Benutzer:NaturalBornKieler/Labor8

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Begriffsklärung Dieser Artikel oder Abschnitt ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Rennfahrern, Ministern oder anderen Personen dienen lediglich der Erheiterung..


Der nachtschwarze Ferrari FXX donnerte über den Expressway durch die malaiische Halbinsel. Mit seinem Tarnanstrich und seinen 800 PS war er in der Lage, jede feindliche Radarfalle zu unterfliegen. Trotz seiner monströsen Motorisierung konnte der Bolide allein durch eine leichte Bewegung der Kinnlade gesteuert werden, so dass der Fahrer beide Hände frei hatte, um an den silikongerundeten Formen seiner blutjungen Beifahrerin ein wenig herumzufingern.

Dies bereitete dem Mann offensichtlich Vergnügen, so dass sich in seiner sonst ausdrucksarmen Miene zumindest ein Mundwinkel zu einem leichten Schmunzeln verzog. Mit leichtem Bedauern dachte er daran, dass er auch gleich ein halbes Dutzend dieser appetitlichen Boxenluder hätte mitnehmen können, doch das Platzangebot in seinem Fahrzeug war knapp, und die ganz Mageren waren nicht sein Fall, auch wenn sie manchmal praktischer zu transportieren waren. So hatte er sich mit diesem einen, dafür besonders leckeren Happen begnügen müssen.

Die rasende Fahrt ging durch eine langgezogene Regenwaldzone, die immer wieder von üppigen Reisfeldern unterbrochen wurde. Der Mittelstreifen, den der Ferrari das eine oder andere Mal für elegante Überholmanöver einbezog, war mit Tropenpflanzen bedeckt und bot eine unwirkliche Blütenpracht.

Plötzlich ertönte eine kurze, aber wohlklingende Fanfare, und eines der zahlreichen Kontrolllämpchen im Cockpit des Sportwagens begann zu blinken. Der Fahrer runzelte die Stirn, nahm die Hände ans Lenkrad und leitete routiniert ein Bremsmanöver ein. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ murmelte seine Begleiterin und bedachte ihn mit einem leicht schläfrigen, unwilligen Blick.

„Wir müssen nur tanken“ brummte der Fahrer. Das Mädchen legte die Füße auf das Armaturenbrett, was ihr einen tadelnden Blick des Mannes eintrug. „Haben wir nicht vor zwanzig Minuten erst getankt?“ fragte sie. Er zog auf die Abbiegespur und kam mit einem leichten Quietschgeräusch an einer Zapfsäule zum Stehen. „Sischer, aber dat is nun mal kein Kleinwagen.“ Ein Tankwart, offenbar ein Chinese, kam ihnen mit einem breiten Lächeln entgegen.

Seit sie vor einer Stunde vom VIP-Parkplatz des Sepang International Circuit vor den Toren von Kuala Lumpur aufgebrochen waren, hatten alle Tankwarte, denen er begegnet war, auffällig gegrinst. Asiaten eben, dachte er.


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Im geräumigen Fond des silbernen 7er BMW lehnte sich der Minister entspannt zurück. Die tropische Landschaft, die gemächlich an den Fenstern des Wagens vorüberglitt, nahm er kaum wahr, während er in einigen Papieren blätterte, die ihm von seiner geschäftigen jungen Assistentin gereicht wurden. Auch die feuchte, brütende Hitze, die außerhalb des Fahrzeugs herrschte, drang nicht ins Wageninnere vor. Es herrschte angenehme Kühle, und er beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich auf dem Schenkel seiner attraktiven Mitarbeiterin eine leichte Gänsehaut abzeichnete. Als sie es bemerkte, zog sie in geschäftsmäßiger Weise ihren Rocksaum zurecht und wandte ihr Gesicht zum Fenster, doch der kurze Moment der Belustigung in ihren Zügen war ihm nicht entgangen.

