UnNews:Die WM, Sepp Herberger, Uwe Seeler, und relativ Fußball
Durban (Südafrika), 13.6.2010:
Sonntag, der 13te: Einige Aufregung im deutschen Team vor dem großen Auftritt der Junior-Nationalmannschaft beim Senior Soccer World Championship. Klose musste überredet werden, auf das Tragen eines Turban in Durban zu verzichten. Vielleicht hatte er sich davon eine schalldämpfende Wirkung erhofft, ist aus den ersten Spielen doch ein Geräusch über den Äther in deutsche Wohnzimmer und Public-Viewing-Zonen gelangt, das sich anhört, als umschwirrten Quintilliarden Termiten die Stadien, so als ob diese aus lecker Holz gefertigt wären und wegen der Termiten-Angriffe jeden Moment einstürzen müssten. Der südafrikanische Fußballverband versichert jedoch, dass er ein Fußball-Turnier und keine "Einstürzende Neubauten"-Konzerttournee organisiert hat.
UnNews fand überdies heraus, dass Klose gut daran tut, ohne ohrenschützenden Turban zum Spiel anzutreten: Das Geräusch wird nämlich von den in jedem Stadion zu tausenden geblasenen "Vuvuzela"-Fan-Tröten erzeugt. Und das Wort "Vuvuzela" entstammt dem Vokabular der afrikanischen Vuvu-Zauberer und heißt nichts anderes als "Uwe Seeler". 40 Jahre nach dessen letztem großen Auftritt in Mexiko wird damit klar, dass er Vorbild für all die afrikanischen Bundesliga-Stars war, die heute die afrikanischen Nationalmannschaften bilden. Schon zur WM-Eröffnungsfeier mit Ober-Seelsorger Tutu durfte folglich die beseelte Tute nicht fehlen. Nach nunmehr 7 Spielen sollten sich die Fußballfans in aller Welt daran gewöhnt haben. Aber vor allem die deutsche Nationalmannschaft, die sollte sich sogar darauf freuen. Denn dem Fußballheiligen, der mit dem kollektiv über die Schmerzgrenze hinaus erzeugten Bordun-Ton beschworen wird, dem sollte gerade die deutsche Mannschaft würdige Fußball-Hochleistungsopfer darbringen, auf dass sich ein Vuvu-Wunder ereigne und heute nacht mindestens 5 Stunden lang niemand in Deutschland wegen anhaltendem Vuvuzela-Getröte aus dem Deutschlandfahnenmeer auf Straßen, Plätzen und Autobahnen ein Auge zudrücken wird. Im Spiel gegen Australien hilft der Bordun-Ton überdies, die Didgeridoo-Bordun-Töne der Aussis zu übertönen. Dank "Uwe Seeler"s motivierender Dauerpräsenz als "Vuvuzela"-Dauerton sollte diesmal ganz ohne Doping am Ende das Spiel aus sein.
Da gibt es nur noch ein Problem: Der Ball ist immer runder! Sepp Herbergers Weisheiten helfen also nicht mehr weiter - da hilft vielleicht Einstein: Der Ball ist relativ rund. Und das Spiel ist ohnehin jetzt immer nur noch gekrümmte 90 Minuten lang. Relativ Fußball eben. Bordun-Fußball.