GAU

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Der "größte anzunehmende Unfall" ist in der Regel ein bizarres Phantasiekonstrukt, das in der Realität nie und nimmer eintreten wird.

Das Akronym GAU ist ein vielseitig verwendbarer Begriff aus der Atompolitik. Er bezeichnet nicht nur den größten anzunehmenden Unfall, sondern auch etwa die gruseligsten aufgetretenen Umfragewerte oder auch einfach den gewaltigsten ausdenkbaren Unsinn (z. B. den Bau von Atomanlagen in einem Erdbebengebiet oder die Wahl von Rudolf Scharping zum Kanzlerkandidaten).

Das Superlativparadoxon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dass in dem Begriff GAU bereits ein Superlativ enthalten ist, hält die wenigsten Benutzer davon ab, ihn weiter zu steigern. Es gibt kleine, mittlere und große GAUs und dann natürlich noch den Super-GAU, mit anderen Worten, den super-größten anzunehmenden Unfall. Und da irgendjemand immer noch den Längeren hat, kommt nach dem Super-GAU natürlich irgendwann auch der Super-Duper-GAU, und auch dieser bedeutet noch lange nicht das Ende allen Lebens auf der Erde, sondern möglicherweise nur die erdrutschartige Wahlniederlage eines selbstgefälligen Ministerpräsidenten.

Die GAU-Leiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da sich der GAU also beliebig steigern lässt, kann man eine Steigerungsleiter der möglichen GAUs bilden, die so genannte GAU-Leiter. Diese sieht dann ungefähr so aus:

Bezeichnung Beispiele Auswirkungen Grund zur Panik?
Beinahe-GAU Betriebsstörung im Kraftwerk, Immobilienblase in einem großen, fernen Land, leichter ministerialer Versprecher Notiz auf der Kuriositätenseite Kein Grund zur Panik
mittelprächtiger GAU Austritt von Radioaktivität, Immobilienmarkt in einem großen, fernen Land bricht zusammen, Minister im Rollstuhl scheißt vor laufenden Kameras einen seiner Mitarbeiter zusammen Youtube-Video, etwas künstliche Aufregung in der Blogosphäre, zweispaltiger Expertenartikel in der SZ auf Seite 56 Kein Grund zur Panik
erheblicher GAU lokale Kontamination, Kraftwerksmitarbeiter gründen Gewerkschaft, örtliche Banken bleiben auf den Immobilienkrediten jenes großen, plötzlich sehr nahen Landes sitzen, Minister vergisst Fußnoten in Doktorarbeit Greenpeace-Typen klettern auf Bäume und Schornsteine, taz regt sich auf, erste Langhaarige werden in den tagesthemen interviewt Kein Grund zur Panik
schwerer GAU kleine Explosionen, radioaktive Wolke nimmt Kurs auf unbewohnte Gebiete oder Entwicklungsländer, Banken haben dreimal mehr Forderungsausfälle als die Bilanz Stellen vor dem Komma hat, Minister wird beim großflächigen Kopieren seiner Doktorarbeit erwischt Demonstrationen, Schuldzuweisungen, Reporter interviewen sich gegenseitig, Tschernobyl- und Oktober-1929-Dokumentationen werden aus den Archiven gekramt Kein Grund zur Panik
Super-GAU massive Explosionen, teilweise Kernschmelze, radioaktive Wolke nimmt Kurs auf Ballungsräume, Banken müssen gestützt werden mit Beträgen, die größer als das BIP des jeweiligen Landes sind, Minister vergisst morgens Haargel aufzutragen Massendemonstrationen und Mahnwachen, jeden Abend ARD-Brennpunkt und ZDF-Spezial mit sinnlosem Dokumaterial und widersprüchlichen Auskünften ernst blickender Experten, Politiker versichern, dass dergleichen bei uns völlig ausgeschlossen ist Kein Grund zur Panik
Super-Duper-GAU Kernschmelze, großflächige Verstrahlung, Landstriche werden evakuiert, Leitindex der Börse gibt um 85 % nach, Minister gibt sein Ehrenwort Hamsterkäufe in Supermärkten, kilometerlange Warteschlangen vor Geldautomaten und Tankstellen, angstgeschüttelte Bürger werfen kiloweise Jodtabletten ein, Volksmusiksendungen werden zugunsten abendfüllender Dauerbrennpunktsendungen abgesagt, Politiker erklären, dass man vielleicht doch mal eine Aussetzung von irgendwas prüfen müsste Kein Grund zur Panik
Kacke am Dampfen Reaktorkerne schmelzen sich durch die Erdkruste durch, Länder werden unbewohnbar, Welthandel und Finanzmärkte brechen zusammen, Minister wird in einem Hotel in der Schweiz leblos in der Badewanne aufgefunden Bevölkerung deckt sich mit Alufolie zu und wartet auf Anweisungen, Reporter erhalten posthum Pulitzerpreise, RTL 2 sendet Godzillafilme, Politiker setzen sich auf breiter Front in die Karibik ab Kein Grund zur Panik[1]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Bundesregierung Ihres Vertrauens wird es rechtzeitig bekanntgeben, wenn Grund zur Panik besteht. Achten Sie auf Radiodurchsagen wie „Brechen Sie bitte jetzt in Panik aus“ oder „Starten Sie bitte jetzt Ihre Motoren“. Sie können sich darauf verlassen, dass eine erforderliche Panik von den zuständigen Stellen bei Bedarf ausgelöst wird. Aus diesem Grund sind Aufforderungen, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen, vollkommen glaubwürdig.
Im Englischen heißt es übrigens nicht GAU, sondern worst-case-scenario (Wurst-Käse-Sandwich). Die Bezeichnung wird dort vorwiegend im kulinarischen Bereich eingesetzt.

Sonderfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Kraich-GAU. Dieser tritt ein, wenn ein milliardenschwerer Datendealer meint, sich eine Fußballmannschaft kaufen zu müssen.
  • Der Oberammer-GAU. Bezeichnung für eine alle zehn Jahre stattfindende Passionsspielbelustigung, während derer in einem Umkreis von ca. 10 km die Bevölkerung evakuiert und durch bärtige religiöse Fanatiker ersetzt wird.
  • Sieben Ortschaften in Rheinhessen unterhalb des Kernkraftwerks Biblis haben bereits die nötige Routine entwickelt und zeigen dies durch entsprechende Ortsnamen: GAU-Algesheim, GAU-Bickelheim, GAU-Bischofsheim, GAU-Heppenheim, GAU-Köngernheim, GAU-Odernheim und GAU-Weinheim.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Dieser Artikel ist Artikel der Woche 11/2011
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Dieser Artikel istArtikel des Monats März 2011
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