Der Minister bereute es nicht, auch bei seiner Asienreise darauf bestanden zu haben, den eigenen Dienstwagen mitzunehmen. In der vertrauten Umgebung des edlen Fahrzeugs ging ihm die Arbeit am besten von der Hand. Wilhelm, sein langjähriger Fahrer, hatte den Wagen bereits einige Tage zuvor nach Südostasien überführt. Auf ihn war Verlass, und dass Wilhelm diese Aufgabe mit einer kleinen eigenen Vergnügungsfahrt verbunden hatte, war nur recht und billig.

„Wilhelm, eine Tasse Tee käme mir jetzt gelegen“ sagte er nun nach vorne gewandt, und der Fahrer begann, mit der rechten Hand an einigen Einbauten des Fahrzeugs herumzunesteln. „Tut mir außerordentlich leid, Herr Baron,“ antwortete Wilhelm einen Augenblick später, „aber es sieht so aus, als sei uns der Tee ausgegangen.“ Seine Stimme hatte einen schuldbewussten Unterton.

„Wie ärgerlich“ brummte der Minister. „Aber wenn ich mich recht erinnere, befinden wir uns derzeit in Asien. Da sollte die Beschaffung einer gepflegten Tasse Tee doch im Rahmen des Machbaren sein.“ Man konnte Wilhelm ansehen, dass ihn dieser Wunsch ins Grübeln brachte, denn sein Arbeitgeber, der einem alten fränkischen Adelsgeschlecht entstammte, würde sich nicht mit einer beliebigen Teemischung zufrieden geben. Ein erstklassiger Hochland-Oolong war das Mindeste.

Aber Wilhelm war es gewohnt, auch die abwegigsten Sonderwünsche seines Barons möglich zu machen. An einer Servicestation fuhr er ab, verließ den Wagen und kehrte tatsächlich wenige Minuten später mit einem kleinen Tablett zurück, auf dem sich zwei zierliche Porzellantassen mit dampfendem Tee befanden. Der Minister geruhte sogar auszusteigen, obgleich ihm sofort ein Schwall brüllend heißer Tropenluft entgegenschlug. Er legte das Jackett ab, lehnte in lässiger, aber kerzengerader Haltung am Wagen und begann den Tee zu schlürfen. Nach dem ersten Schluck bedachte er Wilhelm mit einem anerkennenden Nicken.




Das ohrenbetäubende Heulen einer großkalibrigen Servohupe ließ den Minister zusammenfahren. Seine Assistentin ließ ihr Tässchen fallen, doch Wilhelm war auf dem Posten und fing es mit dem Tablett auf. Ein Schwarm Papageien stieg erschrocken in die Luft auf und entfernte sich rasch.

Hinter dem BMW war ein schwarzer Ferrari angerollt, dessen Maschine ein frustriertes Fauchen hören ließ. „Müssen Sie Ihre Bleschwanne unbedingt hier mitten in der Boxengasse parken?“ tönte eine ungehaltene Stimme aus dem Sportwagen. Unter einer Schirmmütze und einer verspiegelten Sonnenbrille sah der Minister eine markante Kinnpartie, die ihm irgendwie bekannt vorkam.

Betont gelassen nahm er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und ignorierte den Ferrari, der seiner Empörung mit lautstarkem Motorgeheul und Hupsignalen Ausdruck verlieh. „Dieser Tee ist wirklich ausgezeichnet, Wilhelm. Bitte erkundigen Sie sich doch eben nach der Provenienz dieses Gewächses. Ich wäre nicht abgeneigt, in einer ruhigen Minute wieder einmal eine Tasse davon zu mir zu nehmen.“

„Sehr wohl, Herr Baron.“ Formvollendet nahm Wilhelm die leere Tasse des Ministers entgegen und verschwand gemessenen Schrittes in Richtung einer kleinen Baracke, vor der einige einfache Bänke standen. Der Minister streckte die Arme aus und nahm demonstrativ einige tiefe Züge der tropischen Luft. Der infernalische Lärm hinter ihm ging weiter, aber auch die Assistentin hatte sich inzwischen gefangen, eine Sonnenbrille und eine ausdruckslose Miene der Coolness aufgesetzt.

