Scham
Der Begriff Scham bezeichnet einen Gemütszustand des Menschen, der durch unterschiedlichste Faktoren ausgelöst werden kann und das Selbstwertgefühl des Beschämten massiv beschädigen kann.
Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Garten Eden war eine Oase der Freikörperkultur. Adam und Eva liefen so wie Gott sie erschaffen hatte durchs Paradies erfreuten sich an der schamlosen Zurschaustellung ihrer primären wie sekundären Geschlechtsmerkmale und vollführten ungehemmt und frei den Geschlechtsakt. Dann passierte das Malheur mit der teuflischen Schlange, Eva kostete vom Apfel der Sünde und die Scham wurde geboren. Fortan bedeckte Eva ihre Scham mit einem Feigenblatt und auch Adam versuchte, seinen stattlichen Schlonk mit Maiskolbenblättern vor den gierigen Augen seines Rippenstücks zu verbergen. Nach dem Fall aus dem Paradies entwickelte sich die Scham weiter und griff auch auf Lebensbereiche über, die außerhalb eines sexuellen bzw. geschlechtlichen Kontexts standen. Im Zuge der Entwicklung von Moral, Ethik, Religion und gesellschaftlichen Verhaltensnormen erfand der Mensch immer mehr Ursachen für die Scham und der Katalog der Dinge, für die sich ein Mensch heute schämen kann ist unendlich lang, leider auch unendlich diffus und bisweilen unendlich absurd. Die jahrhundertelange Dominanz der katholischen Weltanschauung im westlichen Kulturkreis hat die Ausbreitung der Scham extrem befördert und für lange Zeit galt die Keuschheit, die das sittsame, schambewusste Handeln in den Vordergrund menschlicher Existenz stellt, als eine der Hauptsäulen der katholischen Lehre.
Typologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Schamgefühl setzt beim modernen Menschen in der Regel immer dann ein, wenn ihm Dinge wiederfahren oder er Dinge tut, die außerhalb der allgemeingültigen Moral und gängiger Verhaltensregeln liegen. Die Schamesröte ist ein äußeres Anzeichen für die Scham und bezeichnet die Verfärbung des Gesichts ins rötliche, hervorgerufen durch die erhöhte Durchblutung des Schamkortex im Gehirn und die Ausschüttung von Schamhormonen. In westlichen Ländern gelten dabei andere Scham-Kriterien, als z.B. in Asien oder Afrika, es gibt aber auch Schamauslöser, die so gut wie alle Erdenbürger betreffen, von den psychisch kranken Menschen (Kinderschänder, Massenmörder, Diktatoren etc.) einmal abgesehen, denen aufgrund ihrer neurolgischen Defekte jegliches Schamgefühl fehlt und die aufgrund dessen unbeschwert und schamlos ihr Leben genießen können, sofern sie nicht in geschlossenen Psychatrien sediert vor sich hinvegetieren müssen.
Schamgefühl bei Kindern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kinder werden ohne Schamgefühl geboren, lassen ihren Körperfunktionen in den ersten Lebensjahren freien Lauf und laufen vorzugsweise nackt durchs Leben, wenn ihre verklemmten Eltern sich dafür nicht schämen sollten. Erst durch die Erziehung wird ihnen beigebracht, dass „Kacka bääh“ ist und man Fäkalien nicht an Wände schmieren, geschweige denn in aller Öffentlichkeit absondern sollte und auch das Urinieren vom Balkon nicht sittenkonform ist. Auch die schamlose, für alle Mitmenschen sichtbare Manipulation der eigenen Geschlechtsteile zum Behufe des Lustgewinns, welche einen Großteil der kindlichen Existenz ausmacht, wird den aufwachsenden Jugendlichen mit der Zeit abgewöhnt, da die gängige Moral den Sex und damit auch die Onanie in abgedunkelte Schlafzimmer, Dark Rooms, verschlossene Bürozimmer, Aufzüge, Toiletten und auf anonyme Internetseiten verbannt hat.
