TKKG

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TKKG, vollständige Bezeichnung Ein Fall für TKKG, ist eine Propagandaschrift des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Das in Romanform heraugegebene Schriftgut zielt darauf ab, der schwächlichen, verweichlichten fremdländischen Jugend die physische und geistige Überlegenheit deutscher Jungmänner und -Maiden vor Augen zu führen, auf dass in diesen niemals der Gedanke aufkommen mag, sie könnten diesem Volk jemals ebenbürtig sein. Die Romane wurden von anonymen Lohnschreibern verfasst, die unter dem Decknamen Stefan Wolf agierten.

Das Akronym TKKG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TKKG steht für Teutonische KinderKampfGruppe. Die Bezeichnung wurde von Dr. Joseph Goebbels so festgelegt und setzte sich gegen eine Reihe anderer Titelvorschläge durch. Diese wurden vom Reichsminister als zu „offensichtlich programmatisch“ oder „zu wenig subtil“ abgelehnt, um als unterschwellige Auslandspropaganda wirksam sein zu können. Abgelehnte Titel sind unter anderem „Deutsche Kindlein sind euch überlegen“ und „Das jungvölkische Volksschädlingsjagdquartett“.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Timotheus Carsten - Führer, Haudruf und Draufgänger der Gruppe

Der Inhalt der Propagandaromane wird grundsätzlich als Kriminalfall präsentiert, der von dem deutschen Jungvolk mit überragendem Intellekt, Witz und, wo immer nötig, brutaler Gewalt gelöst wird. Die zu ergreifenden Kriminellen entsprechen dabei immer den Bildern gängiger Volksschädlinge, subversiv, feige, verschlagen, aber in den seltensten Fällen in der Lage, mal von 12:00 bis Mittag zu denken. Dementsprechend gelingt es den Helden der TKKG den Fall ohne große Mühe zu lösen und die Schurken am Ende zu überwältigen.

Charaktere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Timotheus Carsten ist der Führer der TKKG. Der Charakter wurde ob der Forderung des echten Führers

Ich will eine harte, grausame Jugend - Eine Jugend hart wie Kruppstahl, zäh wie Juchtenleder und flink, wie ein Windhund!

entwickelt. So stellt er den Archetyp des künftigen deutschen Soldaten, dem die künftigen fremdländischen Soldaten gegenüberstehen werden, dar. Als Halbwaise und Sohn eines mannhaft gefallenen deutschen Helden und einer treusorgenden, leidensfähigen deutschen Mutter, der kein Opfer zu groß ist, um die reichstreue Erziehung ihres einzigen Sohnes zu gewährleisten.

Willi Sauerlich - Finanzier der Gruppe

Er bewohnt mit seinem Kameraden Willhelm Sauerlich ein Zimmer der lokalen NAPOLA, welches standesgemäß die Bezeichnung „Adlerhorst“ trägt.

Ursprünglich trug der Charakter den Ehrennamen „Tarzan“, um der Serie einen internationalen Anstrich zu verleihen und die feindliche Aufklärung zu täuschen. Da Tarzan jedoch Engländer war, wurde dieser Beiname nach dem Eintritt Großbritanniens Anfang September 1939 in den 2. Weltkrieg aufgegeben. Ab hier wurde der zweite Vorname Timotheus (dt. Fürchtegott) eingeführt, der seinerseits auf zweierlei hinweisen soll:

  1. Den Glauben an die Vorsehung (ein Synonym für Gott), die dem deutschen Volk Adolf Hitler geschickt hat.
  2. Den gerechten, göttlichen Zorn, mit dem der erst dreizehnjährige Peter auch gestandene Berufsverbrecher einstampft.
Karl Vierstein - Das Hirn der Truppe

Willhelm Sauerlich ist ein adipöser, drogensüchtiger (Saccharose) und nicht besonders gescheiter Charakter, der allerdings immer wieder für eine Überraschung gut ist und manchmal sogar etwas zur Lösung des Falls beiträgt. Auch wenn er das völlige Gegenteil des nationalsozialistischen Menschenbildes darstellt, hat dieser Charakter eine ganz besondere Rolle inne:

  • Er verfügt über einen subtilen, feinsinnigen Humor, der die TKKG in dunklen Stunden und nach vermeintlichen Niederlagen wieder aufstehen und weiterkämpfen lässt.
  • Sein ebenfalls stark übergewichtiger Vater Hermann Sauerlich ist ein Großindustrieller und steht für die Unterstützung der Industrie für die nationalsozialistische Idee.
  • Seine Mutter ist eine strikte Vegetarierin und Abstinenzlerin. Sie wirbt somit für diesen vom Führer bevorzugten Lebensstil.
  • Die Kombination fett, etwas dämlich, drogensüchtig und der Vorname Hermann verweisen indirekt auf Reichsmarschall Hermann Göring, den

Reichsluftfahrtminister und Oberkommandierenden der Luftwaffe und somit auf deren absolute Überlegenheit.
Des Weiteren ist er zusammen mit Peter Timotheus Carsten eine göbbelsschen Humors entsprungene Hommage an das auch im Deutschen Reich beliebte amerikanische Komikerduo Laurel und Hardy.

Gabriele Glockner - Ein deutsches Mädel wie aus dem Buche

Karl Vierstein ist ein Arbeiter der Stirn und das Hirn der Truppe. Als Krieger eher untauglich, steht er für die überragenden Leistungen der deutschen Wissenschaft. Dies wird auch durch den Familiennamen Vierstein unterstützt, der darauf verweist, dass ein Jude wie Albert Einstein noch so intelligent sein kann; dies aber gegen die geballte Kraft der deutschen Wissenschaftskraft keinerlei Nutzen hat. Seine Eltern sind ebenfalls hoch angesehene Wissenschaftler im Dienste des Reichs. Natürlich ist Karl Vierstein ein Universalgenie, welches auf dem Gebiet der Ingenieurswissenschaft ebenso bewandert ist, wie auf den Gebieten der Theoretischen Physik, Forensik und Literaturgeschichte.

