Esoterik-Seminar

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Ein Esoterik-Seminar bezeichnet eine Zusammenkunft ganzheitlich orientierter Menschen, die ihre spirituelle Entwicklung mithilfe dieses Seminars vorantreiben bzw. vertiefen wollen. Diese Seminare finden meist in idyllisch gelegenen Gutshäusern oder Bio-Hotels statt, die in ihrer Ausstattung, dem Nahrungsangebot und der feinstofflichen Umgebung ideal auf alchemistisch herbeigeführte Erleuchtungsprozesse zugeschnitten sind. Besonders alleinstehende, graumelierte, in violette Jogginhosen und pastellfarbene Jutetops gekleidete Frauen mit ausgeprägtem Unterbauch, die sich im Herbst ihres Lebens befinden, nehmen an diesen Seminaren teil und gehen ganz in der esoterischen Gemeinschaft und dem angebotenen Seminarprogramm auf, es gibt aber auch männliche Kursteilnehmer, die sich in ihrer äußeren Erscheinung nur geringfügig von den Damen abheben.

Das Esoterik Hotel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zimmer und Gemeinschaftsräume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Esoterik-Hotel liegt idyllisch, am Horizont erscheinen den EsoterikerInnen gelegentlich metaphysische Erscheinungen.

Dieses Hotel ist streng nach ökologischen Richtlinien erbaut, alle verwendeten Hölzer und sonstigen Baustoffe sind frei von schädlichen, die Aura der Gäste beeinträchtigenden Schadstoffe und das Heizungssystem wird mit aus den Fäkalien der EsoterikerInnen gewonnenem Biogas befeuert. Die Zimmer sind streng nach dem Feng Shui-Prinzip eingerichtet und in verschiedene Kategorien aufgeteilt. In jedem Zimmer befindet sich eine kleine CD-Sammlung mit esoterischer Bambusflöten-Wohlfühlmusik, die den Gast in die richtige Wellenschwingung versetzen, damit er seiner verborgenen Spiritualität näher kommen kann.

  • Die Zimmertypen Erde, Wasser, Sonne und Himmel sind zwar identisch in ihrer Ausstattung, doch die verschiedenen Zimmernamen geben dem Esoteriker das Gefühl, er würde sich in einem - zu dem von ihm belegten Seminar passenden - Ambiente befinden.
  • Das Bambus-Zimmer ist japanisch angehaucht und kostet das Doppelte des Preises der anderen Zimmer. Rechtsdrehende Hölzer versüßen dem Astralreisenden den nächtlichen Schlaf und violette Vorhänge filtern die schädlichen Strahlen aus dem Tageslicht heraus. Eine Bio-Sauna mit Tiefen-Infrarotstrahlung ermöglicht dem Seminarteilnehmer, sich von seinen schlechten Schwingungen zu befreien und das anschließende Bad im zimmereigenen Whirlpool entschlackt den Körper und macht den Kopf frei für tiefgreifende seelische Veränderungen.

Der gemeinschaftliche Essensraum ist lichtdurchflutet, zarte Klangschalenmusik sorgt für die richtige Astralschwingung und im violetten Salon, auf dessen Tischen überbordende Schalen mit Bio-Walnüssen bereit stehen, laden großzügige, violette Sitzgruppen zum Verweilen ein. Der Wintergarten ist mit fragilen Korbmöbeln eingerichtet, hier halten sich die Gäste in den kurzen Pausen zwischen den Seminarstunden auf und laben sich an ganzheitlichem Möhrenkuchen und Sojasprossen-Souflets.

Das Büffet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu allen drei Tagesmahlzeiten wird ein üppiges vegetarisches Büffet kredenzt, welches das Herz eines jeden Vegetariers und Veganers höher schlagen lässt. Auf Fleisch wird absichtlich verzichtet, da die morbide grobstoffliche Schwingung toter Jägerschnitzel die sensible Atmosphäre des Seminar-Hotels empfindlich stören würde. Besonders die angebotene Rohkostnahrung, aber auch Speisen wie Kicherbsenpüree, ayurvedisches Tofucurry, Hefepasteten, Rohmilchkäse und Möhrenpizzen erzeugen bei den meisten EsoterikerInnen schwerwiegende Flatulenzen, die sich mit den überall versprühten Rosenessenzen zu einem lethalen Duft vermengen, der über dem ganzen Gelände wabert und permanente Stenchwerte von 3-6 erzeugt. Durch das Angebot ballaststoffreicher Demeter-Vollfruchtsäfte bekommt das olfaktorische Ambiente des Seminarortes noch eine zusätzliche, leicht süßliche Note, die einem Nicht-Esoteriker vollends den Appetit verderben würde, den motivierten SeminarteilnehmerInnen aber gar nicht weiter auffällt.

