Betriebsweihnachtsfeier
Die Betriebsweihnachtsfeier ist ein alljährlich in der Vorweihnachtszeit stattfindendes Ritual unter Menschen, die in dem gleichen Betrieb angestellt sind und sich zum Behufe der Verbesserung und Pflege des Betriebsklimas in einem griechischen Restaurant treffen, um literweise Ouzo in sich reinzuschütten. Die Angestellten eines Betriebs ohne ein Alkoholproblem versuchen dieses Feier meistens durch fadenscheinige Ausflüchte wie etwa Meine Katze hat Malaria oder Ich habe eine Griechenland-Allergie zu umgehen, die Alkoholiker unter den Angestellten hingegen freuen sich auf dieses Ereignis, gibt es ihnen doch die Gelegenheit mal wieder richtig abzustürzen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Ausprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Anfang einer Betriebsweihnachtsfeier hält der Chef meistens eine kleine vorbereitete Rede, in der er seinen Angestellten für die vielen Überstunden und den phänomenalen Umsatzrückgang des letzten Jahres dankt. Einzelne Angestellte werden besonders gelobt - meistens die weiblichen Mitarbeiter, die sich trotz der ständigen sexuellen Belästigungen durch ihren Chef noch nicht zu einer Kündigung durchringen konnten. Nach der Ansprache des Chefs tischt der Wirt des Restaurants die Vorspeisenplatte auf, die aber keinen der Anwesenden so richtig begeistern kann, weswegen man sich lieber dem Konsum des bereitgestellten Ouzos widmet und die vorbereiteten Geschenke - bestehend aus billigen Parfums, Rasierwassern und Alkoholika untereinander verteilt. Der Ouzokonsum lockert allmählich die Zunge, vertreibt die Hemmungen und so kommt es bald zu ersten Annäherungsversuchen des Buchhalters an die Chefsekretärin mit plumpen Sätzen wie: „Ich wollte Sie immer schon mal fragen, welche Körbchengröße Sie haben“ oder „Ich liebe ihr Parfüm, es erinnert mich so sehr an meine verstorbene Mutter.“
Spätestens nach der Hauptspeise, die wiederum nur aus Ouzo besteht, haben dann alle Anwesenden einen Alkoholpegel erreicht, der ihnen den gepflegten Kontrollverlust ermöglicht und das hemmungslose gegenseitige Anbaggern ermöglicht. In diesem Zustand werden auch gewisse Tabus gebrochen und verschwiegene Wahrheiten angesprochen und der Pförtner traut sich endlich einmal, seinem Chef zu sagen, dass er ihn für einen aufgeblasenen Jungunternehmer ohne Führungsqualitäten hält. Einige Angestellte fangen in diesem Stadium auch an, auf den bereitgestellten Tanztischen zu tanzen, andere werden weinerlich und beginnen ungefragt damit, von ihren Minderwertigkeitskomplexen und sonstigen Nöten zu erzählen. Bei der Nachspeise, die aus Ouzo mit Ouzo besteht, liegen dann schon einige nicht so trinkfeste Mitarbeiter unter den inzwischen total verwüsteten Tischen während andere auf der Restauranttoilette den ganzen Ouzo wieder loswerden. Spätestens dann ist es Zeit für den lallenden Chef, die vorbereitete Abschiedsrede zu halten, die er aber in seiner geistigen Verwirrung meistens nicht mehr finden kann. Bei der Verabschiedung versuchen dann die Singles unter den Angestellten, Mitfahrgemeinschaften in die jeweiligen Privatwohnungen zu bilden, um wenigstens ein Mal im Jahr auf ihre angestauten sexuellen Kosten zu kommen.
Die Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Tag nach einer Betriebsweihnachtsfeier herrscht in dem betreffenden Betrieb eine peinliche Stille vor, die nur durch gelegentliche Wutausbrüche des total verkaterten Chefs über die exorbitanten Kosten dieser Feier unterbrochen wird. Man schaut sich gegenseitig an diesem Tag nicht in die rotumränderten Augen und die Hälfte der Belegschaft liegt noch "in Sauer" in den eigenen vier Wänden. Die begangenen Tabubrüche der vorangegangenen Nacht werden möglichst totgeschwiegen und über die besonders haltlosen Mitarbeiter wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt und abgelästert. Das Betriebsklima hat sich durch diese Feier enorm verbessert, da alle Beteiligten ihr Gesicht voreinander verloren haben und die Hierarchie in dem Betrieb dadurch kurzfristig in Frage gestellt wird. Es kann in Folge einer solchen Feier auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen - hier trifft es meistens die weiblichen Mitarbeiter, die ihrem Chef an diesem denkwürdigen Abend endlich einmal gesagt haben, was für ein sexistischer, aufgeblasener Jungunternehmer ohne Führungsqualitäten (und ohne Eier in der Hose) er sei. Gelegentlich enstehen aus solch einer Betriebsweihnachtsfeier durch die miteinander begangenen Tabubrüche auch langfristige Freundschaften bzw. Notgemeinschaften unter den Mitarbeitern, die für den Zusammenhalt innerhalb des Betriebes förderlich sind.