Potentiell-humoristische Exegese
Die potentiell-humoristische Exegese ist eine Methode zum Auslegen biblischer Texte. Sie wurde 2008 von M. S. Chlauer begründet und ist noch nicht vollkommen ausgereift. Sie beschäftigt sich vor allem mit der Frage nach Humor in der Bibel, wobei der bisherige Forschungsschwerpunkt auf der Frage nach dem Humor Jesu liegt.
Ausgangspunkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die potentiell-humoristische Exegese geht von zwei grundlegenden Annahmen aus:
- Jesus hatte Humor (sonst wäre diese Art der Exegese überflüssig)
- Die Aussagen Jesu im Neuen Testament werden gundsätzlich als vom historischen Jesus stammend angenommen.
Aufgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aufgabe der potentiell-humoristischen Exegese ist es, eben jene Tatsache, dass Jesus Humor hatte, anhand biblischer Texte einwandfrei nachzuweisen. Als Basis gehen die Vertreter dieser Methode der Bibelexegese von Mk 6,10 ("Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus eintretet, dort bleibt, bis ihr dort rausgeht!") aus. Dabei wird nie in Frage gestellt, ob Humor in der Bibel zu finden ist (siehe Grundannahmen), sondern es wird lediglich versucht, diesen zu exzerpieren und herauszufinden, wo sich dieser verbirgt.
Anhand der Arbeit der potentiell-humoristischen Exegese lässt sich auch leicht feststellen, welcher der biblischen Autoren der lustigste war. So rangiert derzeit ein Buch der alttestamentlichen Apokryphen auf diesem Ranking sehr weit oben: Das Buch Tobit (vgl. Tobit 6,3b: "O Herr, er will mich fressen!").
Methodenschritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Natürlich bedient sich auch die potentiell-humoristische Exegese wissenschaftlicher Methodenschritte, von denen sich bisher 4 als konsensfähig erwiesen haben:
1. Humorkritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zunächst einmal gilt es zu erörtern, um welche Art von Humor es sich handelt. So unterscheidet man zwischen verschiedenen grundlegenden Arten des Humors: Ironie, Sarkasmus, Zynismus, Galgenhumor, Situationskomik, Übertreibung und trockener Humor. Die Aufgabe der Humorkritik ist also die Zuordnung zu einer bestimmten Humorart durch die Erörterung des jeweiligen Kontextes.
So gehört beispielsweise das Gleichnis vom Balken im Auge zur Übertreibung.
"Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen." (Mt 7, 3-5)
Die Vorstellung eines Balkens im Auge und der Versuch, denselben zu entfernen, muss beim Zuhörer zwangsläufig ein Lachen ausgelöst haben.
Ein anderes Beispiel, welches in die Kategorie Galgenhumor einzuordnen wäre, findet man in Hiob 14,10a: "Stirbt aber ein Mann, so ist er dahin.".
2. Pointengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Notwendiger Schritt für das potentiell-humoristische Verstehen biblischer Texte ist die Forschung nach der Pointengeschichte. Wie wirkte die Pointe auf Zeitgenossen der Autoren? Welche Reaktionen rief sie hervor? Wie können wir die Pointe in ihrer historischen Situation richtig verstehen? Schaut man sich z.B. Sprüche 27,15 an: "Eine Frau, die ständig nörgelt, ist genauso unerträglich wie ein tropfendes Dach bei Dauerregen!", so wird man schnell auch Analogien zur heutigen Zeit herstellen können, und vielleicht - aber so weit ist die potentiell-humoristische Exegese noch nicht fortgeschritten - lässt sich schon sehr bald feststellen, ob und wie weit sich der Humor der damaligen Zeit von dem heutiger Zeit unterscheidet - Die Pointe aus Sprüche 27,15 jedenfalls ließe sich ohne jeden Zweifel auch in heutiger Zeit verständlich anwenden.
3. Intentionskritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eng mit der Humorkritik verwoben ist der Methodenschritt der Intentionskritik - deshalb wird unter führenden Exegeten heiß diskutiert, ob nicht die Intentionskritik in der Abfolge der Methodenschritte eigentlich vor der Humorkritik kommen müsse, und somit als erster Methodenschritt zu gelten habe. Die Intentionskritik forscht - wie der Name schon sagt - nach der Intention des Autors. Warum bringt er genau an dieser Stelle Sarkasmus, Ironie, Galgenhumor, etc. ... ein? Was möchte er damit bezwecken? Fraglich ist zum Beispiel noch die Einordnung von Ps 137,9: "Glücklich ist, wer deine kleinen Kinder packt und am Felsen zerschmettert!". Humorkritisch eindeutig in den Bereich des Schwarzen Humores einzuordnen, bleibt die Intention offen. Vermutlich, so nehmen führende Exegeten an, wurde der Psalmbeter von den Kindern seines Nachbarn frühmorgens geweckt und hatte leider gerade keinen Fleischhammer zur Hand, um das Problem zu lösen. So entschloss er sich kurzum, sie zu verfluchen. Eindeutig nachgewiesen ist diese These jedoch noch nicht, obwohl sie breiten Konsens in der Forschung findet.
4. Assimilation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Assimilation geht es nun darum, den Humor in unsere heutige Zeit zu übertragen, so dass er für den postmodernen Leser und die postmoderne Leserin verständlich wird. Hierbei gilt es vor allem, Vergleichspunkte zu erörtern und zeitgenössische Witze / zeitgenössischen Humor, die gewissermaßen als Analogie zu dem Humor des zu exegesierenden Textes gelten können, als Beispiele heranzuführen.
Ein kurzes Beispiel sei hier angeführt:
Man könnte in Erwägung ziehen, ob folgende Aussage von Eike Immel (Fußballprofi):
«Im Großen und Ganzen war es ein Spiel, das, wenn es anders läuft, auch anders hätte laufen können.»
in Analogie zu Mk 6,10 (oben schon erwähnt):
«Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus eintretet, dort bleibt, bis ihr dort rausgeht!»
steht. Natürlich müsste dies ausführlich untersucht und begründet werden.