Diskothek
Eine Diskothek (vgl. engl. Nightclub) ist eine sogenannte Schankwirtschaft mit Tanzgelegenheit, d.h. eine Kneipe mit lauter Musik, die groß genug zum Tanzen und dunkel genug zum Fummeln ist. Um insbesondere Letzteres möglichst vielen Interessengruppen zu ermöglichen, bietet eine moderne Disco für (fast) jeden Musikgeschmack etwas: angefangen bei HipHop über Techno bis hin zur Neuen Deutschen Welle a la Wolfgang Petry lässt sich in bierseliger Verzückung prima mit dem/der Nächstbesten schunkeln und fummeln.
Vor der Disco[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Worunter Opa noch die Inbetriebnahme seines alten Dieseltraktors verstand, das bezeichnet nun die mittlerweile obligatorische Einstimmung auf einen mittelschweren Saufabend: Das Vorglühen. Kurz vorm Betreten der Disco werden hierbei noch auf dem Parkplatz ein paar Kurze gezischt, was für eine "solide Basis" sorgen soll und dem ausuferndem Jugendalkoholismus und den gestiegenen Spritpreisen Rechnung trägt.
Die Türsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevor man jedoch eine Disco betreten kann, muss man zuerst am Eingang eine Gesichtskontrolle bestehen. Ausgewiesene Gesichtsbaracken können gleich wieder abschieben, schließlich soll sich der Club ja als "geile Abschleppmeile" etablieren und nicht als Gruselkabinett.
Doch wenn sich unter einem Dach derart viele Hormone, Alkohol und aufgestaute Triebe versammeln, muss der Wirt um seine Einrichtung fürchten. Darum bezahlt er hochqualifizierte Schrankwände dafür, jeden Gast am Eingang diplomatisch und fair zu beurteilen und zahlungskräftig aussehende gern gesehene Gäste einzulassen.
Die Auswahlkriterien sind recht einfach:
- zu schnoddrig oder zu schick angezogen
- zu gewalttätiges oder zu schwächliches Auftreten
- zu dunkle oder zu helle Hautfarbe
- zu ausländisch oder zu deutsch
- zu schlecht gefälschter Ausweis (zu jung)
- zu vorgeglüht
führen zu freundlichen Hinweisen wie: "Nee, du net! Hau ab!", "Es ist schon voll!" oder "Heute nur für Stammgäste!"
Die fünf Phasen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der bevorstehende Abend kann, wie dem geneigten Beobachter nicht entgangen sein dürfte, in fünf verschiedene Entwicklungsphasen unterschieden werden. Hat man es am Türsteher vorbei ins Innere der Disco geschafft, führt der erste Weg meist direkt an die Bar, schließlich soll der vorgeglühte Pegel ja gehalten werden. Das ist dann meistens auch der Zeitpunkt, an dem der für heute Abend auserkorene Fahrer beim Bestellen seiner Cola in voller Tragweite realisiert, dass er heute Abend die Arschkarte gezogen hat. Ein Blick über die leere Tanzfläche hin zu den verloren am Rand Herumstehenden offenbart dem erfahrenen Besucher: Der Abend befindet sich noch in Phase 1.
Phase 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Raumtemperatur befindet sich noch auf unterkühlten 21°C, der Luftsauerstoffgehalt ist auf ausreichendem Niveau und der allgemeine Alkoholpegel kann als defizitär bezeichnet werden. Erst mit dem massiven Zustrom weiterer Besucher wird Phase 2 eingeläutet.
