Alexander Marcus
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Alexander Marcus
- Ein Mensch, ein Mann, ein Irgendwas. Ein Musiker? Aber lest selbst oder lasst euch vorlesen.
Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alexander Marcus wird – wie viele andere auch – geboren. Dann geht alles schnell; er nach erfolgreich absolvierter Kindheit nach Amerika und dort nicht vor die Hunde. Aber gesundheitliche Probleme in der Familie zwingen ihn zurück nach Deutschland. Hier ist aber nichts mehr so, wie er es verlassen hatte: Die ungewaschenen Socken nicht mehr unter seinem Bett und das Handtuch woanders. Die erste Amtshandlung des Königs der Folklore in spe besteht in der Entlassung der Putzfrau.
Alexander sucht sich einen Übergangsjob vor dem Startum (lies: Startum) und bleibt auch sonst nicht untätig, eher schon gewalttätig, vor allem wenn es um seine Musik im Kopf geht. Er packt immer gleich drei Projekte auf einmal an; mit der linken, der linken und der rechten Hand. Selbst wenn der King sitzt, bohrt er in der Nase. Dann geht er eines Tages ohne nach links oder rechts zu sehen über die Straße. Das hätte er besser nicht tun sollen! Denn das muss man ja. Und wie es der Zufall will, empfängt er am selben Abend die Vision, die sein zukünftiges Leben bestimmen soll: Er will Musik aus Elektronik und Volksmusik geknetet machen! Und er beschließt, diese Idee zeitnah umzusetzen.
Kaum zwei Minuten später stellt er seinen ersten Song online. Zwei Tage danach ist das Album da. Alexander ist begeistert von sich selbst, lebt nur mehr im Taumel der überschwänglichen Glücksgefühle und vergisst daher Oma Hedwigs Geburtstag, der in fünf Monaten ist. Bzw. wäre. Oder auch sein würde. Aber, er hat ihn vergessen. Traurig daran ist die Tatsache, dass unbezweifelbar der Hedwigsche Einfluss es war, welcher ihm die Gabe seiner Musikalität verliehen hat. Oma Hedwig hat nie ein Instrument gespielt, sich aber generell nicht für Musik interessiert und nie auch nur ein einziges Lied gehört.
Alexander Marcus ist – wie so viele andere auch – tot. Aber erst später. Und eigentlich braucht er sich auch keinen Kopf darüber zu machen, denn wenn es passiert, ist es eh schon zu spät. Und davor hätte er es wohl nicht ändern können. Außer bei Selbstmord vielleicht, oder Benzintrinken bis zum Tod.
Wirken als Arzt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kommt seine Tätigkeit als Arzt zur Sprache, scheiden sich die Geister. Obwohl es Tatsache ist, dass Alexander Marcus niemals etwas mit der medizinischen Tätigkeit zu schaffen hatte, eine entsprechende Berufsausbildung keineswegs auch nur begonnen hätte und alle, die ihn kennen, einen Eid zu schwören sich bereit erklärt haben, dass er niemals die ärztliche Tätigkeit ausgeübt hat; macht doch gerade diese unwiderlegbare Beweiskraft und Einhelligkeit stutzig. Was will Alexander Marcus über diese Phase seines Lebens verschweigen?
Die Person[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alexander Marcus Persönlichkeit beschreiben zu wollen erweist sich als ein schwieriges Unterfangen in mehrerlei Hinsicht. Erstens kenne ich nicht. Zweitens will ich ihn auch nicht kennen lernen. Drittens würde ich mir lieber den entzündeten Blinddarm nicht heraus operieren lassen, als ihn kennen zu lernen. Aber warum? Vielleicht ist die Klärung dieser Frage ein adäquater Zugang zu Alexander Marcus. Aber auch das ist schwierig, denn erstens kenne ich ihn nicht. Zweitens will ich ihn auch nicht kennen lernen. Drittens würde ich mir lieber den entzündeten Blinddarm nicht heraus operieren lassen, als ihn kennen zu lernen. Versuchen wir es trotzdem und holen aus.
Sigmund Freud hat gesagt, dass der Mensch nicht Herr im eigenen Haus ist. Und Alexander Marcus schon gar nicht, möchte mensch hier hinzufügen. Tatsächlich hat Marcus seine Wohnung überhaupt nur gemietet, vom Haus mal ganz zu schweigen. Das nämlich gehört dem russischen Kleingrundbesitzer und Finanzoligarchen Dimitrievcheck Solana. Soviel also dazu.
