Leber

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Es ist...eine Leber!

Die Leber gehört zur Klasse der lebenswichtigen Organe und gilt unter Medizinern als das Gehirn des Unterleibs. Daher ist sie Quell zahlloser Untersuchungen, Theorien und Legenden. Sie wächst – entgegen standfester Behauptungen des Bahnhofsbuchhandlungsdichters Eckart von Hirschhausen – keineswegs mit ihren Aufgaben, sondern ist ein im Normalzustand durch und durch langweiliger, klaglos arbeitender und sich selbst bisweilen regenerierender Controller. Umso erstaunlicher mutet das Ergebnis der neuesten Emnid-Umfrage an, die der Spiegel mal wieder losgetreten hat, wonach 72% der befragten Deutschen ihr eine „wichtige Rolle“ wünschen, womit die Leber beliebter ist als selbst der fränkische Ölprinz Karl-Theodor zu Guttenberg. Das stattliche Ergebnis wird lediglich übertroffen von der Niere, was aber vor allem am derzeitigen, von der SPD initiierten Nierenhype liegt. Eine hohe Zustimmung zur Aufgabe der Leber liegt allerdings auch im altgriechischen, weinseligen Mythos begründet, die Leber sei der Sitz der menschlichen Intelligenz. Mit Fug und Recht lässt sich demnach zumindest behaupten, dass die Leber… (wird nach Filmriss noch gegebenenfalls entsprechend toll zu Ende geschrieben°°°blubb°°°Mann, wer hat mir denn wieder dieses Stöffche ins Glas, ach das hab ich mir ja selber°°°glrrrks)

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fettlebern landen oft zu Unrecht in der Nierenschale. Mit Meersalz, schwarzem Pfeffer und etwas Mut kann jedermann sein Diner entsprechend bereichern.

Die Leber liegt zentral im östlichen Teil des Körpers und ist, wenn sich der Träger nicht gerade im Boxkampf oder im Delirium Tremens befindet, trotz ihrer Größe und ihres Gewichts im Grunde kaum lokalisierbar. Sie besteht aus mehreren Samen (früher abschätzig: Lappen), die teils mit dem Bauchfell verwachsen sind. Dass sie nicht, wie andere wichtige Organe, an Bändern aufgehängt ist, liegt daran, dass die Leber trotz ihrer spießigen Arbeitsamkeit eine sehr ungünstige Prognose aufweist, sobald Schadstoffe in sie eindringen. Sie neigt dann zu gefährlichen Verhaltensweisen wie Bungee-Jumping und Darmtrampolin, was im fragilen Gefüge der menschlichen Baucheinrichtungen Unannehmlichkeiten wie spontanes Einkoten zur Folge haben könnte. Die Leber ist unterteilt in den rechten, größeren Lappen (pardon: Samen), der seit 1993 Charles-Bukowski-Lappen heißt. Der kleinere linke, bis in die Bauchhöhle ragende Harald-Juhnke-Lappen wurde erst 2005 entdeckt, als sich angebliche Bauchhöhlen­schwangerschaften verschiedener Starkstrom­alkoholiker als Aszites entpuppten und die solcherart angestochenen scheinschwangeren Patienten mit einem fröhlichen „Ozapft is‘“ auf den Lippen umgehend explodierten. Erfreut über ihre Entdeckung servierten die operierenden Ärzte die Rückstände während einer spontan organisierten Sushi-Party auf Station U6 des Mannheimer Tippelbrüderhospitals als „foie gras humain“ mit Petersilie garniert auf Toast, bevor sie wie üblich über das hoffnungsfrohe und gleichfalls schwerstens angeheiterte Pflegepersonal herfielen.

Die Leberphrenologie konnte sich trotz allen Charmes nicht durchsetzen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon Aristoteles, ein bekannter Lebemann, Spiegeltrinker und somit Spezialist alles Stofflichen, interessierte sich für die Leber. Die Vivisektion, die im alten Griechenland ebenso wenig mit Tabus belegt war wie Analverkehr, Scheindemokratie und Scherbengericht, führte den begabten Naturphilosophen zum Schluss, dass ein Organ von stolzen 1,2 bis 1,7 Kilogramm Gewicht nicht ganz nutzlos sein konnte. Und das bei einer beileibe nicht großen Mastgans! Bei einem mit Philosophieschülern zünftig homoerotisch organisierten Gedächtnisgelage zu Ehren des großen Denkers Sokrates, der seinerzeit nach einem großen Glas Sauternes das Zeitliche hatte segnen müssen, kam ihm die Idee, das eigentliche, pure an allem menschlichen Dasein in einer Skala festzuhalten. Noch heute warnen Ärzte in der Nachfolge seines wichtigsten Schülers Hippokrates vor dem Genuss von Gänseleber aufgrund exorbitanter Purinwerte.

