The Departed
Mit ziemlicher Verspätung habe ich mir heute The Departed angeguckt. Und ich fühle mich auch gleich bemüßigt eine Kritik darüber zu schreiben. Ja genau darüber, also weniger über den Film, als vielmehr darüber, dass und wie ich diesen Film geguckt habe, weshalb dieser Text einen denkbar schlechten Uncyclopedia-Artikel abgibt, das gebe ich zu.
Um meinen Pflichten trotzdem nachzukommen, fange ich allerdings doch mit dem Nebensächlichsten an: der Handlung. Es ging irgendwie um Cops und Cops, die nicht wirklich Cops sind. Und irgendwie spielte dann noch die Mafia eine Rolle. Wobei es gar nicht um die Mafia selbst ging, sondern vielmehr darum, wie sie sich mit den Cops bekriegt. Würde man das scheinbare Naturgesetz, welches die Existenz von Mafia und Cops vorschreibt, missachten, so hätten weder Mafia und Cops noch einen anderen Zweck übrig, als sich wie gesagt selbst zu bekriegen. Mit anderen Worten: beide Seiten könnten genauso gut gemeinsame Sache machen, und um es mit den Worten des Films zu sagen: wo ist da der Unterschied?
Die äußerst komplexe Figurenkonstellation schließlich entsteht dadurch, dass beide Seiten ihre Spitzel auf der anderen Seite haben. Im Film heißen diese Personen Ratten, in Deutschland nennt man sie V-Männer. Matt Damon ist der schmierige Cop, der in Wirklichkeit ein Gesandter des Mafiabosses Jack Nicholson ist, während Leonardo DiCaprio die Gegenrolle zufiel: er ist der smarte Ganove mit dem wahren Cop-Herzen. Wie die Personen mit Namen im Film heißen, hat an dieser Stelle keine Bedeutung. Ich habe es auch schon vergessen, und die Namen sind sowieso leicht durcheinander zu bringen: ob von Costigan, Costello, Scorsese oder Sullivan die Rede war - ich wusste nie wen sie jetzt meinten. Um den Inhalt des Films doch noch zu verstehen, werde ich mir morgen eine Zusammenfassung durchlesen.
Meine Sympathie galt dann auch Leonardo DiCaprio, denn der hatte auch keine Ahnung. In einer Bar fragt Jack Nicholson ihn, ob er weiß wer da neben ihm sitzt, woraufhin DiCaprio verneint. Später reden sie miteinander, bis DiCaprio schließlich fragt worüber eigentlich, und genauso ging es mir auch. Nicholson ist zwar ganz lustig und seine Überheblichkeit ließ sich stets auch als Selbstironie interpretieren, aber trotzdem blieb er auf seine ungerechte Art höchst unsympathisch. Am Ende bliebt nur Mark Wahlberg übrig, und auch wenn dessen Umgangsformen zu wünschen ließen, war er der Letzte auf den ich im Film hoffen konnte, und seine Rache war dann letztendlich noch zufrieden stellend, wenn auch vorhersehbar, denn einen Charakter der so aufwendig eingeführt wurde, den lässt der Regisseur Martin Scorsese nicht einfach aussteigen, dafür ist Scorsese zu professionell.
The Departed - also ein Film von Martin Scorsese. Und nur deshalb bekommt der Film hier eine Kritik, denn Scorsese, Scorsese, Scorsese - dieser Name muss erwähnt werden. Ein Fan von Scorsese bin ich nicht. Als eingefleischter Teilzeitvegetarier konnte ich das Schlachthausambiente seiner Gangs of New York nicht so recht leiden: Herr-der-Ringe-Story in Müllplatzästhetik. Da war mir The Departed wesentlich bekömmlicher, denn diese Geschichte spielt in der heutigen Zeit. Man sieht das nicht nur an den Autos, sondern auch an den Klapphandys. Womit wir bei der nächsten Aversion, welche sich zwischen mich und Scorsese stellt, wären: die dämlichen Klapphandys. Ich hasse Klapphandys. Dieses Auf- und Zuklappen. Diese bescheuerte Dramatik: klapp auf, klapp zu. Diese Instrumentalisierung von Geräten. Wenn etwas an The Departed noch brutaler als brutal ist, dann die Klapphandys. Auch gibt es wieder einen Vater-Sohn-Komplex, aber ohne macht Scorsese wohl keinen Film mehr. Einen weiteren eklatanten Mangel am Film möchte ich noch erwähnen: die Unterpräsenz von Frauen. Genau genommen kommt nur eine vor, und die ist Psychiaterin. Blöder geht es doch gar nicht. Und wenn schon, dann bitte Cameron Diaz oder jemanden wie Cate Blanchet. DiCaprio und Diaz - wenigstens das hat in Gangs of New York doch super funktioniert. Statt dessen kommen Frauen in The Departed als billiges Beiwerk daher, wie diejenigen neben Jack Nicholson in der Opernszene. Obwohl gerade diese blöde Szene eine solche ist, wie ich sie liebe.
Letztlich kann der Film den Zuschauer nicht gefangen halten, höchstens man sitzt im Kino. Ich dagegen habe während des letzten Drittels von der Funktion meines Players Gebrauch gemacht, Filme in 1,4-facher Geschwindigkeit anzuschauen. Ja natürlich, The Departed ist ein Meisterwerk, ohne Frage. Ich habe es ja auch angeschaut, was auf 99% aller Filme schon mal nicht zutrifft. Aber Scorsese will zu viel. Er will beweisen, dass keiner Filme mit noch verdrehterer Handlung machen kann als er. Er will alle Klischees verknüpfen und uns glauben lassen, es handle sich um einen Film. Mann stelle sich den mittlerweile gealterten Scorsese beim Dreh vor, wie er zu Leonardo DiCaprio sagt: "So, und jetzt ballerst du ihm direkt eins in die Fresse."
Das hat Scorsese nun von seinem Meisterwerk, man kann es inzwischen auf jedem Grabbeltisch finden, und ich habe für den Ausleih in der Videothek nur schlappe 0,95 Cent bezahlt. Am Ende des Films läuft eine Ratte über das Geländer. Ups, jetzt habe ich den Schluss verraten. SPOILER! SPOILER!