Politikerdeutsch

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Politikerdeutsch ist eine, dem Juristendeutsch verwandte, gestelzte, doch zugleich schwammige, Variante des Hochdeutsch.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politikerdeutsch wird vorzugsweise von Politikern benutzt um bei öffentlichen Auftritten die Rhetorik ihres Vortrags etwas abzurunden. Politikerdeutsche Floskeln werden von erfahrenen Politikern vorzugsweise dann angewendet, wenn sie genötigt sind, zu tendenziell unpopulären Aspekten ihrer Agenda Stellung zu beziehen. Das Verfallen in schwammiges Politikerdeutsch ist dabei ein adäquates Mittel, die Aufmerksamkeit der Zuhörer abschweifen zu lassen. Unterstützendes Stilmittel ist eine möglichst undeutliche und nuschelige Aussprache.
Ein Politiker, der gerade in höchst hypnotischem Politikerdeutsch schwelgend linguistisch vor sich hin dümpelt, erweckt den öden Eindruck einer Schlafhaube ohne jedwede rhetorische Begabung. Im Gegenzug ist es durchaus erstaunlich, welch präzise, manchmal recht volkstümliche Formulierungen Politikern zu entlocken sind, wenn die Sprache mit einmal auf ihre favorisierten, demagogischen Reizthemen kommt.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden sollen dem geneigten Leser die ein oder andere Formulierung aus dem reichen Fundus des Politikerdeutsch näher gebracht und erklärt werden.

  • Wenn ein Politker zum Beispiel sagt; „Ich übernehme die volle politische Verantwortung!“ heißt das so viel wie: „Ich habe keinerlei Konsequenzen zu tragen, da ich Immunität genieße, schon lange aus meinem Amt ausgeschieden bin und für einen Kollegen in die Bresche springe.“.
  • Die oft bemühte Floskel, „Hier besteht unmittelbarer Handlungsbedarf!“ bedeutet eigentlich nur „Ein Anderer soll's richten, außerdem besteht der Handlungsbedarf schon seit Jahren und keine Sau hat es interessiert.“.
  • Mit „Wir alle...“ meint ein Politiker meistens „Alle außer meine Lobbyistenfreunde und uns Politikern natürlich“ vor allem dann, wenn er Dinge sagt wie: „Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen“.
  • Der bekannte Spruch: „Die Rente ist sicher!“ ist im Prinzip völlig korrekt, denn der Politiker meint damit eigentlich nur seine eigene Rente und die ist bekanntlich bombensicher. Außerdem ist damit immer noch nichts über die Höhe der Rente gesagt; ein paar Cent sind sicher für jeden Rentner drin.
  • Nach den Wahlen hört man oft: „Das Volk hat in dieser Frage eindeutig votiert.“ oder „Nach dem vom Wähler an uns ergangenen Regierungsauftrag (...) ist dies als grandioser Wahlerfolg zu werten (...) sind wir eindeutig legitimiert...“, was im Prinzip soviel heißt wie: „eindeutig ist nur, dass die absolute Mehrheit der Bevölkerung überhaupt nicht zur Wahl gegangen ist, aber das ignorieren wir mal wieder konsequenterweise.“
  • Mit: „Na, wir woll'n die Kirche doch ma' im Dorf lassen.“ will uns der Volksvertreter sagen „Ich habe zwar keine Chance, aber ich nutze sie.“.
  • Ist von „dringend notwendigen Maßnahmen zur Verteidigung unserer freiheitlich, demokratischen Grundrechte“ die Rede, deutet dies auf eine neue Beschränkung eben dieser Grundrechte hin.
  • Mit „In Deutschland bekommen die falschen Leute Kinder“ will uns der Politiker sagen, dass keine Frau mit ihm in die Kiste steigen will, außer sie bekommt Geld dafür.
  • Spricht ein Politiker von „Langfristiger und nachhaltiger Entwicklung“ meint er damit „nach mir die Sintflut“.
  • Das berühmte Zitat: „Ich habe nicht inhaliert.“ könnte auch als „warum Havannas nur phantasielos aufqualmen, wenn man schon eine willfährige Praktikantin hat?“ interpretiert werden.
  • Zitiert ein Politiker den Grundsatz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ sollte man zusätzlich wissen, wo bei ihm, per Definition der Mensch anfängt, da dies, je nach Partei stark abhängig sein kann von politischer Gesinnung, ethnischer Herkunft, sexueller Präferenzen, Staatsangehörigkeit, Bildungsabschluss, Herkunft oder Kontostand.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]