Flachwichser

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Durch seine Kleinwüchsigkeit eignet sich minderjähriges Schuhputzpersonal besonders gut für die Flachwichstechnik. Obwohl, wenn man genau hinschaut, sieht meist die Kundschaft nach Wichser aus.

Als Flachwichser werden innerhalb des Schuhputzgewerbes diejenigen Mitarbeiter bezeichnet, die vorrangig eine bestimmte Technik der Schuhpflege bevorzugen. Zu Unrecht dichtete der Volksmund dieser Spezies von Schuhputzern ein sozial unausgegorenes Verhalten, wie Arroganz, Überheblichkeit oder Dilettantismus an.

Flachwichstechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zu traditionellen Schuhpflegetechniken, wie dem gemeinen Wichsen oder dem Hochglanzpolieren, hockt oder kniet der Schuhputzer beim Flachwichsen äußerst flach über dem Boden. Die zu polierende Schuhoberfläche, der Lappen (od. Bürste) und das Auge des Schuhputzers bilden eine horizontale Ebene (Wichsfläche). Vorteile dieser Methode sind zum einen das qualitativere Reinigen durch das Nahbereichsputzen und zum anderen eine höhere Effizienz durch schnelleres Wichsen. Nachteile, wie Rückenbeschwerden oder psychologische Erniedrigungen des Schuhputzers, fallen laut amerikanischen Forschungsarbeiten kaum ins Gewicht.

Ursprünge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der Antike gab es Bestrebungen ein bestimmtes Verfahren zu effizienten Sandalenpflege zu entwickeln. Gaius Caesar Augustus Germanicus (röm. Kaiser v. 37 bis 41) war nicht nur ein skandalträchtiger Autokrat mit gehobenem Lebensstil, sondern auch Sandalenfetischist, was ihm früh seinen Spitznamen Caligula (Soldatenstiefelchen) einbrachte. Neben viel Fetisch achtete er auch pedantisch auf die Pflege seines Schuhwerkes. Nach Dienstantritt zum Imperator soll Caligula so manch ungeliebten Senator zu sich gebeten und ihm eine erniedrigende Schuhpflege seiner Sandalen aufgezwungen haben. Die sadistische Traktion des Caligula führte dabei soweit, dass die Senatoren mit dem Gesicht am Boden die Sandalen des römischen Oberhauptes ablecken mussten. Die sogenannte purificatio planus linguae (flache Reinigung am Boden mit der Zunge) währte nur wenige Jahre, als dann die Senatoren mit Hilfe der Prätorianergarde Caligula durch seine eigenen Sandalen steinigen ließen.

New Orleans[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des 19. Jh. brodelte es im Melting Pot New Orleans nicht nur in der kreolischen Küche und auf den Straßen bei Mardi Grass und Dixieland, auch ein hochdifferenziertes Dienstleistungsgewerbe bildete sich heraus. Neben dem Rotlichtgewerbe entwickelte sich der Textilpflegesektor rasant. Günstige Vorraussetzungen, wie preiswerte Negerjungen und viel Dreck auf der Straße brachten vor allem das Schuhputzgewerbe zum Erblühen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, entstanden verschiedene Pflegestile. Ein beliebte Technik war die des flat down - jerk off. Die 4 bis 6jährigen Abkömmlinge von Negersklaven bespuckten dabei das zu reinigende Leder des Schuh des weißen Mannes und rieben es mit ihren Hintern und den cotton-bibs (Latzhosen) blitzblank. So sparten sie an teurer Schuhwichse und den Putzlappen.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard beschreibt in seinem 1977 erschienenen Roman Der Unterwichser die Geschichte des Schuhputzers Franz Bürstl und spielt hier insbesondere mit der Technik des Flachwichsens auf die Psychologie des Protagonisten an. Bürstl war Zeit seines Lebens auf sich allein gestellt und entwickelte schon früh eine Sozialphobie, die sich in neurotischen Kompensationsmustern mit dem Flachwichsen auf alle Tätigkeiten seiner Lebenswelt bezieht. So heißt es im ersten Kapitel:

Auch Bürstls Morgenhygiene war geprägt von dem, was er überhaupt nur konnte - Wichsen. Er schmierte seinen Lederlappen mit Seife ein, legte sich flach auf den Boden und polierte manisch jede Stelle seines Körpers mit dem billigen Schuhfett ein. Nur kurz, ganz kurz wurde mit Wasser gespült. Zum Abschluss, als Höhepunkt des Tages, legte er den Lappen um Herrn Züpfli. Herr Züpfli war Bürstls bester Freund und wohnte weiter unten zwischen seinen Lenden. Es war ein Schmaus wenn Züpfli und Bürstl es sich ein mal am Tag so richtig gut gehen lassen konnten.

berühmte Flachwichser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familiennamen mit B scheinen besonders häufig geeignet für die Genese von ausschließlich maskulinen Flachwichsern zu sein.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Armstrong, L: From Fuckwit To Trumpet. New Orleans. Hot5. 1925
  • Bernhard, T.: Der Unterwichser, 1. Aufl. Frankfurt/M., Suhrkamp Vlg. 1983.
  • Mommsen, T: Rother Schuh und schwarze Schnüre. Sandalenpflege im Römischen Heer. Ergänzungsschrift zur Römischen Geschichte Blatt 3. Leipzig Weidm. Buchhandl. 1858
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