Volkspartei (Parteityp)
Jede Partei ohne Parteivolk nennt sich gerne Volkspartei. Eiserne Fraktionszwänge halten die gewählten Abgeordneten einer Volkspartei auf einer scheinbar klaren politischen Linie. Freie Abstimmungen mit Mehr- und Minderheiten quer durch die Fraktionen sind daher selten und nur der Beharrlichkeit einer kleinen Gruppe von Gewissensethikern im Parlament zu verdanken. Eine Volkspartei will vorgeblich vom Volk gewählt werden, vergrault aber immer mehr Wähler vom Wählengehen. Da schafft schon mal eben ein Sozialdemokrat den Sozialstaat ab oder ein Christdemokrat steht ein für Online-Durchsuchungen von Computern der Uncyclopedianer. Schlimmer sind sogar noch Sozialdemokratinnen, die strengste Bestrafungen für alle Fraktionsabweichler eingeführt haben. Und die FDP nimmt ein ums andere Mal Anlauf, um mit 18% plus endlich als Volkspartei anerkannt zu werden. Falls einmal den (noch) größeren Parteien noch mehr Wähler davonlaufen als der FDP kann sie das Ziel eher zufällig schon bald erreichen. Und die Rechtsaußen nehmen sich heraus, für das ganze Volk zu sprechen, und fordern von ihren Mitgliedern am militantesten Volksamkeit.
Die Achtundsechziger fordern deshalb bereits, dass für die Nichtwähler eine alternative Möglichkeit geschaffen wird, wenigstens ihre APO selbst zu wählen. Die vom Bundesverfassungsgericht geächteten und deshalb von den Kommunen ausrangierten Wahlmaschinen könnten Grundlage für eine attraktive Wahlalternative bilden. Angesichts der großen Wirtschaftskrise könnten so im Parlament die Fraktionen zu immer größeren Koalitionen zusammenwachsen um gemeinsam die immer größeren Probleme zu lösen, während die Opposition sich außerparlamentarisch organisiert. Aus alten APO-Zeiten kennt man ja die Zersplitterung der Parteien am Rande, ein Gegenmodell zu den Volksparteien. Kritiker meinen, dies wäre der Versuch, die größte Volkspartei, die der Nichtwähler zu neutralisieren, und die vorlautesten APOrhetoriker würden behaupten, für das ganze Nichtwahlvolk zu sprechen.
Wenn die Politiker stattdessen vernünftige Parteifusionen beschlössen, zum Beispiel eine (diesmal freiwillige) Vereinigung der SPD mit der Linkspartei, und der FDP mit der CDU, also zusammenwächst was zusammengehört, dafür aber unerhörte Fraktionszwänge entfielen und wirklich der Sachlage nach entschieden werden könnte statt nach den unendlichen Weisheiten aus Parteibüchern, wenn Politiker Sachverstand und Charisma statt Fraktionsunterwürfigkeit entwickeln dürften, wäre das nicht ein Modell für eine von großen Volksparteien getragene Demokratie? Statt zweier Demokratien, eine inner- und die andere außerparlamentarisch, nur die eine mit den verfassungsgemäßen Wahlzetteln, und alle gingen begeistert hin.