UnBooks:Das große Buch der wirren Träume

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Ein Kuchen vor dem Fenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A

uf dem Fensterbrett im 2. Stock steht ein frischgebackener Kuchen. Er duftet gut und ist noch warm. Meine Mutter hatte ihn gebacken, er hat die Form von einem Dachs, der alle Viere von sich streckt, jetzt fehlt nur noch die Dekoration. Es ist ein ruhiger, sonniger Sonntag Vormittag und ich sitze neben dem geöffneten Fenster am PC und schreibe einen Artikel. Plötzliches Geschnaufe reißt mich aus meiner Gedankenwelt.

Eine Oma wuchtet sich ächzend auf das Vordach vor der Dachgaube und ein Hausmeister stemmt sie vorwärts. Sie haben ein Gerüst gebaut, um hier hochzuklettern und nun riechen und fummeln sie am Kuchen rum. "Ohh-aah, riecht der gut und ist der weich...", versichern sie sich gegenseitig. Damit sie mit dem Fummeln aufhören, biete ich ein Stück an. "Jaja, gerne!", leuchtende Augen. Eine Frau (Typ christliche junge Mutter mit Brille und Topfschnitt) kommt urplötzlich vom Dach, steigt zum Fenster rein, latscht auf meine Computer-Tastatur und will was von dem Kuchen, will ihn verteilen, will was für ihre Kinder, fängt an den Kuchen zu zerschneiden. "Halt, halt, so war das nicht gedacht! Und was hast du mit meiner Tastatur gemacht?!", schimpfe ich. Sie ist zerbrochen. "Ist doch nicht so schlimm", versucht sie zu beschwichtigen und schaltet den Computer aus, als könnte sie damit alles vertuschen, ohne vorher abzuspeichern! Gleich raste ich aus, sie beschwichtigt weiter und fummelt in meiner Hose rum. Vor dem Fenster sind inzwischen Reporter vom Fernsehen aufgetaucht, außerdem die halbe Nachbarschaft. Sie alle wollen wissen, was die Oma und der Hausmeister mit verkrümelten Lippen über die himmlische Köstlichkeit zu berichten haben. Ein Kameramann reißt dreckige Witze. Ich höre nur das Wort "Muschi". Er prahlt, er möchte das 'weiße' Stück vom Tier, keiner versteht; "Mensch!", er meint doch das Stück zwischen den Beinen vom Kuchen-Dachs. Nur pikierte Gesichter, "und Sowas arbeitet beim Fernsehen". Jetzt ist es mir aber zu blöd, ich werde jetzt


aufwachen.


Abgebrannt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D

er beißende Geruch verbrannten Polyesters weckte mich mitten in der Nacht. Dichte Rauchschwaden füllten den Raum, ich lag auf dem Bett, nur mit einem Karnevalshütchen und einem Kondom bekleidet und hustete mir die Lunge aus dem Hals. Neben mir keuchte eine selten hässliche Person vor sich hin, wer war dieses Wesen? Erinnerungsfetzen tauchten am geistigen Horizont auf und setzten sich zu einem halbwegs realen Bild zusammen: Die gestrige Karnevalsparty, die Unmengen an Bacardi-Cola, das Koks auf der Toilette, die fürchterliche Karnevalsband, die immer das gleiche Lied herunternudelte und dann dieses Wesen neben mir - ich wusste nicht einmal, welches Geschlecht es hatte.

