische Folgeschäden werden vermieden, die Bildungsbereitschaft nimmt zu und die Kindheit und Jugend der Kurzgeschorenen verläuft insgesamt sehr viel effizienter und störungsfreier.
  • In den ineffizienten, von langweiliger Routine dominierten Gepflogenheiten einer Paarbeziehung schlummert ein gewaltiges Effizienzpotential, das von vielen Paaren als solches noch gar nicht erkannt worden ist. Besonders die emotional und finanziell aufwendige Herbeiführung des immer wieder überschätzten Geschlechtsverkehrs kann viel effizienter gestaltet werden, indem das Paar verbindliche Zeiten für den Sex verabredet, das opulente Abendmahl und den Champagner/Prosecco zuvor ausfallen lässt und möglichst schnell - unter der Prämisse der beiderseitigen Befriedigung - zur Sache kommt. Durch diese Straffung ihres Sexuallebens bleibt dem Paar mehr Zeit für den Ehekrach, das Fernsehen und den Einkaufsbummel.
  • Feeding-Fetischisten gehen bei ihrer Mastkur oftmals ungezielt und ineffizient vor. Sie stopfen zwar massenweise verfettende Lebensmittel in sich hinein, verbrennen aber einen guten Teil der aufgenommenen Kalorien beim Zerkauungsprozess wieder, was zu einer langsameren Gewichtszunahme und höheren Ausgaben führt. Viel effizienter ist es, wenn die Feedees sich mit hochkonzentrierter und möglichst fetthaltiger Flüssignahrung (Schlagsahne, zerlassene Butter) mästen lassen und viel seltener zum Einkaufen vor die Tür gehen. Die erwünschte Verfettung und Immobilität kann auf diese Art und Weise schneller, gesundheitsschädlicher und kostengünstiger herbeigeführt werden.

Die einzige Berufsgruppe, die ihr Effizienzpotential auf sehr unkonventionelle Weise schon seit längerem voll ausschöpft ist das Beamtenwesen. Die Effizienzprofis in den Behörden und Kommunalverwaltungen haben Methoden erfunden, die ihnen möglichst wenig Arbeit bei großzügiger Bezahlung, lebenslanger Unkündbarkeit, bezahlter Freizeit und phänomenaler sozialer Sicherheit gewährleisten. Ein Zukunftsmodell, an dem sich andere Berufsgruppen aus unerfindlichen Gründen leider nicht orientieren können.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Artikel ist Artikel der Woche 40/2007
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