Uhrmensch
Der Uhrmensch ist ein zeitgetriebenes Lebewesen. Er ist das Produkt einer langen Entwicklung vom Uhrknall über die Uhrsuppe bis zur Uhrsulla. Noch heute arbeitet die Menschheit daran, dass aus dem Uhrmenschen der wahre Mensch werde. Derweil gibt es in einer Übergangsphase noch die Ware Mensch, auch Sklave genannt.
Morgens früh spätestens um halb Sechse muss der Uhrmensch aus den Federn, um Viertel Sieben zur Bushaltestelle rennen, um Sieben den Zug besteigen, um Dreiviertel Acht darf er sich abreagieren durch abstechen einer Uhr, dann acht Stunden malochen, mit einer Pause macht neun Stunden bis zum Feierabend, an dem um Dreiviertel Fünf Uhr nachmittags nochmal eine Uhr erstochen wird. So sticht man für den seligen Kommerz Tag für Tag seine Zeit tot, und kommt dann um halb Sieben abends daheim an, packt die Noten für den Gesangverein oder die Turnhose für die Skigymnastik ein, geht zum Ausübungsort dieser sinnfreien Beschäftigungen, bestellt noch ein Bier im Vereinslokal, und geht dann heim, um pünktlich um Zehn im Bett zu sein. Sein ist Zeit, sagte schon ein Philosoph, der aber unfairerweise längst das Zeitliche gesegnet hat. Ob er jetzt noch eine Uhr braucht bleibt uns daher ein Rätsel. Uhrmensch bleibt eben Uhrmensch. So sieht's aus.