Urinruine

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Urinruine ist der richtige Name für die meist ungenau als Bahnhof, Autobahnraststätte oder Fachschafts-Pavillion bezeichneten Installationen. Sie stellen den Höhepunkt der modernen Volkskunst dar. Als reine Zweckbauten konzipiert, bemerken ihre Nutzer schnell das Fehlen eines ambitionierten, kunstverständigen Geistes und brennen daher darauf, diese Lücke mit Hochdruck zu füllen.

Ausprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streng funktionale Kunst: Der Eingangsbereich der berühmten, an der Autobahn N13 in der Schweiz gelegenen Urinruine Heidiland.

Urinruinen werden vom Installationskünstler absichtlich volksnah-schlicht konzipiert und zeichnen sich durch einen Eingangsbereich mit einer elektronischen Schranke aus, die vom Installationsbesucher durch den Einwurf eines 50-Cent-Stückes geöffnet werden kann. Nun betritt der Kunstinteressierte das nach Urinstein riechende Ambiente, im Hintergrund plätschert der akustische Teil der Installation - bestehend aus Vogelgezwitscher und Uringeplätscher - aus den Lautsprechern und vom Geplätscher animiert schreitet der verzauberte Mensch zur erlösenden Tat. Am Pissoir angekommen fallen ihm detailgetreue Zeichnungen und Holzschnitte von Kaminen und Holzöfen ins verwunderte Auge und über den Waschbeckeninstallationen erblickt er als Kondomautomaten verkleidete Skulpturen. Nun beginnt der aktive Teil des Installationsbesuches und mit 2-4 Atü spritzt es aus dem Mensch heraus, bis sich ein erlösendes Gefühl von astraler Glücklichkeit bei ihm einstellt. In diesem Moment wird er eins mit dem Rinnstein, dem Geplätscher, dem Gezwitscher, den Kaminen, den Kondomen, dem strengen Geruch und letztendlich mit dem ganzen Universum. Beim Verlassen der Installation bekommt der Besucher dann meist noch einen Gutschein, den er außerhalb der Installation gegen ein intellektuelles Getränk eintauschen kann.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Urinruine beginnt zeitgleich mit dem modernen Massenverkehr. Wurde von den Architekten früheren Zeiten noch kunstverständig ein eigenes Gebäude für die Installation — ein sogenannter Abort — vorgesehen, was dem damaligen Verständnis der Unvereinbarkeit von klassizistischer Architektur und Aktionskunst entsprach, konnte die Urinruine mit dem Aufkommen moderner Betonbaustile nahtlos in ein absurdes Gesamtkunstwerk integriert werden.

Botschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine mittelalterliche Urinruine mit textilen Installationselementen.

Die künstlerische Botschaft einer Urinruine liegt auf und in der Hand: Die Vereinigung mit der eigenen Ausscheidung ist ein geradezu metaphysisches Erlebnis, das den Kunstrezipienten in eine ihm unbekannte Welt voller Geheimnisse entführt und ihn bereit macht für die unvorhersehbaren Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Die Eingangsschranke zur Installation symbolisiert die eigene Hemmung vor - und Tabuisierung der Körperausscheidung und ist diese moralische Grenze erst einmal überschritten, betritt der Mensch sozusagen Neuland - unbekanntes Land - fremdes Land - Wunderland. Durch die aktive Beeinflussung der Installation mittels des persönlichen Hineinurinierens wird der Besucher mit eingewoben in das kosmische Ganze und erfährt so seine eigene Wichtigkeit innerhalb dieses universalen Gefüges.

Berühmte Urinruinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sanitärbereich der Autobahnraststätte Allgäuer Tor Ost - Besticht durch den besonders stechenden Geruch und die zarte Raumkomposition.
  • Sanitärbereich der Autobahnraststätte Ellwanger Berge Ost - Hier ist besonders der akustische Installationsteil herausragend.
  • Sanitärbereich der Autobahnraststätte Langwedel-Daverden Nord - Bei dieser Installation stimmt einfach alles, ein unvergessliches Kunsterlebnis erster Güte.
  • Sanitärbereich der Autobahnraststätte Pfälzer Weinstraße Ost - Sehr gelungen bei dieser Installation ist die überdimensionale Eingangsschranke sowie der zartrosafarbene Kondomautomat über den Damenwaschbecken - nominiert für den Bambi 2007 in der Kategorie Kunst und Kultur.
  • Sanitärbereich des Kölner Hauptbahnhofs - Nichts für sensible Gemüter, erdrückend realistisch, leider keine Kaminbilder!

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Urinruine im Heidiland ist atemberaubend und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
  • Der Sanitärbereich der Autobahnraststätte Heidiland in der Schweiz gilt als eine der bedeutendsten Urinruinen der Neuzeit. Die Pissoirs aus Carrara-Marmor sind mit archaisch anmutenden Höhlenelementen aus grauem Styropor verziert und in Kombination mit der transzendentalen Beleuchtung wird der Installationsbesucher in die Zeit der Neandertaler zurückversetzt, was sich auch sehr förderlich auf seinen Harndrang auswirkt. Es ist fast so, als ob man in freier Wildbahn dem Wildpinkeln fröhnen würde und fast alle Besucher dieser Urinruine ändern nach diesem einzigartigen Erlebnis ihre Einstellung zur Natur und zum Umgang mit dem eigenen Geschlechtsteil.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In Anlehnung an die Installation der Urinruine nennen sich die Anhänger dieser Kunstrichtung auch schlicht Installateure.

Literaturhinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Prof. Dr. Ullrich Harnstein: Die Bedeutung der Urinruine in der zeitgenössischen Kunst. Kiepenheuer&Witsch, ISBN 5-7501-5836-4
  • Dr. Monika Spranzband: Urinruinen und ihre transzendentale Wirkung auf die Menschheit. Easy Piss, ISBN 4-0405-2050-2

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Urinruine am Hermannplatz in Neukölln wurde in 1950er Jahren vom genialen Architekten Mies van der Rohe entworfen. Sie besticht durch ihre streng funktionale, zeitlose Eleganz und gilt weltweit als ästethischer Maßstab.
Die Urinruine Hagen-West ist mit antiken Kacheln aus der Bonzezeit verkleidet. Die blickdichten Urinalbarrieren verhindern den beschämenden, unter Männern üblichen Peniswettstreit und halten auch Urinalspritzer von der Hose des urinierenden Nachbarn fern. Beschallt wird diese Urine mit Tristan und Isolde von Richard Wagner.


Gut Stiftung Satiretest, Ergebnis: Gut

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04/2007
Gut