Spätestens mit der Ausprägung der Schambehaarung sind viele Jugendliche dann soweit erzogen, dass sie von selbst darauf achten, eine gewisse Schamgrenze nicht zu überschreiten und alle „verbotenen“ Dinge heimlich zu tun. Das gilt nicht für die vielen Kinder, die in problematischen sozialen Milieus aufwachsen und von ihren meist physisch oder psychisch abwesenden Erziehungspersonen in keinster Weise an gängige moralische Regeln und Verhaltensnormen herangeführt werden, was in ihrem späteren Leben dramatische Folgen bei der Konfrontation mit der öffentlichen Moral haben kann.
Schamgefühl bei Erwachsenen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hat der Mensch die Pubertät einigermaßen unbeschadet überstanden und ein „gesundes“ Schamgefühl entwickelt, ist der Weg frei, auch in anderen Bereichen des Lebens Dinge zu entdecken, für die man sich schämen kann. Sollte eine Person z.B. übergewichtig sein oder anderweitig vom gängigen Schönheitsideal abweichen, kann sie sich adäquat für ihre Fettpolster, Hautwulste, Schlupflider, Hängebrüste, Zellulite oder sonstwas schämen und versuchen, diese Makel durch das Tragen weiter Kleidung und Schönheits-OPs zu kaschieren bzw. zu beseitigen oder aber jegliche soziale Kontake zu meiden, um sich erst gar nicht dem eigenen Schamgefühl auszusetzen.
Männer mit bemitleidenswert kleinem Geschlechtsteil schämen sich vor Frauen und Geschlechtskollegen für ihre sparsame Ausstattung und tun alles dafür, ihre Scham vor den Augen anderer Männer zu verbergen, was besonders in Sammelumkleiden von Schwimmbädern und Sportvereinen zum Problem werden kann. Die Scham hindert den kleinschwanzigen Mann auch daran, sexuelle Kontake herbeizuführen und sollte er tatsächlich einmal in einen Körpersaftaustausch mit einem anderen Menschen treten, wird er dafür sorgen, dass es in dem betreffenden Raum stockdunkel ist, damit der Geschlechtspartner seine Schmach nur spürt, aber nicht zu Gesicht bekommt.
Alkoholiker, die in ihrer Sucht soweit gekommen sind, dass sie die gesellschaftliche Ächtung ihres Tuns verspüren, entwickeln in der Regel große Scham, verbergen ihre „verwerfliche“ nicht mehr gesellschaftskompatible Sauferei vor den Augen ihrer Mitmenschen und geben sich in der Folge lieber alleine dem Flaschengeist hin. Dabei missachten sie, dass die Scham ein gänzlich unprobates Mittel zur Bekämpfung ihrer Krankheit ist - Menschen schämen sich ja auch nicht, wenn sie einen Schnupfen bekommen oder der Onkologe ihnen eröffnet, sie hätten einen Gehirntumor.
Besonders bei Personen in verantwortungsvollen Positionen sollte ein gewisses Schamgefühl vorausgesetzt werden, doch das Gegenteil ist oft der Fall. In der Welt der Wirtschaft und Politik ist der Hang zur schamlosen Korruption und Vetternwirtschaft sehr ausgeprägt, bei den Verantwortlichen hat sich entweder der antrainierte Schamreflex durch die dominante Gier nach Macht und Reichtum zurückentwickelt oder es gelten dort ungeschriebene Gesetze, die für nach den allgemeingültigen Regeln der Moral erzogene Menschen nicht nachvollziehbar und deshalb auch nicht bewertbar sind.
Auch viele Leistungssportler lassen jegliches Schamgefühl bei der Wahl ihrer unerlaubten Hilfsmittel vermissen und treten den Gedanken des Fair-Plays in den Schmutz. Die öffentliche Stigmatisierung des Dopings hat zwar in jüngerer Zeit zu öffentlichen Schambekenntnissen und tränenreichen Doping-Outings geführt, doch wie nachhaltig dieses neue Ehrlichkeitsoffensive ist, werden die nächsten großen Wettkämpfe im Bereich der Leichtathletik und des Radsports erst zeigen müssen.
Die Scham der Armut ist in den westlichen Zivilisationen weit verbreitet, da dort das Streben nach Wohlstand, Besitztümern und Statussymbolen einen Großteil des Lebenssinns ausmacht und Menschen, die an diesem Wettlauf aufgrund äußerer Umstände oder eigenen Unvermögens nicht teilhaben können, sich ausgeschlossen und minderwertig fühlen.