Eingenommen wird die Nahrung an Sechsertischen, die spiralförmig um das geomantische Zentrum des Essensraumes gruppiert sind. So sitzen die Seminargrüppchen bei ihrem Mahl und konzentrieren sich ganz auf die Nahrungsaufnahme und nur gelegentlich entwickelt sich ein kurzes Gespräch über die astrale Wirkung des Kicherbsenpürees oder die vergangene bzw. vorausliegende Seminarstunde.

Das Seminar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geist und Seele im Einklang, den Weg zur Erleuchtung findet man im Esoterik-Seminar.

Der Tagesablauf der Seminarteilnehmer richtet sich streng nach den angebotenen Kursen und Selbsterfahrungszirkeln. Ein Seminartag kann z.B. so aussehen:

  • Nach dem gemeinsamen Frühstück geht die Gruppe in den holzgetäfelten Seminarraum und setzt sich auf nicht allzu bequemen Kissen zur ersten Gruppenmeditation mit Anfassen zusammen, die etwa 15 Minuten dauert und alle Teilnehmer in den nötigen spirituellen Aufnahmezustand versetzt. Alsbald erhebt sich die Kursleiterin, nennen wir sie Dr. Mathilde Grünkern, und beginnt mit dem ersten einstündigen Kursus:
  • Grünkern-Braten im Sommer unter Berücksichtigung anthroposophischer Aspekte in der feinstofflichen Elfenenwelt. Da dieses Thema die Teilnehmer auch kognitiv sehr fordert muss danach die Raumschwingung durch eine 30-minütige
  • Orgiastische Atemtherapie mit Betonung des sexuellen Zentrums im Unterbauch wieder in den richtigen Schwingungszustand versetzt werden. Da die KursteilnehmerInnen durch diesen Programmpunkt sehr in Wallung versetzt werden, brechen danach alle Dämme und die Atemtherapie geht nahtlos über in das einstündige
  • Kollektive Weinen, durch das alle Frustrationen und spirituellen Blockaden gänzlich aufgelöst werden. Noch verbliebene Energieblockaden werden in der anschließenden 45-minütigen Farbtherapie sanft aufgelöst. Die Frequenz des eingesetzten Lichts wird dabei individuell auf den feinstofflichen Körper der TeilnehmerInnen abgestimmt, um so auch tiefsitzende Konflikte mit der universellen Ganzheit freizulegen.
  • Vor dem anschließenden Mittagessen gehen die nun noch enger miteinander verbundenen EsoterikerInnen eine halbe Stunde in den angrenzenden Wald und nehmen astralen Kontakt zu den herumschwirrenden Elfen und Vogelgeistern auf.

Nach dem Mittagessen legen sich die vom Vormittag Erschöpften eine halbe Stunde auf ihr müdes Haupt und stärken sich nach dem Erwachen mit einem Stück Möhrenkuchen und einer Tasse Ingwertee im Wintergarten bevor die zweite Tageshälfte mit einer kollektiven Klangschalenmeditation eingeläutet wird. Nun geht es Schlag auf Schlag:

  • In der Lachstunde werden alle depressiven, düsteren Gedanken vertrieben und gegen Ende dieser einstündigen Lachtherapie liegen sich die EsoterikerInnen enthemmt in den Armen und vergessen dabei gelegentlich auch die ungeschriebenen Regeln der menschlichen Sexualität. Um sich auf den nächsten Programmpunkt einzustimmen, kehrt nun eine halbstündige Phase der absoluten Stille im Seminarraum ein, die von Frau Dr. Grünkern durch einen sanften Schlag auf die Meditationszimbel beendet wird.
  • Nach einer kurzen Atempause und dem Anstimmen eines gemeinsamen OOoohhmmms folgt nun eine 90-minütige Belehrung über den Sinn der Anthroposophie nach Martin Frischknecht in Bezug auf das umgedrehte Pentagramm, welche den geistigen Horizont vieler Seminarteilnehmer zwar übersteigt, doch man nimmt ja auch an solch einem Seminar teil, um seine Grenzen zu sprengen und Unbekanntes in sich aufzusaugen. Erschöpft von den spirituellen Ausführungen von Frau Dr. Grünkern freuen sich die SeminarteilnehmerInnen nach Beendigung der Ausführungen nun auf die
  • 15-minütige Tanzmeditation, bei der die TeilnehmerInnen, zunächst vorsichtig die Möglichkeiten ihres Körpers ertastend, sich nach und nach in einen ekstatischen Derwischtanz aufschaukeln, um zum Ende der Meditation hin ihre entfesselten Leiber ausgelassen durch den Raum wirbeln zu lassen, wodurch sich die Holographische Resonanz ihrer Seelendurchlässigkeit in ungeahnte Sphären aufschaukelt. Dabei kann es aufgrund der transzendentalen Schwingungen Shivas auch schon mal zu blauen Flecken bei einigen zurückhaltenderen TeilnehmerInnen kommen, die dies jedoch als Bestandteil der spirituellen Katharsis mit einem Lächeln annehmen. Nach dem Sortieren der Gliedmaßen beginnt dann das entspannende Abendprogramm.

