Ghostwriter
Ein Ghostwriter (zu Deutsch: Geisterschreiber) ist eine Person, die über exzellente literarische Fertigkeiten verfügt und diese an andere Personen oder Körperschaften vermietet. Ihre Kunden sind oft bedeutende Persönlichkeiten, die ihren Namen als Autor auf einem Buchdeckel sehen wollen, ohne ihrem Helfer die gebührende (öffentliche) Anerkennung zukommen lassen zu müssen. Seine Befriedigung erlangt der Ghostwriter dadurch, dass es ihm gelungen ist, die geistigen Ergüsse seines literarisch halbgebildeten Auftraggebers in ein ansprechendes Literaturstück verwandelt zu haben, das sogar Käufer findet, die sich für den Besitz des Werks nicht schämen müssen.
Wer sind diese Leute?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kompetenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine von einem guten Ghostwriter geschriebene Autobiographie kann die Meinung über die Handlungen und Taten der behandelten Person enorm verbessern, so dass am Ende niemand mehr glauben mag, betreffender Autobiograph wäre jemals NSDAP-Mitglied gewesen, hätte niemanden ermordet, als er in der Waffen-SS gedient hat oder niemals ein Kind geschlagen. Außer es ist ganz einfach unumgänglich gewesen.
Mit der Befähigung des Ghostwirters, unsortierten Gedankenmüll in lesbare Prosa zu verwandeln, geht unglückseliger Weise die vollkommene Unfähigkeit einher, eigene Ideen zu entwickeln. Deshalb braucht er einen dyslektischen oder zumindest als Literaten untalentierten Partner, dessen wirren Textsalat er zu kommerzfähigem Schriftgut anordnen kann.
Phänotypische Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der typische Ghostwriter teilt einige Eigenschaften mit dem Radiomoderator. Für gewöhnlich ist er einfach so hässlich, dass er sich nicht in der Öffentlichkeit blicken lässt. Gott in seiner unergründlichen Weisheit verschwendet seinen begrenzten Vorrat an Schönheit nun mal nicht an Leute, die den Großteil ihres Daseins in dunklen, schlecht gelüfteten Büroboxen fristen, in denen sie ohnehin kein Mesch zu Gesicht bekommt (interessanterweise halten es die Architekten, die die hässlichen Betonschachteln in denen sich diese Büros befinden genauso). Zudem wäre es eine Todsünde, gutes Aussehen an Menschen zu verschenken, die todsicher eine hohe Affinität zu ausnehmend ungesunder Ernährung entwickeln. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Ghostwritern und Radiomoderatoren liegt übrigens darin, dass Ghostwriter sich keine dümmlichen Künstlernamen wie „Paul Panzer“ (u.a. RPR1) oder „Morgenhans“ (bigFM) zulegen müssen.
Ansehen in der Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Radiomoderatoren sind ein bisschen wie die schmarotzenden Fische, die sich an Haie hängen, wenn der Hai metaphorisch für Ruhm oder zumindest gesellschaftliche Anerkennung stünde. Immerhin nimmt irgendjemand von ihnen Notiz, bildlich gesprochen bekommen sie also ein paar Bröckchen der Beute des Hais ab. Um in dieser Analogie zu bleiben, ist der Ghostwriter das Stück Dickdarm des Hais, das sich kurz vor dem Enddarm befindet. Er absorbiert die letzten Nebenprodukte dessen, was sich noch gerade so als Ruhm bezeichnen ließe. Der Ghostwriter steht also in einer weit niedrigereren Kaste der Unterhaltungsbranche als der Radiomoderator, rangiert aber immerhin noch über Paris Hilton- Imitatorinnen und den Zauberern auf Kindergeburtstagen. Dennoch leisten diese auf der Talsohle der Kreativität stehenden Individuen einen gleichbleibend wertvollen Beitrag zur Massenbelustigung, denn durch ihre Dienste erhält auch jedes noch so unbedeutendes C-Promi-Luder mehr Aufmersamkeit als durch jedes Besenkammerabenteuer mit einem abgehalfterten A-Promi. Außerdem erreicht entsprechende überkandidelte Dramaqueen so auch ein weit größeres Publikum, ohne sich die Hände (bzw. die Zähne) schmutzig machen zu müssen und darf pro verkauftem Buch auch noch ein paar Euro Handgeld einstreichen.
