Minderwertigkeitskomplex

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Der Minderwertigkeitskomplex ist eine - besonders in den zivilisierten Ländern - häufig auftretende Ich-Störung, die zu Verhaltensauffälligkeiten, Depressionen und Suchterkrankungen führen kann und deren Ursprung oftmals in der falschen Erziehung der betreffenden Person oder deren abgrundtiefer Hässlichkeit zu suchen ist. Aber nicht nur hässliche, dicke, behinderte oder dumme Menschen haben Minderwertigkeitskomplexe, auch große Künstler, erfolgreiche Sportler oder karriereverwöhnte Akademiker sind von diesen Komplexen befallen und entwickeln ausgefallene Strategien, um diese vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Ursache und Wirkung

Viele Kinder werden von ihren Eltern und Lehrern unterdrückt, kritisiert und gemaßregelt und bekommen so sehr früh ihre ersten Minderwertigkeitskomplexe über die Erziehung eingetrichtert. Ständige Nörgeleien der Eltern über die schulischen Leistungen des Sohnes (Mensch Junge, nur 4 Einsen im Zeugnis. Du trittst die Familienehre in den Schmutz!) oder die modischen Vorlieben der Tochter (Aber Sabine, bei deiner Figur kannst du doch nicht so ein bauchfreies Top tragen, du siehst ja aus wie eine fette ukrainische Nutte) führen bei den Kindern zu Verhaltensstörungen wie z.B. unkontrollierter Aggression oder Anorexie bzw. Bulimie. Aber auch die ständige Überhöhung der eigenen Kinder und deren Hochstilisierung zu Wunderkindern kann zu schweren Minderwertigkeitskomplexen führen, da die betroffenen Kinder ständig nach Lob und Anerkennung für ihr Tun suchen und zunehmend den unrealistischen Ansprüchen ihrer Eltern hinterherlaufen (Also Pierre, beim nächsten Kindermarathon musst du aber die 3-Stunden Marke knacken. Das schaffst Du doch mit links!).


Von Komplexen geplagt, von den Fans vergöttert: Robbie Williams

Bei großen Künstlern führt dieses Wunderkind-Syndrom im Verlauf ihrer Karriere dazu, dass sie zunehmend unter ihren eigenen Perfektionsansprüchen leiden und ihre sozialen Kontakte nur nach dem Kriterium auswählen: Bei welchen Menschen finde ich bedingungslose, devote Bewunderung und Anerkennung bzw. Wer mich durchschaut und meine Schwächen erkennt, darf mir nicht zu Nahe treten. Bei anderen Berühmtheiten führen die Komplexe zu einer Selbstabwertung, die sie nur durch den Konsum von Suchtmitteln aushalten können, denn nur im Vollrausch können sie sich selbst noch ertragen und die eigenen Ansprüche vergessen. Das überholte Klischee des leidenden Künstlers wird von vielen Kreativen übernommen und so lange gelebt, bis sie sich selbst und ihre Umwelt nicht mehr aushalten und ihre Kreativität versiegt. Spätestens dann ist der Gang zum Psychotherapeuten oder ein freiwilliges Scheiden aus dem Leben unabdingbar.

Ein Paradebeispiel ist das des Postkartenkünstlers Adolf H. aus Braunau. Deprimiert und in Zweifel ob seiner zweimaligen misslungenen Aufnahme in die Wiener Kunstakademie hängte er seine Profession als (eigentlich recht passabler) Postkartenkünstler an den Nagel und verdingte sich als Alleinunterhalter in bayerischen Lokalen. Über ein mehrjähriges Zwischenspiel, während dem er seine Minderwertigkeitskomplexe in blankem Destruktivismus kanalisierte, steigerte er sich in seine Manie immer weiter hinein, bis er sich schließlich in seiner Verzweiflung zum Suizid entschied.


Die genormten gesellschaftlichen Werte sowie die Definition von Erfolg führen bei Menschen, welche diese Kriterien nicht erfüllen können, unweigerlich zu Minderwertigkeitskomplexen. Aus diesem Grund haben nichtsnutzige Arbeitslose oft kein Selbstwertgefühl, und je länger die Periode ihrer Arbeitslosigkeit dauert, destso überflüssiger und minderwertiger fühlen sich diese Menschen, da die Gesellschaft den Besitz von Arbeit immer noch als Hauptlebenssinn definiert und das Herumlungern in Trinkhallen als verachtenswert empfindet, auch wenn die Arbeitslosigkeit inzwischen ca. 6 Millionen in Deutschland lebende Menschen betrifft und diese sich für ihr sinnloses Leben gar nicht zu schämen bräuchten.


