Abendland
Das Abendland ist das Land, wo der Tag mit der Tagesschau beginnt, außer samstags, wo der Tag bereits mit der Sportschau beginnt. Die Redensart Noch ist nicht aller Tage Abend bedeutet Noch hat der Tag gar nicht angefangen. Was davor abläuft, nennt man auch Arbeit. Moderne angelsächsische Managementmethoden führten dazu, diese sogenannte Arbeit in Projekten zu organisieren, wozu eine Projektleiter ähnlich der Hühnerleiter zur Verfügung steht, auf der sich alle Arbeitnehmer in ihrer hierarchischen Ordnung auf den Karriereleitersprossen sitzend ausruhen bis zum Abend, also bis der Tag erst richtig beginnt. Früher wurde am Ende des Fernsehprogrammes noch die Nationalhymne gespielt und dann ein Testbild angezeigt als eindeutiges Zeichen, dass der Abend vorbei und jedes weitere Starren auf den Bildschirm zwangsläufig zur Umnachtung führen musste. Wer dann noch weiter guckte, bei dem piepte es jedenfalls. Heutzutage ist die Umnachtung freiwillig, denn statt Hymne und Testbild und Piepton wird ein Nachtprogramm ausgestrahlt, meistens irgendwelche Ratgebersendungen von Seelendoktoren, die man sinnvollerweise nur ausschalten kann. Zum Glück gibt es heutzutage in Reichweite des Fernsehers noch den Computerbildschirm, der das Internet anzeigt. Dort findet die freiwillige Umnachtung statt, bei der man glaubt eine weiße Maus in Händen zu halten, und der Bildschirm sei der Radarschirm zur Positionsanzeige der Maus, welche, obwohl man sie festzuhalten glaubt, auf dem Tisch hin und her rennt und dabei mal das linke und mal das rechte Ohr einzieht, wodurch auf dem Radarschirm jeweils ein neues Fenster aufgeht. Und wenn man Glück hat erscheint im neuesten Fenster auch der neueste Artikel der Uncyclopedia. Anderenfalls endet diese Art der Umnachtung nämlich in einem bösen Erwachen beim nächsten PISA-Test, und darauf läuft es auch immer hinaus, denn bislang gilt die PISA-Studie noch stets als der wahr gewordene Albtraum vom Untergang des Abendlandes.