Phase 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die gesteigerte Anzahl schwitzender Leiber lässt die Raumtemperatur auf Ballermann-typische 28°C ansteigen und die nun ausreichend große Auswahl an potentiellen Sexualpartnern führt zu regelmäßigem Taxieren der umgebenden Primaten. An den Theken steigt die Anzahl der georderten Getränke alkoholischer Art, schließlich wollen Hemmungen ab- und Beziehungen aufgebaut werden. Die Tanzfläche füllt sich nun hauptsächlich mit Frauen, die ihre Fähigkeit zu geschmeidigen Unterleibsbewegungen unter Beweis stellen wollen, während die kopulationswilligen Männchen in Gruppen besonders bequeme Sitzgelegenheiten in Beschlag nehmen, um diese später interessierten Weibchen, die sich in ihren unbequemen Stöckelschuhen wund getanzt haben, zum Niederlassen anzubieten, mit anschließender Abfüllung, versteht sich. Das ist der fließende Übergang zu
Phase 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weiter hinzugekommene Besucher haben mittlerweile die Gänge und die Garderobe verstopft, auch die Toiletten sehen nun nicht mehr ganz so frisch aus und an den Theken rotieren hektisch die Barkeeper, um der übersteigerten Nachfrage Herr zu werden. Die durchschnittliche Anstehdauer hat sich auf 20 Minuten erhöht, was zum Verkauf der ersten Tower führt, 5-Liter Plexiglaszylinder mit Jim Beam-Cola oder Long Island Ice Tea. Das Gequetsche in den Gängen führt zu einer gesteigerten Häufigkeit an Körperkontakt und die Raumtemperatur steigt auf 32°C. Das Absinken des Luftsauerstoffgehalts auf unter 3% beeinträchtigt zusätzlich zum Alkohol das Urteilsvermögen, was vom Betreiber der Discothek auch noch durch nicht zu sparsamen Gebrauch der Nebelkanone befördert wird.
Erste Knutschereien unter eben noch Wildfremden sind zu beobachten. Die jetzt noch auf der Tanzfläche befindlichen Weibchen verstärken ihre Bemühungen aufzufallen, und reiben sich wie zufällig an jedem potentiell paarungswilligen Männchen in Reichweite.
Ihre Bemühungen werden nun durch den Auftritt der ersten Animationstänzerinnen unterstützt, die sich nun mehr oder weniger gekonnt an den GoGo-Stangen räkeln und von den übriggebliebenen Weibchen verzweifelt imitiert werden. Der Anblick von spärlich verhüllten Rundungen und freizügig dargebotenem nackten Fleisch lässt den Männchen den Sabber in den Mund steigen und dergestalt aufgesext wenden sie sich auch den weniger attraktiven Weibchen zu.
Nach einer halben Stunde GoGo-Darbietung verlässt die alleinerziehende Mutter in den Mittdreissigern erschöpft ihren Posten und überlässt ihn der unsicheren ehemaligen Anwaltsgehilfin, die das Arbeitsamt gezwungen hat diesen Job anzunehmen.
Phase 4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stimmung ist nun auf dem Höhepunkt, nassgeschwitzte Leiber reiben sich aneinander, der DJ hat die Lautstärke nochmals um 50% hochgefahren, die Raumtemperatur beträgt nun gefühlte 38°C und kondensierter Schweiß beginnt von der Decke zu tropfen, was unter allen besoffenen betroffenen zu einem transzendentem Gemeinschaftsgefühl führt, bei den nüchtern gebliebenen Fahrern aber eher Ekelreaktionen hervorruft. In den besetzen Sitzgruppen werden bereits seit geraumer Zeit heftige Zungenküsse ausgetauscht. Während die ersten gefundenen Pärchen händchenhaltend das Etablissement verlassen, wird in den Toiletten, die mittlerweile in Wasser, verschüttetem Bier und Urin schwimmen, das erste Mal gekotzt. Hilfreicher Zuspruch von Seiten wohlmeinender Toilettenbenutzer wie "komm, einer geht noch" oder "jetz' sei ma net so'n Mädche, des muss ma mit Tequilla kontern" bringen den Probanden dazu das Letzte aus seinen Schläuchen zu holen. Unterdessen tönt es von der Hüttengaudi-Dancefloor: "Verdammt ich brauch dich…", was nun die verzweifelte Phase 5 einläutet.
