Homo orientis

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Der Homo orientis, im Volksmund "Ossi" genannt ist ein Wesen, das in den sozialistischen Umerziehungskasernen der DDR als 'neuer Mensch' nach dem kommunistischen Ideal geformt wurde.

Ausprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

9. November 1989, die ersten Ostdeutschen kommen über die Grenze

Tugenden wie Ehrlichkeit, Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, Loyalität (Obrigkeitshörigkeit) wurden konsequent gefördert, um den Homo orientis auf das Leben im ideal-futuristischen Arbeiter- und Bauernstaat vorzubereiten. Als nun die ersten Generationen ausgebildet und bereit für die Welt waren, machte es >>*plopp*<< und der Staat war weg. Mit dem Verschwinden der sozialistischen Außenumgebung standen nun Hunderttausende 'neue ideale Menschen' sinnlos herum und wurden größtenteils von braunen Löchern geschluckt. Der Rest diffundierte in den Westen und nach Österreich, kam aber mit dem dortigen Turbokapitalismus nicht zurecht, da Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft dort völlig unbekannt waren, und anstelle dessen Bildungsbluff und Ellenbogenmentalität stark favorisiert wurden.

Der Ossi ist somit eine tragische Gestalt, vorbereitet und ausgebildet für eine Welt, die es nicht mehr gibt, gesellschaftlicher Sondermüll auf Halde, der noch über Generationen das kulturelle Grundwasser vergiften würde, wäre da nicht die weise und besonnene Integrationspolitik der BRD, die ihre Effektivität bereits bei Generationen von Gastarbeitern unter Beweis stellen konnte.

Verhaltensmuster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den ersten Blick ist der Homo orientis nicht von anderen Bundesbürgern[1] zu unterscheiden. Durch die 40 Jahre andauernde Isolation und Gehirnwäsche fällt sein Integrationspotential allerdings deutlich auf, sobald es um soziale Interaktion oder politische Diskussionen geht. Der Ostdeutsche hält an bereits toten Idealen fest und glaubt an das Gute in jedem Mensch wie z.B. Zeitungsabonnement-Vetretern, Verkäufern auf QVC oder CDU-Politikern.

Konkurenzverhalten und Arbeitsmoral[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konkurenzkampf ist dem Homo orientis gänzlich unbekannt. Dies zeigt sich am Beispiel der Planwirtschaft[2] am Besten. In der DDR lernte er bereits seinen Arbeitsplatz mit zwei ebenso unproduktiven Individuen zu teilen. Nachdem man innerhalb von 6 Monaten den Plan für die kommenden 5 Jahre fertig gestellt hatte und genug Kühlschranktüren produzierte, konnte man die restlichen 4 1/2 Jahre dazu verwenden Karten zu spielen, Pfefferminzlikör[3] zu trinken und mit seinen zwei Kollegen darüber zu diskutieren, was man wohl im nächsten 5 Jahresplan zu produzieren hat. Eventuell ja die passenden Kühlschränke zu den nun existierenden Türen?

Da die Produktivität, die quasi auf Null sank, sich nicht auf Beförderungen, Gehaltserhöhungen oder Versetzungen auswirkte, empfand man keinen Druck, wenn der Kollege neben einem einen Badewannenstöpsel mehr pro Tag produzierte, als man selbst. Dieses Verhalten wird dem Ossi heute zum Verhängnis. Nicht genug, dass er nun in unmittelbarer Konkurenz zu seinen Kollegen steht, sondern auch zu sich selbst. Produzierte er etwa am vergangenen Tag noch 7 Frisbee-Scheiben, erwartet die Führungsriege eine Steigerung der eigenen Produktivität schon am nächsten Tag um etwa 2,3%[4]. Der Ostdeutsche, der es gewohnt war 6 Monate in 5 Jahren zu arbeiten, ist durch diesen Umstand völlig überfordert und gibt auf. Bei der Bundesagentur zur Betreuung ostdeutscher Integrationsproblematik wird versucht, den Homo orientis zum Homo faeces[5] weiter zu entwickeln. Anfangs werden kleinere Arbeiten, im Umfang von 10 Stunden pro Woche, angenommen. Dies kann dann z.B. Krankenpflegehelfer, Verkaufshelfer, Straßenkehrerhelfer oder auch Straßenkehrerhelfershelfer sein. Sind die 40 Arbeitsstunden pro Monat etabliert und der Probant gewöhnt an den Zustand nur bis 11 Uhr schlafen zu können, wird die Arbeitszeit verdoppelt und der Tätigkeitskreis ausgedehnt. Letzter Schritt ist es eine komplette 8 stündige Nachtschicht in einem Call Center zu absolvieren. Erst dann gilt der Ostdeutsche als vollständig angepasst.

Kosumverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinter dem Eisernen Vorhang war es normal, nicht mehr als 600 Mark im Monat zur Verfügung zu haben und davon Miete, Nebenkosten und Nahrung zu zahlen. So verbindet auch heute noch der Ostdeutsche die monatlich 350€ mit dem Wohlstand vergangener Tage. Beobachtet man einen Ossi am Monatsanfang fällt auf, wie häufig er sich durch Versandhauskataloge oder Sender wie QVC und Sonnenklar.tv schlägt. Dabei reagiert er äußerst empfindlich auf das Wort "Angebot". "Angebot" steht heute für günstige Sachen, meist am Rande des Haltbarkeitsdatums. In der ehemaligen SBZ allerdings war mit "Angebot" das gesamte Portfolio gemeint.

Wenn also ein Ossi bei QVC einen kackenhässlichen Plastikring mit Glasstein für 299€ sieht, der mit dem Wort "Angebot" versehen wird, geht er wie folgt vor:

Hm? ... ANGEBOT?! ... oh mist, wenn mir das durch die Lappen geht ... Ich muss sofort zugreifen bevor es mein Nachbar tut! ... Hab ich schon ein Telefon beantragt? ... Ach nee, ich hab ja eins seit der Schutzwall gefallen ist. ... OK, wie war das? ... Erst abheben, dann Nummer wählen... geil, es klingelt! ..... ....... ........ "BESTELLUNG" ...... ....... ....... "EINS!" ..................... "JA! Wird das nicht sowieso immer gemacht... also da wo ich herkomme...."[6] ............... "Ja Guten Tag, ich hätte gern den Ring mit der Nummer 666666. ... Der ist noch da? Na Klasse! Dann per Express zu mir!"

Egal wie nutzlos oder hässlich der angeschaffte Krempel ist, es muss einfach sein. Ein innerer Zwang bringt den Ossi dazu dies irrationale Verhalten an den Tag zu legen.

Es könnte ja das letzte Mal sein, dass Zierdecken mit aufgedruckten Gartenzwergen zu erstehen sind, und dann auch noch so günstig!

Aber auch hier gibt der Staat Starthilfe. Wenn erst mal genug Klimmbimm in der Wohnung ist und nicht mehr genug Geld um Miete etc. zu bezahlen, stellt Vater Staat einen Konsumhelfer zur Verfügung. An alle eigentlich überlebenswichtigen Dinge wie Bett, Kühlschrank oder Plasma-TV, klebt dieser Kuckkucksaufkleber um eine Abholung zu veranlassen. Alles was dem Homo orientis noch bleibt sind Zierdecken, Reisegutscheine und Gartenzwerge mit Politikerkonterfei. Konfrontiert mit dem Mangel an Existenziellen besinnt er sich schon meist nach 2 bis 3 Wochen der neuen Umstände und kann in den Kapitalismus und die freie Marktwirtschaft entlassen werden.

Sozialverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ostdeutsche auf Shoppingtour in Westberlin. Bei genauerem Hinsehen fällt der Unterschied zum mitlaufendem Westdeutschen auf.

In Sachen Sozialverhalten brilliert der Ostdeutsche als Vorreiter einer modernen und doch zurückgebliebenen Gesellschaft. Als gläserner Bürger erzogen, macht es ihm nichts aus unter ständiger Beobachtung zu stehen. Im Gegenteil, es scheint als ob er es genieße. Bei der kleinsten Gelegenheit, egal ob Strandurlaub, Waldspaziergang und simpler Einkaufsbummel über Kurfürstendamm, reißt sich der Ostler die Kleider vom Leib und zeigt, was er hat. Diese fortschrittliche Offenheit stößt in westlichen Regionen auf Unverständnis. Noch zu viel Wert wird auf Äußerlichkeiten wie Kleidung gelegt, statt sich über bare Brüste und Pimmel zu freuen. Auch wirken bestimmte andere soziale Muster des Ossis befremdlich. So z.B. das ständige "Wort für Wort"-Protokoll, was jeder Ossi im Gespräch mit Kapitalisten führt, oder das Verwanzen benachbarter Telefonleitungen. Auch die ostdeutsche Namensgebung findet wenig Freunde in den alten Ländern[7].


Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. alles was sich in Deutschland aufhalten darf, ohne erschossen zu werden
  2. Nachfolgesystem der Planlosigkeit
  3. Nationalgetränk der DDR
  4. völlig an den Haaren herbeigezogener Wert
  5. Kapitalistenschwein
  6. Antwort auf die Frage ob das Gespräch mit dem Mitarbeiter zu Schulungszwecken aufgezeichnet werden darf.
  7. Was ist an Kevin-Nicolas-John-Philippe-Pière-Xavier Müller so schlimm?