Schließlich hielt der Rennfahrer es nicht mehr aus, setzte kurz zurück und brackerte rücksichtslos durch die Rabatten neben der Straße, um an dem Hindernis vorbeizukommen. Erdklumpen und Grasbüschel flogen durch die Luft, und der Ferrari raste mit einem Schlenker wieder auf die Straße. Während er davonbrauste, glaubte der Minister aus dem Fahrerfenster noch einen erhobenen Finger zu erkennen, war sich aber nicht sicher und beschloss, dass dieser Beleidigungsversuch unter seiner Würde sei.

„Brechen wir auf, Wilhelm. Und behalten Sie diesen Proletarier im Auge.“ Wilhelm war mit einer Papiertüte aus dem Kiosk zurückgekehrt, und nach einem Blick auf den entschwindenden Ferrari blitzte Sportsgeist in seinen Augen auf. Mit etwas unangemessener Hast öffnete er den Wagenverschlag für den Minister, der leichtfüßig einstieg. Während die Assistentin noch nicht ganz wieder im Wagen war, schwang Wilhelm sich hinter das Lenkrad und trat das Gaspedal durch.




„Schumi, wohin fahren wir eigentlich?“ Die Fahrt im schwarzen Ferrari war ungemütlich geworden, seit sich der Rennfahrer offenbar entschlossen hatte, die verlorenen Minuten wieder aufzuholen. Er setzte sein gesamtes fahrerisches Können ein, doch seine Gegner waren heute keine Formel-1-Fahrzeuge, sondern Toyota-Familienkutschen und schnaufende, überladene LKWs, die den Expressway bevölkerten. Eigentlich verdient ihr alle die blaue Flagge, ging es ihm durch den Kopf. Die Blondine neben ihm hatte nur noch wenig Freude an der wilden Fahrt und krallte sich mit ihren überlangen Nägeln in die teuren Lederpolster. „Wir fahren nach Singapur erklärte er ihr.

„Und, haben wir's eilig?“ Die Frage kam stockend. Das Gesicht des Mädchens hatte eine ungesunde Farbe angenommen, während Schumi auf der Standspur an einem Omnibus vorbeirauschte, auf dessen Dach Gepäck und weniger zahlungskräftige Fahrgäste verstaut waren. Schumi schüttelte den Kopf. Erklärungen waren hier zwecklos.

Trotz der halsbrecherischen Fahrt musste er einige Minuten später feststellen, dass der silbergraue BMW im Rückspiegel auftauchte. Der Ferrari war zwar das weitaus schnellere Fahrzeug, musste sich aber erst seinen Weg durch den dichten Verkehr bahnen, während der BMW die Gasse nutzen konnte, die der Ferrari durch seine rücksichtslosen Manöver geschaffen hatte. Auf diese Weise kam der BMW sogar näher.

Kurz darauf ertönte erneut das melodische Signal, das den Fahrer daran erinnerte, demnächst wieder eine Tankstelle anzusteuern. Schumi schlug mit der Faust auf das Lenkrad und nahm zähneknirschend die Abfahrt zur nächsten Servicestation. Der silberne BMW rollte vorbei, und er konnte den Minister auf dem Rücksitz erkennen, der ihn mit einem huldvollen Winken bedachte.


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Die weiße Fassade des Raffles Hotel im Herzen von Singapur strahlte den Glanz der Kolonialzeit aus. Obwohl es auf allen Seiten von modernen Hochhäusern umgeben war, wirkte es nicht wie ein Fremdkörper. Vielmehr hatte man den Eindruck, dass die modernen Gebäude ringsum die Eindringlinge waren.

Der BMW und der Ferrari trafen praktisch gleichzeitig in der eleganten Auffahrt des Hotels ein und kamen frontal gegeneinander zum Stehen, nur Zentimeter voneinander entfernt. Der Rennfahrer sprang aus dem Wagen, während Wilhelm in aller gebotenen Gemütsruhe den hinteren Wagenverschlag des BMW öffnete, um zunächst die Assistentin des Ministers und dann ihn selbst aussteigen zu lassen.

