Büroablagekasten

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Büroablagekästen sind eine der größten Errungenschaften der Menschheit auf ihrer Suche nach Ordnung, Effizienz und dem Sinn des Lebens im Allgemeinen.

Ausprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Legten unsere Vorfahren ihre Zettel, Tabellen, Rechnungen, gefälschten Urkunden, Testamente, Briefe, Verträge, Neben- und Hauptvereinbarungen, Korruptionsabkommen, Liebes- und Abschiedsbriefe, auf Zetteln hingekritzelte Geistesblitze, To-Do-Listen, Insolvenzanträge und Einkaufszettel noch irgendwo auf den freien Platz eines Tisches, in die staubige Ecke einer Kommode, den Restplatz eines Regals oder einfach auf den verkeimten Boden, so sortiert der moderne, büro-affine Mensch sein Chaos seit einigen Jahrzehnten mithilfe dieser äußerlich unscheinbaren, jedoch mit Features und High-Tech vollgepackten Sortierkästen und versucht sich dabei an einfache Regeln zu halten.

Regel Nummer 1 ist die selbstgestellte Frage: Muss ich dieses Dokument wirklich ablegen oder kann ich es auch wegschmeißen oder rauchen? Über diese Frage kann der Büromitarbeiter schon mal ein Mittagsschläfchen halten oder bei einer Runde um die Büropflanze kontemplieren; ist ein beherzter Entschluss gefasst wird entweder abgelegt, weggeschmissen, geschreddert oder geraucht. Auf diese Weise kann die Ablage schlank gehalten werden, Entscheidungen werden nicht vertagt sondern direkt getroffen, ganz im Sinne eines Systems, das auf mündige, selbstverantwortliche Ableger angewiesen ist, um gut zu funktionieren.

Büroablagekasten für Großraumbüros von Hugendubel, elegant, ergonomisch, modern!

Benutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Benutzung eines Büroablagekastens setzt beim Benutzer allerdings einige grundlegende Gehirnfunktionen voraus, ohne die sich ihm das Sortieren von Dingen gar nicht erst erschließt. Ist bei Bürohengst- oder Stute der Ordnungssinn nur rudimentär oder gar nicht vorhanden, empfiehlt sich daher die Entwicklung einer Zwangsstörung, durch deren Ausprägung die Wohlfühldroge Dopamin erst dann im Hirn freigesetzt wird, wenn der Schreibtisch absolut leer ist, alles wegsortiert, in Kästen verstaut und abgelegt. Gelegentliche Verschmutzungs-Zwangsgedanken, den leergefegten Schreibtisch einzukoten, mit Krankheitskeimen einzureiben, in Asbest einzuwickeln oder mit giftigen Insektiziden zu besprühen sind in der Anfangsphase der Entwicklung dieser Zwangsstörung normal und legen sich, wenn die Existenz totaler Ordnung erst einmal akzeptiert wurde.

Alternativen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für andere Zeitgenossen, die den Übergang ins digitale Zeitalter bereits komplett vollzogen haben und in papierfreien Büros ihr ökologisch korrekteres Dasein fristen, erschließt sich die Nutzung dieser ergonomischen Kästen erst gar nicht. So müllen diese Menschen lieber die Festplatten ihrer Laptops, Desktops, Tablets und Smartphones zu und bedienen sich einer Unzahl an Apps, die ihnen bei der Sortierung ihrer digitalen Existenz mehr oder weniger behilflich sind. Sollte von außen doch einmal ein Dokument aus Papier zu ihnen stoßen, wird dieses umgehend eingescannt und irgendwo abgespeichert, die Suchfunktion ihrer digitalen Bürohilfe wird das Ding irgendwann schon wiederfinden, falls beim Speichern ein irgendwie aussagekräftiger Dateiname gewählt wurde (z.B. Mahnung 213/17/Nichmeineschuld oder Letzte Mahnung 278/17/Snichwichtig). Wird der ganze digitale Müll dann auch noch aufwendig verschlüsselt, ist bei der nächsten Steuerfahndung nichts zu befürchten, ganz im Gegensatz zur Fahndung in einem papiergestützten Büro, wo die Steuerfahnder die fein säuberlich sortierten Beweismaterialien nur aus den wohlsortierten Büroablagekästen greifen müssen; dem Delinquenten winkt hier allerdings je nach Durchordnungsgrad der konfiszierten Papiere ein Strafnachlass bei der Verurteilung wegen Steuerhinterziehung, denn weniger Aufwand bedeutet auch weniger Strafe, das ist nur gerecht und entschädigt den anachronistisch veranlagten Büroleiter für sein altmodisches Ordnungssystem.

