Konjunktur

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Modernes Hilfsmittel für die Konjunkturprognose.

Die Konjunktur ist eine Messgröße aus der Wirtschaftsesoterik, mit der alle wirtschaftlichen Einflussfaktoren zusammengefasst werden, für die man gerade keine andere Erklärung hat. In der Politik wird die Konjunktur als wohlfeile Begründung für jedwede sinnvolle oder unsinnige Maßnahme herangezogen, muss aber auch als lauwarme Ausrede herhalten, wenn sich politische oder wirtschaftliche Entscheidungen erwartungsgemäß als Fehlschlag erwiesen haben. Der Verlauf der Konjunktur ist typischerweise zyklisch und dabei doch erratisch, deshalb ist er ähnlich schwierig vorherzusehen wie das Wetter, die Lottozahlen oder das Verhalten einer Frau.

Wissenschaftlicher Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirtschaftswissenschaft wird von Laien oft für eine exakte Wissenschaft gehalten, da sie sich vieler Methoden aus der Mathematik bedient. Tatsächlich vermengt die Wirtschaftswissenschaft aber die mathematischen Aspekte mit Elementen aus der Statistik, der Massenpsychologie und anderen Parawissenschaften. Die Mathematik dient nur dazu, den jeweiligen Ergebnissen einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben.

Wirtschaftswissenschaftler beim Sammeln von Konjunkturdaten
Der Ausblick in die Zukunft erfolgt mit Hilfe wissenschaftlicher Instrumente und Methoden.

Der Begriff der Konjunktur ist ein gutes Beispiel dafür, dass Wirtschaftswissenschaftler im Wesentlichen auf dem Niveau von Medizinmännern agieren. Sie versuchen durch Geheimrituale die widersprüchlichen Signale der wirtschaftlichen Entwicklung zu deuten, machen auf dieser Basis Prophezeiungen und können später genau erklären, warum es dann doch anders gekommen ist. Da sich diese Vorgehensweise jeglicher rationalen Kontrolle entzieht, gehören Wirtschaftswissenschaftler zu den meistinterviewten und bestbezahlten Personen des öffentlichen Lebens.

Der Konjunkturbegriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Wirtschaftswissenschaft als Wissenschaft zu rechtfertigen, gehen ihre Verfechter davon aus, dass die wirtschaftliche Aktivität bei ihrer Entwicklung einem Muster folgt, das man nur finden müsse und das messbar und wissenschaftlich untersuchbar sei. Dieses geheimnisvolle Muster wird als „Konjunktur“ bezeichnet. Tatsächlich ist die sogenannte Konjunktur eine reine Fata Morgana, denn in der Marktwirtschaft basieren alle wirtschaftlichen Aktivitäten auf Entscheidungen von Individuen, die selber planlos, zufällig und willkürlich handeln. Die Annahme, die Summe aller dieser planlosen, zufälligen und willkürlichen Entscheidungen ergäbe aufgrund statistischer Regeln ein Muster oder sei gar vorhersehbar, ist reines Wunschdenken. In Kombination mit der Fähigkeit eines geübten Statistikers, für jede gewünschte These ein brauchbares und überzeugendes Zahlenwerk bereitzustellen, entsteht aus diesem Wunschdenken ein wissenschaftlicher Popanz, der es den Beteiligten ermöglicht, ihre breit angelegte persönliche Inkompetenz hinter wohlklingenden Blähvokabeln zu verbergen.

Aussagen zur Konjunktur müssen stets so getroffen werden, dass sie nicht exakt verifizierbar oder falsifizierbar sind. Der Satz „Vieles deutet darauf hin, dass die Konjunktur eher abbremst als sich beschleunigt“[1] hat einen Aussagewert von exakt Null und kann guten Gewissens in jeder denkbaren Situation geäußert werden. Die Techniken zur Gewinnung möglichst unverbindlicher Aussagen sind dabei in der Regel verwandten Disziplinen wie der Meteorologie, der Astrologie oder dem Gebrauchtwagenhandel entlehnt.