Abendprogramm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein tantrischer Sufimeister bringt die EsoterikerInnen in wallende Verzückung.

Nach dem reichhaltigen Abendbuffet, zu dem auch ein Gläschen biologischer Rotwein erlaubt ist, flatulieren die EsoterikerInnen erst einmal in der frischen Abendluft und treffen sich dann zur Nacktmeditation am Kamin des Lebens in einem speziell dafür hergerichteten Seminarraum. Angeleitet von einem tantrischen Sufimeister erleben viele der alleinstehenden Frauen aber auch die vereinzelt teilnehmenden Männer diesen Seminarpunkt als lebensverändernde Bereicherung. Befreit von Schamgefühlen und Hemmungen meditieren sich die fast Erleuchteten in eine Art Trance und stimulieren ihre Unterbäuche durch schamanische Gesänge und zunehmend wilder werdende Körperbewegungen. Nach ca. zwei Stunden beendet der Sufimeister das Ritual durch einen markerschütternden Schrei in Kombination mit dem Schlag auf einen großen Gong. Die erhitzten Gesichter der Seminarteilnehmer verstrahlen daraufhin einen somnambulen Glanz und gemeinsam schweben die EsoterikerInnen in die Gemeinschaftssauna zu einem abschließenden, reinigenden Saunagang.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem dreitägigen Seminar fühlen sich die meisten TeilnehmerInnen erleuchtet, der allwissenden Quelle nahe, entschlackt und auch endlich einmal wieder befriedigt. Die göttliche Ordnung von Ursache und Wirkung erfüllt die so Bereicherten und in der Folge können sie ihr eigenes Geben und Nehmen mehr in den Einklang mit einer allumfassenden Ganzheitlichkeit stellen. Auch die Holographische Resonanz ihrer Astralkörper wird durch das Seminar dramatisch verbessert und viele TeilnehmerInnen erleben eine Quanten-Initiation nach der erfolgreichen Absolvierung des Wochenendes.
Die flatulenzfördernde Kost hat zwar noch Tage später Auswirkungen auf das soziale Umfeld der EsoterikerInnen doch dieser kleine Makel wird durch den spirituellen Gewinn mehr als wett gemacht. Während dieser Seminare bilden sich mitunter feinstoffliche Freundschaften unter den KursteilnehmerInnen, die ein Leben lang halten und es bleibt das Gefühl und der innige Wunsch, zu einer verschworenen Gemeinschaft mit besonderem Lebensauftrag zu gehören. Viele EsoterikerInnen werden duch die Teilnahme an Esoterik-Seminaren geradezu süchtig nach dem erfahrenen Gemeinschaftsgefühl und richten fortan ihr gesamtes Leben auf die regelmäßige Teilnahme an selbigen aus.

Kosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausgaben für esoterisches Zubehör können die EsoterikerInnen in den finanziellen Ruin treiben.

Die Kosten für ein Esoterik-Seminar belaufen sich je nach Ausstattung des Hotels und der Gästezimmer auf 600 - 1500.- Euro für ein dreitägiges Wochenende mit Vollpension. Die darauf folgenden lebenslangen Ausgaben für Esoterik-Bücher, Esoterik-CDs, Klangschalen, Meditationszimbeln, Räucherstäbchen, Bachblüten, Rosenessenzen, Vollwertkost, rechtsdrehende Wasserfilter, Figurenkerzen, Duft- und Aromaöle und weitere Esoterik-Seminare haben jedoch schon so manchen Seminarteilnehmer in den finanziellen Ruin getrieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claudia Roth: Der Unterbauch macht Dich erst frei - Esoterik und orgiastische Atemtechniken - Grünkern Verlag 2002, ISBN 3932710363
  • Margit und Rüdiger Juteschuh: Die spirituelle Herausforderung. Eine Einführung in zeitgenössische Esoterik-Seminare. Tofu-Verlag, 1990, ISBN 3453069382
  • Hestwart Thüsing: Schicksal als Entschlackung, (Esoterische Psychologie - das Urwissen zur Vollkommenheit des Menschen), erstmalig erschienen 1979 bei Bertelsmann
Sehr gut Stiftung Satiretest, Ergebnis: Sehr gut

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04.2007
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