Phase 5[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit dieser Phase läutet der Gong zur letzten Runde: Resteficken ist angesagt. Die weniger attraktiven Weibchen haben mittlerweile die Tanztische und Gogo-Stangen in Beschlag genommen und verwöhnen jeden, der es nicht sehen will mit ihrer unterirdischen Darbietung während die in etwa gleichsam attraktiven Männchen an der Bar sitzen um sich die Reste schönzusaufen. Der Laden hat sich merklich geleert und auch die Raumtemperatur beginnt zu sinken, was der schweißgetränkten Luft einen etwas abgestandenen Charakter verleiht. Leute, die "eigentlich nur zum Tanzen gekommen sind" nehmen nun die Tanzfläche in Beschlag und nehmen bei ihrem ausladendem Tanzstil keine Rücksicht auf in Händen gehaltene Getränke anderer Gäste. Im Grunde genommen ist der Abend nun gelaufen, was die Übriggebliebenen nur schwerlich einsehen wollen; außer dem Einen, der da hinten gerade mit dem Kopf auf den Tresen gesunken ist, der hat es definitiv hinter sich und wird nachher behutsam von den bereits in den Startlöchern stehenden Putzkräften vor die Tür geschoben. Die Türsteher erwachen aus ihrer Lethargie, besteht doch nun die gesteigerte Möglichkeit vielleicht einen randalierenden Suffkopp achtkantig aus dem Lokal schmeißen zu können, um somit zu zeigen, dass mit Anabolika aufgepumpte Schrankwände mit verkümmerten Großhirn und Minderwertigkeitskomplex auch zu was nütze sein können.
Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieses Weibchen wird heute abend garantiert nicht allein nach Hause gehen... |
Die Musik war und ist seit jeher der Katalysator zur Einleitung des Paarungsrituals. Man betrachte nur die Verkaufszahlen von Kuschelrock-CD's oder die überwältigende Anzahl an Liedgut, welches Mann-Frau Beziehungen zum Thema hat. Afrikanische Trommelrythmen, wie sie in Hip Hop unterschwellig zu finden sind, nötigen den menschlichen Unterleib unwillkürlich zu koitierenden Bewegungen. Doch auch der stampfende Beat von Techno erinnert gelegentlich entfernt an archaisches Ums-Lagerfeuer-Gehüpfe. Das rythmische Tanzen in der Gruppe vermittelt überdies ein tiefverwurzeltes Gemeinschaftsgefühl, welches sich zu ekstatischer Verzückung und euphorischer Verbundenheit steigern kann.
Alkohol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ohne Alkohol wäre ein erfolgreicher und amüsanter Diskoabend undenkbar, ist es doch der Stoff, der es dem modernen, rational denkendem, verkopften Menschen erst ermöglicht, sich seine störende Denkbirne auszuknipsen und mal ganz und gar Tier sein zu können. Dergestalt entfesselte animalische Triebe tragen maßgeblich zur Geburtenrate bei, werden doch zögerliche, arterhaltungsfeindliche Bedenken wie Verhütung, Zukunftschancen und Finanzierung des Nachwuchses erfolgreich im Feuerwasser ersäuft. Im Zuge einer agressiven Vermarktung von Alkopops um die Jahrtausendwende, hat sich eine verstärkte Affinität jugendlicher Zielgruppen zu 'harten' Alkoholika etabliert. Infolgedessen hat sich eine bisher nicht dagewesene hedonistische Saufkultur entwickelt, der die Einführung des Towersaufens Rechnung trägt. Hierbei wird ein Plexiglaszylinder mit ca. 5 Liter Fassungsvermögen an der Bar bestellt, welcher am unteren Ende mit einem Zapfhahn versehen, auf einem Gestell stehend, serviert wird und in Gruppen von drei bis sechs Personen zügig geleert wird. Das erspart zum Einen langes Anstehen an der Theke, zum Anderen dehnt es aber auch den Begriff der Normaldosis erheblich, d.h. ein Tower muss ausgetrunken werden, um nichts zu verschwenden, im Gegensatz zu nur einem Glas bestellten Getränks. Doch nicht nur Paarungswillige greifen zum Alkohol, auch angehende Alkoholiker nutzen die Gelegenheit um ihren Suchtdruck zu befriedigen und sich für die vergangene Woche zu entschädigen.