So ist z.B. das Schlangestehen eines arbeitslosen Akademikers vor einer karitativen Einrichtung für eine Tüte mit gespendeten, noch brauchbaren Lebensmitteln für diesen Mensch ein Quell grenzenloser Scham, was für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar ist („Soll doch froh sein, dass er was geschenkt bekommt!“). Ebenso beschämend ist es für jemanden, der durch unglückliche Umstände arm geworden ist, oder arm geboren wurde, wenn ihm aufgrund seiner mangelnden Bonität ein Großteil seiner Bürgerrechte entzogen bzw. verweigert wird. Ein menschenunwürdiges, beschämendes Leben ohne Girokonto, Kreditkarte, Wohnung, feste Arbeitsstelle, Markenkleidung und Urlaubsreisen erwartet diese Person und nur ein gelegentlicher, beschämender Almosen kann das triste Leben des Verarmten ein wenig aufhellen.
Kollektive Scham[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es gibt auch eine kollektive, alle Gesellschaftsschichten umfassende Scham, die gelegentlich auftritt, wenn sich ein ganzes Volk passiv oder aktiv an verachtenswürdigen Schandtaten beteiligt hat. In der Regel wird dieses Schamgefühl jedoch dadurch abgemildert, dass so gut wie alle Bürger eines Landes an den unmoralischen Handlungen beteiligt waren und so kann das kollektive Schamgefühl durch eine effektive Verdrängung und Geschichtsklitterung beseitigt werden („Es gilt jetzt, nach vorne zu schauen und die Fehler der Vergangenheit zu vergessen...“).
Die kollektive Scham kann aber auch nach gemeinsam begangenen Orgien, Drogenexzessen und Besäufnissen auftreten. Am Tag danach versuchen die vortags noch absolut enthemmten Teilnehmer an diesen Exzessen die schemenhaft verbliebenen Erinnerungen an ihr unmoralisches Tun zu verdrängen und widmen sich wieder ihrem normalen, anständigen Lebenswandel.
Fremdscham[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Fremdscham bezeichnet man das Schamgefühl, das Menschen heimsucht, die eine Person beobachten, die etwas tut, wofür diese sich eigentlich schämen müsste. Ein oft gezeigtes und sehr anschauliches Beispiel für die Entstehung von Fremdscham ist das Verhalten und die Garderobe von Florian Silbereisen bei seinen öffentlichen Auftritten in brechreizerregenden Volksmusiksendungen oder die grenzwertige Garderobe von Thomas Gottschalk. Viele dadurch beschämte Fernsehzuschauer erröten bei diesen peinlichen Demonstrationen menschlicher Geschmacksverirrung und greifen indigniert zur Fernbedienung, um bei einer peinlichen Dauerwerbesendung zu landen, welche ihre Scham noch weiter verstärkt.
Fremdscham wird auch beobachtet, wenn z.B. Bettler, Alkoholiker und psychisch gestörte Menschen in aller Öffentlichkeit ihre jeweiligen Makel (Armut/Krankheit) zur Schau stellen. Mit beschämtem Blick und gesenktem Haupt hasten die NormalbürgerInnen durch die von Bettlern und Säufern bevölkerten Fußgängerzonen, spenden hier und da ein Almosen und fühlen sich auf unerklärliche Art und Weise beschämt durch den Anblick ihrer minderbemittelten Mitbürger.
Menschen mit einer besonders hohen moralischen Integrität beschämen ihre weniger perfekten Mitmenschen oftmals durch ihr von Selbstlosigkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft geprägtes Tun, was auch als eine Ausprägung der (in diesem Falle absolut überflüssigen) Fremdscham zu deuten ist.
Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Insgesamt stellt das Schamgefühl ein sinnvolles Regulativ dar, dass dem Menschen bei der Wahrung einer öffentlichen Moral behilflich sein kann. Oftmals ist die Scham allerdings auch völlig fehl am Platze und verhindert eine objektive Betrachtungsweise mit entsprechenden sinnvollen Verhaltensweisen und engt die Lebensqualität vieler Menschen unnötig ein. Dosieren Sie also Ihre Scham richtig und schämen Sie sich nicht für Dinge, die eh nicht zu ändern oder objektiv betrachtet des Schamgefühls nicht würdig sind.