Gulag
Mit dem Begriff Gulag ("Gesellschaftlich-Utopische Leitung für Arbeit und Gerechtigkeit") wird die Einrichtung zur effektiven Nutzung von unnötig verschwendeter Arbeitskraft im sowjetischen Russland bezeichnet.
Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das System Gulag entstand schon vor der Novemberrevolution in der Zeit der russischen Zaren. Diese waren der Meinung, es sei wesentlich einfacher und zeitsparender, politische Gegner ins ferne, kalte Sibirien zu verfrachten, als sich argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie hatten Recht: Durch die Strafversetzung in ein sibirisches Arbeitslager konnten unliebsame Aktivisten tatsächlich effektiv ruhiggestellt werden. Was die Zaren nicht bedacht hatten, war, dass es eine schlechte Idee sein könnte, besagte Aktivisten wieder freizulassen.
Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein gewisser Wladimir Iljitsch Uljanov, der an seine Zeit in Sibirien verständlicherweise keine allzu positiven Erinnerungen hatte, schaffte es im Jahre 1917, das System der Zarenherrschaft abzuschaffen. Was er nicht abschaffte, war die Gewohnheit, Andersdenkende nach Sibirien zu schicken. In der Anfangszeit (1917-1925) wurden die Betreffenden nur auf irgendeiner unvorstellbar einsamen und kalten Insel eingesperrt und dort vergessen. Dann starb Wladimir, und seine Nachfolger erkannten, dass hier ein großes Potential unnötig verschwendet wurde. Von jetzt an galt die Devise "Besserung durch Arbeit": Anstatt nutzlos in kalten Zellen herumzusitzen und Zeit mit depressiven Gedichten und Masturbation zu vergeuden, mussten die Häftlinge nun die Arbeit verrichten, für die andere zu gleich waren. Zu Beginn ging es dabei hauptsächlich um Dinge wie Holzhacken.
Als klar war, dass Joseph Stalin (der an seine Zeit im Lager ebenfalls nur mit Grimm zurückdachte) Wladimirs Nachfolge antreten durfte, gab es eine neue Welle an Arbeitskräften für die Lager in Sibirien - schließlich war Stalin nicht der einzige Bewerber gewesen. Und er war sauer. Und darüberhinaus ehrgeizig. Um die Unterstützung einer großen Mehrheit des am öffentlichen Leben teilhabenden Volkes zu haben, reicht es, wenn man genug derjenigen, die einen nicht unterstützen, nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben lässt, dachte Stalin. Er hatte Recht.
1929 forderte Stalin, die Gefangenenlager müssten effizienter genutzt werden, und gründete die Gulag, der die Lager ab sofort unterstanden und die die Arbeiter zu immer mehr Tätigkeiten einsetzte. So wurden die Häftlinge zum Bau von Pipelines und Kanälen eingesetzt. Die sowjetische Führung versprach sich davon Einsparungen bei Strukturinvestitionen. Sie hatte Recht. Dennoch zeigte sich, dass halb verhungerte und zu drei Vierteln erfrorene Männer nur schlecht in der Lage waren, mit Spaten und Spitzhacken einen Kanal vom Weißen Meer zu Ostsee zu graben. Deshalb, und auch, weil das System Gulag nur schwer mit der sozialistischen Propaganda vereinbar war, wurde das System gegen Ende der 50er schließlich abgeschafft und die Lager aufgelöst.
Opfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die in den Lagern des Gulag inhaftierten waren zweifellos Opfer.
Wer sich schon einmal einen Monat lang von einer Portion Haferschleim am Tag ernährt und dabei jeden Tag im Fitnessstudio war, kann sich immer noch nicht wirklich vorstellen, was für Opfer.
Die Zahl dieser armseligen, erbarmungswürdigen Opfer wird heute auf etwa 2,5 Millionen geschätzt. Diese Zahl ist insofern ein Grund zur Erleichterung und Freude, als sie immer noch weit unter der tatsächlichen Zahl derjeniger liegt, die Stalin nicht mochten. Es hätte also schlimmer kommen können.
Alltag im Lager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Häftlinge konnten sich mit ihrem Schicksal oft nur schlecht abfinden; von vielen wurde das Lagerleben als "beschissen" bezeichnet. Sie hatten Recht.
Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das System Gulag ließ wirkliche Erfolge vermissen. Die im für die Lager benutzen Begriff "Besserungsarbeitsanstalten" zum Ausdruck kommenden Ziele wurden größtenteils nicht erreicht. Wie oben schon beschrieben, konnte man die unmotivierten Aktivitäten der skelettartig abgemagerten Häftlinge meist beim besten Willen nicht als "Arbeit" bezeichnen; den Begriff "Produktivität" brachte in Bezug auf die Lager nicht einmal die sowjetische Propagandaabteilung über die Lippen. Außerdem waren bei den meisten, die man wegen einer falschen Meinungsäußerung zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt hatte, seltsamerweise auch nach langer Zeit keine Besserungen der Gesinnung zu beobachten.
Gulag heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit dem Ende der Sowjetunion 1991 endete auch das System Gulag endgültig. Es gibt jedoch Nationen, die den alten sowjetischen Brauch wieder aufleben lassen, darunter der ehemalige Erzfeind USA mit dem Lager für "feindliche Kombatanten" in Guantanamo Bay und, weniger überraschend, Nordkorea, wo die Tradition Gulag in bester 50er-Jahre-Sowjetmanier weitergeführt wird (wie eigentlich alles in Nordkorea). Katgorie:Wirtschaft