Kunstausstellung
Mittels einer Kunstausstellung werden tatsächliche oder vermeintliche Werke der Bildenden Kunst einer mal mehr, mal weniger breiten Öffentlichkeit kurz- oder längerfristig im Original oder in qualitativ akzeptabler Fälschung zugänglich gemacht. Je nach Art, Ort, Dauer, Zweck, Zielgruppe, Aussteller/Ausstellerin, Finanzier/Finanzière und einer Reihe undurchschaubarer weiterer Kriterien unterscheidet man:
Vernissage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Vernissage (frz. vernis, dt. Firnis, Lack) gehört zu den kürzesten Veranstaltungen dieser Art. Sie ist für eine der anderen Ausstellungsarten, was die Premiere für eine Oper und kann als Auftakt zu jeder der anderen dienen. Für die Dauer eines Abends werden die lokale A- bis D-Prominenz, Geldgeber, sonstige Reiche, Andere-Künstler-die-hoffentlich-neidisch-werden sowie Vertreter der regionalen und überregionalen Presse in das Ausstellungslokal geladen, um dort als erste (oder bei Alten Meistern als Dreiundvierzigmillionenvierundachtzigtausensiebenhundertundvierzehnte) die Werke zu sehen und aus diesem Grund eine rauschende Party zu feiern. Dabei stehen die gezeigten Kunstwerke und der, falls noch lebend, anwesende Künstler weniger im Mittelpunkt als große Flaschen billigen Proseccos und Rotweins, mittels derer das Publikum verköstigt wird, bis es sturzbesoffen (lt. Volksmund auch „völlig im Lack“ – daher der Name der Veranstaltung) ist.
Der, falls noch lebend, anwesende Künstler dagegen wird sich früher oder später als der Gelackmeierte fühlen, da seine „Babys“ zunächst nur als Ausgangsthemen für Paarungsanbahnungsgespräche genutzt werden, im Verlaufe des Abends aber auch als Abstellflächen für leere Gläser und Flaschen, als Aschenbecher und bei besonders erfolgreichen Vernissagen auch als Speikübel Verwendung finden. Sollte es allerdings gelingen, die beiden einflussreichsten anwesenden Feuilletonisten voneinander fern- und damit von der ansonsten unvermeidlichen, von lautstarkem Grundsatzstreit eingeleiteten Prügelei abzuhalten und beiden so viel C2H5OH zu verabreichen, dass sie sich am folgenden Tag nur noch an den leckeren Rotwein erinnern, nicht aber an auch nur ein einziges Kunstwerk, so kann der Künstler, falls noch lebend, sich als neuen Stern am Kunsthimmel betrachten, denn seine Verkaufszahlen und -preise werden augenblicklich die Stratosphäre verlassen. Zudem hat schon Joseph Beuys exemplarisch bewiesen, dass auch in Müll und Zusammengekehrtem noch trefflich Ruhm und Geld schlummert, was dem Künstler zum einen eine Abwechslung in seiner Tätigkeit bietet und zum anderen Reinigungskosten spart.
Dauerausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich hierbei um eine Präsentation, die für die Ewigkeit konzipiert ist. Da Kunstgalerien gern hin und wieder das eine oder andere Stück verkaufen und daher der Ewigkeit vergleichsweise wenig Respekt entgegenbringen, tun sich auf diesem Gebiet vor allem Museen hervor. Mögliche Gründe für eine Dauerausstellung sind vielfältig, hier eine Auswahl:
- Die Ausstellungsräume sind zugleich das Magazin
- Renovieren ist angesichts knapper Kassen unerschwinglich, und die Bilder und Skulpturen passen genau auf die unschönen Flecken an Wänden und Fußböden
- Der Kurator ist verstorben, nur hat es noch niemand bemerkt
- Der Förderverein, ohne den das Museum längst bankrott wäre, wurde vor einigen Jahrzehnten durch das Magazin geführt, wobei jedes Mitglied einmal mit dem Finger zeigen und „Das da!“ sagen durfte
- Den Wachmannschaften kann wegen ihrer starken Gewerkschaftsbindung keine Änderung ihrer Routine zugemutet werden
- Der Lehrplan der örtlichen Kunsthochschule basiert auf den gezeigten Stücken
Wanderausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nur besonders wagemutige, besonders gut versicherte oder besonders verzweifelte Museumsleitungen entschließen sich zu einer Wanderausstellung. Ziele der fahrenden Aussteller sind anerkannte Museen weltweit, falls das eigene Haus wegen Baufälligkeit oder eines Wasserschadens vorübergehend geräumt werden musste, oder die Volksbanken und Sparkassen des gesamten Bundeslandes, falls der Förderverein die Mittel gekürzt hat.
Magazin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sollten die üblicherweise öffentlich zugänglichen Räume eines Museums nicht als Ausstellungsfläche geeignet sein, etwa weil das städtische Bauamt dort derzeit einen künstlerisch äußerst wertvollen Parkplatz errichten lässt, und sollten zudem die logistischen Möglichkeiten für eine Wanderausstellung nicht gegeben sein, verbleiben sämtliche Kunstwerke im Magazin. Damit sind jedoch größere Herausforderungen hinsichtlich des Diebstahlschutzes verbunden, weshalb jeder Besucher ständig von mindestens zwei Mitarbeitern begleitet werden muss. In diesen Fällen empfiehlt sich eine telefonische Voranmeldung, um längere Wartezeiten zu vermeiden.
Meinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- „Wenn ich was Schönes sehn will, dann guck ich in'n Spieschl!“
- ~ Daniela Katzenberger
- „Ich male Ihnen so viele Originale, wie Sie verscherbeln können.“
- ~ Konrad Kujau
- „Das meiste ist Schrott, das ist ganz klar. Natürlich merkt das keiner. Und ich verrate es nicht.“
- ~ Ein Experte von „Kunst & Krempel“, der ungenannt bleiben möchte