Gabriele Glockner ist ein liebes deutsches Mädel. Sie ist blond, blauäugig und tierlieb; der Name Glockner impliziert, dass sie, hat sie sich einmal vom Mädel zur Frau entwickelt, sehr busenstolz sein wird. Sie und Peter Timotheus Carsten sind ein Liebespaar; jedoch tauschen sie keinerlei körperliche Intimitäten aus. Dies muss warten, bis sie das notwendige Alter erreicht haben, um als germanisches Idealpaar ein Appartement auf der lokalen Ordensburg beziehen können, und dem Führer viele erbgesunde arische Kinder schenken dürfen.
Gabrieles Vater ist Beamter der Geheimen Staatspolizei und gewährt dem tapferen Jungvolk gelegentlich Unterstützung, wenn dem Autor der aktuellen Ausgabe gerade nichts einfällt. Er ist so eine Art Deus ex Machina.
Sie hält einen Hund als Haustier, wobei es ebenfalls als humorige Einlage angesehen werden kann, dass es sich dabei weder um einen Deutschen Schäferhund, ja nicht mal einen Dackel, sondern um einen Cockerspaniel handelt. Immerhin ist diese Rasse relativ niedlich, was den Liebreiz des Mädels unterstreicht.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warteschlange am ersten Verkaufstag des Romans Ein Fall für TKKG: Der falsche Germane

Die Serie TKKG ist bis heute eine der beliebtesten Jugendserien im gesamten Reichsgebiet und konnte bereits mehrere Literaturpreise der Reichsschrifttumskammer (darunter das angesehene Baldur von Schirach - Verdienstkreuz für erfolgreiche Jugendindoktrination) einheimsen. Auch bei den Verbündeten und der Feindpropaganda haben die Werke für Aufsehen gesorgt, so dass es inzwischen auch fremdländische Plagiate der Romanreihe existieren. Beispiele hierfür sind (in deutscher Sprache):

Zur damaligen Zeit (Die Romanreihe wurde von 1933 - bis 1945 aufgelegt) galten die Charaktere als vielschichtig und teilweise als beinahe schon zu progressiv. Das Ende kam 1945 mit der Besetzung Deutschlands durch die Siegermächte des 2. Weltkriegs. In 1979 wurde die Reihe modernisiert und an den Zeitgeist angepasst neu aufgelegt. Dies allerdings mit mäßigem Erfolg. Kleine Auflagen und Reprints sind allerdings heute (Stand Dezember 2015) noch erhältlich.

Besonders beliebte Titel der Serie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstausgabe des Titels Ein Fall für TKKG: Der entartete Künstler von 1937
  • Kohlenklau geht um (1943): TKKG finden heraus, wohin die Kohlen der lokalen Suppenküche verschwunden sind.
  • Der geheimnisvolle Sender (1940): TKKG überführen die Hörer eines Feindsenders, die dessen Propaganda auf Flugblättern verbreiten.
  • Der rote Volksverräter (1935): Die Jungmannen (und das Mädel) überführen einen Sozialisten. (Jugendbuch des Jahres des Völkischen Beobachters)
  • Das Geheimnis von Neuschwabenland (1945): TKKG überführen während einer Besichtigung der Haunebaufertigung in Neuschwabenland einen britischen Saboteur.
  • Der entartete Künstler (1937): TKKG kommen einem heimlichen Maler entarteter Kunst auf die Schliche.
  • Der Jude im Wandschrank (1944): Das tapfere Rudel findet heraus, dass die Nachbarn der Sauerlichs Juden in einem Hinterzimmer verstecken, das durch einen als Wandschrank getarnten Zugang zu betreten ist.
  • Der falsche Marschallstab (1943): Das Jungvolk verhindert ein Attentat auf General-Feldmarschall Albert Kesselring.
  • Die defätistischen Pazifisten (1942): TKKG bringen einen Ring pazifistischer Verräter zur Strecke.
  • Die fünfte Kolonne (1933): Das erste Abenteuer der TKKG; sie bringen einen kommunistischen Agitatationsring (Propaganda, Spionage, Sabotage) hinter Stacheldraht.
  • Der falsche Germane (1936): Das Jungvolk enttarnt einen als Germanen getarnten Vertreter einer slawischen Rasse, der so seiner Deportation entgehen wollte. (Alfred Rosenberg Preis für die besonders jugendgerechte Aufbereitung der nationalsozialistischen Ideologie).
  • Der ewige Jude (1933): TKKG lassen einen Wucherer/Brunnenvergifter/Babyräuberring auffliegen.
  • Der Bock von Babelsberg (1945): Das tapfere Jungvolk deckt undeutsche Umtriebe in einem verruchten Filmstudio auf.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Guido Knopp: Hitlers Kinderbuchautoren. Guido Knopp Verlag, ISBN 7-0040-0659-1
  • Dübler, Barzer: Voll die Nazi*Innen-Hetze, ey. Antifa-Verlag, ISBN 4-7710-0051-2
  • Prof Dr. Dr. Siegfried Fraud: Inferiore Stereotypen unter besonderer Betrachtung der zeitgenössischen Kunst. Fachaufsatz in Rassismus heute, Ausgabe 4/2010, ISBN 9-9732-4027-0
Dieser Artikel ist Artikel der Woche 44/2015
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