Altenheim
„Ehret die Alten, bevor sie erkalten.“
- ~ Manfred Rommel über den Lebensabend
Das Altersheim ist ein Hort für schwer erziehbare Senioren, die sich weigern, ihren Lebensabend gesund und munter in den eigenen vier Wänden zu verbringen und der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen. In diesen Heimen dämmern die alten Menschen vor sich hin und werden vom Personal mit Brettspielen, Volksmusik und schlechtem Essen bei Laune gehalten. Renitente Senioren werden an ihre Betten gefesselt und mit Psychopharmaka ruhiggestellt, die kooperativeren unter den Heiminsassen dürfen sich gelegentlich unter strenger Aufsicht an die frische Luft begeben und einmal im Jahr an einer Butterfahrt oder einem Halmaturnier teilnehmen
Das Personal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Angestellten eines Altersheims müssen gewisse psychologische Grundvoraussetzungen erfüllen, um den hohen Anforderungen ihres Berufs zu genügen. Sie müssen extrem hart mit sich und ihren Mitmenschen sein, die Ausbildung in einer amerikanischen Navy-Seals-Akademie ist deshalb ein unbedingtes Muss. Um aufmüpfige Senioren mit gezielten Handkantenschlägen außer Gefecht zu setzen, müssen die Pfleger topfit sein, eine Kampfsportausbildung wird jedem Anwärter auf den Pflegerberuf dringend angeraten. Einfühlsamkeit und Mitgefühl mit den Insassen sind nur in Ausnahmefällen erlaubt, z.B. wenn sich ein dementer Alter im Hospizgarten verirrt hat und seine vor 10 Jahren verstorbene Katze unter einer Hollywoodschaukel sucht. Der Pflegerjob ist schlecht bezahlt, doch die gottgleiche Macht, die der Pfleger durch seinen Status erlangt, entschädigt ihn für die karge Entlohnung und hat in der Vergangenheit immer wieder zu Mordserien an Senioren durch ihre Pfleger geführt.
Inneneinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Ausstattung einer Residentensuite in einem Altersheim beschränkt sich in der Regel auf ein Bett mit Fesselvorrichtung, eine Bettpfanne und für die (noch) mobilen Senioren ein WC oder Dixiklo. Der Gemeinschafts- und Essraum besteht aus Resopaltischen, die Fussböden sind mit Laminat ausgelegt und auf den Tischen stehen Kunstblumen und Flaschen mit Maggi-Würze. Einziger zulässiger Schmuck an den vergilbten Wänden sind Kruzifixe aus Plastik und Portraits vom aktuellen Papst. Der Geruch in diesen Heimen ist oft atemberaubend schlecht, eine morbide Mischung aus Körperausdünstungen, Geruch von Hühnerfrikassee und geplatzten Kathetern.
Die Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hauptnahrungmittel in einem Altersheim ist das Hühnerfrikassee. Es muß von den zahnlosen Insassen aufgrund seiner Konsistenz kaum zerkaut werden und man kann es mehrmals wieder aufwärmen, ohne dass es seinen ohnehin faden Geschmack verändern würde. Ansonsten wird auch gelegentlich Grießbrei oder Rahmspinat, letzterer an Sonntagen auch schon einmal mit Würfeln aus weichem Kuhmilchkäse verfeinert, verköstigt; am liebsten ist den Pflegern jedoch der nahrungsaufnahmeverweigernde Senior, da man diesen probemlos per Tropf zwangsernähren kann und der Arbeitsmehraufwand für das Waschen schmutzigen Geschirrs fällt bei dieser Art der Zwangsverköstigung weg. Aufgrund der Rationierung des Leitungswassers leiden viele Insassen unter akuten Dehydrationszuständen, da sie pro Tag höchstens einen Becher schmutziges Brackwasser aus der im Garten aufgestellten Regentonne zugeteilt bekommen. Der lauwarme Kamillentee, der zum Abendessen kredenzt wird, bildet somit den absoluten Höhepunkt der täglichen Flüssigkeitsaufnahme und wird von den Dehydrierten immer wieder herbeigesehnt.
Körperpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bewohner eines Altersheimes, die noch in der Lage sind, sich selbst zu waschen und rudimentär zu pflegen können das unter Beachtung der Wassersparverordnung einmal wöchentlich tun. Für den Rest gilt: Pech gehabt! Da die unterbezahlten Altenpfleger vollkommen überlastet sind und nicht dazu kommen, die Bettlägrigen regelmäßig zu wenden, liegt sich ein Großteil der Alten wund und ertrinkt an der eigenen Inkontinenz. Derzeit laufen Versuche, alle Inkontinenten mit Zwangskathetern auszustatten, um das olfaktorische Ambiente in den Altenheimen einigermaßen erträglich zu halten und den Insassen einen klitzekleinen Teil ihrer abhanden gekommenen Würde zurückzugeben.
Perspektiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Da die deutsche Gesellschaft im Durchschnitt immmer älter wird, stellt sich die Frage, wie die Politik mit der Senioreninflation in Zukunft umgehen wird. Die virtuelle Modifikation des Altersdefinitionsmaßstabes durch z.B. das Heraufsetzen des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre ist nur eine vorrübergehende Lösung, denn bald werden 2/3 der Gesellschaft über 70 jahre alt sein und das Wegsperren all dieser Menschen wird die Politik vor ein großes logistisches, aber auch soziales Problem stellen. Die Innenstädte werden veröden, die wenigen, noch verbliebenen Jugendlichen werden in Länder mit niedrigerem Durchschnittsalter auswandern und alle Entscheidungsträger werden ihrerseits in Altersheimen festsitzen. Wer soll dann über gesellschaftliche Belange entscheiden und wer das öffentliche Leben aufrechterhalten? Erste Überlegungen zielen daraufhin, ganze Landstriche und Innenstädte zu Altersheimen zu erklären, die Insassen würden von ausländischen Kampftruppen und Pflegern betreut, doch die Finanzierungsmöglichkeit eines solchen Vorhabens ist noch völlig ungeklärt.
Hausordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Bundesgesetzbuch ist eine strenge, für alle deutschen Altersheime verbindliche Hausordnung festgelegt worden:
- §1 - Wer sein Hühnerfrikassee nicht verzehrt, wird zwangsernährt!
- §2 - Sex auf den Zimmern ist untersagt, im Essraum und im Garten (falls vorhanden) auch!
- §3 - Den Anordnungen des Pflegepersonals ist bedingungslos Folge zu leisten!
- §4 - Besuche von Angehörigen sind nur zu Weihnachten und nach dreimonatiger, vorheriger Anmeldung gestattet!
- §5 - Der Handel mit Drogen ist nur den Altenpflegern erlaubt!
- §6 - Ab Demenzstufe 4 ist der oder die Alte im Heizungskeller der Einrichtung unterzubringen.
- §7 - Das Tragen von Zahnprothesen ist aus Gründen des Pflegerschutzes nur bei den Mahlzeiten gestattet!
- §8 - Chronische Inkontinenz führt zur Streichung der täglichen Brackwasser- und Kamillenteeration.
Tagesablauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Tagesablauf für die noch mobilen Insassen eines normalen Altersheims sieht folgendermaßen aus:
- 6 Uhr - Weckappell mit Heimorgelbegleitung.
- 6.30 Uhr - Polonaise durch den Hobbykeller mit Heimorgelbegleitung.
- 7 Uhr - Kollektives Haferbreifassen im Essraum mit Heimorgelbegleitung.
- 8 - 10 Uhr - Häkeln mit Schwester Ursula im Gemeinschaftsraum ohne Heimorgelbegleitung.
- 10.30 - 11.30 Uhr - Hühnerfrikassee mit Klaviermusik.
- 12 - 14 Uhr - Mittagsruhe.
- 14.30 - Polonaise durch den Hobbykeller mit Heimorgelbegleitung.
- 15 - 17 Uhr - Musikalisches Kaffeetrinken mit Klaviermusik (Mittwochs mit Heimorgelbegleitung).
- 17.30 - 18.30 Uhr - Stricken mit Schwester Ursula mit Akkordeonbegleitung.
- 18.45 - Hühnerfrikassee mit Heimorgelbegleitung.
- 20 Uhr - Zapfenstreich und Nachtruhe.
An einem Sonntag wird der Programmpunkt Häkeln mit Schwester Ursula im Gemeinschaftsraum ohne Heimorgelbegleitung durch den Vortrag „ In Würde altern“ von Schwester Barbara ersetzt. Die Teilnahme an dem Vortrag ist für alle Insassen Pflicht, nichtmobile Patienten sind in ihren Rollbetten und Rollstühlen in den Vortragsraum zu bringen.