UnNews:Interview mit dem Euro

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Vorsicht, Fakten!

Auch wenn es unwahrscheinlich klingt: Einige oder alle der Informationen in diesem Beitrag sind wahr und nicht erfunden.

Frankfurt (Deutschland), 25.02.2010: Der Euro macht vielen Menschen Sorgen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das beliebte Zahlungsmittel in einer schwierigen Situation, und wer in einer schwierigen Situation ist, dem muss geholfen werden.

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Wir von UnNews haben es uns zur Philosophie gemacht, nicht nur abstrakt über Krisen und Probleme zu berichten oder selbsternannte Experten zu befragen, sondern auch die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen. Wenn der Euro also tatsächlich in Schwierigkeiten steckt, dann fragen wir ihn doch am besten selbst, was ihn bedrückt. In den freundlichen Geschäftsräumen der Europäischen Zentralbank in Frankfurt hatten wir Gelegenheit, der krisengebeutelten Währung ein paar Fragen zu stellen.

UnNews: „Lieber Euro, wir lesen und hören derzeit überall von der Krise, in der Sie gerade stecken. Wie fühlen Sie sich persönlich in dieser Situation? Müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen, dass auch Sie demnächst besoffen über eine rote Ampel fahren oder gleich ganz zurücktreten?“

Euro: (lacht) „Nein, so schlimm ist es noch nicht. Ich habe immer noch viele Freunde und Anhänger. Viele Menschen freuen sich auch heute noch, wenn sie mich in ihrem Geldbeutel erblicken, und der Besuch beim Geldautomaten zaubert ihnen immer noch ein Lächeln auf das Gesicht. Zu wissen, dass ich so viele Freunde habe, das gibt mir Kraft.“

UnNews: „Und dennoch ist davon die Rede, dass das Vertrauen in Sie verloren gehen könnte. Keine Geringere als die Bundeskanzlerin spricht von einer notwendigen Vertrauensbildung. Fürchten Sie, dass die Menschen sich von Ihnen abwenden könnten?“

Euro: „Nun ja, natürlich kommen auch mir manchmal defätistische Gedanken, aber ganz unter uns, wissen Sie, was mich wieder aufbaut? Wenn ich mir die Konkurrenz so ansehe, das baut mich wieder auf. Welches Zahlungsmittel sollen die Leute denn bitteschön verwenden, wenn nicht mich? Den Dollar etwa? Lächerlich, oder? Die Amerikaner haben ihren Staatshaushalt und ihre Wirtschaft dermaßen versaubeutelt, dagegen sind zum Beispiel die Griechen die reinsten Musterknaben. Das Pfund ist ebenfalls im Eimer. Was soll's denn sein, bitteschön? Vielleicht Kaurimuscheln?“

UnNews: „Einige betuchtere Zeitgenossen scheinen in letzter Zeit Sympathien für den Schweizer Franken zu entwickeln.“

Euro: (hüstelt) „Okay, da ist sicher etwas dran. Aber das gilt nicht für die große Mehrheit. Die meisten Menschen haben es nicht so gern, wenn an ihrem Geld noch Blut oder Drogen kleben.“

UnNews: „Geld kann man waschen, heißt es immer.“

Euro: „Nun hören Sie aber auf!“

UnNews: „Trotzdem, wenn Sie so auf den anderen Währungen herumhacken, macht das den Eindruck, als ob Sie nur der einäugige König unter den Blinden sein wollen. Mal die Konkurrenz außer Acht gelassen, wie steht es wirklich um unser Geld?“

Euro: „Das kann ich Ihnen gerne sagen, aber dazu müsste ich ein bisschen weiter ausholen, wenn Sie etwas Zeit mitgebracht haben.“

UnNews: „Schon in Ordnung, wir streichen den langweiligen Teil nachher einfach raus, und unsere Leser können den Rest ja immer noch wegklicken.“

Euro: „Also, um die Finanzkrise und den ganzen Rest zu verstehen, müssen Sie zunächst mal wissen, wie die kleinen Euros gemacht werden.“

UnNews: „Heißt das, es wird jetzt schweinisch? Das klingt doch spannend!“

Euro: „Wie man's nimmt. Was glauben Sie denn, wo die kleinen Euros herkommen?“

UnNews: „Tja, wir hätten angenommen, dass die hier irgendwo im Keller in der Druckerei gestrickt werden, aber das wäre wohl zu einfach, oder?“

Euro: „Allerdings. Es trifft zwar zu, aber es ist nur der allerkleinste Teil der Wahrheit. Tatsächlich ist es so, dass neue Euros nur dann entstehen, wenn irgendwo in der Eurozone jemand Schulden macht.“

UnNews: „Wie jetzt?“

Euro: „Ja, ist doch ganz einfach: Wenn Sie einen Zwanzig-Euro-Schein in der Tasche haben, dann bedeutet das, dass irgendwo anders jemand zwanzig Euro Schulden hat. Anders geht es doch auch gar nicht, denn Sie können für Ihr Geld nur deshalb etwas kaufen, weil andere Leute etwas dafür rausrücken. Und das tun sie nur, weil sie die Kohle brauchen, um wiederum ihre Schulden bezahlen zu können. Und so weiter.“

