Bobo
„An infrequent smoker noses after the overview. Bobo pulses! Bobo escapes. Disappointment around the arrogance. Bobo carpets dare to own an overtone above your net orbit. Does bobo vanish within disappointment?“
- ~ Marshall McLuhan über Entwicklungsdemoskopie
Bohemian Bourgeois, abgekürzt Bobo, ist ein Neologismus und bedeutet Böhmischer Spießer. Der Böhmische Spießer residiert in Kulturmetropolen und lebt bescheiden. Er ist häufig Lehrer, SozPäd, Psychologin oder Journalist. Auch schon mal Handwerker, Retrokram. Bobos heiraten nach einer halbwegs bewegten Vergangenheit in irgendwelchen Clublandschaften und zeugen ein zwei Kinder, wenn's schon ziemlich brenzlig wird. So mit Ende 30, Anfang 40. Sie sind zu diesem Zeitpunkt semi-etabliert und wollen für die verbleibenden Jahrzehnte Glücksgaranten und eine zeitgemäße Wertekultur. Kinder, Gemüse vom eigenen Balkon, gelebte interkulturelle Nachbarschaft. Heimat! Heimat ist eigentlich pfui und nicht am Wertefirmament der Bobos vertreten, aber es gilt, den Begriff "Heimat" neu zu definieren.
Phänomenologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bobos wollen slack und jung rüberkommen. Das verleiht ihnen einen Anstrich von Bemühtheit, speziell dann, wenn sie Kinderwagen rumschieben und einander fortwährend anpflaumen. Bobos betrachten ihre Kinder als gleichberechtigte Partner und reden auch so mit ihnen. Selbst, wenn die erst 2 sind. In Lokalen haben Bobos ihren Nachwuchs häufig mit und tun so, als wär das ein surplus-Vergnügen. Wenn die Kurzen nicht aufhören zu quengeln, wird ihnen vorgeworfen, sie seien unfair. So war das nicht abgemacht! Die Bobos nuckeln selbstvergessen an ihrer Bionade oder dem herrlichen Biobier. Das gibts nur hier beim Armenier!
Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den Bobo zieht es in Stadtviertel mit ganz viel Kultur. Gegenkultur, versteht sich. Sie verabscheuen die Trampelpfade des Konventionellen und beschreiten lieber den Weg zum Bio-Diskonter. Auch im Kosherland gibt es leckere Sachen. Im guten alten Eisenwarenladen an der Ecke verkaufen sie noch richtige Pfannen. Mit Deckel! Man kann da EINE Schraube kaufen. Abends dann in den Club (gleich um die Ecke) zu Warrior Queen oder Jon Spencer. Die Kinder sind bei Oma im Außenbezirk.
Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Außenstehenden erscheint das Privatleben der Bobos als das reine Glück. Sie geben sich betont anspruchslos, wenngleich genussorientiert. Aber alles in Maßen und in bester Bioqualität. Mit den Kindern am Samstag zum Biobauern an die Stadtgrenze rausradeln, abends dann zur Georgischen Volkstanzgruppe mit anschließender Plattenauflegerei, das ist Bobo's Delight. Bobos behandeln einander und ihre Kinder wertschätzend und fair und gehen ständig aufeinander zu. Sie begegnen einander und anderen Menschen "auf Augenhöhe", immer aber mit Seitenblick. Diesen geheuchelten Quatsch empfehlen sie auch dummen Prolls, speziell dann, wenn sie Sozialpädogoginnen oder Psychologinnen sind. Hinter dieser Fassade gelassenen und richtigen Lebens werden die Kurzen gemaßregelt und herumverzogen, dass es eine Art hat, und es toben die obligatorischen Stellungskriege einer bürgerlichen "Beziehung", die sich - quer durch alle Schichten - nur der Form nach unterscheiden.
Berufsleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bobos verdienen nicht schlecht und haben erfüllende Berufe. Häugig sogar unbefristete Dienstverträge. Sie sind ausreichend ausgebildet, machen aber dennoch ständig Fortbildungen, Seminare, organisieren Workshops und sind an Projekten beteiligt, die wenig oder gar kein Geld und sehr viel Ärger bringen. Sie betrachten das Berufsleben - genau wie ihr Privatleben - als Sphäre der Selbstverwirklichung und Sinnfindung. Die Berufe, die Bobos ausüben, kann man sich denken, dennoch seien hier einige exemplarisch angeführt:
- Regieassistent
- Klinische und Gesundheitspsychologin
- Möbelrestaurator
- Landschaftsplaner
- Journalist
- DJ
- DJane
- Galeristin
- Lehrer
- Suchtberater
- Grafiker
- Layouter
- Stayouter..
Life in the Hood[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bobos leben in interkulturellen Neighbourhoods und möchten am liebsten Konglomerate sein. Jede Kultur - sei sie noch so dämlich - muss wertgeschätzt werden. Jede nationale Borniertheit ist eine Besonderheit, die Achtung verdient. Die ukrainische Putze, die Bobos sich leisten, ist eine ganz Liebe. Bobos denken hier wie richtige Arbeitgeber (Kapitalisten) und schwelgen im Gemütszustand ihres Gebertums. 12 Euro in der Stunde, bar auf die Kralle, da hab ich selber ja nicht viel mehr!
Die Fremde-Kulturen-Versteherei hat freilich ihre Grenzen. Wenn Sozialpädagogen zum Beispiel merken, dass in muslimischen Familien demokratische, gendergerechte und dem heimischen Arbeitsmarkt entsprechende Bildung (von bösen, fundamentalistischen Machovergewaltigern) verhindert wird, da hört sich der Spaß auf! Da ist nämlich jetzt erstmal ordentlich Integration angesagt, also Anbiederung an die hiesigen Landessitten und eine Rundherumbereitschaft, alles mitzumachen, was der hiesige Staat verlangt.
Man ist in Boboland recht geschmäcklerisch zugange mit den Kulturen. Je nach Einschätzung und Kalkül der eigenen Regierung, wie andere Länder drauf und zu bewerten sind, gestalten Bobos ihren Zu- und Abneigungskatalog. Türken werden tendenziell immer okayer, stabiler Staat, starker Drang nach Westen, ein hochpotenter Wirtschafts- und Militärverbündeter.. möglicherweise.. Tschetschenen sind voll arm wegen der russischen Unterdrückung, obwohl, der Fundamentalismus! Die Kurden sind auch arm dran, aber irgendwie.. muss man den Türken ja auch ihre Staatssouveränität und ihren Umgang mit Separatisten.. Ach es ist so schwer, ein Bobo zu sein!
Mit dem Ländergewurstel im Gebiet der ehemaligen SU, den ständigen Demokratiebewegungen, samtenen, orangenen oder sonstwelchen angeblichen "Revolutionen" kennt sich der Bobo nicht sehr gut aus, befürwortet aber dennoch alle vorbehaltlos. Hauptsache Demokratie.
Bobo Hate Zone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Raum für Erlebnisberichte