Der Nichtbesitz eines repräsentativen Autos oder Einfamilienhauses kann bei Familienvätern oft zu schweren Komplexen führen, die sie nur durch das Verprügeln ihrer Kinder und Ehefrauen kompensieren können. Der Nichtbesitz eines Mobiltelefons löst inzwischen bei fast allen Menschen das Gefühl von Minderwertigkeit aus und viele tun alles daran, ein solches zu besitzen, auch wenn es nur eine selbstgebastelte Attrappe sein sollte.

Analphabeten leiden oft sehr unter ihrer Unfähigkeit, Schreiben und Lesen zu können. Sie tun alles daran, ihren Makel vor der Außenwelt zu verbergen und erfinden wundersame Geschichten, um nicht in peinliche Situationen zu geraten. So wird ein Analphabet in einer fremden Stadt lieber einen Tag länger mit der U-Bahn herumfahren bis er zufällig sein Ziel erreicht, als einen hilfsbereiten Schaffner zu bitten, ihm beim Lesen des Streckennetzes und Auswahl der richtigen U-Bahn-Linie behilflich zu sein. Sollte er in eine Situation kommen, in der seine Unterschrift erforderlich ist, wird er sich absichtlich den Arm brechen, um einen Grund zu haben, die Unterschrift nicht leisten zu müssen.

Der überzeugte Katholik wird sein ganzes Leben lang glauben, er sei ein minderwertiger Sünder, der die göttliche Norm der menschlichen Vollkommenheit nie erfüllen werde und durch seine begangenen Sünden immer mit einem Bein in der Hölle stehe. Die Beichte lindert zwar seinen Leidensdruck geringfügig, kann den Katholiken aber nie zu einem ausgeglichenen, in sich ruhenden Menschen machen.


Eine genetisch bedingte Hässlichkeit, d.h. eine nicht den gesellschaftlichen Schönheitsnormen entsprechende äußere Form des Menschen, ist die häufigste Ursache des Minderwertigkeitskomplexes. Silikonbebrüstete Plastikblondinen mit Lippen wie Pirelli-Reifen blicken lasziv von den Hochglanzmagazinen und erzeugen besonders bei jungen Mädchen schon sehr früh ein unerreichbares Schönheitsideal, dem sie ein Leben lang hinterhereifern und das sie mittels Diäten, Schönheitsoperationen und Fitnesswahn zu erreichen versuchen. Dicke Menschen haben es besonders schwer, da sie von ihrer Umgebung ständig den Spiegel ihrer Imperfektion vorgehalten bekommen, und aus lauter Frust werden sie immer fetter, bis sie nur noch mit einem Kran aus ihrer Wohnung gehievt und mit einem Tieflader auf die Intensivstation gebracht werden können.
Kleingewachsene Männer entwickeln große Minderwertigkeitskomplexe und müssen ihrer Umwelt unbedingt beweisen, dass sie besonders talentierte, durchsetzungsfähige und skrupellose Menschen sind. Viele Diktatoren und Feldherren waren kleinwüchsig, beste Beispiele dafür sind Napoleon Bonaparte und Silvio Berlusconi.