Erste Schritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hat man sich erst einmal für eins der unzählig angebotenen Büroablagekastensystemen entschieden (hier empfiehlt es sich auf jeden Fall, mindesten ein Dutzend Kästen gleichzeitig zu bestellen und auch zu benutzen), beginnt die strategische Planung, welche Dokumente und Objekte in welche Kästen zu sortieren sind und wie diese Kästen in der Folge zu beschriften sind. So hilft z.B. die Beschriftung Else 2016 Grob wirklich nur dem mit den zum Verständnis dieser Bezeichnung nötigen Interna ausgestatteten Mitarbeiter, alle anderen MitarbeiterInnen werden diesen Ablagekasten möglichst vermeiden, es sei denn, die 80%-Füll-Regel hat schon bei umliegenden Kästen gegriffen und es ist nirgendwo anders mehr Ablageplatz, dann muss zur Not eben Else 2016 Grob als temporäres Ablagefach herhalten.
Ist die Ordnung allerdings zu kleinteilig organisiert und wird zu dezidiert gesiebt und beschriftet (z.B. Brainstorming mit Uschi 4. April 2016), macht sie keinen Sinn, da in der Folge in jedem Kasten höchstens ein Ablagegut zu finden sein wird. Ist sie zu grobmaschig angelegt, könnte man den ganzen Pröttel auch wieder unsortiert auf den Boden legen, also ist dieser Organisationsschritt der alles entscheidende auf dem Weg in eine neue Ordnung.

Ebenfalls von essentieller Bedeutung ist der Vermerk des Ablagekastenpfades, z.B. auf der Rückseite eines Dokuments (-> Umsätze 2014/Rosenkrieg Uwe), so lässt sich dieses zwar nicht leichter wiederfinden, aber immerhin ist vermerkt, wo es wieder abzulegen ist, wird es einmal aus seinem behaglichen Habitat gegriffen, angeschaut, abgestempelt, bespuckt, rituell verbrannt und wieder abgelegt.

Geschlechtsspezifische Probleme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frauen haben leider die Angewohnheit, Büroablagen mit ihren Handtaschen zu verwechseln, hier muss von vornherein Einhalt geboten werden, will der Büroleiter nicht, dass wichtige Dokumente in einem Brei aus Lippenstift, Mascara, Tampons, Münzen, Brillenputztüchern, Kleenex, Croissantbröseln, Einkaufszetteln, Gesichtcremes und anderem Gefahrgut verschwinden und oftmals aufwendig wiederhergestellt werden müssen, damit sie wieder lesbar werden. Frauen, die derartige Verhaltensweisen an den Tag legen, sollte entweder sofort gekündigt werden oder sie sollten genötigt werden, ein Ordnungs-Coaching zu absolvieren, das heute von jeder schlechteren Volkshochschule auf Kosten der Krankenkasse angeboten wird.

Männern, denen sich die Existenzberechtigung ihrer linken Gehirnhälfte in ihrem bisherigen Leben nicht erschlossen hat, sollten hingegen behutsam an den Sinn des Kastenwesens herangeführt werden. In Büroablagekasten-Seminaren müssen diese angehenden Büromitarbeiter oder selbstständigen Kleinunternehmer langsam erlernen, warum es effizienter ist, bei der Suche nach einem Dokument nicht erst den kompletten Inhalt einer Ablage auszuräumen, sondern zielstrebig und mit festem Griff in einen Kasten zu langen um eben dieses Dokument hervorzuzaubern. Die Dokument-Angriffsquote eines Mitarbeiters kann durch die Absolvierung solcher Seminare oftmals um 1000% gesenkt werden, bei gleichzeitiger Erhöhung der Mitarbeitermotivation um bis zu 230 Becquerel.