Ein lauter Knall gefolgt von einem herzzereißenden Winseln riss mich aus meinem Gedankennebel, irgendetwas in der Küche war soeben explodiert. Oh Gott, der Hund - Scheiße ich muss hier raus. Flammen zuckten aus der Küchentür, der Flur schien unpassierbar, blieb nur das Fenster. Ich nahm den großen Stein aus Granit, den mir Martina letztes Jahr aus Afrika mitgebracht hatte und warf ihn in Richtung Wohnzimmerfenster. Die Scheibe zersplitterte in Tausend Stücke, die hereintosende Luft fachte umgehend den Polyesterbrand an und binnen weniger Sekunden war ich umgeben von einem Flammenmeer. Mit einem beherzten Sprung hechtete ich durch das Fenster und verspürte einen stechenden Schmerz im Kopf. Ich Idiot hatte vergessen, dass ich in einer Souterrainwohnung lebte und das Wohnzimmerfenster zu einer in etwa 1 Meter Entfernung stehenden Betonwand zeigte. Ich war verloren, die Flammen kamen näher, umzüngelten langsam meine Beine und das letzte was ich hörte, waren die markerschütternden Schreie der Gesichtsbaracke, neben der ich eben aufgewacht war. An den Schreien erkannte ich jetzt auch, dass es ein Mann war - Oh mein Gott, wie konnte ich nur einen Mann mit nach Hause nehmen, wie tief war ich gesunken, ich war doch gar nicht bi und schwul schon gar nicht. Aber spielte das jetzt im Angesicht des Todes noch irgendeine Rolle?
Der Schmerz, der mich nun erfasste war unbeschreiblich. Wie Millionen kleiner Messer fühlte sich mein verbranntes Fleisch an und vor lauter Schmerz vergaß ich ganz das Schreien. Dann wurde es sehr hell um mich, sphärische Klänge ertönten und ein violetter Lichttunnel sog mich in sich auf. Der Schmerz hörte auf und machte einem wohligen, geborgenen Gefühl Platz. So fühlt sich also der Tod an - hmm, nicht so schlecht!
An der Himmelspforte angekommen, immer noch qualmend von dem verbrannten Fleisch an meinem Körper und wie verbranntes Grillfleisch riechend, unterzog mich der androgyn wirkende Himmelswächter einer ausführlichen, nicht unerotischen Leibesvisitation. Er überprüfte meinen Sündenchip, nickte freundlich und befahl mir, mich in die Menschenschlange einzureihen, die vor einem großen Portal mit der Aufschrift ABGEBRANNT wartete. Es gab also einen eigenen Himmel für Brandopfer, was sollte das? Die Absurdität dieser Annahme ließ mich daran zweifeln, ob das alles hier tatsächlich passierte. Vielleicht war es doch nur ein abstruser Traum? Und tatsächlich, ein weit entferntes, schepperndes Klingeln schreckte mich auf, zog mich zurück durch den Lichttunnel und riss mich letztendlich aus meinem Alptraum. Schweißüberströmt wachte ich auf, neben mir eine selig schnarchende Martina, am Fußende der Hund, kein Rauch, kein Polyester, keine Souterrainwohnung - alles in bester Ordnung.
Noch am gleichen Tag schloss ich bei meiner Versicherung eine zusätzliche Brandversicherung ab, ließ die Prämie meiner Lebensversicherung verdoppeln, besorgte mir einen neuen Wecker mit angenehmerem Klang und kaufte für jedes Zimmer unserer Wohnung neue Feuerlöscher. Alle Polyestergegenstände in der Wohnung entfernte ich, was zu einem riesigen Ehekrach mit Martina führte, aber das Gefühl von Sicherheit war mir dieser Streit allemal wert. Ich beschloss auch, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, um meine sexuelle Orientierung einmal gründlich überprüfen zu lassen und ein wenig über die Kunst der Traumdeutung zu erfahren. Noch Tage lang tauchten immer wieder Bilder aus dem Alptraum in meinem Kopf auf, bis ich eine Woche später während meiner Mittagspause im Arbeitsamt einen noch viel schrecklicheren Traum hatte: Plattgemacht!


Besuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I

ch sitze auf der Couch und lese. Die Katze sonnt sich vor der offenen Balkontür. Sonntag. Ruhe. Vogelgezwitscher. Das Flattern von Flügeln. Großen Flügeln. Die Katze kommt herein, schaut mich verängstigt an. "Was ist", frage ich, "hast du Angst vor einem Raben kleines Raubtier?" - "..mauh?", antwortet sie schüchtern. Große Flügel flattern. Die Katze ist unter dem Sofa. Na, das seh' ich mir mal an! Ich trete auf den Balkon hinaus, große schwarze Flügel verschwinden gerade in dem geöffneten kleinen Fenster zum Badezimmer. Herz klopft. Schleiche mich an, was wird da sein, wenn ich durch das Fenster blicke? Ich gebe mir einen Ruck und schaue hinein: Ein großes, schwarzes, geflügeltes Pferd sitzt auf unserem Klo. Und kackt. "Äähh, hallo, was gibt denn das?", frage ich erstaunt. "Na was wohl?", spricht das Pferd, "ich musste halt gerade, da sah ich durchs offene Fenster euer Klo. Oder wär's dir lieber, wenn ich's einfach vom Himmel fallen lasse?" - 'Ich brauche eine Kamera', fährt es mir durch den Kopf, 'das glaubt mir sonst keiner'! Ich mache mit der Digicam erst ein Foto, dann eine Videoaufnahme. "Das stellst du mir aber nicht ins Internet, das verletzt meine Persönlichkeitsrechte!" sagt das geflügelte Pferd. Mit seinen Schwingen räumt es die Konsole ab, Zahnbürsten, Rasierwasser, Parfum-Flakons poltern zu Boden, alles durcheinander. "Ups.." sagt das kackende Pferd und grinst mich betreten mit seinem weißen Gebiss an. "Äähh.. ja. Spülst du dann bitte runter, wenn du fertig bist?", antworte ich. "Sag mal für wie unzivilisiert hältst du mich eigentlich?", empört es sich. - "Ja, äh, Moment da piept gerade was, ich gehe mal eben den Wecker ausmachen"...


Im Reich der toten Despoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I

ch träumte, mich hätte es von der Leiter gehagelt. Nach der endlos scheinenden Falltraum-Sequenz, die scheinbar gar nicht enden wollte, spürte ich dann doch irgendwann den dumpfen Aufschlag, der in dieser Art Traum normalerweise ausbleibt. Während ich mich also fluchend aufrappelte und meinen Allerwertesten rieb, erschien plötzlich ein wohlgenährter Herr gesetzteren Alters mit Halbglatze und einer Schriftrolle vor mir.

