Karla Blei

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Karla Blei (engl. Carla Bley, *1936 in Oakland, Kalifornien) ist sowas wie die Clara Schumann des Jazz. Nur dass Clara Schumann bereits eine 100-D-Mark-Banknote zierte, während eine Dollar-Note mit dem Konterfei von Karla Blei noch aussteht - eine Druckplatte aus Blei ist aber in Planung. Ein Konterfei von Karla Blei? Bei ihrer gepflegten individuell gestylten weit über das Gesicht hängenden Dauerwellenmähne ist es vom Künstler auch nur schwer zu porträtieren. Auch ihre schlanke Linie erhielt sie sich vorbildlich, und klonte sich fast perfekt in Form ihrer Tochter Karen. Ihren schwerwiegenden Namen hat sie von ihrem ersten Mann Paul Blei, einem Klavierspieler. Ihre Tochter hat sie von ihrem zweiten Mann Michael Mantler, einem Jazztrompeter. Eine enge Beziehung pflegt sie v.a. musikalisch mit Stefan Schwaalb, der ihr den Bass zupft. Dafür bäckt sie ihm gelegentlich Zupfkuchen.

Karla Blei kam als Borg zur Welt. Jedoch wurde sie von den Menschen assimiliert. Als Mensch entwickelte sie eine Leidenschaft für Musik, sah aber mit ihrem Borgscharfsinn, dass klassische Musiker oft berufsunfähig werden, weil sie es irgendwann nicht mehr schaffen, unverkrampft alle vorgegeben Noten zu spielen. Als weitaus gesündere Alternative erwies sich der Jazz, bei dem freies Spiel abseits der Noten möglich ist, der aber zu Bleis Sturm- und Drangzeit bereits voller althergebrachter Konventionen war und keine Anerkennung fand mangels großer Werke. Immerhin kam die Langspielplatte auf, die von manchen gutmütigen Jazzkritikern auch als Werke goutiert wurde, aber keiner wagte sich an Jazz in Opernformat. Wie all die anderen einfach über aktuelle Schlager frei spielen zu lassen von ihren Musikern war nicht ihre Sache. Aber sie völlig frei rumtuten und -blasen zu lassen auch nicht. So gab sie ihnen eigene Kompositionen und Arrangements in die Hand und hatte ihre Männer also immer fest im Griff. Versessen auf mehr neue Kompositionen als sie selber liefern konnte leitete sie mit ihrem 2. Mann auch das Jazz-Komponisten-Orchester, um die Vorurteile über Jazz als kompositionsfreien Raum zu bekämpfen. Dadurch hatte sie die ganze Musiker-Avantgarde der Jazzer-Zunft am Halse, ja hatte sie borg-mäßig assimiliert.

1968 bis 1971, auf dem Höhepunkt des Free Jazz, nahm Karla Blei schließlich ihre Oper Rolltreppe über den Hügel auf Doppel-LP auf, mit ihrer 4jährigen Tochter als jüngster Sängerin. Erst 26 Jahre später kam es zur ersten Aufführung in Köln, mit ihrer Tochter diesmal an der Orgel. Die Handlung der Blei-Oper dreht sich um Menschen in einem Hotel in Indien. Die Texte stammen nämlich von einem amerikanisch-indischen Dadaisten. Die Operntournee 1997 muss sie auch nach Magdeburg geführt haben, denn wahrscheinlich saß dort Familie Kaulitz im Publikum, deren Zwillinge sich möglicherweise dort inspirieren ließen zur Gründung ihrer Band, benannt nach einem Hotel im magischen fernen Osten: Tokio Hotel.

Karla Bleis eigene Band hatte einen charakteristischen Klang durch Einbeziehung von samtigem Waldhorn bis zu markerschütternder Posaune. Und letztlich kommt es beim Jazzbandleader garnicht auf große Werke wie Opern an, sondern auf solchen Wiedererkennungswert. Und wenn sie nicht gestorben ist, zehrt sie davon noch heute.

Pfeil.jpg siehe auch  Rolltreppe über den Hügel, 2006 in Essen