UnNews:Kursfeuerwerk an den Börsen
Frankfurt (Deutschland), 09.08.2011: — An den weltweiten Finanzmärkten kam es in den vergangenen Tagen endlich zum lange ersehnten Kursrutsch. Der deutsche Leitindex DAX gab an elf Handelstagen in Folge bei hohen Umsätzen um insgesamt über 1.400 Punkte nach und schloss am Montag auf einem neuen Jahrestief. Damit notiert der DAX fast 20 % tiefer als noch Ende Juli.
Der Kursverfall war eigentlich schon lange erwartet worden, gerade im Hinblick auf die vielen positiven Nachrichten aus der letzten Zeit. Zuerst das laienhaft, aber routiniert zusammengezimmerte Griechenland-Rettungspaket Nr. 175, dann die souveräne und einvernehmliche Lösung der US-Schuldenkrise und schließlich noch die exzellente Bonitätsnote für die Vereinigten Staaten durch die Rating-Agentur Standard & Poor's am Freitag nach Börsenschluss.
Dass dabei die deutschen Aktienmärkte besonders betroffen sind, sei Beobachtern zufolge da nur konsequent. Wenn die US-Wirtschaft lahmt, Griechenland zu hohe Schulden hat und die Chinesen Probleme mit der Inflation haben, sei es „die einzig richtige Konsequenz, dass ausgerechnet die deutschen Aktien nunmehr weltweit verschmäht werden“, so Wertpapierhändlerin Rose Hesta aus Frankfurt.
Allerdings bestünde in solchen Situationen auch immer wieder die Gefahr von so genannten Rebounds, also kurzfristigen Preiserhöhungen. „Denn Spekulanten gehen nach mehreren Handelstagen hintereinander mit Kursverlusten einfach davon aus, dass es wieder aufwärts geht.“ Auch dies sei diesmal zum Glück nicht eingetreten, so dass auch weiterhin mit starken Preisnachlässen auf breiter Front zu rechnen sei. Einige Experten geben sich sogar noch optimistischer und sehen bereits eine wahre Rabattschlacht, einen so genannten Crash, auf die Börsen zukommen. „Bis zum Jahresende könnten wir die Preise für alle Aktien aus dem DAX glatt halbiert haben,“ so ein Analyst von der Privatbank Hau & Draufhäuser.
Den Anlegern an der Frankfurter Börse jedenfalls steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Viele hatten schon befürchtet, dass die Intervention der G8-Finanzminister am Wochenende oder die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), spanische Schrottimmobilien, italienische Fernsehsender und alte Fahrräder aufzukaufen, den Preissturz abrupt beenden würden. Dazu kam es zum Glück aber nicht; am Montag gab der DAX erneut 5 Prozent nach und schloss bei nunmehr 5923 Punkten, dem tiefsten Stand seit September 2010.
Auch die zahlreichen Beobachter aus den Medien zeigen sich begesitert. „So etwas habe ich in der Autobranche noch nirgends gesehen“, so ein Börsenreporter vom ZDF. „In einer einzigen Woche geben die Preise für BMW, Volkswagen und Daimler um über 20 % nach, und das mitten im Wirtschaftsboom! Stellen Sie sich das einmal bei Neuwagen vor, jeden Tag um fünf Prozent billiger! Und dabei geht es hier gar nicht um die Autos, sondern gleich um die ganze Firma, die sie jetzt sage und schreibe um ein Fünftel billiger kriegen als noch vor einer Woche!“
Noch besser lief es im Nachbarland Österreich; der dortige Leitindex ATX verbilligte sich am Montag im Tagesverlauf um über 8 %. Vor der Wiener Börse bildeten sich in den Abendstunden bereits lange Warteschlangen von Schnäppchenjägern. In der Innenstadt wurde kurzzeitig Bargeld knapp; es kam zu Verkehrsstaus.
Die Frankfurter Börse hat auf die neue Situation bereits reagiert. Sie hat am heutigen Dienstag eine neue Werbekampagne gestartet und hängt dazu die ausgedienten „20 % auf alles“-Schilder der Baumarktkette Praktiker ins Schaufenster, um mehr Laufkundschaft aus der nahen Frankfurter Fußgängerzone anzuwerben.