Drogen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Insbesondere in Technodiscos ist der postmoderne Veitstanz sehr beliebt, ein epileptisch anmutendes Ganzkörpergezappel, das normalerweise nach zehnminütiger Aufführung zu ausgeprägten Erschöpfungszuständen führt. Um länger tanzen zu können, wird gerne mal ein "Muntermacher" eingeworfen, der, in Verbindung mit Wodka-Red Bull, jegliche störenden körpereigenen Überlastungswarnsignale ausblendet und dem Anwender übermenschliche Fitness suggeriert, ungeachtet dessen, dass er bereits vor fünf Minuten einen Herzinfarkt hatte. Besagte Muntermacher werden von wandernden Freizeitapothekern verteilt, stets mit den Worten: "brauchste was?" oder "psst! Brrauchssu?". In jedem siebten Ei ist zur Abwechslung auch mal'ne Kopfschmerztablette drin.
Sexuelle Kontakte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Primäres Ziel der meisten Discobesucher ist es, neben dem gepflegten Volllaufenlassen und Wochenendabsturz, das Anbandeln mit potentiellen Sexualpartnern, um dem aufregendem Singledasein eine Existenzberechtigung zu verschaffen. Meist gehen daraus lediglich One-Night-Stands hervor, da bei der Partnerauswahl ausschließlich optische (sowie olfaktorische) Kriterien zur Beurteilung herangezogen werden, denn eine mündlicher Gedankenaustausch ist dank der lauten Musik meist nicht möglich und aufgrund des vorherrschenden Alkoholpegels meist auch nicht sehr vorteilhaft.
Unerfahrene Besucher versuchen trotzdem zuerst eine verbale Kommunikation, welche von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, wie folgendes Beispiel aus einer Techno-Disco zeigt:
<(Musik) >
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
Er: HEY, KENNEN WIR UNS NICHT?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf! >
Sie: WAS?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
ÖFTER HIER?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
JA GEILE MUSIK HIER!
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
WILLSTE FICKEN?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
NEE, ICH HAB NOCH !(zu trinken)
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
WAT?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf! >
GEH’MA FICKEN?
<stampf!stampf!stampf!stampf!stampf!>
JA GEILE MUSIK HIER!
So wird das natürlich nie etwas. Erfahrenere Discogänger verschwenden keine Zeit mehr mit sinnlosem Gequatsche, schließlich ist das Leben kurz und es sollen ja eines Tages eine Menge Kerben das Bettgestell zieren. Sie bevorzugen die nonverbale Kommunikation, wie das Ranschmeißen oder Antanzen mit eindeutig sexueller Intention, indem sie kreisende Unterleibsbewegungen ausführen und dabei engen Körperkontakt suchen. Das Männchen wird dann früher oder später das Weibchen mit alkoholischen Getränken versorgen und versuchen sie mit in seine Höhle zu nehmen, wobei man dann allgemein vom Abschleppen spricht. Nach einer mehr oder weniger aufregenden Nacht ist dann morgens beim Aufwachen der jeweils Andere verschwunden und man wird alles daran setzen, beim nächsten Discobesuch als völlig unbekannt zu erscheinen.
Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- In von polnischen Betreibern geführten Diskotheken ist es nicht unüblich, das hauseigene Prostituierte die Stimmung im Lokal zusätzlich anheizen. Sie beglücken im 5-Minuten-Takt einsame Männer auf dem Herrenklo und haben so schon manche Kneipenschlägerei frustrierter Testosteronjunkies verhindern können. Auf diese Weise sichert sich der Betreiber eine feste Stammkundschaft und sorgt für eine entspannte Atmosphäre.
- In letzter Zeit häufen sich Meldungen über unverholene Schleichwerbung in Diskotheken, die in ihrer Dreistigkeit ihresgleichen sucht. Beispielsweise wurde im Anschluss an das Lied "Verdammt ich will dich, ich will dich nicht" übergangslos folgende "Coverversion" abgespielt:
"Verdammt ich brauch nichts, ich miet' bei Sixt, Verdammt ich will nichts, ich miet' bei Sixt, Ich will nicht noch mehr Geld verlieren!"
Hier wird dem angetrunkenen Diskobesucher ganz unverholen ins Gehirn geschissen, ohne dass er es merkt; bis zum nächsten Ballermann-Urlaub, wo er dann aus unerfindlichen Gründen lieber bei Sixt mieten will als bei Europcar oder anderen. Wenn das Schule macht, dann gute Nacht.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Artikel der Woche 24/2008
|