Die Überwindung von Minderwertigkeitskomplexen

  • Für Männer, die einen Minderwertigkeitskomplex wegen ihres zu kleinen Genitals haben, empfiehlt sich die Anschaffung einer Großraumlimousine oder eines tiefergelegten Sportwagens mit Breitreifen. Die anerkennend-neidischen Blicke der Kleinwagenfahrer beim Überholvorgang auf der Autobahn kompensieren den Genital-Komplex des Mannes und geben ihm ein potentes Gefühl von Stärke und Überlegenheit, was die gefühlte Größe seines besten Stücks sogleich um einige Zentimeter verlängert bzw. verdickt.
  • Das Tragen adretter Kleidung hilft dem von Komplexen beladenen Erdenbürger, sich eine Schutzhülle zuzulegen, die der Außenwelt nichts von seinem verletzten Seelenzustand preisgibt. Am wirkungsvollsten für den Mann ohne Selbstwertgefühl ist das Tragen einer Krawatte in Kombination mit einem gebügelten Anzug und ein paar italienischen Glattlederschuhen. Die Dame ohne Selbstwertgefühl greift gerne auf geschlossene Kostümchen und hochhackige Pumps in Kombination mit zentimeterdick aufgetragener Schminke, distinguiertem Parfüm und Handtäschen von Hèrmes zurück.
  • Für Frauen, die unter der geringen Größe ihrer Brüste leiden, empfiehlt sich der Einbau von Silikonimplantaten. Aber aufgepasst, die Menge des implantierten Silikons sollte das eigene Körpergewicht nicht überschreiten, da es sonst durch das permanente, entgeisterte Starren der männlichen Bevölkerung auf das Busenwunder zu einem erneuten Minderwertigkeitskomplex kommen kann (siehe unten).
  • Für Menschen, die als Gesichtsbaracke auf die Welt gekommen sind, empfiehlt sich das lebenslange Tragen einer Karnevalsmaske. Das hat auch schon dem Phantom der Oper geholfen, denn Masken machen den gesichtsbarackigen Menschen attraktiv und geheimnisvoll und ermöglichen ihm den unbelasteten Kontakt zu seinen Mitmenschen.
  • Menschen die an der Hyperhidrose (Schwitzkrankheit) erkrankt sind, leiden sehr unter ihren ständigen Schwitzattacken und haben immer das berechtigte Gefühl, sie würden erbärmlich stinken und ihr glitschiger Händedruck wäre für andere Menschen unangenehm und ekelhaft. Sie können sich von ihren Minderwerigkeitskomplexen nur durch eine Schweißdrüsenabsaugung unter den Achseln befreien oder - sollten die finanziellen Mittel hierfür fehlen - durch den Umzug in ein Land, in dem alle Menschen dauernd schwitzen bzw. die regelmäßige Körperpflege nicht üblich ist.
  • Menschen, deren Sprachschatz sehr begrenzt ist fühlen sich oft minderwertig wenn sie mit gebildeten, rhetorisch versierten Zeitgenossen aufeinandertreffen. Ein Rhetorik-Kurs in einer Volkshochschule kann diesen Menschen helfen, ihren Wortschatz auf 200 Wörter zu erweitern und gewisse Redewendungen einzustudieren, die bei Konversationen, Vorstellungsgesprächen und Amtsgängen einen positiven Eindruck hinterlassen.
  • Intensive therapeutische Betreuung und Beratung des Patienten. Ein wichtiger Schritt zur Heilung ist die Erkenntnis des Patienten, dass er möglicherweise gar keine Komplexe hat, sondern tatsächlich minderwertig ist.
  • Eine weitere, selbsttherapeutische Behandlungsmethode ist die Anschaffung einer Persönlichkeitsprothese.

Typische Minderwertigkeitskomplexe

Riesen haben Riesenkomplexe: Der amerikanische Riese Robert Wadlow

Typische Denkmuster sind wie folgt aufgebaut und können variieren:

  • ich habe [immer / nie] ...
  • ich bin [immer / nie] ...
  • die anderen sind [immer] ...

Die Denkmuster werden oft dabei völlig überzogen wahrgenommen (Realitätsverlust; Objektive Selbstwahrnehmung).


  • Ich bin zu dick.
  • Ich bin zu dünn.
  • Ich bin zu groß.
  • Ich bin zu klein.
  • Ich bin zu alt.
  • Ich bin zu jung.
  • Meine Brüste sind zu klein.
  • Meine Brüste sind zu groß.
  • Alle glotzen immerzu auf meine Brüste.
  • Meine Brüste hängen.
  • Ich habe keine Brüste (Frauen).
  • Ich habe Brüste (Männer).
  • Ich habe nur eine Brust (Frauen).
  • Ich habe eine Hühnerbrust (Männer).
  • Mein Genital ist zu klein.
  • Mein Genital ist zu groß.
  • Alle glotzen immerzu auf mein Genital.
  • Mein Genital hängt bzw. steht nicht.
  • Ich habe kein Genital.
  • Ich bin zu dumm.
  • Ich bin arm und dumm.
  • Ich bin zu dumm, um es zu merken.
  • Ich habe kein Talent.
  • Keiner will mich haben.
  • Keiner erkennt meine inneren Werte.
  • Meine inneren Werte sind zu klein.
  • Ich kann mir keine inneren Werte leisten.
  • Ich kann mir nur einen Opel Corsa leisten.
  • Ich kann mir nicht mal einen Opel Corsa leisten.
  • Ich bin Deutscher (vererbte Täterrolle in x'ter Genenation)
  • Ich bin zu schwarz (Afroamerikaner in Texas).
  • Ich bin zu weiß (weißer Farmer in Namibia).
  • Ich bin nicht arisch (Jude im dritten Reich).
  • Ich bin nicht jüdisch (Palästinenser in Jerusalem).

Von Minderwertigkeitskomplexen befallene Berühmtheiten

Literatur

  • Prof. Dr. Fröhlich: Selbstakzeptanz durch Suizid. erschienen beim Psycho-Verlag, ISBN 8-5326-8020-7
  • Posh Spice, alias Victoria Beckham: Mit Spaß in die Bulimie. erschienen bei Harrods, ISBN 8-5326-8020-7
  • Dr. Uwe Struntz-Dumme: Mittelmäßig kann jeder – Minderwertigkeit als Chance. erschienen bei Inferiorite Verlag, Minderlittgen, ISBN 8-5326-8020-7

Siehe auch

Dieser Artikel ist Artikel der Woche 48/2006
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