Konjunktur und Wirtschaftspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weil die Konjunktur als solche nicht greifbar ist und man immer einen Sachverständigen findet, der die gerade gewünschte Position mit konjunkturbezogenen Argumenten in die eine oder andere Richtung untermauern kann, eignet sich die Konjunktur ausgezeichnet als moralisches Totschlagargument in jeder wirtschaftspolitischen Debatte. Insbesondere die Frage, wann es Zeit ist, die Konjunktur anzukurbeln (Jetzt!) und wann es Zeit ist, zu sparen und die öffentlichen Finanzen zu sanieren (Später, wenn wir wieder Wachstum haben …) wird gern anhand konjunkturpolitischer Scheinargumente durchdekliniert.

Der Konjunkturzyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gesamte Konjunkturzyklus wird von Wirtschaft und Politik üblicherweise in vier Phasen unterteilt, die jeweils ein genau abgestimmtes wirtschaftliches und politisches Handeln erfordern:

Phase Aufschwung Boom Rezession Depression
Charakterisierung Der Aufschwung ist gekenn­zeichnet von wirtschaftlicher Expansion, beginnendem Optimismus, kreativer Buchführung, hoffnungsfroher Rhetorik und Selbst­beweih­räucherung Der Boom oder auch die Hochkonjunktur ist gekenn­zeichnet von wirtschaftlicher Euphorie, Schönrechnen, bizarren Fantasieprojekten, Gelfrisuren, Korruption, durchgeknallten Bankern und Betriebs­ausflügen mit brasilianischen Prostituierten Die Rezession ist gekenn­zeichnet durch Katerstimmung, Schuld­zuweisungen, politische Durchhalte­parolen, Bauernopfer, Doku-Soaps mit Peter Zwegat, Wirtschafts­kriminalität, Entlassung der Leistungs­träger und Aufstockung der Bonuszahlungen an das Management Die Depression ist gekenn­zeichnet durch Firmenpleiten, Massen­entlassungen, Magermodels, Börsencrashs, Light-Produkte, Piraterie, Zulauf zu radikalen Parteien, Sekten, Kirchen und Sportvereinen, Zunahme der Schattenwirtschaft
Politiker Legen Konjunkturprogramme auf, damit der Aufschwung nachhaltig wird Legen Konjunkturprogramme auf, halten Sparen gerade jetzt für einen Fehler oder haben vergessen, dass sie in guten Zeiten den Staats­haushalt sanieren wollten Legen Konjunkturprogramme auf, um die Rezession aufzuhalten Legen Konjunkturprogramme auf, weil ihnen nichts anderes einfällt
Arbeitgeber Fordern Lohnzurückhaltung, um den Aufschwung nicht zu gefährden Fordern Lohnzurückhaltung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten Fordern Lohnzurückhaltung, um die Rezession aufzuhalten Fordern Lohnzurückhaltung, da nichts zu verteilen ist
Arbeitnehmer Fordern höhere Löhne, um am Aufschwung teilzuhaben Fordern höhere Löhne, da viel zu verteilen ist Fordern höhere Löhne, um die Binnennachfrage ankurbeln zu können Fordern höhere Löhne, um die Konjunktur ankurbeln zu können
Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit nimmt trotz Aufschwungs zu Arbeitslosigkeit nimmt trotz Booms zu Arbeitslosigkeit nimmt wegen Rezession zu Arbeitslosigkeit nimmt wegen Depression zu
Inflation Preise steigen wegen Aufschwung Preise steigen wegen Boom Preise steigen trotz Rezession Preise steigen trotz Depression
Börsenkurse Steigen oder fallen Steigen oder fallen Fallen oder steigen Fallen oder steigen
Quelle: Pleite.

Konjunkturbarometer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans-Werner UnSinn, Wirtschaftsexperte des ifo-Instituts

Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung bringt monatlich ein sogenanntes „Konjunkturbarometer“ heraus. Zu diesem Zweck werden 7000 Unternehmen nach ihren Konjunktur­erwartungen befragt. Das Ergebnis ist ungefähr so aussagekräftig wie eine Wettervorhersage, die mit Hilfe einer Umfrage unter Fröschen erstellt wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 2/2010
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Dieser Artikel istArtikel des Monats Januar 2010
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