Vom Hoteleingang her näherte sich ein Hotelpage, ein bärtiger Malaie in einer weißen Fantasieuniform, mit Schärpe und Goldtressen [1]. Schumi winkte ihn zu sich herüber, wandte sich dann dem Ferrari zu und begann, am winzigen Gepäckfach des Sportwagens herumzuzerren. Schließlich gelang es ihm, das Fach zu öffnen, und er nahm ein Köfferchen heraus. Als er sich umwandte, musste er feststellen, dass der Page inzwischen damit beschäftigt war, zahlreiche Gespäckstücke aus dem Kofferraum des BMW zu hieven und auf ein Gepäckwägelchen des Hotels zu verfrachten.

Mit einem Schnauben griff Schumi mit einer Hand nach seinem Koffer, mit der anderen nach seiner blonden Begleitung und stürmte in den Hoteleingang.




Als der Minister mit seiner Entourage den Hoteleingang durchquerte, eilte ihm der Empfangschef des Hotels dienstbeflissen entgegen. „Herr Baron! Wie überaus erfreulich, Sie wiederzusehen.“ Sein Deutsch war fast akzentfrei. „Guten Tag, Lee. Wie geht es Pei Yen und den Kindern?“ - „Oh, ausgezeichnet, meinen feierlichsten Dank, Herr Baron. Mein Ältester ist vor sechs Monaten in die Schule gekommen.“

„Tatsächlich? Wie die Zeit vergeht. Nun, dann müssen Sie wohl bald bei den Hausaufgaben helfen.“ - „Diese Sorge ist mir eine angenehme Sorge, Herr Baron.“ Mit einer einladenden Handbewegung wies der Empfangschef auf den Lift. „Wir haben Ihre übliche Suite vorbereitet, Herr Baron. Wenn Sie mir freundlicherweise folgen wollen.“

„Einen Moment, Lee. Wilhelm, bitte begleiten Sie Sabine doch schon hinauf.“ Während sein Fahrer und seine Assistentin die Aufzüge ansteuerten, zog der Minister einen Umschlag aus der Brusttasche und entnahm ihm eine bedruckte Karte. „Können Sie mir verraten, was hinter dieser Einladung steckt, Lee?“

„Bedaure sehr, Herr Baron. Wir wurden lediglich mit der Reservierung beauftragt. Ihr Aufenthalt ist im voraus bezahlt, und wir sind aufgefordert worden, Ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.“

„Nun, dann soll es mir recht sein. Lesen Sie nur, Lee, lesen Sie.“

An der Rezeption führte der Rennfahrer ein ähnliches Gespräch mit einer Empfangsdame. Eine Einladungskarte, die identisch mit der des Ministers war, lag auf dem Tresen, doch die Hotelmitarbeiterin schüttelte nur freundlich den Kopf. Ihrem Englisch konnte er nicht immer folgen, aber auch er entnahm ihren Worten, dass er zu einem Luxusaufenthalt mit allen Schikanen eingeladen war, und seine Laune besserte sich zusehends. Sein Vermögen hätte zwar ausgereicht, die gesamte Hotelkette zu kaufen, aber wie die meisten wirklich reichen Menschen hatte er heimlich eine besondere Freude an Dingen, die er umsonst bekam.


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Die Long Bar des Raffles vermittelte dem Hotelgast das Lebensgefühl der alten malaiischen Pflanzer und Großgrundbesitzer. Ngiam Tong Keong, Barkeeper der Long Bar in der vierten Generation, genoss den Ruf, jedes alkoholische Getränk der Welt beschaffen zu können. Sein Urgroßvater hatte vor hundert Jahren den Singapore Sling erfunden, einen erfrischenden Cocktail, der so voluminös und beliebt war, dass ganze Plantagen nur mit der Erzeugung der Rohmaterialien hierfür ausgelastet waren.

In neuerer Zeit wurde der Sling in großen Tanks vorproduziert, um die Nachfrage an der Long Bar stets zügig befriedigen zu können. Der Minister hatte mit Sabine, seiner Assistentin, leger am Tresen Platz genommen und das weltberühmte Getränk bereits einmal für sie bestellt. Als es eintraf, bedachte er es allerdings mit einem skeptischen Blick.