Prinzipiell ist er aber ein grundsolider Typ, wie er zu tausenden und abertausenden zu finden ist. Denn alles was er will, ist, mit seiner Musik erfolgreich zu sein, ein Star (lies: Star) zu werden, eine Unmenge Geld zu verdienen und von allen bewundert zu werden. Also genau das, was jeder zweite auch will. Das er selbst das eher in Begriffen wie „mit Musik die Welt verändern“ oder „eine bessere Gesellschaft herbei zu singen“ bzw. „das Leben schöner machen“ beschreiben würde bestätigt gerade sein Streben. Wie jeder andere auch will er natürlich Ansehen, Geld, Macht, Geld, Frauen und Kohle, für den Winter. Wir sehen also dass sich Alexander kaum von den anderen unterscheidet.
Was ihn vielleicht einzigartig macht ist sein ausgeprägter Hang zur Masturbation. Wir sprechen hier nicht von den üblichen dreimal täglich, sondern von mehr. In einem Interview dazu befragt, gab er folgendes zur Antwort: „Mit Heidegger habe ich die transzendentale Struktur, das Sein, herauszufiltern versucht, und gelangte zu der These, dass das Sein letztbestimmt Sein ist. Seitdem wichse ich vermehrt.“ Das Philosophische, das sein Denken seit jeher bestimmt, findet sich selbstverständlich in seinem musikalischen Werk und seiner Videokunst wieder, wie unten ausgeführt wird.
Nachdem tragischen Umfall eines Sackes voll Reis in China, wendet sich Alexander dem Zen-Buddhismus zu. Dies findet seinen Niederschlag in dem Lied „Zen nackte Mönchelein“. Doch diese Phase erreicht bald ihren Zenit (HA-HA) und verschwindet umgekehrt proportional zur Geschwindigkeit eines landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuges.
Aktuell sehen viele ExpertInnen Alexander Marcus gar nicht. Was ein bezeichnendes Licht nicht nur auf die Gesellschaft, sondern auch auf sein musikalisches Können wirft.
Das Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nicht minder schwierig als seine Persönlichkeit ist auch sein Schaffen zu beschreiben. Vielleicht ist dies und das sogar schwieriger. Um nämlich zur „sekundären Sinnschicht“ (E. Pankofsky: Über das Verhältnis der Kunstgeschichte zur Kunsttheorie. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, XVIII, 1925, S. 129-161) seines Werkes, die „sich erst aufgrund eines literarisch übermittelten Wissens erschließt“ (derselbe), vorstoßen zu können, muss mensch sich seine Musik erst mal anhören! Hat mensch dies erst hinter sich gebracht, ist die Welt nicht mehr wie davor. In Zeiten der Individualisierung nämlich trifft es eine/n besonders hart: Wie kann der mit dem Geld machen, während ich arbeiten muss? Das wären wohl Fragen über Fragen, wenn es nicht eine einzige wäre.
Gehen wir mit dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu an die Frage heran und suchen „das einigende Band der menschlichen Werke (und zugleich der Lebensführung und des Denkens)“ als „ihren prinzipiellen Nexus“ (P. Bourdieu: Zur Soziologie der symbolischen Formen“, 1970, S. 139), dann sind wir nicht weiter als vorher. Wir probieren es trotzdem. Es geht also um die Suche nach der gesellschaftlich vermittelten und daher unbewussten Struktur, die dem Werk unterliegt und dieses eben – quasi auch jenseits des Akteurs – entstehen hat lassen. Da wiederum ist die Antwort einfach: Denn es zeichnet für die Musik Alexander Marcus` sein Drogenkonsum einerseits und sein Wahnsinn andererseits verantwortlich. Wissenschaftliche Erkenntnisse können nicht simplifiziert oder vereinfacht werden, sondern nur besser erklärt: Der Typ ist total bescheuert.
Ziehen wir als Beispiel das letzte Video heran: 1 2 3Peo oder nein, eigentlich 1 2 3. Der vorangegangenen Kategorisierung als bescheuerter Typ ließe sich entgegenhalten, dass es die Intention des „Künstlers“ sei, zu zeigen, dass der Weg zum Verständnis der Gesellschaft nicht länger über die Interaktion begehbar ist und dadurch die Selbstbezüglichkeit der Musik tautologisch wird. Das Ende der Auflösung der paradoxalen Schleife wäre also das Ende der Auflösung der paradoxalen Schleife, was wiederum bedeuten würde, dass das Ende der Auflösung der paradoxalen Schleife ziemlicher Mist wäre. Und genau das bezeugt eben die Musik von Alexander Marcus! Genau darum ist sie ja – und zwar ganz bewusst! – ziemlicher Mist! Wir lernen also daraus, dass Mist, solange er verkauft werden kann, gänzlich einer üblichen Bewertung enthoben werden muss und als das zu gelten hat, was er ist, nämlich verkaufbarer Mist. Es ist natürlich ganz klar, dass Sloterdijk etwas ganz anderes dazu zu sagen hätte, aber mal ehrlich, wen interessiert Sloterdijk? Außerdem sagt er das ja selbst (vgl. P. Sloterdijk: Niemand interessiert sich für mich. Gedanken zum unmöglichen Ausgang aus der selbst verschuldeten Sloterdijkigkeit. 2007).