UnNews: „Ähm. Das haben wir jetzt vollkommen verstanden, aber für den Fall, dass einige wenige unserer Leser das nicht gerafft haben, erklären Sie es am besten noch ein- oder zweimal.“

Euro: „Ganz einfach: Geld sind Schulden. Genaugenommen, das Geld, was der eine hat, sind immer Schulden von jemand anders.“

UnNews: „Nochmal anders bitte.“

Euro: „Es läuft so ab: Die Europäische Zentralbank produziert nur dann Geld, wenn jemand Schulden macht. Und zwar, wenn eine Geschäftsbank Geld von der Zentralbank leiht. Von dem Diskontsatz und dem Lombardsatz haben Sie vielleicht schon mal gehört, das sind die Zinssätze für diese Ausleihe. Geld ist also immer geliehenes Geld. Wenn keiner Geld leiht, entsteht auch keines. Und wenn jemand Schulden zurückzahlt, dann bedeutet das, dass Geld vernichtet wird.“

UnNews: „Sprechen Sie weiter, wir kucken immer so.“

Euro: „Es kommt noch besser: Die Geschäftsbanken selber produzieren auch Geld. Wenn Sie zu einer Bank gehen und dort einen Kredit aufnehmen, dann muss sich die Bank nicht erst das Geld besorgen, um es Ihnen zu leihen. Sie schreibt Ihnen einfach den Betrag auf Ihrem Girokonto gut, und zack, ist neues Geld entstanden, mit dem Sie sofort bezahlen können. Es ist durch den Kredit gedeckt. Auf diese Weise entsteht sehr viel mehr Geld, als die Zentralbank selber produziert. Es gibt zwar eine kleine Bremse für diese Geldschöpfung, die sogenannte Mindestreserve, aber die ist zufällig in Europa besonders gering, so dass die Banken ordentlich Geld raushauen können.“

UnNews: „Gut, lassen wir es jetzt mal dabei. Wir tun mal so, als ob wir diesen Quatsch glauben würden, und überlassen unseren Lesern das Urteil. Wenn das jetzt aber tatsächlich so wäre, wie ist dann die Finanzkrise zu erklären?“

Euro: „Tja, es gibt zwei Macken an der ganzen Sache. Wenn zum Beispiel niemand mehr neue Schulden aufnehmen würde, dann würde auch kein neues Geld mehr entstehen - so etwas nennt man dann Deflation. Man muss unser Geldsystem also in Gang halten, indem man immer wieder neue Leute findet, die Schulden machen. Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Krisen kommen, wenn zu viele Kredite platzen - denn ein geplatzter Kredit bedeutet eben auch, dass die entsprechende Menge an Geld vernichtet wird. Beides zusammen bedeutet, man muss immer neue kreditwürdige Leute finden, die neue Schulden machen. Und das geht hier und da schief.“

UnNews: „Irgendwie klingt das ganze aber nach einem Schneeballsystem, finden Sie nicht?“

Euro: „Natürlich. Es ist auch eins. Aber das ist nicht ungewöhnlich, das ganze Leben ist ein Schneeballsystem. Das ganze Leben basiert auf Schulden. Sie müssen doch auch heute schon sehen, wo Sie morgen etwas zu beißen herbekommen - Sie haben also Schulden, ob Sie wollen oder nicht. Sie müssen für's Alter vorsorgen und heute schon sicherstellen, dass jemand anders Sie eines Tages in Ihrem Rollstuhl auf den Balkon schiebt. Das nennt man zwar meistens Generationenvertrag, aber in Wirklichkeit ist das ein lupenreines Schneeballsystem, das auf Schuldverhältnissen basiert. Daran dürfen Sie sich nicht stören.“

UnNews: „Und was bedeutet das jetzt für Sie, für den Fortbestand des Euro?“

Euro: „Ganz einfach: Solange es immer genug Gründe gibt, neue Schulden zu machen, ist alles in Ordnung. Und in den letzten Jahren haben sich die Regierungen ja nach Kräften bemüht, die Schuldenspirale anzuheizen. Wobei es eine gute Idee ist, wenn die Schuldner glaubwürdig vortäuschen können, sie würden ihre Schulden eines Tages begleichen.“

UnNews: „Und wenn das schiefgeht? Kommt dann die Deutsche Mark wieder?“

Euro: „Nein, mit Sicherheit nicht. Wenn da etwas schiefgehen sollte, dann wird die nächste Währung eher noch größer, dann wird die europäische Währung wahrscheinlich mit der amerikanischen und der chinesischen zusammengelegt. Je größer der Währungsraum, desto mehr Möglichkeiten, wieder neue Schuldenmacher zu finden. Sie sind doch kreativ, Sie können sich ja schon einmal einen Namen für die nächste Währung ausdenken, Welto zum Beispiel oder Galakto, falls wir einstweilen auf ein paar Außerirdische stoßen, die beim Schuldenmachen dabei sind.“

UnNews: „Lieber Euro, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Und, äh, gute Besserung.“

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Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]