Singapore Sling.jpg


„Wat is dat denn?“ tönte es plötzlich hinter ihm. Der Rennfahrer hatte sich mit seiner rasanten Blondine ebenfalls an der Bar eingefunden. „Dat kann ein normaler Mensch doch nit trinken. Sieht ja aus wie ne Berliner Weiße mit Schuss.“

„Wer Sie auch sein mögen und in welchem Bauwagen Sie auch aufgewachsen sein mögen, in diesem Punkt muss ich Ihnen recht geben“ bestätigte der Minister. „Aber es heißt, in diesem Etablissement wird jeder Getränkewunsch erfüllt. Keong, “ er wandte sich an den Barkeeper, „mir steht der Sinn nach einem Aventinus Weißbier-Bock.“ Der Malaie zog eine Augenbraue hoch. „Wie Sie wünschen, Herr Baron. Genaugenommen ist die Starkbierzeit schon vorbei, aber für besondere Gäste haben wir noch eine Reserve.“ Er verschwand und kehrte kurz darauf mit einer bauchigen braunen Flasche zurück, aus der er fachmännisch eine dunkle, schäumende Flüssigkeit in ein hohes Bierglas rinnen ließ.

„Wat andere Leute so für Bier halten“ wunderte sich der Rennfahrer. „Herr Kellermeister, für misch bitte ein frisch gezapftes Malzmühlenkölsch, wenn's rescht is.“ Der Barkeeper zuckte nicht mit der Wimper, programmierte kurz an seiner chromblitzenden Zapfanlage herum, füllte dann ein kleines Biergläschen bis zum Rand, plazierte es in einem kleinen hölzernen Träger, der etwa zehn dieser Gläser aufnehmen konnte, und lieferte es damit kunstgerecht ab.

Der Minister warf einen abschätzigen Blick auf das Gläschen. „Wenn Sie sich kein richtiges Bier leisten können, sollten Sie das Trinken vielleicht ganz aufgeben.“

„Isch hör wohl nit rescht. Wovon spreschen Sie eigentlich? Von dem Brackwasser da in Ihrem Eimer?“

„Dies, mein anspruchsloser Freund, ist eine köstliche Bierspezialität. Wie Sie wissen, wurde das Bierbrauen in Bayern erfunden, und noch heute finden Sie in fast jeder Gemeinde Bayerns eine kleine Brauerei, in der Sie die herrlichsten Biere entdecken können. Allein in meinem Wahlkreis ...“

Weiter kam der Minister nicht. „In Bayern? Dat wüsst isch aber. Jeder Bierkenner weiß, datt dat Bier im Rheinland erfunden wurde. Und die wahre Bierkultur gibb et nur in Köln und in einigen Gemeinden, die von der Natur zumindest mit dem Anblick des Kölner Doms am Horizont jesegnet sind.“

„Hoppla! Ich staune! Sie können ja richtig poetisch sein! Als nächstes werden Sie mir wohl weismachen wollen, wie der Hopfen an den Mauern Ihres Kölner Doms emporrankt!“ Er wandte sich wieder dem Barkeeper zu. „Nun, zum Glück haben wir hier einen ausgewiesenen Getränkeexperten, den wir fragen können. Keong, mein Lieber, Sie werden die Bildungslücken dieses Herrn doch sicher schließen können und mir bestätigen, dass es ein Bayer war, der das Bierbrauen erfunden hat.“

Angesichts der gespannten Atmosphäre, die sich zwischen den beiden Streithähnen entwickelt hatte, waren Keong offensichtlich seine exzellenten Deutschkenntnisse abhanden gekommen. „Me sorry, Sir“ murmelte er und entdeckte, dass am anderen Ende des Bartresens dringend ein paar Zapfhähne blankgewienert werden mussten.