Papaya |
Analysieren wir das „Lied“ Papaya genauer. Fazit: Es ist total bescheuert. Aber auf eine Art, dass es nur so eine Art hat. Wir sehen ihnselbsthöchstpersönlichschwimmend in einer Art Gewässer, dass sich nach und nach als Wasser in einer etwas größeren als andere Erdkuhlen befindet. Er taucht auf und vollführt etwas, dass als Prousten zu bezeichnen wäre, wenn es das wäre; hier aber nur ein Ausatmen und sich Schnodder vom Gesicht wischen darstellt. Sofort beginnt er zu singen und der aufmerksame Beobachter vermeint zu meinen, dass es sich hier um ein Lied handeln könnte. Strophe und Refrain als Struktur verstärken die vermeintliche Meinung. Aber weiter im Videotext: Marcus findet eine Flasche samt Flaschenpost, holt letztere aus der Flasche und hat ein 1A drei Minuten vor den Dreharbeiten ausgedrucktes Worddokument (Schriftart Arial) vor sich. Da will einer über die Informationsgesellschaft und deren Auswüchse diskutieren; aber, weit gefehlt, es ist wirklich nur low budget Filmologie plus Hirn ausschalten vom Feinsten. Singend strebt er dem Ausgang des Gewässers zu und entblößt beim Verlassen desselbigen seinen Körper, der aber von allerlei bei Penny gekauftem oder im schlechten italienischen Restaraunt gestohlenem Zeugs (Plastikmuscheln, Plastikhummer, etc.) behängt ist. Der Songtext verrät, dass Alexander eine Insel namens Papaya in Deutschland gefunden hat.
Dann aber der radikale Bruch mit der Idylle: Alles war nur eine Drogenvision bzw. ein drogeninduzierter Traum, so genau weiß mensch das nicht. Und das ist selbstredend revolutionär, etwas zu zeigen, dass sich später als Traum entpuppt. Sie sehen also, dass hier Maßstäbe gesetzt werden. Diese Erkenntnis ruft beim Protagonisten (lies: Protagonisten) einen Lachkrampf hervor, der in der Geschichte des Films seines idiotischen Gleichen sucht und nur bei sich selbst findet, finden kann. Dann aber wird bescheuert getanzt und das Video ist auch schon zu Ende. Das soll erst mal wer nachmachen! Jeder mit einer Videokamera könnte es natürlich, aber wer will das schon? Und genau darin liegt das radikal Eigenständige der Marcusschen Filmkunst begraben; ein so schlechtes Video zu drehen, dass es nicht schon wieder als cool gilt, sondern wirklich nur als schlecht. Und insofern natürlich als Meisterwerk.
Es ist wie in dem Gedicht von Erich Fried:
“ |
"Als ich die Rede hörte von Pflicht Wars wie ein Buch das man liest ohne Licht Als ich im Buch las von Alexander Marcus und Helden wars als müßte ich gehen und mich melden nach Vietnam bzw. Irak oder sonstwo in den Tod |
” |
Discographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Electrolore (2008)
Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Einmal Düsseldorf und retour, bitte!“
„Für meine Musik zeichnet einerseits mein Drogenkonsum und mein Wahnsinn andererseits verantwortlich. Wissenschaftliche Erkenntnisse können nicht simplifiziert oder vereinfacht werden, sondern nur besser erklärt: Ich bin total bescheuert.“
„Bin ich da richtig?“
„Es ist mir, als hätte ich was vergessen.“
„Wie bitte?“
„Entschuldigung, darf ich mal durch?“
„Fünf fünfzig?! Nee, dass is mir zu teuer!“
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stefan Raab: Aus Scheiße Gold machen. Die Wahrheit über den Stein der Weisen. Verlag Moderne Alchemie, München 2006, ISBN 9-7752-7065-8