Defibrilliermarsch

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Ein Defibrilliermarsch ist ein spezielles Musikstück, das zu dem Zweck komponiert wurde, durch musikalische Schwingungen Kammerflimmern zu heilen.

Obwohl durchaus musikalische Ähnlichkeiten bestehen, sind Defibrilliermärsche von Defiliermärschen zu unterscheiden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1859, nach der Schlacht von Solferino, machten sich verschiedene Leute Gedanken, wie das Grauen des Krieges durch Sofortmaßnahmen nach Verletzungen zu vermindern sei. Die unterlegene österreichische Armee etwa versuchte es mit militärischen Mitteln. Wegen der vielen bei der Schlacht von Bajonetten aufgeschlitzten Soldatenleiber übten die österreichischen Rekruten fortan beim Exerzieren einen neuen Marsch ein, einen Selbstheilungsmarsch, den sogenannten "Defiletiermarsch". Der erste Heilmarsch war kurz zuvor eigentlich für Zivilisten erfunden worden, von Sebastian Kneipp, das sogenannte "Wassertreten". Im deutsch-österreichischen Scheidungskrieg anno 1866 bewährte sich der Defiletiermarsch jedoch nicht - er blieb völlig wirkungslos, weil filetierte Soldaten nicht marschieren können.

Um die Jahrhundertwende machten sich viele Ärzte Gedanken, durch welches Verfahren die in Kriegen massenhaft notwendige Reanimation einfacher und sicherer zu gestalten sei.

1905 gelang dann dem deutschen Mediziner Ferdinand Sauerbruch der Durchbruch: Er entdeckte, dass gewisse musikalische Schwingungen das Herz beeinflussen können.

Noch im selben Jahr wurde der Komponist Karl Mühlberger beauftragt, einen solchen Defibrilliermarsch zu schreiben. Nach einigen Versuchen wurde ein zufriedenstellendes Ergebnis gefunden.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges und des damit verbundenen erhöhten Bedarfs an Marschmusik wurden immer ausgefeiltere Defibrilliermärsche komponiert, die es beispielsweise ermöglichten, auch durch Abspielen aus dem Grammophon ihre Wirkung zu entfalten, wenngleich natürlich stark abgeschwächter und weniger effektiv.

Daher verfügte 1915 die Oberste Heeresleitung, es sei "einem jedem Lazarett eine Blaskapelle zur Verfügung zu stellen, um die Defibrillation von Verwundeten durchführen zu können".

Ebenfalls wurden zeitweise sämtliche Sanitäter musikalisch ausgebildet und mit kleinen Pfeifen, Flöten, auf den Stahlhelm zu spannenden Trommelfellen sowie Mundharmonikas ausgestattet, um zumindest eine rudimentäre Form des Defibrilliermarsches improvisieren zu können. In der Gemeinsamen Armee und der K.k. Landwehr wurden hingegen Militärmusiker medizinisch ausgebildet, was größere Erfolge zeigte, aber aufwändiger war.

1917 wurde ein britischer Unteroffizier unehrenhaft entlassen, weil er in einer Feuerpause einen deutschen Defibrilliermarsch übertönen ließ, was zum Tod von mehr als 40 Soldaten führte und sogar von britischer Seite als Kriegsverbrechen angesehen wurde.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg eingesetzten Defibrilliermärsche unterschieden sich ihren Vorgängern dadurch, dass der Rhythmus absichtlich den Pumpbewegungen der Herzdruckmassage nachempfunden wurde. So konnten die Sanitäter, falls keine Musiker anwesend waren, die Verwundeten zumindest manuell wiederbeleben, was durch den eingängigen Text und den Rhythmus leicht fiel. Das Pfeifen der Melodie konnte ebenfalls von unterstützender Wirkung sein, wenn die Sanitäter geübte Pfeifer waren. Oft gaben die Texte auch Behandlungstipps wieder: Es gab beispielsweise einen Amputations-Defibrilliermarsch, einen Granatsplitter-Defibrilliermarsch, einen Bauchschuss-Defibrilliermarsch usw.

Niedergang und heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als in der Nachkriegszeit elektrische Defibrillatoren aufkamen, verloren die Defibrilliermärsche leider ihren Zweck. Allerdings blieben sie im Repertoire vieler Musikkapellen erhalten. Bis vor wenigen Jahren fanden sich in den Rettungstransportwägen des Bayerischen Roten Kreuzes noch kleine Trompeten, Trommeln und Liederbücher, um im Falle einer Funktionsstörung des Defibrillators Reanimationen durchführen zu können.

Ebenfalls werden Defibrilliermärsche gelegentlich auf Zivilschutzübungen geprobt, weil durch sie bei einem Massenanfall von Verletzten, beispielsweise nach Naturkatastrophen, Unfällen oder Terroranschlägen viele Patienten gleichzeitig defibrilliert werden können.

In Kindergärten und Schulen werden gelegentlich einfache Defibrilliermärsche unterrichtet, weil sie ein einfaches Mittel für Kinder, die noch nicht über die körperlichen und physischen Vorraussetzungen für die Durchführung einer Herz-Lungen-Wiederbelebung verfügen, darstellen, lebensrettende erste Hilfe durchzuführen.

Gesundheitliche Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer 2018 veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass Defibrilliermärsche bei regelmäßigem Konsum zu Herzrhythmusstörungen führen können. Es wird daher empfohlen, derartige Musikstücke nicht zu oft zu hören. Bei Musikern in Marschkapellen, die häufig Defibrilliermärsche spielen, zählen Herzrhythmusstörungen mittlerweile zu den anerkannten Berufskrankheiten.

Andererseits gibt es Berichte, wonach Zuschauer von Paraden und Konzerten zufällig Herzanfälle erlitten und durch das beherzte Eingreifen der Kapellmeister, die schnell einen Defibrilliermarsch spielen ließen, gerettet werden konnten.

Renaissance durch Bildungskrise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Schulen passieren immer mehr krisenhafte Herzrhythmusstörungsereignisse aufseiten des überlasteten Lehrpersonals. Ein noch junger sportlicher Lehrer in Ausbildung ist daher stets der Beauftragte, um im Notfall den elektrischen Defibrillator in den richtigen Klassenraum zu bringen, und zwar flott. Sein ihn alarmierendes Smartphone zeigt ihm nicht nur den Weg an, sondern bläst ihm dabei auch einen Defibrilliermarsch, der ihm Beine macht, um die Sache schnellstmöglich zu erledigen. In den meisten Fällen entpuppt sich diese Mühe aber als vergeblich, denn einE SchülerIn, der/die im Musikunterricht gut aufgepasst hat, hat meistens vor Eintreffen des Defibrillators bereits einen bekannten Defibrilliermarsch angestimmt. Die besten Ergebnisse zeitigte dies, wenn sich dann auch der Rest der Schulklasse an die entsprechende Musikstunde erinnerte und mit einstimmte!