Ghostwriting Gestern - Heute - Morgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der erste Einsatz von Ghostwritern lässt sich bis auf das Verfassen der Bibel zurückdatieren; immerhin eines der bekanntesten Bücher der Welt. Dies ist auch gleichzeitig das letzte Mal gewesen, dass Ghostwriter über ihre übliche Tätigkeit hinaus eigene Gedanken in das fertige Werk einfließen lassen durften. Anschließend mussten ganze Kapitel der frühen Bücher des Alten Testaments neu geschrieben werden, da durch Gebrauch der immer gleichen Metaphern und Stilbrüche, zum Verlust der Kontinuität der Erzählung und klaffenden Löchern in der Logik der Geschichten geführt hatten. Dies begann damit, dass um 200 vor Christus in einigen Versen plötzlich zweirädrige, selbstfahrende Wagen auftauchten, die von Fahrern mit
brennenden Totenschädeln gelenkt wurden. An sich war das kein Problem, doch die Verluste unter führenden Kirchenmännern, die von diesen Gleichnissen zu gefährlichen Stunts, die ihre gottgegebene Legitimation beweisen sollten, inspiriert wurden, zwangen den Verlag der Bibel letzten Endes zu mehr Konventionalität. Nach dem Konzil von Nicäa (325 n.C.) verschwanden Geschichten wie „Moses springt über das Rote Meer“ und „Jesus Wheelie in Herodes Tempel“ zusammen mit den meisten anderen Ideen, die Ghostwriter eingebracht hatten. Über die Jahre gab es dann zwar zahlreiche Versuche der Ghostwriter-Lobby, diese Ergüsse als kreativ und bewundernswert darzustellen, dies hat aber lediglich dazu geführt, dass die Alchemy verschiedentliche Anstrengungen unternommen hat, den Mangel an Kreativität durch chemische Hilfsmittel auszugleichen.
In den 1990ern wurde durch die Ghostwriterlobby die Fernsehserie Ghostwriter etabliert, um das Image des Ghostwritings zu verbessern. Hierbei löste eine Gruppe Heranwachsender in einem Problemviertel New Yorks Kriminalfälle, wobei ihnen zur Auflösung des Falls stets ein Geist Notizen schrieb. In Deutschland ist ein ähnliches Format bereits seit den 1980ern durch die Ghostwriterlobby auf den Markt geworfen worden, namentlich „Ein Fall für TKKG“. Mangels Kreativität der beteiligten hauptberuflichen Ghostwriter, die bezeichnenderweise alle unter dem Pseudonym Stephan Wolf schreiben, tritt aber niemals ein schreibender Geist auf und die Storyline der TKKG-Abenteuer ist meist dürftig und vorhersehbar. So treten immer die gleichen Stereotype und eindimensionalen Charaktere auf, so dass der aufmerksame Leser meist schon das Ende des Buchs kennt, bevor er über die erste Seite herausgelesen hat. Dennoch wurden die Romane für Film und Fernsehen adaptiert und waren durchaus erfolgreich zu nennen.
In 2007 kam dann Ghost Rider mit Nicholas Cage in der Hauptrolle, der in diesem Film Liebesgedichte mit dem Beistand des Teufels schrieb, während er ein brennendes Motorrad fuhr (man beachte die Analogie zu den frühen Ausgaben der Bibel). In 2010 gipfelten die Bemühungen der Lobby mit der in dem Film The Ghostwriter, einem jeder Beschreibung spottendem Konglomerat aus Nahtoderfahrungen, Sex und allem, was man in mäßig unterhaltsamen Actionfilmen sonst noch so findet.
Ob diese Unternehmungen das Ansehen des Ghoswriters verbessern, ist noch nicht abzusehen, aber es ist ein bisschen so, als würde man sich den Anus mit Lippenstift anmalen und hoffen, jeder glaubt er würde einem ins Gesicht gucken. Wie auch immer, verfolgt man die aktuellen Trends in der Wirtschaft und die zunehmende Verblödung so genannter Stars, dann deutet alles auf eine Entwicklung zu einer postapokalyptischen Gesellschaft hin, in der Horden von kybernetisch aufgewerteten Ghostwritern die kümmerlichen Überreste der Menschheit grausam knechten. Unbesiegbar und mit eisernem Willen, gestählt durch die jahrelange Frustration in ihren dunklen, stickigen Büros und durch jahrelanges Kinderschlagen.
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