Selbstbeweihräucherung
Achtung! Selbstbeweihräucherung in geschlossenen Räumen führt zu Lungenkrebs und Oktandemenz
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Die Selbstbeweihräucherung ist eine unkomplizierte Prozedur zur Hebung des allgemeinen Wohlbefindens, die von egomanen Zeitgenossen regelmäßig angewendet wird.
Durchführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um eine Selbstbeweihräucherung durchzuführen, braucht der Anwender guten Weihrauch aus somalischer Produktion mit hohem Myrrheanteil und ein von der Katholischen Kirche lizensiertes Weihrauchgefäß. Die Selbstbeweihräucherungszeremonie sollte in der Öffentlichkeit durchgeführt werden, um in den vollen Genuss der selbstwertfördernden Auswirkungen zu kommen. Der Anwender stellt sich also z.B. auf einen öffentlichen Marktplatz, gibt den Weihrauch in das Weihrauchgefäß, entzündet diesen und beginnt voll des Selbstlobes mit seiner Litanei, während er oder sie getragenen Schrittes den Platz umschreitet und sich mit dem Weihrauchdampf einräuchert. Für die auf einem Ton gesungene Litanei können verschiedene Textbausteine verwendet werden:
- „Ich bin ein guter Politiker, unter meiner Ägide wurde die Arbeitslosigkeit unter die 3 Millionen-Marke gesenkt. Der Vorwurf, diese Senkung sei nur durch eine Neuformulierung der Kriterien für Arbeitslosigkeit erreicht worden, zeugt von Neid und Unverständnis der ökonomischen Zusammenhänge.“
- „Ich bin ein außergewöhnlich guter Investment-Banker, der sich seine 40 Millionen Jahresgehalt redlich verdient hat. Für die fatalen Auswirkungen meines Tuns kann ich nichts, das Versagen der Bankaufsicht ist schließlich nicht mein Problem.“
- „Ich bin der beste Fußballtrainer im ganzen Lande. Die Niederlage gegen Liechtenstein in der Qualifikation zur Fußball-WM lag nur an der miserablen Beschaffenheit des Platzes und daran, dass meine Jungs sich nicht richtig reingehängt haben, obwohl ich ihnen vorher ins Gewissen geredet habe.“
- „Ich bin ein bedeutender Künstler, dessen Kunst man - wenn überhaupt - erst in hundert Jahren verstehen wird. Mein gottgleicher Status erklärt sich aus der entrückten Schönheit meiner Kunst, deren Ästethik sich der kulturell degenerierten Menschheit erst erschließen wird, wenn sie von der Unkultur des gleichmachenden Kommerzes abrückt und sich auf ihre spirituellen Ursprünge besinnt.“
Nachdem der öffentliche Platz dreimal umschritten wurde und der Weihrauch restlos verbrannt ist, sollte sich der Anwender einen kurzen Moment der Ruhe gönnen, um dann psychologisch gestärkt wieder zum Tagesgeschäft übergehen zu können.
Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach einer erfolgreich durchgeführten Selbstbeweihräucherung wird der Anwender ein euphorisches Gefühl verspüren, das es ihm ermöglicht, seine selektive Wahrnehmung bzgl. der Auswirkungen seines Handelns gezielt zu steuern. Negative Konsequenzen, Kollateralschäden oder die Irrelevanz des eigenen Wirkens verschwinden aus dem Wahrnehmungsbereich des Selbstbeweihräucherten, er fühlt sich stark und unangreifbar, seine Brust schwillt um das Doppelte an und jegliche Anfeindungen prallen wirkungslos an ihm ab.
Anwender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Anwender der Selbstbeweihräucherung rekrutieren sich vorwiegend aus Berufsgruppen mit einer überdurchschnittlichen Verantwortung und Macht bei gleichzeitiger Unfähigkeit und eklatantem Dilettantismus. Es gilt die einfache Formel: Je verheerender die Folgen für die Allgemeinheit sind desto höher ist der Selbstbeweihräucherungsfaktor des Anwenders. Insbesondere Politiker und Manager in gehobenen Positionen, die sich ihre Existenz ständig schönreden müssen, um nicht an der eigenen Unfähigkeit zu ersticken, wenden das Selbstbeweihräucherungsritual fast täglich an, aber auch entrückte Künstler, deren Kunst von der Allgemeinheit eher als Belästigung empfunden wird, sind auf diese Prozedur angewiesen, wollen sie nicht an ihrer Bedeutungslosigkeit zugrunde gehen.
Gegenanzeigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Da bei der Selbstbeweihräucherung krebserregende Dämpfe und der virulente Gestank des Eigenlobes freigesetzt werden, sollte diese Prozedur nicht zu oft durchgeführt werden, will der Anwender nicht zu früh eines krankheitsbedingten Todes sterben. Der BDI bietet seinen Mitgliedern spezielle Gasmasken an, die den krebserregenden Anteil der Weihrauchdämpfe ausfiltern und die Prozedur somit für den Anwender ungefährlicher machen, seine Umgebung aber nicht vor den Gefahren des passiven Inhalierens schützen kann.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kurt Beck: Die Anderen sind an Allem schuld. Memoiren eines bärtigen Bibers. Verlagshaus Beleidigte Leberwurst e.V., 2008, ISBN 6-6509-7747-0
- Edmund Stoiber: Tue Gutes und äh rede darüber!
um den heißen... ja.. Brei(!) herum, sage ich immer...!. Essay, gekürzte Fassung. Salbader Druck, München 2007, ISBN 7-4931-2010-7 - Dieter Bohlen: Penisbruch. Und wieso ich einfach geil bin. Suhrkrampf, ISBN 9-9371-8185-9