Redegewand
"Ich tu das Redegewand nicht haben tun, voll ehrlich, ey!"
~ Atze Schröder, befragt ob er das mystische Ding habe.
Das Redegewand ist ein mystisches Gewand, welches seinem Träger ermöglichen soll, vollständig überzeugende Reden zu halten. Es besteht aus mehreren verschiedenen Bekleidungsstücken die verschiedene rhetorische Fähigkeiten verleihen.
Achtung: Das Redegewand ist nicht zu verwechseln mit; ‚rede gewandt’, was als Aufforderung gewandt zu reden zu verstehen ist.
Bestandteile des Redegewands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Redegewand besteht im einzelnen aus folgenden Einzelteilen:
Die Krawatte des Taktgefühls[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Krawatte des Taktgefühls ermöglicht dem Träger, niemanden auf den Schlips zu treten und jeden Fauxpas zu umgehen. Nach der Sage handelt es sich um einen grauen Seidenbinder, den der damalige Bundeskaiser Heinrich Lübke vom Sauerland von der mystischen Frau Tananarive überreicht bekam. Der Schlips eröffnet dem Träger aber noch mehr Möglichkeiten. Bindet man einen Windsorknoten, so kann der Träger der Krawatte auch fließend deutsche Floskeln ins Englische übersetzten (z.B. Equal goes it loose).
Die Brille der Wahrhaftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Brille der Wahrhaftigkeit ist eine Sehhilfe mit schwarzen Metallrahmen. Der berühmte deutsche Minnesänger Walter von der Ulbricht bekam sie vom Sandmännchen als Dank geschenkt, weil er es vor dem westlichen Imperialismus geschützt hatte. Wer die Brille der Wahrhaftigkeit trägt, kann völlig überzeugend die haarsträubendsten Lügenmärchen erzählen und den Menschen Sand in die Augen streuen. Als eigenartige Nebenwirkung vermittelt das Tragen der Brille aber auch Grundkenntnisse im Betonbau und Maurerei.
Die Pfeife der sanften Zunge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Pfeife der sanften Zunge soll, so lautet die Sage, mit ihrem Rauch aus wohlriechenden Kräutern die Zunge des Redners weich und seine Worte schmeichelhaft machen. Der beliebte Komiker Herbert Wöhner soll diese Pfeife aus dem Horn eines von ihm erlegten Hodentöters geschnitzt haben. Gestopft wird die Pfeife nicht mit ordinärem Tabak, sondern mit den Federn der seltenen Übelkrähe. Der Träger der Pfeife wird freundlich und nett klingen und seine Worte werden ihn bei Freund und Feind beliebt machen. Weiterhin kann sich der Träger, so dement er auch sein mag, unter Einfluß der Pfeife Namen viel besser merken.
Pullover der Aufrichtigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Pullover der Aufrichtigkeit wurde, so erzählt die Sage, aus feinsten Fäden gewoben, die Zwerge in Ludwigshafen aus eitel Saumagen sponnen. Wer ihn trägt wird nimmer einen Freund verraten, dem er sein Ehrenwort gab, auch wenn ihn die Staatsanwaltschaft mit glühend Eisen peinigt. Ritter Helmut der Verkohler soll ihn einst von einer holden Maid erhalten haben, die dem Rhein entstieg und ihm weissagte, er werde einst der Kanzler aller Deutschen werden.
Geschichte des Redegewands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Generationen deutscher Könige vererbten ihr Teil des Redegewands an ihren Thronfolger weiter, der ihm ein Stück hinzufügte und es an seinen Thronfolger vererbte. Letzter bekannter Träger der magischen Artefakte war König Gerhard der Gefärbte. Als Gerhard seine Krone an Angela die Eiserne verlor, soll er das Redegewand jedoch für sich behalten und aus dem Palast in Berlin geschmuggelt haben.
Gerüchten zufolge liegen die Teile des Redegewands in einem Luftschutzbunker in Königsberg oder wurden am Ende des zweiten Weltkriegs von russischen Soldaten als Beutekunst nach Moskau verschleppt.
Im Moment scheint offensichtlich kein deutscher Politiker das Redegewand zu besitzen. Als ausreichender Beweis sollten die öffentlichen Äußerungen dieser reichen.
Dichterische Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Häufig wurde das Redegewand von deutschen Poeten (nach neuer Rechtschreibung: Pöten) besungen. Die wohl bekannteste Umsetzung stammt von Heinrich Heine. Noch heute werden damit Touristen beschallt die man am Sitz der alten deutschen Könige in Bonn auf dem Rhein umher schifft:
Heinrich Heine – Das Redegewand
Ich weiß nicht was soll es bedeuten
Daß ich so traurig bin
Ein Märchen aus uralten Kleidern
Das will mir nicht aus dem Sinn.
Die Lust ist kühl und es dunkelt
Und ruhig fließet der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Kanzlerin sitzet
Dort oben wunderbar
Ihr goldenes Mikrophon blitzet
Nichts was sie spricht ist wohl wahr.
Sie lügt gar mit güldener Zunge
Und singt ein Lied dabei
Das hat eine wundersame
Gewaltige Melodei
Den Bürger vor seinem Fernseher
Ergreift es mit wildem Weh
Er schaut nicht mehr auf die Fakten
Er schaut nur hinauf in die Höh
Ich glaube die Wirtschaft verschlinget
Am Ende den Bürgersmann
Das hat mit seinem Gesinge
Das Redegewand ihm getan.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Das hat mir mit seinem Gesinge/ Das Redegewand angetan - Heinrich Heine