In der Welt des frühen Christentums spielte die Leber keine wichtige Rolle. Man konzentrierte sich auf das Herz als Sitz des Geistes, das Gehirn als Sitz alles Bösen und auf das Rektum als Sitz, den man sich bei aller Körperfeindlichkeit nicht wegwünschen konnte. Erst nach vielen Jahrhunderten kam ein bayrischer Arzt namens Franz-Josef Gall darauf, der Leber Funktionen zuzuweisen. Als erstes benannte der eitle Mann die bisher namenlose grüne Blase an der Unterseite nach sich selbst - das letzte Relikt seiner Leber-Phrenologie, die ansonsten ein totaler Schuss in den Ofen war. Zudem war sie außerhalb jedes zeitgeistlichen Verständnisses, weswegen Gall frustriert auf das Gehirn auswich und so zumindest eine hundert Jahre währende Irrlehre begründen konnte und als glücklicher Mann starb. Noch Jahre später widmeten ihm die Jungs von den Roots ein Album (Phrenology, 2002).

Heute ist die herausragende Rolle der Leber in allen körperlichen Angelegenheiten unbestritten, was insbesondere der Lobbyarbeit des unermüdlichen Straußenwirtschaftsministers Rainer Brüderle zuzuschreiben ist. Das Saufen in Hotels ist aufgrund seines selbstlosen Einsatzes mit 7% MWSt besonders vergünstigt, allerdings nur, wenn man gleich in der Minibar übernachtet, denn dann gilt das Gesamtpaket unter Rechtsexperten als überwiegend verpflegungsorientiert. Für Brüderle wurden zu diesem Zwecke übrigens in Bad Dürkheim und Neustadt an der Weinstraße eigens Minibars mit einer Temperatur von 24°C und 30 qm Wohnfläche eingerichtet. Nutten sind in diesen Bars allerdings nicht mehrwertsteuervergünstigt, wie sich der Dehoga in einer Presseerklärung ungefragt beeilt klarzustellen.

Corporate Identity[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweifellos ist die Leber eines der bekanntesten Organe des menschlichen Körpers. Dazu hat auch beigetragen, dass der bekannte Telekom-Einpinsler Jürgen Kindervater für das charakteristische Magenta einer gut geschwollenen Fettleber gesorgt hat. Zudem erreicht die Leber im Deutschen Kundenmonitor jedes Jahr unerreichte Werte in Sachen Kundenfreundlichkeit (im Jahr 2010: 1,5 im Vergleich zur Telekom: 4,4), die sie sich insbesondere durch ihr weitgehend unbemerktes Beiseiteräumen von Giftmüll verdient hat. Im Vergleich schneiden selbst hochgehypte Organe wie Herz (2,0), Hirn (2,7) und Arschloch (3,1) eher schwach ab. Die PR-Arbeit der Leber ist ein, wie der Bahnhofsbuchhandlungsphilosoph Peter Sloterdijk herrlich unzutreffend anmerkt, „gut erforschtes Feld“. In Wahrheit lebt das Organ von einer nur schwer verständlichen Dialektik, die Todessehnsucht, Überlebenswillen und Protest zwanglos einschließt, etwa so wie es sonst nur die Grünen schaffen. Im Vergleich zu den Grünen hat die Leber allerdings den Vorteil, sich regenerieren und auf Kulturdampfnudeln wie Claudia Roth verzichten zu können.

Ausblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir werden vermutlich nie wissen, ob die Leber es schafft, den ihr gebührenden Status auch zu den gesellschaftlichen Multiplikatoren weiterzutragen. Berühmte Leberkranke als Testimonials scheiden aufgrund frühen Ablebens weitgehend aus – und beschwerdefreie Promis sind für das Thema kaum zu gewinnen. Ulrich Wickert beispielsweise hat auf Anfrage verlauten lassen, er sei mit moraltriefenden Pamphleten „nun wirklich mehr als ausgelastet“ und selbst Paul Bocuse beschied sich mit einem knappen „allez manger chez moi et vous saurez“, was seine berühmten Wachtellebern in Butterémincé betrifft. Die Liga der Cholesterinfreunde, ansässig in der saarländischen Goldenen Bremm, prophezeit dennoch einen weiteren Anstieg leberrelevanter Themen in den nächsten Jahren, „und falls es Ihnen nicht passt, dann beschweren Sie sich halt beim Oskar, die blöde Sau, a propos, mir fällt grad ein, der schuldet mir noch seit unserer letzten Puffwette einen Zentner Kutteln mit Dibbelabbes in Leberknödelsauce!“, wie ihr Vorsitzender, Reinhard Herzklabaster, es im unnachahmlichen Lokalkolorit beschreibt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dr. Klaus Brinkmann: Medizinbälle im Rippenfell:Vom Saufen zum dummen Glück. Schwarzwald Verlag, ISBN 9-6471-3718-0
Philipp Rösler (Hrsg.): Der neue Pschyrembel. Was Sie besser nicht bekommen sollten, wenn Sie arm sind. Bundesdrucksache, ISBN 4-5028-9812-6
Ülrische Wickört: Frankreich. Goldfasan Verlag, ISBN 4-2748-2030-4
Franz-Josef Gall (†), L.N. Fowler: Setzkastenlebern und achteckige Häuser: Eine Streitschrift für das kommende 20. Jahrhundert. Reklam, Leibzwick, ISBN 8-7641-4270-7


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 48/2010
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