Sortierstation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stromlinienförmig übereinander montierte Anmut, edles Design in Vollendung, die Sortierstation ist die ultimative State-Of-The-Art-Entwicklungsstufe des gemeinen Büroablagekastens. Jede der bis zu zehn Ebenen ist einzeln hydraulisch ausfahrbar, mit einem sanft decreshendierenden, an die Raumfahrttechnologie erinnerndes shhhhhuuuuiiiiiffffftt klappt der Kasten aus dem Stations-Tower und bietet seinen wohlsortierten Inhalt dar. Wahlweise gibt es dieses System auch automatisiert, mit einem fünfpoligen Direktanschluss ans Hirn des Büroleiters und elektronischen Greifarmen, so müssen Sortiervorgänge nur noch angedacht werden, das System erledigt den ganzen Rest; es bleibt mehr Zeit für Zwischenmenschliches und sexuelle Belästigungen der Untergebenen und sonstigen MitarbeiterInnen. 
Gegen einen unerheblichen Aufpreis bietet die Sortierstation auch ein gekühltes Spezialfach mit Abtropfvorrichtung und freischwebender Aufhängung, in die der Kastenberechtigte sein Gehirn nach getaner Arbeit hineinhängen kann, denn man will die Arbeit ja nicht immer mit nach Hause nehmen und auch einfach mal abschalten.

Das Ablagesystem Förhöja vor der Manufatur.

Förhöja[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom bekannten schwedischen Lifestyle-Anbieter kommt ein ausgebufftes, ganz aus Elchhorn gefertigtes Ablagesystem, das dem Ablagewilligen das Leben einfach macht, indem es vorbeschriftete Etiketten auf den Kästen gleich mitliefert. Die fünf schlanken, leicht müffelnden Kästen sind mit Skrot, Brottslig, Kvark, Farlig und Krukväxtjord gekennzeichnet, anziehende Schriftzeichenkombinationen, die ihre inspirierende Wirkung auf den Benutzer schon beim Installationsvorgang entfalten. Veganer und Tierschützer haben es jedoch schwer mit diesen Ablagekästen und so sollte der Personalchef beim Bewerbungsgespräch in einem mit dem Förhöja-System ausgestatteten Büro darauf achten, die potentiellen Mitarbeiter auf die Benutzung von Förhöja hinzuweisen, so kann die BewerberIn immer noch selbst entscheiden, ob die vegane Gesinnung eventuell gegen einen gut sortierten Arbeitsplatz eingetauscht werden kann.

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheint es noch nicht entschieden, wie sich die Zukunft der Büroablagekästen entwickeln wird. Scheint es einerseits klar zu sein, dass die Verwendung physischer, auf Papier gedruckter Dokumente schon bald der Digitalisierung zum Opfer fallen wird, so gibt die grassierende Retrowelle mit ihrer analogen Rückorientierung zu Hardware-basierten Anwendungen (siehe auch Plattenspieler, Nudelholz und Sexspielzeug) Anlass zur Hoffnung, dass uns diese edlen Plastikkästen noch ein paar Jahrzehnte erhalten bleiben werden. Auf jeden Fall sollte jeder karrierebewusste Mensch den Umgang mit einem Büroablagekasten einmal erlernt und erlebt haben, der Bewusstseinssprung, der durch das Verständnis einer höheren Ordnung eintritt, ist unendlich wertvoll, lebensprägend, geradezu erleuchtend.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elke Heidenreich: Mein Weg zu mir durch mich selbst - Leben in Kästen. Obsolet-Publishing, ISBN 4-8611-8472-8

Dieser Artikel ist Artikel der Woche 15/2017
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Dieser Artikel istArtikel des Monats April 2017
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