"Guten Abend", sagte er, meine gotteslästerlichen Ausführungen zu deutschen Qualitätsleitern geflissentlich überhörend, "wir haben schon auf dich gewartet." Mir schwante nichts Gutes. Also murmelte ich:"Ja, das freut mich zu hören, Herr...Petrus?!" "Na fast", entgegnete er heiter, wobei er das gequälte Grinsen nicht gänzlich zu unterdrücken vermochte, "Paulus ist mein Name. Und bevor du fragst, ich bin nicht die Urlaubsvertretung. Na komm schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Ich zumindest nicht." Ich folgte ihm also zu einer großen Eichentür mit massiven Eisenbeschlägen und einem noch viel massiveren Vorhängeschloss davor. "Ist was", fragte mein Führer Paulus, als er bemerkte, dass ich vor der Tür ins Stocken geriet. "Na ja, die Tür da..." "Tja weißt du, unsere Kunden schätzen es eher etwas rustikal." Ohne weiteren Kommentar öffnete er und ich folgte. Doch was ich da sah, ließ mich erneut zögern. Wir standen vor so einem Einreiseschalter, wie auf dem Flughafen und die Dame, die hinter diesem saß, erinnerte mich spontan an jemanden. "So, hier kriegst du erst mal deinen Einreisestempel", eröffnete mir mein Führer, "und dein Pass steckt übrigens in der linken Innentasche deiner Jacke." Ohne zu zögern griff ich in meine Jackentasche und vergaß völlig, mich darüber zu wundern, dass diese sich in eine Uniformjacke mit sehr vielen Orden und albern großen Portepees verwandelt hatte. "Hallo Frau Beimer", grüßte ich die Dame am Schalter. Frau Beimer, die alte Spinatwachtel, die am Ende der Straße gewohnt hatte und ihren armen Mann und den Zivi und die ganze Straße mit ständigen Beschwerden, Anzeigen und den Charts von 1936 terrorisiert hatte. Bis sie vor ein paar Jahren durch einen kuriosen Gemüseunfall ums Leben gekommen war. "Ts, sind Sie zum Quatschen hier oder wollen Sie Ihren Stempel?! Früher beim BDM hätte es so was nicht gegeben." Wortlos nahm ich meinen Pass wieder entgegen und warf einen Blick auf den völlig unspektakulären schwarzen rechteckigen Stempel. "So komm, ich führe dich jetzt ein bisschen herum. Was war noch mal dein Fachgebiet?", fragte mich Herr Paulus. "Fachgebiet?", fragte ich jetzt doch etwas verwirrt. "Na hast du einen Putsch angezettelt, dich durch Wahlfälschung zum Diktator gemacht, oder vielleicht ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen geleitet?" "Nein", gab ich zurück. "Einen Gottesstaat ausgerufen?" - "Nein" - "Intergalaktischer Feldherr?" - "Nein" - "Haustyrann?" - "Nein" - "Unteroffizier bei der Bundeswehr?"- "Nein"- "Ja was bist du denn?" Ich erklärte Herrn Paulus, dass ich meinen kümmerlichen Lebensunterhalt als Produktionsgehilfe in einem weltweit operierendem Unternehmen für Nahrungsmittelgeschmacksersatzstoffe fristete, keine großen Sünden begangen habe, meine Frau nicht geschlagen habe, gelegentlich in die Kirche gegangen sei und es ehrlich gesagt etwas ungerecht fände, für meinen doch sehr eingeschränkten Konsum an Pornogebell jetzt wie ein Massenmörder in der Hölle schmoren solle. "Hölle, pah, habe ich Fellhosen an? Spiele ich E-Gitarre? Singe ich etwas vom Jungfrauen schänden und Blut saufen? Du bist hier im Reich der toten Despoten. Schau dich doch um." Ich gehorchte. Nicht weit weg sah ich ein kleines Cafe, in dem drei bekannte Gesichter miteinander friedlich Skat spielten.
"Tja, mein Junge, ein urdeutscher Stammtisch, Kaiser Wilhelm, Erich Honnecker und Adolf Hitler. Und sag mir nicht, von denen hätte keiner einen Haufen Leute auf dem Gewissen. Oder sieh mal da rüber" Ich sah auf einer Bank einen dicklichen Asiaten und einen spitzbärtigen Russen sitzen.
"Zwei Mitglieder unserer Theatergruppe, die führen das Stück "Warten auf Gadaffi" auf."
Während ich so vor mich hin sinnierte spielte ein fetter Neger neben mir Polka auf seinem Akkordeon.
"Idi, nicht so laut bitte", bat ich.
Er grinste breit und winkte einem weiteren älteren Herrn. Ich bekam nicht mit, was der antwortete denn an mir huschte etwas handspannenlanges Grünes mit vielen klebrigen Tentakeln vorbei. "Ist das..." - "Das ist Chnyrxnx Trrrrenglowxsx I. Gottkaiser von Umlox. Glaubst du vielleicht ER hätte nur einen bewohnten Planeten erschaffen?!" - "Und wer ist er?", fragte ich nun völlig sicher, hier nicht hinzugehören.


Lange kam nichts. Eine elektrifizierende Spannung füllte jede Faser in mir aus. Dann sprach zu mir eine Stimme wie Donnerhall:

"ICH; MEIN SOHN BIN DER ERSCHAFFER UNGEZÄHLTER WELTEN, DER KÖNIG DER ZEITEN UND DES LICHTS, ICH BIN..."


Genau in dem Moment, in dem ich erfahren sollte, welche Religion mir den Weg ins Paradies sichern würde, musste dieser dämliche Wecker klingeln. Ich war nur einen Lidschlag davon entfernt, das größte Geheimnis der Menschheit zu erfahren. Seit dem bin ich überzeugter Atheist