„Also nun mal im Ernst“ sagte der Rennfahrer und schob das Kölsch dem Minister zu. „Probieren Sie mal ein richtiget Bier. Sie werden mir noch dankbar sein. Ich tue Ihnen einen Jefallen.“

„Falls es Ihnen damit Ernst ist, mir einen Gefallen zu tun, dann schlage ich vor, Sie wechseln den Platz. Oder am besten gleich die Stadt.“ Er stieß das Kölsch fort und nahm einen tiefen Zug seines Bockbiers. Hinter ihm ertönte ein leises Kichern. Sabine, die elegant gekleidete Assistentin, amüsierte sich offensichtlich sehr über die beiden Herren. Auch die Blondine neben Schumi, die ein etwas knappes Top und einen Lederrock trug, grinste inzwischen breit. Beide Damen schlürften schweigend ihren Singapore Sling und verfolgten einen Konflikt, der so alt war wie die Menschheit.

„Habe ich Sie eben rischtig verstanden, dat Ihnen meine Jesellschaft nit zusagt?“ In die Stimme des Rennfahrers war jetzt ein leicht bedrohlicher Unterton geraten.

„Das haben Sie in der Tat vollkommen richtig verstanden. Und sogar recht schnell, das hätte ich Ihnen nicht ohne weiteres zugetraut.“ Der Rennfahrer stutzte. Langsam ballte sich seine Rechte zur Faust. Der Minister umfasste die Faust des Rennfahrers mit beiden Händen und hielt sie fest. Für einen Augenblick verharrten beide in stummer Anspannung. „Wenn Ihnen danach ist, können wir gern vor die Tür gehen und die Angelegenheit nach alter Väter Sitte regeln.“ bot der Minister an.

„Allmählisch ist mir sehr danach. Aber warum erst nach draußen gehen? Am Ende überlegen Sie et sisch anders und machen sisch davon.“

Der Minister musterte ihn kurz, stieß dann einen Seufzer aus und drehte sich zu seiner Assistentin um. „Bitte entschuldigen Sie mich für einen Augenblick, Sabine. Es kann sich nur um Sekunden handeln.“ Er begann, sein Jackett abzulegen.

Keong war inzwischen hinter seinem Tresen hervorgetreten und legte dem Minister eine Hand auf die Schulter. „Herr Baron, ich bitte Sie ...“

Der Minister schob die Hand fort. „Machen Sie sich keine Sorgen, Keong. Ich komme für jeden Schaden auf. Das ist mir der Spaß wert.“

Im Gesicht des Rennfahrers machte sich ein Grinsen breit. „Hab isch rischtig gehört? Ein eschter Baron? Isch glaube, isch hatte noch die das Vergnügen, jemandem aus dem Hochadel zu vermöbeln. Ist mir eine Ehre, Hoheit.“ Er tänzelte von einem Bein aufs andere.

„Da muss ich Sie enttäuschen, zum Hochadel zählt meine Familie leider nicht. Auch die Anrede Hoheit steht mir nicht zu. Ich ...“ Weiter kam der Minister nicht, denn der Rennfahrer versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ. Er stürzte nach hinten und fand keinen Halt, da er mit einem Arm immer noch im Jackettärmel steckte. Mit einem Krachen landete er zwischen den Barhockern. Sabine ergriff ihren Cocktail und sprang behende davon, bevor er in sie hineinfliegen konnte.

„Ich muss noch eine Warnung vorwegschicken, mein Lieber“ ächzte der Minister, während er sich wieder aufrappelte. „Ich beherrsche sieben asiatische Kampfsportarten und möchte Sie nicht verletzen. Wir sollten vielleicht ...“ Ein Faustschlag des Rennfahrers unterbrach ihn erneut und ließ ihn zu Boden gehen. „Schluss mit den Formalitäten. Isch bin Privatpatient, nur keine Hemmungen.“

Der Minister schüttelte verwirrt den Kopf, ruckelte noch etwas an seinem Arm, der immer noch im Jackett feststeckte, sprang dann ansatzlos auf und rammte dem Rennfahrer seinen Kopf in die Brust. Zusammen landeten sie in einer vollbesetzten Sitzecke der Bar. Cocktailgläser gingen zu Bruch und mehrere Gäste wurden von farbenfrohen Longdrinks durchnässt.